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allgemeine Bildung verfügen, die ckst ' nochwrilen, daß sie über eine ^ . . nicht wesentlich hinter dem erwähnte» Mahr zurücksieht. Hauvt- bedinguiia für die Ausnahme in beide Ahthcilungen ist eine be sondere Befähigung zum Zeichnen. Freitag Mittag verunglückte in unmittelbarer Nähe . ll-Pcckast" aus der Schäfer st raße ein Radfahrer, welcher mit Parteien derartig - Am „ deS „Knütall-^ , . ^ , . . g beladen war, daß er die Gewalt über das Fahrrad verlor und unter eine Droschke gerielh. Ter Verunglückte mußte mittelst Krankenwagens nach dem Friedrich städter Krankenhaus gebracht werden, da die erlittenen Verletzungen, namentlich an den Beinen, schwere sind. — Vorgestern früh fand die vom Sächsischen Radsahrerbmid arrangirte Bundeödan erfahrt Zit tau-Leih zig. Alt Kilometer, statt. Das Ziel war der neue Gasthof in Pannsdvrf- Leipzig. Früh 4 Ubr wurde in Zittau vom Löbauerplatze gestartet. Als Erster ging durch's Ziel Oswald Kunze-L.-Eo»»ewitz in 7 Stun den 25 Minuten 29'/» Sekunde, diesen! folgten Paul Hasse-Mitt- weida in 7 Std. 26 Min. 48 Sek., Fr. -Hossniann-Dresden in 7 Std. 30 Min. 14 Sek.. Heinrich Miersch-Geithain in 7 Std. 35 Min. '»Sek., Otto Jentsch-Schweikershalii in 7 Std. 41 Min. 41 Sek., W. Bitterlich-Röcknitz in 7 Sw. 47 Min. 50V» Sek. Von 30 Fahrern gingen 25 durch's Ziel, 2 t unter 10 Stunden. — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für die Stadtauslage eine Preisliste in Brennmaterialien von Ir. Wm. Stolz u Eo. bei. Fortsetzung deS örtliche» Tlieiles auf Seite 4 und 9. Tagcsgcschichte. Deutsches Reich, lieber die Enthüllung der TcukmälcrKaiser Karls IV. und Friedrichs des Großen in der Sicgcsallee in Berlin wird noch berichtet: Der Kaiser snhr am Denkmal Karls I V. vor. Als der Kaiser den Wagen verlassen hatte, ging er solart aus den Künstler, den Bildhauer Eauer, zu und reichte sodann dem Fürsten Bismarck mit den vertraulichen Worten „Na, Herbert?" die Hand. Als er sich hieraus dein Denkmal znwandte, siet die Hülle. Be friedigt ruhte der Blick des Kaisers auf dem von der Sonne be leuchteten Marmor und launig äußerte er zum Fürsten Bismarck, indem er aus die Gestalt des Kaisers wies: „Gau; wie Mianel, die Hand aus dem Geldbeutel." Am Denkmal selbst überreichte er sodann dem Künstler als äußeres Zeichen der Anerkennung den Rothen Adlerordcn 4. Klasse Mit Fürst Bismarck und dem Minister v. Mianel ließ er sich nunmehr in ein längeres Gespräch über die geschichtliche Gestalt Kaiser Karls ein. Das lcbhast ge führte Gespräch lenkte sich anch den Söhnen des Kaisers, Wcnzcslaus und Sigismund, zu. Der Kaiser erinnerte dabei an das Wort „knv s»n> Imperator romamis", das Sigismund einst geäußert. Allgemein siel auf, wie lebhaft der Kaiser den Fürsten Bismarck in die Unterhaltung zog. Von einem gut unterrichteten Mitgliede der konservativen Fraktion erhält die „Krenzztg." jetzt nähere Mittheiluugcu über die in der Presse vielbesprochenen Angelegenheiten deS Ahgcvidneten Dr. Irmcr. Hiernach länn kein Zweifel mehr bestehen, daß der Genannte mit dem Ablause dieses Monats ans seiner Thätig- keit altz Hilfsarbeiter im Knltnsiniuistcrium entlassen wird und daß seine Abstimmung gegen die Kniialvorlage den einzigen Grund seiner Entlassung bildet. Durch eine derartige Maßregel, welche die gelammte konservative Partei schwer kränken muß und auch von den übrigen Parteien des Abgeordnetenhauses gciniß- billigt wird, werden die Aussichten auf einen günstigeien