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Voiglliindihher Anzüger. Amtsblatt für das Käufliche BefirkSgerichl zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Zweirlndstevenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preiS, welcher pi-äulu»»ranäo zu entrichte» ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthc, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegelder-Eiunehmer Holzmüller. Dienstag. IAA. 29. October 1861. Zeitungen. Sachsen. Aus Auerbach geht uns die betrübende Nachricht zu, daß in^der Nacht vom 26. zum 27. d. M. abermals achtzehn Häuser abgebrannt sind, fünf eingerissen werden mußten. Das Feuer ^am im Gasthofe zum Anker an der Falkensteiner Straße aus. Plauen. Hauptverhandlung den 5. Nov. 1861 Vorm. 9 Uhr wider August Friedrich Blank aus Treuen wegen Unterschlagung. Limbach bei Chemnitz, 20. October. Gestern feierte einer der ältesten Veteranen seinen 81. Geburtstag ; es ist dies der auch früher in weitern Kreisen unter dem Namen „der wilde Mann" bekannte Joh. Sam. Römer in Kreuz eiche, seit dem Jahre 1797, mit dem 14. Lebensjahre in Militärdienste ge treten, diente derselbe im sächsischen und nach seiner Gefangennehmung im österreichischen Heere, bis derselbe 1816 seinen Abschied nahm, nachdem er 19 Campagnen mitgemacht und außer zweijähriger französischer Gefangenschaft 4 Wunden davongetragen. Der hiesige Gesangverein „Liedertafel" konnte es sich nicht versagen, da ja der denkwürdige Tag der Völkerschlacht bei Leipzig, der 19. October, in vielen großen und kleinen Orten Deutschlands gefeiert ward, auch diese Gelegenheit zu benutzen, gleichzeitig dem Andenken an diesen Tag sowohl, als dem Gefeierten ein Ständchen zu bringen. Leipzig, 26. Oct. Die hiesige Kramerinnung war gestern zu einer Be- rathung darüber zusammengetreten, was ihrerseits gegenüber dem neuen Ge werbegesetze zu thun sei. Soviel aus den Verhandlungen bekannt geworden, will man die Innung nicht auflösen, dieselbe vielmehr zeitgemäß umgestalten. Die Zahl der Advocaten des Königreichs Sachsen beläuft sich gegenwärtig auf 747. Es kommen davon 84 auf den Bautzener, 227 auf den Dresdener, 263 auf den Leipziger und 173 auf den Zwickauer Bezirk. Die Stadt Dresden zählt 132, Leipzig 166, Chemnitz 47 Advocaten. In Schleiz hat sich in diesen Tagen ein erschütterndes Ereigniß zuge tragen. Beim Abbrechen des Dachstuhles der Sängerhalle, die für das dieß jährige voigtländische Gesangfest erbaut war und auch der forst- und landwirth- schaftlichen Ausstellung gedient hat, mag nicht die nöthige Vorsicht gebraucht worden sein und so stürzten zwei Zimmerleute, Lösker aus Oettersdorf und Leuthold ebendaher von der Spitze des Dachstuhls zur Erde. Lösker starb schon am andern Tage früh, Leuthold ist. für lange Zeit arbeitsunfähig und bleibt jedenfalls lebenslang siech. Beide sind Familienväter; Lösker hat acht Kinder, Leuthold einige weniger! Preußen. Berlin, 24. Oct. Die jüngsten Festtage Berlins sind leider nicht ohne eine bedauerliche Störung der Ordnung vorübergegangen. Wie nämlich die officiöse „A. Pr. Z." berichtet, gab eine am Vormittage des 22. am Ausgange der Straße hinter der Königsmauer zwischen Maschinenarbeitern entstandene Streitigkeit, die in Tätlichkeiten unter ihnen ausartete, und bei der einige Zerstörungen in einem Hause stattgefunden haben sollen, Veranlassung dazu, daß sich gestern am 23sten Mittag- das Gerücht verbreitete, die Ma schinenbauer würden vu msE sich in der KönigSmauer versammeln und dieselbe nicht eher verlassen, al- bis sie diese Gaffe demolirt hätten. E- hatten sich schon de- Vormittags nicht unbedeutende Menschenmaffen versammelt, deren Lärmen durch die herbeigcholte Hchu-Mvnschast ejv Aß gesetzt wurde. Da »u befürchten stand, daß sich dis Aufläufe iu dan WGdstüudnt