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Vsiglländislher Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmemiMebenWster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese« Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher zu entrichte» ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die vis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende.Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene TorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen Äönigl. Gericktsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn C. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. 184» 14* November 1861. Verordnung des Ministeriums des Innern, den Ausbruch der Rinderpest im Königreiche Böhmen betr. Nachdem eingeganzcner osficiellcr Nachricht zufolge neuerdings im Königreiche Böhmen die Rinderpest auSgebrochen ist, so findet Sich das Ministerium des Inne«, um in Zeiten der Einschleppung dieser Seuche vorzubeugen, veranlaßt, den Eintritt» und die Einfuhr von ungarischen Rindern und Schweinen, ingleichen das Einbringen von frischen Häuten aus den k. k. österreichischcn Staaten entlang der ganzen Sächfisch-Böhmischen Grenze hiermit zu verbieten. Zuwiderhandlungen werden mit den in §. 3 der Allerhöchsten Verordnung, die Rinderpest betreffend, vom 16. Jannar 1860 angedrohten Strafen sGefängnißstrafe bis zu achtzehn Monaten) geahndet. Die sämmtllchen Polizeibehörden und Bezirksthierärzte, die Organe der Ersteren und die Gendarmerie werden zu strenger Ueberwachung dieses Verbotes und Vcrbin- drrung der Einführung solchen Viehes und solcher Häute über die diesseitige Grenze beziehendlich mit der Verordnung angewiesen, etwaige Kontraventionen sosort zur obrigkeit lichen Kenntniß zu bringen und dagegen, da nöthig, in der sonst geeigneten Weise nachdrücklich einzuschreiten. Zugleich wird vor dem Ankäufe von Rindvieh aus Böhmen hiermit gewarnt. Dresden, am 7. November 1861. Ministerium des Innern. Frhr. v. Beust. Schmiedel, S. Ke i t u n g e n. Sachsen. Aus Dresden vom 8. Nov. wird der Neuen Preußischen Zeitung geschrieben: „Von den Theilnehmern am Maiaufstand sind bekanntlich alle im Zuchthause zu Waldheim detinirten Führer nach und nach begnadigt worden, bis auf den frühern Musikdirector Rockel, der sich bisher nicht dazu verstehen wollte, ein Gnadengesuch einzureichen. Rücksichten auf seine Familie sollen ihn zuletzt aber doch bewogen haben, jenen Schritt zu thun. Wie es heißt, ist dieser Tage ein Begnadigungsgesuch von ihm hier eingegangen." Leipzig, 1 l. Nov. Der hiesige Ausschuß zum Bau von Dampfkanonen booten unter preußischer Flagge hat soeben seine sechste Quittung veröffentlicht, die mit 7640 Thlrn. 14 Ngr. schließt, also gegen die vorige, welche 6793 Thlr. auswies, einen Zuwachs von 847 Thlrn. zeigt. Leipzig, 25. Oct. Bis vor wenigen Jahren gehörte Leipzig nicht zu den Handelsplätzen, welche sich wesentlich mit der Ausfuhr von feinem Spiritus (Sprit) befaßten; im Gegentheil war man früher an den Spritbezug von Berlin, Stettin, Magdeburg, Oschersleben und andern Orten gewöhnt und sah hier erst später Spritfabriken entstehen, welche jedoch wegen großen Bedarfs der nächsten Umgebung weniger zum großen Export ihrer Waare kamen. Im Jahre 1857 kaufte Hr. Wilhelm Stengel, Besitzer eines geachteten Bankhauses in Zwickau und vielfach betheiligt an dem dortigen Steinkohlenbergbau, eine hiesige neuein gerichtete Spritfabrik und arbeitete vorzugsweise für den Export. Die Einrich tung dieser Rectificationsanstalt war, wie gesagt, neu, aber bescheidenen Maßes, und arbeitete mit Pistorius'schem Apparat und Holzkohlen. Ein zweiter kostbarer Siemens'scher Apparat wurde bald zugeschafft und einige Jahre getrieben. Wenn aber dadurch auch die Masse des Fabrikats vermehrt wurde, so konnte doch bei allem