Volltext Seite (XML)
«48 stark genossenen Branntwein- sei und deshalb jeden Abend mit einem Räuschchen zu Bette gehe. Seit 85 Jahren war sie Wittwe gewesen; ihr erster Mann war ein Mitglied jener Räuberbande, die im vorigen Jahrhundert auf dem hohen Berge Kleinczork bei Bielitz hauste, und wurde im Jahre 1776 mit 17 seiner Raubgefährten an einem Tage auf einem Hügel unweit Bielitz aufgehängt. Die Hochzettsfeier ging nun gerade am Jahrestage, den 6. Sept., jener groß artigen Hinrichtung vor sich und das Volk hält die ehemalige Räuberwittwe für ziemlich reich, da sie vielleicht doch einiges von'den Schätzen der Bande zu retten vermochte. Schweiz. Bafel, 23. Oct. Die Anzeichen wegen einer Bedrohung Genfs scheinen sich immer zu mehren, wenn wir den Berichten von dort sowohl als auch den Nachrichten, die aus Paris in die Schweiz kommen, Glauben beimessen können. So liegt uns besonders heute eine Pariser Correspondenz der Gazette de Lausanne vor, welche versichert, daß man dort sich in politischen Kreisen mit der Annexion Genfs beschäftige, daß man öffentlich davon spreche, 8000 Annexionisten in Genf stünden auf dem Punkte, die Annexion an Frank reich zu verlangen. Zu den Annexionsgelüsten von Paris kommen nun auch noch diejenigen der bonapartistischen Italiener, welche in einem neuen in Genua erscheinenden Blatte ganz offen die Theilung der Schweiz predigen. Italien. Aus Neapel vom 12. Oct. wird mitgetheilt, daß General Cialdini bis Ende dieses Monats daselbst bleiben wird. Die Nationalgarde hat ihn zum Ehrenmitgliede ernannt. Dem General Cialdini waren für den Statthalterposten in Neapel eine halbe Million Repräsentationsgelder bewilligt worden. Er hat 450,000 Dukaten dieser Gelder gespart und dieselben nun für Ausführung von gemeinnützigen Arbeiten in Neapel, um unbeschäftigten Leuten in der Winterzeit Gelegenheit zum Erwerb zu bieten, angewiesen. Die Militäraushebung in Sicilien geht trotz der Bemühungen der reaktionären Partei, das Landvolk dagegen aufzubringen, trefflich von Statten. Die Loosziehung wurde in den meisten Gemeinden als ein wahres Nationalfest gefeiert. Frankreich. Paris, 16. October. Die Lage des Geschäftslebens, auf die Probe gestellt durch das Inkrafttreten des Handelsvertrags mit Eng land, verwickelt durch den Mangel an Brodstoffen und den Preisaufschlag des Brodes, beschäftigt mit gutem Grunde die Regierung. Was das Getreide be trifft, so hofft man die Krise mit Zuhilfenahme vieler Millionen zu beschwören und berechnet, daß der Ausfall an der Ernte bis zum 1. Januar 1862 gedeckt sein wird. Aber auch wenn diese Hoffnung in Erfüllung geht, bleibt noch mancher Grund zur Unruhe. Die Miethen vom 8. und 15. gehen mit großer Schwierigkeit ein. Kurz es herrscht eine allgemeine Klemme, für deren Größe das Gerücht einen Maßstab giebt, die Bank von Frankreich solle einen Zwangs cours für ihre Noten anstreben. Daran glaube ich nun nicht im Entferntesten. Aber es will etwas sagen, daß so ein Gerücht nur entstehen konnte. Paris, 25. Oct. Der Moniteur enthält folgende Mittheilung: Eine gerichtliche Untersuchung hat ergeben, daß die Congregation der Damen der heiligen Union zu Douai freiwillig an der Bekehrung junger Iudenmädchen Theil genommen hat. Diese Handlungen waren der Art, daß ihre Autorisation hätte zurückgenommen werden müssen. Die