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VoigtlimWer Anzeigtr. Amtsblatt für das Königlich«.' Bk>irksqericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mndltroff. Zweittndstl'kenzLqster Jahrgang. Veranrwortlicke Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese« Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Abonnement «prei«, welcher prLnaiLai-»»st» zu entrichte» ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, die vis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Ine rare werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Torpu«-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen König!. Gerichrsämter und Stadträtbe, für welche der V'.tläue^che Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg der Herrn E. .'l. Diezel, m Schönt le: H.rrn Eduard Mever, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Dienstag. MAA, 'M. November 1881. Seit fast 40 Jahren, seit die ehemals spanisch-amerikanischen Länder sich von Spanien losgerifsen und selbstständig gemacht haben, ist dort von einer Ordnung und Regierung im deutschen Sinne keine Rede. Bürgerkrieg, Raub und Mord, Parteiwuth, Unsicherheit des Lebens und Eigenthums gehören dort zum täglichen Brote. So auch in dem überaus gesegneten Mexiko. Dort be kämpfen sich seit vielen Jahren sogenannte Conservative, die für die überaus reichbegüterte katholische Geistlichkeit und deren Macht fechten, rauben und morden, und sogenannte Liberale, die angeblich für freisinnigere Ansichten fechten, rauben und morden. Hüben, wie drüben, übelriechender Käse und dumpfe Butter! Darunter leiden auch die in Mexiko ansässigen und wohnhaften Europäer, Franzosen, Engländer rc. Da hat nun Louis Napoleon neuerlich einen Plan aufs Tapet gebracht, nach welchem französische, englische und spanische Flotten und Truppen gen Mexiko geschickt werden, um sich in den dortigen Unfug kräftig einzumengen. Es wird den Mexikanern nicht der Krieg erklärt, ihnen auch nicht gesagt, was ihr Besuch von ihnen will, sondern sie werden es schon erfahren. Das kommt daher, weil jede der drei verbündeten Mächte andere Absichten auf Mexiko hat, keine aber der andern traut. England will blos Schulden eintreiben, Frankreich -will Ordnung im dortigen Staatswesen schaffen und aus der mexikanischen Republik, die ein Spott und Hohn auf einen Freistaat ist, eine Monarchie machen. Daran liegt aber England gar nichts. Spanien, das sich allerdings lächerlich machen würde, wenn es vorgäbe, Schulden einzukassiren, da es froh sein muß, wenn seine eigenen Gläubiger ihre Forderungen nicht von ihm eintreiben wollen, will angeblich nur seine Ehre wiederherstellen, die durch so viele von den Mexikanern erlittene Beleidigungen Schaden gelitten haben soll, und Rache nehmen. Im Grunde dürfte aber in ihm der Hintergedanke stecken, aus diesem Anlaß vielleicht das schöne, gold- und sübcrreiche Mexiko wieder zu erschnappen, wie es ohnlängst die Hälste der Insel St. Domingo wieder erlangt hat. Der Appetit kommt bekanntlich während des Essens und alte Liebe rostet nicht. Daß daran England auch nichts liegt, versteht sich von selbst. Und so schwimmen denn Kriegsschiffe und Truppen der drei vereinigten uneinigen Mächte über die Atlantis mit sehr verschiedenen Intentionen. Frankreich und Spanien, katholische Staaten, erglühen in Liebe zu der mexikanischen, geistlichen Partei, deren vertriebenes Haupt Miramon als Gast in Paris lebt, England dagegen steht auf Seite der Liberalen unter Juarez. Nun sagen die englischen Zeitungen, die Flotten sollen blos die Küste und die Zollhäuser besetzen, bis die Schulden bezahlt seien, aber die französischen Blätter bleiben dabei, die Haupt stadt müßte besetzt werden. Im Contrakte der drei Verbündeten ist zwar fest gesetzt, daß sie sich nicht in die innere Regierung des Landes mischen wollen, aber da die Franzosen schon ganz offen über die verschiedenen Bewerber für den Thron von Mexiko sprechen ; so ist Hundert gegen Eins