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VoiglländGer Anzeiger. Amtsblatt mr das Kömaliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZweiutWebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstag« und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pi-äuumoralläo zu entrichte» 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bi« VonnittagS 11 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater ^nae^end^ Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene TorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — !rür die auswärtiaen stönial Gerichtöämter und Stadträtbe, für welche der Volgtländlsche Anzetger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen m Pausa ber Herrn Bürgermeister Leh- Aur die auswart^n C. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. LS». 2. November 1861. Zeitungen. Sachsen. Kirchberg, 28. October. Gestern Abend gelang es, m der Person eines 15jährigen legitimationslosen Knaben einen jungen Vagabunden zu ergreifen, welcher seinem eigenen Geständnis zufolge nicht nur mehrere Diebereien an verschiedenen Orten verübt, sondern auch das Feuer in Pausa angelegt hat, durch welches 64 Häuser niederbrannten. Reust. Fürstenth. Greiz, 22. Oct. Heute Vormittags verschied Prinz Heinrich XXIII. älterer Linie Reuß, geboren 27. Juni 1848, Bruder des regierenden Fürsten Heinrich XXll. Der jetzt regierende Fürst ist nunmehr der einzige männliche Stammhalter des hiesigen Fürstenthums. Frankfurt a. M., 27. Oct. (Die verkaufte deutsche Flotte.) Als im Jahre 1852 zur Auflösung der deutschen Flotte geschritten wurde, waren an Schissen vorhanden: 3 Dampffregatten (Hansa, Barbarossa, Erzherzog Johann), 6 Dampfcorvetten (Ernst August, Großherzog von Oldenburg, Frankfurt, Ham burg, Lübeck und Bremen), 2 Segelfregatten (Deutschland, Eckernförde), 26 Kanonenboote zu Vegesack und 1 zu Lübeck gelagert. Die Marineabtheilung hatte zur Zeit der Auflösung den Werth aller dieser Schisse auf 3,121,765 Fl. taxirt. Der Auflösungscommissar überzeugte sich aber bald, daß ein dem Schätzungswerte entsprechender Erlös nicht erreicht werden könne. Theils im Auctions-, theils im Submissionswege wurde dann sür die Schisse erlöst: Für die Fregatte Deutschland 9200 Thlr., für 6 Dampfcorvetten (an die General Steam Navigation Eompagnh in London verkauft) 238,000 Thlr., für 26 Kanonenboote 10,600 Thlr., für ein Kanonenboot. 457 Thlr. Etwas später wurden die Dampfer Hansa und Erzherzog Johann um 175,000 Thlr. au ein bremer Handlungshaus verkauft. Die Schiffe Eckernförde und Barbarossa waren schon durch Bundesbeschluß vom 2. April 1852 der preußischen Regierung zu dem von der Marinecomission angenommenen Werthe von 262,500 Thlrn. resp. 451,200 Fl. definitiv überlassen worden. Preußen hatte schon eine Ab schlagszahlung von 160,000 Fl. geleistet, der Rest des Kaufpreises wurde auf dessen Guthaben bei der Flotte berechnet. In einem Ausschußberichte vom 11. Aug. 1853 wurde approximativ der ganze Verkaufserlös (der Schiffe und des sonstigen Materials) auf 1,551,961 Fl. angegeben, davon sollten aber bis zu völligem Abschluß des Auflösungsgeschäfts an Ausgaben noch 436,803 Fl. ab gehen, sodaß ber ganze verfügbare Rest 1,115,158 Fl. betragen hätte. Der „Wes.