Regierung hat sich darauf beschränkt, ihrem Etablissement die gesetzliche Existenz zu entziehen. Es wird diese eben so mäßige als feste Maßregel die religiösen Congregationen darauf aufmerksam machen, daß ihr Character, ihr Zweck und ihre Regeln sie nicht davon befreien, den Gesetzen ihres Landes zu gehorchen. Nußland. Petersburg, 22. Oct. Die Universitäts-Verwaltung macht bekannt, daß die Vorlesungen am 23. Oct. wieder beginnen werden; zu gelaffen werden nur die mit Matrikeln versehenen Studenten. Warschau, 23. Octbr. Alle Tage geschehen neue Verhaftungen. Tie geheime Angeberei steht in schönster Blüthe. Noch immer sind die Kirchen ge schloffen, nur in der evangelischen Kirche fand am Sonntag ein Gottesdienst statt, dem ungefähr 100 Deutsche beiwohnten. Zu den Repressivmitteln gehört auch daS Schließen verschiedener öffentlicher Geschäfte hier und in der Provinz und die Wegnahme der Konsense oder Gewerbescheine. Die Kon ventionalstrafe (100 Thlr.) für jeden am 15. d. geschloffen gewesenen Laden wird von den Militärbehörden exekutorisch eingezogen. Der Lubliner Bischof, Pater Baranowski, ist verhaftet worden, weil er in Horodla war und dort den Gottesdienst auf freiem FAde celebrirte. Türkei. Aus Konstantinopel vym 7. Octbr. schreibt der Corre- spondent der Morning Post: „Ich glaube, ich habe seinerzeit ebenso wie jeder ' B ekannt Nachdem der Aufenthaltsort de- von hier gebürtigen und nach Am ei so hat sich hierdurch die Herrn Finanzprocurator und Advocat Carl Friedri« Herrn St-uß erledigt, wa- hiermit öffentlich bekannt gemacht wird. Plaue», den 25. October 1S61. andere Berichterstatter gemeldet, daß der Sultan bei feiner Thronbesteigung der Vielweiberei einen schweren Stoß versetzte, indem er die Ansicht zu erkennen gab, seine Haremrechnungen zu reformiren und nur eine Frau zu halten. «Lg thut mir leid, den trefflichen Eindruck, den eine so exemplarische Neuigkeit ver- muthlich hervorgebracht hat, nun verderben zu müssen, denn ich habe zu melden, daß der Sultan seine eheliche Brigade schon auf vier Kadins, mehrere Ikpals und ein leidlich starkes Contingent von Guzdös erhöht hat. Kadins bedeutet „die von hohem Range", Ikpals „die, welche Gunst gefunden haben", und Guzdös „die dem Auge gefallen." Die erste dieser Kategorien kann auf sieben erhöht werden und umfaßt die glücklichen Damen, deren Rang dem von „Frauen" möglichst nahe kommt; denn es ist ein abendländischer Irrthum, daß der Sultan jemals „sich verheirathet". Die ersten sieben seiner Damen haben, nach ter Ordnung ihrer Aufnahme, Gattinnenrang; aber eine Tranungsceremonie, wie dieselbe andere Gläubige lose bindet, giebt eö in seinem erlauchten Falle nicht. Nächst ihnen kommen in der Hierarchie des Harems die Ikpals, dies sind die glücklichen Schönen, aus denen in der Regel die obersten Sieben rekrutirt wer den, so oft eine von ihnen stirbt oder zur Strafe an einen Pascha verschenkt wird. Während jede Kadin ein Gefolge von 40 Dienerinnen hat, erhalten die Henris zweiter Klaffe eine Schaar von je 25 oder 30. Sie selbst werden entweder durch den kaiserlichen Geschmack aus dem Gefolge der Kadins gewählt oder von einer der letzter» für den Sultan gekauft oder ihm zum Geschenk ge macht. Die Guzdos wie die Ikpals sind an Zahl unbegrenzt und unterscheiden sich von letzter» »lehr durch den