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Psiglliindihhcr Anzeigtr. Amtsblatt für das Kömqlicbe Bezirksgericht zu Planen, sowie für die Königliche» Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pansa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZwemEMnWster Fahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht m Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag», Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher AbonnemeutSprei«, welcher pi-Laamor^äo za entricht« ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bi» Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag- darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Kummer Ausnahme. — nie rare werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärkigen Königl. Gerichroämcer und Stadträtbe, für welche der P^igtlä lösche Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh- mann, in Elsterberg bei Herrn L. Ä. Diezel, in Schöneck be. z^rrn Eduard Mever, in Mühltroff bei Herrn Lbanffeegelder-Ginnehmer Holzmüller. Dienstag. HAO« 19. November 1861. Unsere Leser wissen, daß unter den vielen politischen Fragen, auf die Niemand richtige Antwort geben kann, auch eine deutsche sich befindet. Diese deutsche Frage scheint uns darin zu bestehen: Wie ist der Bundestag in Frank furt zu ändern, daß es besser wird, als zeither? Denn ganz zufrieden ist Nie mand mehr mit ihm, weder die deutschen Völker, noch ihre Fürsten und Minister. Geändert, gebessert soll und muß er werden, darüber scheint alle Welt einig, es ist aber eben nur die außerordentlich schwer zu beantwortende Frage, wie? Die Lösung, die der Nationalverein beabsichtigt und anstrebt, kennt alle Welt. Preußen soll an die Spitze der diplomatischen und militärischen Führung Deutschlands gestellt, ein Bundesstaat statt des bisherigen Staatenbundes errichtet werden. Wir haben schon früher auseinandergesetzt, daß dazu die andern deut schen Staaten sich schwerlich je verstehen werden, wenn sie nicht ein gut Theil ihrer Selbstständigkeit aufgeben wollen. Die Aussicht also, daß auf diese Weise je die deutsche Frage zufriedenstellend gelöst werden dürfte, solange nicht Regie rungen und Völker, wenigstens der Mittelstaaten, damit einverstanden sind, ist mehr als gering. Denn friedlich und auf dem Wege der Verständigung unter den deutschen Staaten läßt sich dieses Ziel nicht erreichen, und wollte Preußen, wie die Hitzköpfe in diesem Staate rathen und wünschen, Gewalt an wenden, so wäre das Elend in Deutschland nicht abzusehen. Ein anderer Vor schlag ist von dem Herzog von Coburg-Gotha gemacht worden, der dahin geht, Preußen ohne Posen, und Oesterreich ohne seine nichtdeutschen Länder, und die übrigen deutschen Staaten sollen einen neuen Bund schließen. An die Spitze dieses neuen deutschen Bunves soll ein Fürstencollegium treten, in dem Oester reich und Preußen abwechselnd den Vorsitz führen sollen. Bei der Abstimmung im Fürstencollegium soll das rein deutsche Machtverhältniß der Stimmgebenden ins Gewicht fallen, so daß also Preußen darin mehr zu sagen hätte, als Oester reich. Dem Fürstencolleg zur Seite soll ein deutsches Parlament, aus den ständischen Ausschüssen der einzelnen Staaten gebildet, zur Seite stehen. Das Fürstencollegium soll die Oberaufsicht und den Oberbefehl über das Bundes heer und die Gesammtvertretung des deutschen Bundes nach Außen haben, den einzelnen Bundesstaaten aber unbenommen bleiben, Familiengesandte zu schicken. Ein Bundesgericht soll errichtet werden. Mit Oesterreich würde Preußen und der neue deutsche Bund einen bleibenden, unauflöslichen Vertrag zu schließen haben, durch den Oesterreich alle seine Länder gewährleistet würden, dieses aber dasselbe für Preußen und die übrigen Bundesstaaten zu versprechen hatte. Schließlich dürften beide Theile ohne gegenseitige Einwilligung keinen Krieg führen, in dem das deutsche Interesse gefährdet würde. Dieß in der Hauptsache der Coburg-Gothaische Vorschlag. Den Plan unseres Herrn Ministers v. Beust haben wir in Nr. 133 d. Bl. gegeben. So steht