-Ztg." und den „Hamb. Nachr." wird telegraphirt: Hannover- Hat seinen bekannten Antrag am Bundestage wegen der Nordseeflotille vorläufig zurückgezogen. (Hannover wollte 20 Kanonenboote bauen und der Bund sollte daS Geld dazü hergeben.) Preusten. Berlin, 28. October. Aus officiellen Kreisen dringen über den Aufenthalt „der Preußen" zu Compiegne Anekdoten ins Publikum, die mit dem famosen Handküsse des „Constitutionnel" (Preuß. Offiziere sollten Napoleon die Hand geküßt haben) nichts weniger als harmoniren. So erzählt man u. A.: Der Kaiser habe an die Adjutanten des Königs die Frage gerichtet: „Seit wann waren Sie nicht in Paris?" — „Seit 1815, Sire", erwiderte einer der preußischen Osfiziere. Von dieser Antwort zum Handküsse il v a x1u* ä'un pas. Baden. Karlsruhe, 28. Oct. Ein katholischer Bürger in Heidel berg hatte, dem „Fr. I." zufolge, als Pathen seines Kindes einen Protestanten gewäblt, dieser aber wurde von der katholischen Geistlichkeit nicht angenommen. Statt nun dem Verlangen nachzukommen, einen katholischen Pathen zu nehmen, ließ der Vater nickt nur dieses Kind protestantisch taufen, sondern auch seine drei schon katholisch getauften Kinder zugleich in das protestantische Kirchenbuch eintragen. Oesterreich. Wien, 29. Octbr. Infolge allerhöchsten Befehles Sr. k. k. apostolischen Majestät ist der Primas, Cardinal v. Scitowski, telegra phisch nach Wien beschieden worden, um über das Schreiben, welches er in seiner Eigenschaft als Obergespan des Graner Comitates unterm 24. October d. I. an die ungarische Hofkanzlei gerichtet hat, sich zu verantworten. (Er hatte gesagt, der Kaiser sei mit sich selbst in Widerspruch gerathen; übrigens lief der Sinn seiner Rede auf Rekruten- und Steuerverweigerung hinaus.) Teplitz. In Görgau-Rotenhaus (zwischen hier und Kommotau) fand am 21. Octbr. eine erhebende Feierlichkeit, die Grundsteinlegung der evangelischen Kirche, unter sehr zahlreicher Theilnahme auch von Seiten der katholischen Glau bensgenossen statt'. Venedig, 26. Octbr. Heute Morgen um ^10 Uhr ist Ihre Majestät die Kaiserin an Bord der Dampffregatte „Elisabeth" im erwünschten Wohlsein in Venedig eingetroffen. Italien. Turin, 26. Oct. Man macht sich, wie der „K. Z." ge schrieben wird, in unsern politischen Kreisen nun keine Illusion mehr über den Ausgang der Audienz, welche Herr Ratazzi bei dem Kaiser in Paris hatte. Der Kaiser hätte Hernr Ratazzi, wenn auch in höflicher, aber doch bestimmter Form erklärt, „man müsse sich in Italien dergestalt einzurichten suchen, als sei Rom gar nicht vorhanden." In Bezug auf Venetien unterließ er nicht, her vorzuheben, „daß Italien einen etwaigen Angriff gegen dasselbe auf eigene Rechnung und Gefahr unternehmen würde." Frankreich. Paris, 28. Oct. Die Patrie bringt heute einen Ar tikel, der endlich das, was man bisher über den Umschlag der kaiserlichen Po litik in Bezug auf die italienisch-römische Angelegenheit gesagt, in ziemlich ver ständlichen Worten zusammenfaßt: Frankreich geht nicht von Rom weg, sowohl um seiner selbst, als um Italiens willen. Belgien. Brüssel, 29. October. Gutem Vernehmen nach werden die Beglaubigungsschreiben des neuen belgischen Gesandten bei dem Turiner Hofe an den König von Italien gerichtet, und wird damit die Anerkennung Italiens ausgesprochen sein. England. London, 24. October. Die Baumwollenfrage ist in den englischen Blättern längst eine stehende geworden, aber je näher der Winter rückt, desto »lehr ist zu fürchten, daß sie eine brennende werden wird. Schon jetzt arbeiten viele Fabriken in Lancashire „kurze", theils halbe, theils drittel Zeit. Die Arbeiter haben bis jetzt sehr viel Einsicht bewiesen und sich in das Unvermeidliche gefügt; sie leben von geringerm Lohn und schränken sich ein, anstatt auf ein unveräußerliches „Recht auf Arbeit" zu pochen und Brod von den Behörden zu fordern. Aber ob diese Standhaftigkeit auch eine härtere Probe bestehen wird und was werden soll, falls, wie zu fürchten, viele Fabriken ganz schließen, ist eine andere Frage. Angesichts dieser Gefahr dringt die „Times" immer wieder auf möglichst rasche Organisirung des Baumwollenbaues in Ost indien. (Als ob sich Baumwollenbau in einigen Monaten herzaubern ließe!)