bedeutenden Kostenaufwande nicht eine größere Feinheit der Waare und eine stets gleichmäßige Beschaffenheit derselben erzielt werden. Gleichmäßige Beschaffenheit und größte Feinheit sind die beiden Eigenschaften, welche der französische und englische Sprit vor dem deutschen voraus hat, und der Mangel des letzter» hieran läßt ihn auf dem Weltmarkt nur schwer mit jenem concur- riren; der Exporteur ist jedoch auf den Weltmarkt angewiesen, muß also die Concurrenz zu besiegen verstehen. Hr. Stengel, der mit seinem Sprit in Baiern, Baden, Würtemberg, der Schweiz, Italien, am Rhein, auch in Hamburg auf dem Markt erscheint, hat sich zu einem neuen bedeutenden Opfer entschlossen, seine beiden Apparate beseitigt und im Laufe des Sommers einen französischen Colonnenapparat von riesigen Dimensionen aufgestellt. Der Apparat hat 11 Fuß Rh. Durchmesser der Blasen bei 14*/- Fuß Höhe derselben und 40 Fuß Gesammthöhe. Jede Blasenfüllung beträgt etwa 15,000 preußische Quart, der Jahresbedarf an Rohspiritus etwa 4,500,000 Quart. Die Beschaffenheit des Sprit ist nach jeder Richtung höchst befriedigend: 96 Proc. Tralles und aus gezeichnete Feinheit. Es liegt dies in der äußerst sinnreichen Einrichtung des Destillirapparats, dessen einzelne Theile mit mathematischer Genauigkeit berechnet und angeordnet sind. Mit so feiner Waare wird das Leipziger Spotgeschäft am großen Markt mehr und mehr an Ausdehnung und Bedeutung, dadurch aber auch gleichzeitig der Brennereibetrieb und die Landwirthschaft des Kreises ge winnen. Bei dem massenhaften Bedarf der Stengel'schen Spritfabrik allein, abgesehen von den übrigen derartigen Anlagen, ist dem Brennereibesitzer stets der größte Absatz gesichert, und es fällt das früher nothwendige, fast möchte man sagen Verhöken jeder Fuhre Spiritus weg; der deutsche Feinsprit überhaupt kommt aber durch solche Waare, wie sie jetzt geliefert werden kann, im Auslande zu Ehren. Hr. Stengel arbeitet jetzt ohne Holzkohle und ohne allen Zusatz von Chemikalien. Bei der bedeutenden Höhe des Apparats war auch eine ent sprechende Aenderung des Gebäudes nothwendig und die Aufstellung eines Wasser behälters, um die höchsten Theile des Apparats mit Kühlwasser zu versehen, eines andern Behälters zum Auffangen des heißen Wassers aus dem Apparat, eines Speisegefäßes mit Heizröhren, um den zu rectisicirenden Spiritus zu er wärmen u. a. m. Bemerkenswerth ist noch die Absonderung des Fusels (Fusel öls) aus den Niederschlägen in der Colonne. Mit einem Theil des Fuselöls wird die Beleuchtung bewirkt; ein kleinerer Theil wird an Parfümeriefabriken verkauft. Der in der mehrgedachten Fabrik aufgestellte Apparat leistet mehr als jeder andere jetzt bekannte und dürfte bald andere Construcüonen mehr und mehr verdrängen. Es ist jedenfalls anerkennenswerth, daß Hr. Stengel diesen Apparat zuerst in Sachsen eingeführt und weder Schwierigkeiten noch Opfer hierbei gescheut hat, indem eine Reise nach Frankreich deshalb gemacht werdm mußte, um mit eigenen Augen an Ort und Stelle nutzbare Erfahrungen zu machen. Die rühmlichst bekannte Kupferwaarenfabrik von F. Hallström in Nienburg a. S. hat den Auftrag zur Anfertigung des Apparats in anerken- nenswerthester Weise ausgeführt. PreuHe«. Das Neue Frankfurter Museum schreibt: „Ein Bericht erstatter der Kreuzzeitung bemerkt von Paris aus mit Erstaunen, daß der Adel fast ganz aus dem französischen Heere verschwunden sei und daß die meisten Offiziere von unteren Graden, aus gedient haben. Dieses ist jedoch keine Ent deckung; mau weiß langst, aus welchen Schichten der Gesellschaft die großen französischen Feldherren, die Marschälle von Augereau bis auf BoSquet, hervor gegangen sind. Auch Cromwell'S Armee verstand zu stegen, ohne adelige Of fiziere. Die schlimmsten, massenhaften Pstichtvergessenheiten sind in solchen Armeen