jetzt die Reformangelegenheit des deutschen Bundes und beziehent lich des Bundestages. Der Coburger Vorschlag will thatsächlich Preußen an die Spitze Deutschlands stellen und Oesterreich, da dieß weniger rein deutsche Staatsangehörige hat, als Preußen, in die zweite Linie bringen. Der Wechsel im Vorsitz dürfte darin schwerlich etwas Wesentliches ändern. Es steht dahin, ob Oesterreich und die übrigen deutschen Regierungen und Staaten auf diesen Vorschlag eingehen werden. Der sächsische Vorschlag will dadurch, daß er die dictatorische Gewalt, welche der vollziehenden Bundesbehörde, bestehend auS Oesterreich, Preußen und einem dritten Bundesfürsten, während der Zwischenzeit von einem Bundestage zum andern übertragen werden soll, eben einem dritten Bundesfürsten mit zuweist, auch das Recht der deutschen Mittel- und Klein staaten, die zusammen an Bevölkerung und Staatskraft Preußen nicht nach stehen, gewahrt wissen, in der obersten Vertretung Deutschlands mit vertreten zu sein. Im Bezug auf Bundesgericht und Bundesparlament sind wohl alle Vorschläge einig; die Bundesversammlung selbst soll aber nach dem sächsischen Vorschläge jährlich nur zweimal, einmal im Norden (Hamburg), das anderemal im Süden (Regensburg) auf 4 Wochen zusammen kommen, während dieser kurzen Zeit ihre Arbeiten beenden und keine Instructionen mehr einholen, wodurch aller dings das Verfahren und die Arbeiten sehr abgekürzt werden dürften. Wenn die Einigung und Kräftigung unseres deutschen GesammtvaterlandeS nach Außen hin ohne Zweifel ein allgemeines Strebziel ist, so können wir nur wünschen, daß sobald als möglich eine Form gefunden werde, unter der diese Einigung sich bewerkstelligen läßt. Preußen hat sich bis jetzt gar noch nicht darüber ausgesprochen, was für eine Bundesreform es seinerseits wünscht und vorschlägt. Schweigt es absichtlich? Zeitungen. Sachsen. Plauen, 17. November. Das Ergebniß der hiesigen Flotten - Sammlung ist bis jetzt 3A6 Thlr. 4 Ngr. N Pf. Dieser Betrag ist heute an den Ausschuß desk deutschen National - Vereins in Coburg abgegangen. Es versteht sich, daß Beiträge zu gleichem Zwecke auch ferner noch (von den Kaufleuten Emanuel Fröhlich, C. I. Immisch und Theodor Nietzsche) angenommen werden. Die neueste Nummer der Wochenschrift des Nationalvereins theilt mit, daß der Geschäftsftsführer des Vereins, Hr. F. Streit in Koburg, aus der Samm lung für die deutsche Flotte abermals eine Sendung, nunmehr die fünfte, und zwar im Betrage von 30,000 Fl., an das Preußische Marineministerium ge macht hat, so daß sich nunmehr die Gesammtsumme der dorthin erfolgten Sen dungen auf 80,000 Fl. beläuft. Es verblieben am 12. Nov. 14,415 Fl. in Kaffe. Leipzig, 12. Novbr. Seit gestern werden zwei Schulknaben im Alter von 10—12 Jahren vermißt, die, wie sich heute herausgestellt hat, die hiesige Stadt in der Absicht verlaffen haben, nach der Schweiz zu reisen, wo der eine von beiden Verwandte hat, die sie aufsuchen wollen. Sie sollen gestern Vor mittag ihre Reise in einem nach Connewitz oder nach Pegau fahrenden Omnibus oder Stellwagen angetreteu haben. Als Reisegeld führt der eine Deserteur den Inhalt seiner Sparkaffe im Betrage von 12 Groschen bei sich, der andere besitzt keinen Pfennig und reist auf Kosten seines Begleiters, des alleinigen Be sitzers von 12 Groschen. Als Seltenheit verdient erwähnt zu werden, daß auf einem zur Stadt Eibenstock gehörigen Jagdrevier ein Damhirsch mit 16 Enden geschossen wurde. Frankfurt a. M , 14. November. In der heutigen Sitzung des Bundestages gab Preußen seine Erklärung gegen den von Hannover gestellten Flottenantrag ab, bezeichnete in derselben eine abgesonderte Behandlung der Küstenflotte Seiten des Bundes als unzweckmäßig und verlangte eine beschleu nigte Erledigung der für die Küstenvertheidigung gemachten Gesammtvorlagen. Baden-, Wie der „Z. f. N." geschrieben wird, steht die koburg-gothaische Erklärung am Bundestage bezüglich der Bundesreform im Zusammenhänge mit gleichlautenden Noten, die fast gleichzeitig mit dieser Erklärung von der badenschen