Ausgang einer etwaigen nochmaligen Becalhnna der Vorlage m der nächsten Tagung sicherlich nicht gebessert. Die steikvmcrvntivc „Post" schreibt zu der Maßregelung Dr. Jrmer'S: „Abgesehen von den konservativen Blättern, welche sich aus naheliegenden Gründen Zurückhaltung nnferlcgcn, vernrthcilt. so weit wir es sehen könne», die Presse aller Parteien die Entlassung des Professors Inner als Hilfsarbeiter im Kultusministerium entschieden. Selbst Blätter, welche im klebrigen ein kräftiges Vorgehen gegen die politischen Beamten, die gegen den Kanal gestimmt haben, befürworten, tadeln diese Maßregel scharf. Wie ungünstig der Eindruck der selben in parlamentarischen Kreisen ist, beweist die Thatsacke, daß von linkslibernler Seite eine große Demonstration des Abgeord netenhauses aus Anlaß dieser Maßregel angeregt worden ist. Wäre der Plan nicht an der Besonnenheit der Führer der konser vative» Fraktion gescheitert, welche jede Mitwirkung ablchntcn. so hätte die Tagung nur zu leicht mit einem neuen starken Miß länge geschlossen." Selbst der Abg Rlckert erklärt in der „Lik. Korr." die Maßregelung weder inr zulässig, noch für zweckmäßig. „Aus der Mitte meiner Freunde war daher anch angeregt worden, an die Königliche Staatsregicrung im Wege der Interpellation die Frage zu richten, ob die in Zcitnngcn enthaltene Nachricht zu treffend sei. daß der Abg. Inner wegen seiner Abstimmung in der Kanalsrage seiner Stellung als Hilssnrbciter im Kultusministern»» enthoben sei. Die Interpellation bat zur Zeit nicht die erforder liche Unterstützung gesunden, und daher hat die Besprechung der Sache vorläufig verschoben werden müssen. So sehr wir anch wünschen, daß die Wähler davon abschen, politische Beamte in die Volksvertretung »u wählen, so entschieden müssen wir uns doch dagegen wenden, daß dieselben, wenn sic gewählt sind, wegen der Ausübung ihrer verfassungsmäßigen Rechte und Pflichten irgend welchen Nachtheil erleiden." Anläßlich der dänischen Ma ss enansspcrr» n g hat der dänische Ardeitgebeibund einen Bevollmächtigten nach Deutsch land gesendet. Der Abgesandte, ein angesehener Arbeitgeber, ist bereits bei verschiedenen Berliner Arbeltgebei Verbänden vorstellig geworden. Da eine große Anzahl dänischer Arbeiter in Deutsch land Arbeit sucht, soll durch ein Znsaiiimcngchcn der dänischen und deutschen Arbeitgeberverbände dnbi» gewirkt werden, daß dänische Arbeiter bei deutschen Firmen keine Beschäftigung finden. Ver schiedene deutsche Verbände haben bereits ihre moralische Hilfe un gesagt. Als erste waren cs die Berliner Metallinvustriellen. welche auch in ihren Arbeitsnachweisen seit längerer Zeit bereits keinen Dänen berücksichtigen. Eine größere Anzahl von deutschen Arbeitgeber-Verbänden hat außerdem die „dänische Massen- aussperrung" ans die Tagesordnung ihrer bevorstehenden General- Versammlungen geletzt In Neiße hat die 46. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands begonnen. Die erste Präsenzliste weist 1464 Namen aus. Die Zahl der eingelausenen Anttäge be läuft sich bisher ans 28. Obenan steht der die Unabhängigkeit des Papstes fordernde Antrag der Abgeordneten v. Arcnberg. Bachem. Gröber, v. Heemnan, v Hompesch, Tr. Lieber, Porsch und Schädler. Der katholische Gcsellenvcrein Reifte empfiehlt das neue Handwerkergesetz der Beachtung der Gescllenvcrcinc. — Von Goldberg liegt ein Antrag vor. der sich gegen die an Sonntagen verkehrenden billigen Sondeczüge und Rückfahrkarten Mi einfachen Prelle richtet, weil dadurch