zu wetten, daß Louis Napoleon seinen Willen durchsetzen und einen Thron in Mexiko aufrichten werde. Was thutS daun, wenn die Engländer darüber maulen und sich bissig anstellen? ES ist dann die Logik der Thatsachen, wie bei Savoyen und Nizza rc. Die vereinigten, jetzt aber sehr veruneinigten Staaten von Nordamerika sind einge laden, diesem Vertrage beizutreten, haben aber jetzt weit nöthigdre Dinge zu schaffen, als in anderer Leute Häusern zu ordnm, während es im eigenen drunter und drüber geht. Ueberdieß leidet durch das Dreinmengen der drei europäischen Mächte in amerikanische Händel der Grundsatz, den seiner Zeit Präsident Mon roe aufgestellt: „Amerika für die Amerikaner!" d. h. Europa hat in Amerika nichts zu suchen, bedeutend Schiffbruch, aber die Amerikaner müssen in ihren jetzigen Nöthen sichs wohl gefallen lassen Wie alle diese Widersprüche und Gegensätze sich ausgleichen lassen sollen, zumal die Befehlshaber keine andere Anweisung haben, als „an Ort und Stelle sich über die weitern Maßregeln zu vereinigen", ist uns freilich unbegreiflich, werden aber sicher zu etwas ganz Anderem führen, als zum Schuldeneinkassiren. Louis Napoleon hat wieder einmal die paffende Gelegenheit beim Schopf genommen, um gegenwärtig, da die vereinigten Staaten machtlos sind und England im französischen Schlepptau gezogen wird, Frankreichs und der romanischen Rasse Macht und Einfluß zu heben, dazu aber die katholische Kirche geschickt zu benutzen. Wir werden ja sehen, wohinaus es will! Zeitungen. Sachsen. Die weithin rühmlichst bekannte Königin-Marienhütte zu Cainsdorf bei Zwickau, welche dermalen im Besitz der v. Arnimschen Erben sich befindet, hat jetzt in Betrieb.1.4 Hohöfen, davon der eine auf Gießerei von Roheisen, der andere auf Roheisen zum Puddelproceß; 2. die Gießerei, theil weise direct aus dem Hohofen; 3. die Maschinenwerkstatt; 4. das Walzwerk mit 44 Oefen, 2 Walzensträngen mit 9 Walzenpaaren und 3 Dampfhämmern; 5. die Cvokserei; 6. die Ziegelei, hauptsächlich für die nöthigen Chamottsteine: 7. die Emaillehütte; 8. 12 Dampfmaschinen mit zusammen 550 Pferdekräften, außerdem noch ein Wasserrad von 20 Pferdekraft. Im Jahre 1860 wurden 225,264 Ctr. Roheisen, 238,965 Ctr. Stabeisen und Schienen und 33,778 Ctr. Gußwaaren producirt. Die Production der Hütte hat sich also in 17 Jahren circa um das 31fache gesteigert. Das Personal besteht aus einem Director, 2 Oberbeamten, 27 Beamten und Werkführern, circa 1260 Arbei tern auf der Hütte und 450 Eisenstein-Bergleuten, die unter 4 besonderen Bergbeamten stehen. Hauptverhandlung den 29. November 1861 */z3 Uhr Nachmittags wider Carl August Golle aus Wolfspfütz wegen ausgezeichneten Diebstahls. Gera, 20. November. Der neue Minister v. Harbou hat heute seine Functionen angetreten. Preußen. Berlin, 20. November. Es bestätigt sich, daß bei den Wahlen die Fortschrittspartei im Allgemeinen gesiegt hat; jedenfalls aber hat die Kreuzzeitungspartei ganz entschieden eine Niederlage erlitten ; darüber sind keine Zweifel mehr vorhanden. Die hiesigen Wahlmänner halten bereits Vor besprechungen. — Bon zuverlässiger Seite hört man, daß in den nächsten Tagen eine Convention zwischen Bremen und Preußen in Betreff des Küstenschutzes unterzeichnet werden dürfte, welche in der glücklichsten Weise den Wünschen und Bedürfnissen der Contrahenten Rechnung trägt. G. Vincke erklärt in der K. Z., daß er für diesmal, durch wichtige vor mundschaftliche Pflichten behindert, kein Mandat als Abgeordneter annehmen werde. (Schade!) Berlin, 21. November. Die „N. A. Z." sagt: Die Nothwendigkeit für Preußen, sich auf alle Fälle vorzubereiten, wird mit jedem Tage deutlicher. Die EntwaffnungSvorschlä-e Frankreichs nehmm wirklich, wenn wir einer heut «»gegangenen telegraphische« Depesche trauen können, einen positiveren Charakter an, aber sie erinnern uu- lebhaft an die Zeit, die dem Ausbruch de- italienischen Kriege- unmittelbar vorherging, jene Zett, in welcher Frankreich offiziell er-