erneuern könnten, so wurden die erforderlichen polizeilichen Vorkehrungen dagegen getroffen. Früher, als erwartet, rotteten sich auch Haufen ungezogenen Gesindels in der König straße nahe der Königsmauer zusammen und begannen ihren lärmenden Unfug mit der Verhöhnung der Schutzmannschaft, die sogar mit Steinen beworfen und dadurch wiederholentlich genöthigt wurde, von der Waffe Gebrauch zu machen. Durch Heranziehung disponibler berittener Schutzleute gelang es, die Haufen zu zerstreuen. Leider begannen die Excedenten ihr Unwesen später aufs Neue, namentlich hielten dieselben die auf dem Alexanderplatz errichtete Ehrenpforte und die Straßentheile hinter derselben und hinter den daselbst erbauten Tribünen besetzt, aus welchen sicheren Verstecken sie die Schutzmanuschaft unaufhörlich mit großen Steinen bewarfen und mehrere derselben verletzten. Es mußten daher die Mannschaften zum Gebrauch der Hiebwaffe vorrücken. Die Excedenten wurden auf diese Weise von jenen Straßentheilen vertrieben und zogen sich nach der Prenzlauer Straße zurück, sperrten diese durch ausgehobene Rinnsteinbrücken und setzten von dort aus das Bewerfen der Schutzleute mit Steinen fort. Es schien nun in der That zweifelhaft, ob die Kräfte der Schutzmannschaft aus reichen würden, zumal von den Excedenten die Pferde der berittenen Schutz mannschaft durch Auswerfen von Feuerwerkskörpern scheu gemacht wurden. Dessenungeachtet gelang es ohne Gebrauch militärischer Gewalt der Schutzmann schaft, die Excedenten von verschiedenen Seiten gleichzeitig anzugreifen und zu Paaren zu treiben. Hierbei wurde der Polizeihauptmann v. Stückradt so erheb lich durch einen Steinwurf verwundet, daß er dienstunfähig wurde, und eine große Zahl Schutzmänner erhielt mehr oder minder erhebliche Verletzungen. Von den Excedenten wurden mehrere verwundet und im Ganzen etwa 30 verhaftet. Die benachbarten Straßen würden hierauf möglichst schnell gesäubert und bald die Ruhe und Ordnung im Wesentlichen überall wieder hergestellt; starke Patrouillen genügten, um für den Rest der Nacht dieselbe aufrecht zu erhalten. Es sind angemessene Vorkehrungen getroffen worden, um eine Wieder holung dieser höchst beklagenswerthen Exceffe nut aller Energie zu unterdrücken. Leider hat der stellvertretende Chef des Polizeipräsidiums, welcher in Person die Operationen der Schutzmannschaft geleitet, beim Nachhausereiten durch den Sturz seines Pferdes am rechten Arm und rechten Fuß einige Quetschungen davonge tragen, welche jedoch an sich ganz unerheblich sind, und ihn an Wahrnehmung seines Amtes nicht hindern. (Tags darauf haben diese Tumulte sich wiederholt. Es scheint, daß der Berliner Pöbel kein Fest ohne Tumult feiern könne.) Hamburg. Dem Bezwinger des seinem Käfig entsprungenen Kreutz- berg'schen Löwen, dem Fuhrmannsknecht Heinrich Rundshagen, wurde vom Polizei- Herrn in Hamburg mit einigen anerkennenden Worten eine Belohnung von 100 Thlrn. übergeben, welche ihm der Senat für seine muthige That bewilligt hat. Der Empfang dieser Summe brachte ihn aus seiner gewohnten Ruhe nicht heraus. Er bedankte sich mit wenigen Worten dafür und bat den Oberpolizei vogt, ihm 200 Schill, davon vorläufig aufzubewahren. A«S Qesterreichisch-Schleste«, 20. Octbr. Eine merkwürdige Hochzeit wurde unlängst in Babia-Gora bei Bielitz gefeiert, bei welcher die Braut 105 Jahre, dagegen der Bräutigam nur IS Jahre alt war. Das ist doch gewiß ein seltenes Pärchen. Von der Patriarchin-Braut erzählt man, daß sie noch vollkommen rüstig und in vollständigem Gebrauche ihrer geistigen und kör perliche« Kräfte sei; daß ihr äußere- Au-sehen einer rüstigen Frau von 50 Jahren gleiche, daß sie beinahe noch kein graue» Härchen besitze, «och niemals krank gewesen und eine entschiedene Verehrerin des in jener Gegend allgemein