ine Entheiligung des Sonntags be fördert und unterstützt werde. Eine ganze Reihe von Anträgen naben die vmchicdenen katholischen Mäßigkeitsvereine zur Unter stützung ihrer Bestrebungen eingebrncht. Anch znin Thema „Soziale Frage" liegen mehrere Anträge vor. Rektor .Hnppert- Bensheün und Dr. Pieper wünschen die Errichtung össeulticher Lesehallen. Pfarrer Engel-Alt-Ziilz beantragt, die Versammlung solle ihre Ucberzenguiig dahin aiisivrcche». daß die Erthciluny des Religionsunterrichts in der Volksschule im Interesse der Religion und Sittlichkeit wie der Heranbildung treuer Glieder der Kirche und guter Bürger des Staates in der Muttersprache zu geschehen habe, und ein sehr ausführlich von Huppert. Fabrikant Brandts u. Ä. begründeter Antrag in Sachen der Presse und schönen Littercstur lregt vor. Schließlich wird auch wieder gegen die farb losen Zeitungen Stellung genommen Die Tagesordnung für die ösfeiitlkche Generalversammlung ist bisher noch nicht veröffentlicht worden, doch verlautet, daß u. A. die Stellung zur Kanalvorlagc, das Zusammengehen mit der bayerischen Sozialdemokratie und die Polenfrage i» den Bereich der Erörterungen gezogen werden sollen. — Gestern Vormittag 8 Uhr fand in der Pfarrkirche St. Jacvbi ein feierliches Pontifikalamt statt, das vom Kardinal Kopp celebrirt wurde. Sodann begaben sich die Mitglieder des Katholikentages in feierlichem Zuge »ach der Festhalte, wo nm lO Uhr Vormittags die erste geschlossene Keiieralversammluiig ihren Anfang nahm. Sie wurde durch Oberdiikgeimeistcr Warmbrunn eröffnet. Nach einem Hoch aiff de» Kaiser und den Papst erfolgte die Konstiluiruiig. Durch Akklamation wurden zum Präsidenten Reichsgcrichtürath Svahn, zu Vicepräsidenten das Mitglied des Herrenhauses Graf Oppeosdorf-Oderglogau und Prinz Lowenstein gewählt. Die „Köln. Zw." schreibt : „ES ist nicht unbemerkt geblieben, baß, nachdem Mitte Juli der eine Sohn des Grasen Balleftrem. Oberleutnant im Königin Augusta - Garde- Grenadier-Reglment Nr. 4, ans dem aktiven Heeresdienst aus getreten,^ jetzt, vier Wochen später, auch noch ein anderer Sohn, der als Leutnant im 1. Dragoner-Regiment stand, auf sein An suchen den erbetene» Abschied erhalten hat. Ein Leutnant Gras Balleftrem im 1. Garde Jeldartillcrie-Regiment ist ein Vetter der Vorgenannte»." In Solingen hat, wie mitgethclit. der Stadtverordnete Langenbcrg. der von der dortigen Prelle als Sozialdcmokrat bezeichnet wird, an der Begrüßung des Kaisers theilgenvinnien, weshalb er in sozialdemokratische» Blättern scharf angegriffen wurde. Der „Vorwärts" erklärt jetzt, der Genannte sei schon vor Jahr und Tag aus der Partei ausgeschlossen worden. Tie Bezirksbehörde» der baverischcn Grenzorte verboten die Versammlungen von Oesterreichcrn aus liauecischem Gebiete. Die dagegen erhobene Beschwerde wies die Regierung ab und er neuerte zugleich die Verfügung, welche das Auftreten von Personen, die in aufreizender Weise österreichische Reaierungöakte besprechen wollen, in Bobern gemäß dein bestehenden Bundcsvcrhältnisse ver bietet. Oesterreich. Die gcsanimte Stodtveriretuny in Graslih legte ihr Mandat wegen Konstikts »ist der politische» Behörde nieder. Ter Bürgermeister erkrankte vor Aufregung. Frankreich. Drer> sns - Prozeß. Die gestrige Sitznnq Ivnrde um A«7 Uhr ohne Zwischenfall eröffnet. Der Zeichner Parasignval setzte seine Aussage» fort. Er machte Bertillon den Vorwurf, mit de» .Handschrift Esterhazv's nicht dieselben Proben «»gestellt zu haben, wie mit derjenigen von