Grad, bis zu welchem sie dem „Auge" gefallen, als durch niedriger» Rang im Haushalt. Allein wenn sie das erhabene Seh werkzeug, obgleich nur ein einziges Mal, befriedigt haben, gehören sie nicht mehr zur gemeinen Schaar der weiblichen Brigade, sondern erhalten eigenen Haushalt und eigenes Gefolge. Keine geringere Autorität als einer der Palast ärzte hat mir versichert, daß Se. Hoheit bereits mit allen drei Kategorien wohl versehen ist. Hiermit fällt nicht nur die hochachtbare Sage von einer Ehefrau weg, sondern auch die Hälfte von allem, was über die Palastrefvrmen des neuen Sultans gefabelt worden ist. Ganz Pera glaubte vor einigen Wochen, daß der Harem des verstorbenen Sultans nach dem alten Serail verschifft und mit sparsamem Kostgeld versehen worden sei. Nun versichert mein obenerwähnter Gewährsmann, daß nicht eine von Abdul-Medschid's ganzen 800 bis zu dieser Stunde Dolma-Bagdsche verlassen hat, sodaß die gesammte im Serail Abdul- Aziz's eingeschlossene Weiberschaar sich auf beinahe 1300 beläuft." Nordamerika. Der ehemalige Redacteur des „Sächsischen Postillon", Hohlfeld, der in Folge seiner Betheiligung an den Maierngnissen 1849 nach Nordamerika floh und kürzlich in der Schlacht bei Springfield erschossen wurde, ein entschieden freisinniger Mann, schrieb kur; vor seinen« Tode an einen Freund in Deutschland unter Anderem über Nordamerika: „Hier lernt man die alte Heimath lieben und werthschätzen. Hier sagt Ihnen jeder Tag, daß Sie unter deutscher Polizeiverwaltung freier, sicherer und anständiger leben, als unter den: wüsten Treiben uncivilisirter Parteien; denn was man auch über die Bil dung dieser (nordamerikanischen Volks-) Massen in Büchern und Zeitungen ge schwatzt haben mag, es ist doch Alles nichts weiter, als ein lackirter, über tünchter Barbarismus." (Rohheit.) — Der Freund Hohlfelds, welcher Vor stehendes veröffentlicht, versichert schließlich, daß es nicht Sympathie für die amerikanische Sache war, die ihn in den Kampf trieb, sondern Sehnsucht nach Ruhe, die er nun gefunden. — Lebensüberdruß. New York, 15. October. Es geht das Gerücht, die Flotte der Con- föderirten habe die blokirende Bündesflotte vor New-Orleans angegriffen, nach heftigem Kampfe mehrere Schiffe versenkt und den Rest zum Scheitern (?) ge- nöthigt. (Bedarf noch der Bestätigung.) Das Schiff, worauf sich die (südlichen- Commissare für England und Frankreich befanden, passirte am 12. die Blokade von Charleston. Oertliches. Tank. Durch Vermittlung des Herrn Particulier Huscher sind ohn- längst der Bürgerschule von der verwittweten Frau Rentmeister Meinhold aus Sulza eine beträchtliche Anzahl für den Zeichnenunterricht noch recht brauch barer größerer Vorlegeblätter geschenkt worden. Die unterzeichnete Direction fühlt sich daher gedrungen, der freundlichen Geberin, so wie Herrn Huscher, der übrigens die Bürgerschule schon öfters durch kleine Geschenke erfreut hat, hiermit im Namen genannter Schulanstalt, auch öffentlich zu danken. Plauen, den 25. October 1861. Die Direction der Bürgerschule. — A. G. Caspari. m a ch u n g. ika auSgewanderte» Herrn Kaufmann LouiS Heinrich Stauß ermittelt worden ist, - Stimmel zn Plauen übertragene AbwesenheitSvormundfchaft über obgenannten Das SSaigiliche Gerichtsamt i« Bezirksgerichte, ' < Archeilung für freiwillige Gerichtsbarkeit. Äa^a