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Das bade der spanischen Verschwörung. Spanische Truppen an der französischen Grenze. - Ein amerikanisches Urteil über bas Schuhbebürsnis der deutschen Landwirtlchast. - Eine amtliche spanische Mitteilung. Madrid, 5. Nov. Zur Fräse der in Perptgnan auf. gedeckten Verschwörung hat die spanische Reglern,«, der Presse eine Mitteilung zugestellt, in der cS u. a heißt: Die spanische Sicherheitspolizei hatte seit etwa vierzehn Dagen Kenntnis von einer angezettelten Verschwörung, deren einziges Ziel die Störung der öffentlichen Ordnung war. Die Ver- schwörer standen im Einvernehmen mit einigen wenigen in Spanten wohnenden Elementen. Das Wesentliche dabei ist daß die schwachen Minderheiten, die sich gegen das Regime aitflehnen durch Mangel an Kraft und durch das Fehlen einer angemessenen Stimmung in ihrem Versuche, die Ord nung zu gefährden, erfolglos blieben, und daß das Land rnhig weiterleben kann, in dem es nicht allein seiner Sicher heitspolizei vertrant, sondern auch der französischen Regie- rung, die die Gastfreundschaft, mit der sie die politischen Mchtlinge aufnimmt, nicht mißbrauchen lassen will. Die veröüch'lge Villa an der franzSfifch- fpanifchen Grenze. Paris, 5. November. Ueber di« Umstände, die zur Ber- haiinng des Obersten Marcia geführt haben, berichtet HavaS aus Perptgnan folgende Einzelheiten: Vor einiger Zeit hatte sich in einem Ort bet Perpignan, in der Nähe der spanischen Grenze, ein Spanier eine Billa gebaut, in der sich der Neneralstab, sowie mehrere Anhänger Marcias zusammen- sairden. Di« Polizei umzingelt« die Billa und verhaftete Marcta und fünf Perfckaen, die nach Perpignan geschafft wurden. Di« Durchsuchung der Billa ergab, daß dort ei« grobes LebcnSmittel, und Waffenlager angelegt worden war. Zwei Regimenter sind an die Grenze abgegangen. Der Grenz- übergang wird streng überwacht. Keine französische Zeitung gelangt nach Barcelona. Die spanischen Zeitungen stehen unter scharfer Zensur. Aus St. Laurent wird di« Verhaftung einer weiteren Gruppe von 14 Mann gemeldet. Explosivstoffe gefun-en. Paris. 8. November. Auf der Etseiibahnstrecke zwischen Telia und Agdo wurden fünfzehn Handkoffer mit Explosiv st offen und mehr«»en Dokumenten gefunden, die hier van spanischen Verschwörern zurückgelassen worden waren. Wie verlautet, werden die Verhafteten sich wegen unerlaubten Tragens von Waffen vor den französischen Gerichten zn ver- anlworten haben. Zn einer Ausiveisung der Verhafteten dürft« es nicht kommen. Verhastintp von Spanier« in Pari». Paris, 5. November. Hier sind gestern fünf Spanier ver haftet wurden. Nach dem »Petit Partsten" befinden sich fetzt in Haft 118 Verschwörer, darunter 80 Spanier und 38 Italiener. Unter den Letzteren befindet sich der ehemalige Faschistengeneral Beltrani, Nach einer Meldung des „Echo de Paris" ans Toulouse verhaftete di« französifchc Polizei die letzten Trupps der Verschwörer, die die spanisch« Greuz« überschreiten! Die Derleiluna -er Osthilfe -es Reiches. Der Oftansschuß vertagt seine Zustimmung. Berlin, 6. November. Im RetchStagSauSschuß für die Ost- sragcn gab Rcichsinnenminister Dr. Külz eine Ueberficht über die geplante Nntervertetlung der im Nachtrags Haushalt für 1928 für die Ostgebiete angeführten 32 Millionen Reichs mark idas sogenannte „Sofortprogramm"). Insgesamt sind nach dieser Ueberficht