Drevsus; er hätte, anstatt sich aus die Prüfung von Drevsus' Handschrift allein zu heichräiikcn. eine große 'Anzahl Handschriften stndiren solle». Zeuge war bemüht, jede einzelne Bemerkung Äertillon's zu wider lege». Pnrasigaval suchte insbesondere nachzuweiscii. daß die an gebliche gevnictrische Regelmäßigkeit im Borderean nicht vorhanden sei. Es sei unmöglich, daß es dinchgevaust sei. Die Eigenliebe allein hindere Bertillon, das ansznsprcche». Marine-Ingenieur Bernnrd. der hieraus als Zeuge vernommen wurde, widerlegte glcichsallS das Svstem Berttllvn'S. Das Borderean habe einen durchaus natürlichen Schristsluß. Bernard iinterbreiietc alsdann den Richtern eine geschriebene Seite, die gewisse Einzelheiten bietet und die Behauptung ziiläßt, daß man es mit einer künstlich hcrgestelltcn Schrift zu thun habe. „Nun wohlan, die Seite ist von Bertillon ielbst niedergeschricben !" (Heiterkeit.) Ter Schreib sachverständige TemoniiiörcS hielt die Integrität seines Berichts von 1891 ansrccht und erklärte, das Borderean rühre von Drehfus her. Hieraus wurde die Drensus diktirte Abschrift des Bordereaus Tehsonnmrcs vorgclegt, der erklärte, er habediesesÄerglelchsstück noch nie gesehen. (Bewegung.) Als man ihn aussorderte, diese Ab schrift mit dem Originale zu vergleichen, erwiderte der Zeuge, er brauche dazu wenigstens drei Tage. Drcbsns erkürte, die Be obachtungen des Sachverständigen leien vollkommen unzutreffend, und ging sie in der Reihenfolge durch. Der Schreibsachverständige erwiderte, der Urheber des Bordereaus habe versucht, seine Hand- schcif! zu verstellen, aber seine wirkliche .Handschrift sei doch hcrvor- gctrctcn. Als Zeuge sodann die Aenßernngen Ballot-Beanpro'S erörtern wollte, bemerkte der Präsident, das Kriegsgericht habe sich nicht mit der Meinung eines Richters zu beschäftigen. Aus Wunsch des NegiemngskommissarS ordnete der Präsident die kommisiarüche Bernehnunm du Paff, v an. Die Sitzung wurde ohne Zwischenfall geschlossen. .Heute wird u. A. Freheinct ver nommen. Eine der ersten Amtshandlungen, die General Ehanoinc nach Ucbernnhmc des Kriegsporteseuilles vernahm, war die Be förderung seines Sohnes, des damals erst 23jährigen Leutnants Ehanoinc von den Spahis, znui Hallpkinann. Nun Hai der jugend liche .Hcmptinann sich dieser Gunst würdig gezeigt: Pava tan» seine Freude an ihm haben. Noch sind nicht alle Einzelheiten des ..Dramas von Tamangar" bekannt, aber darüber tasten die amt liche» Depeschen leinen Zweifel zu, daß der Oberstleutnant Klvbb und der Leutnant Meimicr nicht einem Jrrthum. sondern einer Meuterei zum Opfer gefallen sind, wie inan sie selbst aus dem an Ueberralchnngen so reiche» Bode» Afrikas nicht für möglich ge halten hatte. Tic beiden Kommandanten der Expedition wußte» genau, gegen wen sie schießen ließe», denn sie hatten vorher mit den drei anderen Offizieren, einem Hauptmanne der Marine- Infanterie, einem Leutnant »»d dem Rcgiiiientsarzt. Doktor Henrie, einen sörinlichen Kttegsrath abgchaitcn und dem Ebcrstlcntnant Klvbb in einem Briefe, der in die Hände des Gouverneurs des Sudan gelangte, angcküadigt, daß er unverrichteter Tinge um kehren oder sterben müsse, Es ist also ganz gleichgiltig, ob der Hauplinann Vonlet oder der Haiiptinann Ehaiwinc die mörderische alve ivmniandirie. Ter Eine ist so schuldig wie der Andere und man hätte selbst Mühe, für biedre! ihnen untergeordneten Offiziere der Expedition Mildernngsgründe nnfzntreibc», obscho» man ihre schwierige Lage ihren Volgesetzten gegenüber begreift und nicht gut sieht, wie sie sich deren Willen hakten widerjetzen könne», ohne lelber iiiedergemacht zu werden. Tic Hnuptlente Bonlct und Ehanoine, die intime Freunde sind, hatten bereits im Jahre 1807 eine Mission in de» Gebieten von Gonronnsi und von Mvf'sn zur Befriedigung der Regierung ansgesühct. Man nahm daher ihren Vorschlag, die durch den franko englffchen Vertrag vom Juni 1808 französisch gewordene Zone zwischen Sai und dem Tlchadsee mllitärisch zu begehen, nm so lieber an, als der kurz vorher ans deinsciben Wege, bei Zendi, von Eingeborenen ermordete Hanpt- mann Cascmnjon seine Ausgabe zu erfüllen verhindert worden war. Sie verließen Europa im August 1808. lbeilten sich am 'Niger in zwei Kolonnen, vv» denen die eine de» Strom abwärts snhr, die cmdeie von Scan direkt den Landweg eiiischlng. und träfen einander wieder am 2. Januar 1800 in der Umgebung vv» Sansanne-Fonssa, nm zusammen weiter vorzndringen. Aber ob sie getrennt oder vereint marschirten, ob sie feindselig oder friedlich begrüßt wurden, ob Ursache zur Strenge geboten war oder nicht, sic verübten vom ersten Tage an eine solche Menge nutzloser, unerhörter, nnmenlchlicher niid selbst nicht durch die Nvthwendig- keileii zu strafen zu rechtfertigender Grausamkeiten, sic ließen ihrem blutdürstigen Sadismus in so bestialischer Weise die Zügel schießen, daß andere Offiuece der Kolvniallcuppen. empört aber Vieles Vor gehen und mit Grund besorgend, daß sie vor der Wut!) der Em- geborenen nirgend wieder in Sicherheit sein würden, sich veranlaßt fanden, die Anzeige zu erstatten. Scho» die erste» Feststellungen ergaben, daß die Wirklichkeit alle Berichte noch übertrcsfe. Man beauftragte daher den Obersten Klvbb. die Expedition cinznholeii, de» Hanvllcnie» Vonlet und Ehanoinc de» Befehl abzunchmen und sich ihrer wie aller anderen Schuldige» zu bemächtigen. Er und sein Leutnant haben min den Tod dabei gesunde». Man kann sich die Bestürzung vorstellen, die die Nachricht von dieser Unthcst im Lande hcrvorgcmscn hat. Diese Bestürzung wird noch durch die nncingeslandene Verlegenheit erhöht, was man jetzt be ginnen solle. Lome, die die beiden verbrecherischen Offiziere kennen, lchen die großen Schwierigkeiten und Verwickelungen voraus, die das nothwcndige Strafgericht mit sich bringen werde. DcrHanpt- maii» Ebaiivine wird als ein ungemein nervöser, reizbarer, schwer zn zügelnder Mann gcschildct. Ter Hanvtmann Vonlet ist ein vollblütiger Niese von »»gemessenem Ehrgeiz. Er sprach i» Paris oft von der Ginndnng eines großen inncrafiikaiuschcii Reiches, dessen Sultan zn sein er träumte. Diele Träumerei, die man lächelnd anhörte, scheint für ihn mehr: ein Ras des Schicksals ge wesen zu sein. Velde Eoiidvttiecc - denn daS sind sie letzt —, die sich anSaczciclmct verstehen, haben außer den drei Offizieren noch drei Unteroffiziere, zwanzig SvahiS, fünfzig mit Üebcl- gewchre», zweihundert mit GraSgewchreil bewaffnete sndaiiesische Scbarsschntzc» und überdies tausend Träger, »Iso eine Truppcn- innssc unter sich, die der Kolonne, mit der Mmchand ganz Afrika durchquerte. an Zahl wcit überlegen ist. Mit dieser Macht werden sie sich — bis Einer den Andcicn beseitigt hat, um allein zn herrschen — ohne Zweifel das geträumte cisiikaiiische Reich zu er obern suchen, und wer weiß, an weichem Punkte sie sich bereits verschanzt, wieviel Verstärkungen sie angezoge» und mit welchen Mitteln sie den Widerstand organisirt haben auf einem Bvdcn, den sie genau kennen und gegen dessen