vorgesehen an Berwaltnngsmaß- nalpnen für Wohnungsbau 4 Millionen, für Gesundheits und Jugendpflege 1,04 Millionen, für besoudcre wirtschaftliche Maßnahmen 1,176 Millionen, für Ehaufseebanten 1.3 Mil lionen, für Hach- und Berufsschulen 600 000 Mark, für land wirtschaftliche Fragen 4,86 Millionen, für Wissenschaft. Kunst und Volksbildung 1,704 Millionen, für kirchliche Angelegen heiten 2L Milltoncn, für Schulbauten 6,74 Millionen, ins gesamt 24 Millionen Mark. An Kr e b i t m a ß n a h m e n sind vorgesehen als Hilfe für die ostprenßtsche Landwirtschaft 8 Millionen, für Industrie- nud Mittclsiandskredite 3 Mil lionen Mark. Davon für Industriehilfe für Ostpreußen l Million, für MtttelstandSkredtte für den Osten 2 Millionen, insgesamt also 8 Millionen Mark. Der Ausschuß kritisierte daS Sofort - Programm teilweise sehr scharf. ES bestände die Besorgnis, daß, wenn jehi der Ausschuß die 33 Millionen Reichsmark des Sofort- ProgrammS bewillige, später der ReichSfinanzminister er klären werbe, er hätte keine Mittel mehr für die anderen orderungen des Ausschusses übrig. Deshalb beschloß der «sschnh, die Ansttmmgng zu« Sofort-Programm zunächst »»Szusetze» und morgen erst de» Reichssinauzminister z« Vre«, ob es möglich »st. noch wettere Mittel für die Sredtt- waßnahmen d«S Mittelstandes flstfstg zu machen. Sollte dar tirichsftnanzmintster ein« gegenteilige Erklärung abgobe«, so wollten. Etwa 700 Separatisten haben über die Grenze gelangen können. lW. T. B.) Pariser Einladung Spaniens zur Tanger- Konferenz. London, 8. November. Wie die „TimeS" berichtet, sind die Verhandlungen ln der Tangerfrage so wett fori- geschritten, daß die französische Negierung -er spanischen Re- aierung nunmehr ein« Einladung für divekte Verhandlungen hat zugehen lassen. Diese Einladung sei von -er spanischen Regierung angenommen worden. Man habe vereinbart, so- bald zwischen der französischen und der spanischen Regierung ein Abkommen abgeschlossen worden kei, die britische und die italienische Regierung an den wettstren Besprechungen teil- nehmen sollte. (Tll.) Die neuen Kümpfe in Marokko. Paris, 8. Nov. Nach einem offiziellen KommuniqnS hat die Aufstanhsbewegnng in der spanischen Marokko-Zone eine Rückwirkung auf die auf französischem (hebiete ansässigen Beni Mcstara gehabt. Die Gegend von Malat-Amram, die erst am 1. November von französische« Truppen wieder besetzt worden war, war am Tage darauf das Ziel heftiger Angriffe, und zwar gingen mit den Beni Mestara auch Abteilungen des Stammes der Ghomara gemeinsam vor. Der Angriff konnte abgeschlagen werden. Aus dem mittleren Atlas wird ein leichtes Wiederaufleben der Kämpfe gemeldet. Ein spanisches offizielles Kommiiniqu« aus Madrid besagt, daß die spanischen Abteilungen «egen den Stamm der Beni Ider eine Offensive begonnen und die gesteckten Ziele erreicht haben. Die Lage im Westen des Rifgebietes sei jedoch noch immer verworren. Sämtliche Djeballah-Stämme solle« sich erhoben habe«. sW. T. B.) Scharfe Angriffe -es Syrien-Palüstina-AsmUees gegen Frankreich. Gens, 5. Nov. Der gegenwärtig hier weilende Vertreter des Syrien-Palästina-KomiteeS in Kairo, Schebib ArS- land, hat einen Brief an den französischen Soztalisten- führer Paul Boncour gerichtet, in dem er im Hinblick auf die pazifistische Haltung der französischen Sozialisten eine I n t e r v e n t i o n von diesen in Syrien