klimatische Gefahren sie gefeit scheinen. Dieser Widerstand wird verzweifelt tein, denn Alle wissen, daß siedas Lebe» verwirkt haben,,und die Rothmcndigkcit, ihre Haut möglichst thener zu verkaufe», wird den Meuterern eine Kraft einflößcn, die vielleicht »ur dnrch eine grvße Ucbermacht, send durch eine koloniale Expedition zu brechen sein wird, die Tausende von Menschen und Millionen erfordern dürfte, Frankreich muß einen förmlichen Kricgszng nach dem dunklen Weltweit arrsrüslen, aus dem vielleicht bald die Kunde von dem neuen Mahdi und von . „ . bd den Schlecken zu uns dringen wird, die die Sultane Vonlet und Ehanoine im Sudan aussäen. Und wer könnte lagen, wie die Sache ausgekt Bonaparte hat gleichfalls als Leutnant aiigefaiigen und »och viel mehr diirchaesetzt. (Hamb. Nachr.) Ein tragisches Ereigniß, welches sich vor einigen Monaten in Berlin abgctpiclt hat, gewinnt durch die jüngsten Ergebnisse des Drcrffus-Prozcsses in Rennes eine erhöhte Bedeutung. Berliner litterarischeir Kreise» brachte der Charfreitag dieses Jahres eine Sensation: den Selbstmord von Juliane Dsry. einer Schriftstellerin, die sich der modernen Bewegung angcschlossen hatte. Juliane DSiv hatte sich am Charfreitag Abend vom Balkon ihrer im dritten Stock belesenen Wohnung hinabgestürzt? Der Selbstmord war. wie es hieß, nicht die Folge einer plötzlichen Verzweiflung oder Geistesverwirrung — der Entschluß zu dieser traurigen Thnt sollte vielmehr durch ein Zerwürsniß mit ihrem Bräutigam, einem Architekten und Bildhauer. 'Norweger von Ge burt. i» ihr gereift sein. Bald »ach dem Tode der Schriftstellerin tauchte daS Gerücht auf, daß der Selbstmord nicht allein auf die erwähnte Liebesafsaire znrückzusühren sei. daß Juliane Dorp die Freundin des Kapitäns Drehsus gewesen und durch den Prozeß kampromittirt zu werde» fürchtete. Diese Andeutungen hatten einen gewisien Halt in der Thatsache, daß Juliane Der» etwa 4 Jahre in Paris gelebt. Zutritt zu den ersten Gesellschaftskreisen und viel Verkehr mit Offizieren hatte. Jetzt hat der Prozeß die damaligen Gerüchte bestätigt, wie aus folgendem Prozeßbericht des Pariser „Figaro" hervorgeht. Die betreffende Aussage des Oberst Gendron lautet: „Bereits im Jahre 1891 habe ich folgende Aus lage über die Beziehungen von Drevsus zu Fräulein Dörn gemacht: Besagte Dame wohnte damals Rue Bizet 1. Drehfus sagte, daß viele andere Personen in ihrem Hause verkehrte». Er wurde auf- gesordert, Namen zu nennen, und er nannte den meinigen. Ich kannte auch Frl. Dör» und zwar hatte ich sie unter folgenden Verhältnisse» kennen gelernt. Im Jahre 1892 — so glauve ich — hatte einer meiner Freunde, früherer Offizier und reicher Indu strieller, bei einer Reise nach Lvon daselbst im Grand Hotel Collet Frl. D«rh kennen gelernt und hatte von ihr den Eindruck genom men. daß sie sehr klug, sehr gebildct sei und daß man interessante Ausschlüsse über österreichisch-ungarische Verhältnisse von ihr als Ungarin leicht erhalten könnte. Mein Freund deutete mir an, daß er ein Verhältnis; mit ihr habe, und aus Vielem Grunde ließ ich mich bewegen, bei ihr einmal den Thee einzunehmen. Ich über zeugte mich bald davon, daß Frl. Dsr» eine Frau von besonderer Begabung sei. Sie sprach verschiedene Sprachen und hatte ein gehende Kenntnis! vo.c Dingen, welche Frauen im Allgemeinen sonst nicht begreifen können. Ich sprach mit ihr ans Galanterie über Oesterreich-Ungarn, legte ihr Fragen über den östcrreichiich- ungarnchen Ausgleich und über die czechischen Parteien vor. Wir sprachen anch über die Organisation der österreichisch-ungarischen Armee, so das; sie mir im gegebenen Moment, als sie sah. daß ich mit de» bezüglichen Fragen genau Bescheid wußte, die Antwort an den Kops warf: „Das ist nicht möglich, mein Herr. Sie sind ein Spion." Ich sah diese Antwort als Kompliment an und ant wortete: „Meine Gnädige. Sie erweist» mir zu viel Ehre, aber seien Sie überzeugt, daß viele französische Offiziere so viel Svm- Pnihic für die österreichisch-ungarische Armee haben, um die dor tigen Verhältnisse genau so zu kennen wie die des eigenen Landes." Der Geiamniteindruck des Abends war ein unerquicklicher für mich. Nach zwei Stunden dieser Unterhaltung ging ich fort und sagte meinem Freunde: „Sie haben sich da in eine unangenehme Sache cingclasstii. welche peinliche Folgen für Sie haben kann, diele Frau ist eine Jntriguantin!" Sic war weder jung noch hübsch, anberdem hatte sie ei» Kind und die ganze Wirthschaftmachte nicht den Eindruck, daß man es mit einer anständigen Frau zu thun habe. Meine letzten Worte wäre» die: „Dieic Frau muß den Geldbedarf für ihrenLchensnnterhalt aus anderen Quellen beziehen, als ihren Liebesabenteuern. Sie hat mich Spion genannt: gut, ich würde mich nicht wundern, wenn sie eine Spionin wäre." Das war mein einziger Besuch bei Frl. Dvrw Mein Freund be folgte meinen Rath, ließ sich die Sache Geld kosten und schied nach einigen Tagen von ihr. Trotzdem bat er mich nach kurzer Zeit, sie wieder zu besuchen, und sagte mir Folgendes: „Ich ver stehe Ihre Skcnpe! nicht, denn viele andere Offiziere gehen zu dieser Person hin. Darunter befindet sich auch Drevsus." Als ich den Rainen Trepsns hörte, war ich unangenehm berührt, aber ich konnte in diesem Augenblick nicht ahnen, daß eine so schwere An klage, wie heute, aus einem französischen Offizier lasten würde. Ich habe nie verstanden, warum Drepsns meinen Namen in dieser Angelegenheit in so leichtfertiger Weise genannt hat. Man ver langst Rechcnichast von ihm über seine Beziehungen zu einer leichten Dame und ich hätte i» diesem Falle an seiner Stelle ge fast: „Wer niemals gesündigt hat, werfe den ersten Stein." Ich war dmmsts de! Vertrauensmann des Obersten Sandhcrr und über lasse dem Gerichtshöfe, die Folgerung aus meinem Berichte zu ziehen." Ein Sohn duPathde Clam's theiltc einem Mitarbeiter der „Laute nie" mit. daß sein Vater ihm gegenwärtig eine Denk schrift diktire, die als Zcngcivussage vor dem Kriegsgericht ver lest» werden soll. Tu Patn bezwecke mit dieser Denkschrift weniger, sich persönlich zu vcrthcidigen, als zur Feststellung der Wahrheit beizntragen, ganz gleichgiltig. wem diese Wahrheit nütze. Gemchtiveist verlautet, daß bei der Haussuchung, welche bei Scbastien Fame vorgcnommen worden ist, eine Liste der Aktionäre des Anarchistenblattes „Journal dn Penple" aiifaefttndcil worden sei, an deren Spitze die Namen Baron v. Rothschild und Josef Rcinacki Vorkommen sollen. DaS Hclnnshängcn der schwarzen Jahne aus der Festung Ehavrv! in Paris stellt sich als ein neuer Ulk Gnärin's heraus. Ec iagt. er habe damit andenten wollen, daß Frankreich in mora lischer Trauer sei. Der Kranke im Hause befindet sich ans dem Wege der Besserung, seiner Mutter wurde snr drei Stunden der Znlrüt gestaltet. Ter nationalistische Abgeordnete Millevove winde dagegen abgewicstn. Ans Antikes wird die Verhaftung eines Msährigcn Mannes, Namens Tricffaud. gemeldet, dessen Signalement mit dem des Attentäters aus Labori übcreinstimmt. Derselbe hatte einen Revolver bei sich und kam ans Rennes. Italic». Ter „Agenzia Stefan," zufalge besteht in politischen Kreisen das Bestreben fort, in den Verhniidluiigcn mit E h«n a an dem wesentlich friedlichen und kommerziellen cstandpunkt fcst- znhallen; man glaube indessen, daß die Möglichkeit einer Ver wickelung einttest» könne, falls die chinesische Regierung den mäßigen Wünschen der italienischen Regierung hartnäckige und andauernde Ablehnung entgegen setzen wurde. Türkei. Ans die Nachricht ans Odessa, daß in Skobelowka, Distrikt Astrachan, 40 Personen an Pest erkrankt und20 gestorben seien, hat der Sanilätsrath in Konslaiitinopcl strenge ärztliche Unterjlichnng für Provenienzen ans Asow und dem asiatischen Kilsstnaevietc des Schwarzen Meeres angevrdnct. Afrika. Nach einem Telegramm der „Times" ans Kapstadt herrscht in den Gcichäftskceisen die größte Besorgniß über die Ver zögerung in der Beilegung der Krisis in den Beziehungen zwischen Großbritannien und Transvaal. Ter Handel liegt völlig darnieder. Tie Kauflentc halten ihre Waarcn in den Hafenplcitzcn zurück, da sie cs nicht wagen, dstfclben der Möglichkeit deS Ver lustes anszusetzcil. Die „Times" führen in einem Artikel aus. cs sei Grund zu der Annahme vorhanden, daß in den allerletzten Tagen im Kriegsamt endailtige Abinachniigen hinsichtlich der Richtung besprochen seien, die eine in, Falle eines Bruches mit Transvaal nothwendig werdende Expedition im Allgemeinen cin- schlagen soll. Knust «uv Wisscuschnft. st In der heutigen Aussührun im König!. .Hosopcrnhaufe Vera berg er von Dresden , von Nnbinstein's „Dämon" schiedet sich Frl. Bossen- s Die Generaldircktion der König!. Hosthcater hat den Kon trakt des Herrn HofschansPielerS Paul Wiecke aus weitere 5 Jahre verlängert und zwar mit der Modifikation, daß mit dreier Kontraktverlängernng eine sofortige Erhöhung der Gagcnbezüge des geschätzten Künstlers einzntrete» hat. Herr Wiecke erhält damit ab 1. September dieselbe Gage wie der neue Bonvivant des König! .Hoffchnnspicls, Herr Stahl, also 18,000 Mk. st Frau Wcdekind wird ihre künstlerische Thätigkeit an der König!. Hosopcr mit 1. Oktober wieder anfiiehineii. st Tie Koloratursängerin der Wiener Hofoper Irl. Abend rot h thcilt mit. daß sie bereits vor Monaten für die Dresd ner König!. Hosopcr fest engagirt worden ist. st Herr Kapellmeister Kurt H vscl thcilt uns mit der Bitte nm Veröffentlichung zur Berichtigung für die i» den letzten Tagen in verschiedenen Tageszeitungen crichleileiicn Notizen mit, daß er gemäß seinem Vertrage als artistischer Direktor am König!. Konservatorium weiter verbleibt. Die Leitung der obersten Ehorklasse nnd des Orchesters aber legt Herr Direktor Hösel, wie er uns wörtlich schreibt, „am 1. September nieder, weil ihm eine nachgesuchte, der Arbeitslast entsprechende Erhöhung des allzu niedrigen Stundenhonorars sin diese Hochschulklassen von der sitzerin deS König!. Konservatoriums abgeschlagen worden ist". st Im beutiaen Weber-, Liszt und Rich. Wagner > C o nc « r t im König l. Belvedere kommen zur Aufführung : Ouvertüre zur Over Oberon" von Weber: Ungarische Rvapiodte <Nr. l, k-gur) von LiSzt; Fantasie auü der Oper „Lobengrrn" von Wagner: ,,l.os strstuclsa", f!n> ionische Dichtung von Liszt: Einzug der Götter m Walball aus „Da« Rhein- aold" von Wagner: Fantasie au« der Oper „Der Freischütz" von Weber; louvertur« zur Oper .Mnzi" von Maaner i «Aufforderung zum Tanz" «rn Dresdner Nachrichten« Nr. 23S. Seite S. M» Dienstag, SS. August 189»