fordert und scharfe Angriffe gegen die Haltung der französische» Sozialisten sowie auch gegen die französische Regierung richtet. In dem Briefe wird erklärt, daß bei dem gegenwärtigen Kriege nicht die Syrier die Angreifer seien, wie von den Franzosen behauptet werde. Frankreich führe «nnmehr seit bereits 18 Monaten in Syrien Krieg, der bisher 16 NW Opfer, ohne die vielen getötete« Frauen und Kinder gefordert Hab«. Hundert Dörfer seien zerstört worden, Damaskus sei völlig vernichtet. Nedcrall herrsche in Syrien große Rot. Paul Boncour wird in dem Brief aufgefordert, sich selbst nach Syrien zu begeben, um dort zn prüfen, ob die Mehrheit des syriskln:» Volkes hinter dem syrisch-palästinischen Komitee stände. Zum Schluß wird erklärt, die Haupisacl«; sei für das syrische Volk nicht die Einleitung von Verhandlungen, son dern die Erlangung der Freiheit. (T. U.) müsse dann eben der Ausschuß die im So-fort-Progrom« vor handenen 33 Millionen in anderer Weise verteilen. Skandalöse Behandlung sSchsischer Studenten in Rumänien. Am S6. Oktober wurde«, wie uns «nsere Berliner Schrist» lcitnng drahtet, drei sächsische Studenten in Con sta »za in Rumänien verhastet, weil der eine von ihnen das auf einem öffentlichen Platz stehende Denkmal des rumänischen KreihcitsdichterS Ooitz photographierte. Er wurde ans das Polizeirevier geschafft, und als er zu seinör Verteidi gung angad. daß er mit seinen deidenFrenndenaus einer Studienreise begriffen sei »nd «nr ans Berehrnng für Ovitz die «nfnahme gemacht habe, wnrde» seine beiden Freund« gleichfalls verhaftet. Alle drei wnrde« ohne weiteres Bcrhör »» einen Keller deS Polizeigefängnisses, in dem sich weder Stroh noch Decken befanden, festgesetzt und am darauffolgenden Tage mit »iele« Berdrecher« i« Viehwagen «ach Bukarest transportiert. Dort wnrde« sie sofort wieder ins Gefängnis abgeführt nud drei Tage ohne jegliches Berhör unter d«n gleiche» Um stände« scstgehaltc«. Nnr dadnrch, daß es ihnen gelang, ans her Fahrt unbemerkt einen an die deutsche Gesandtschaft adresfierte« Brief in den Postkasten «ersc« zu lassen, erfuhr die dcntsche Gesandtschaft den Vorfall. Als sie endlich nach »ieler Mühe befreit wurden, teilte «an ihnen ohne jegliche Entschädigung mit, daß ii« »nr zwecks Unlersuchung feft- geftcNt morde» seien. Dir Name» der drei Stndente» sind: «ndolf Lüderer aus «hemätttz. Fritz Meier ans »Ich,» -ach t. B. und Helmnt Handold ans Dresden. Zahlreiche Verhaftungen. Abschluß der RelchsIaa-b«ub-Fvhrertag«nj>. Kommt das Neichsschlligeseh? Von Edmund Leupolt, Dresden. TS ist ein Kennzeichen unserer Zeit, baß sie ernstem Ent scheidungen ans dem Wege geht. Und es erklärt sich au» ihrer geistigen Zerfahrenheit, daß die Angst vor Entscheidun gen sich am deutlichsten aus geistigem Gebiete zeigt. Daher die Unruhe und das Tasten tm Reiche der Schule. Was hier Neues ins Leben getreten ist an organischem Aufbau, da» ist durch politische Akte einer knappen Parlamentsmehrheit geschehen, die im demokratischsten aller Zeitalter sich einen Pfifferling darum scherte, ob die Neuordnung dem Empfinden breitester und weitester Schichten und der Volkswohlfahrt entsprach. Die notwendige Korrektur, die ein solches Ver fahre» nach natürlichen Gesetzen erfahren mußte, hat nur Sachsen nicht erlebt. Und so ergibt sich das eigenartige Bild, daß kein anderes Land innerhalb des Reiches solche Sehn- sucht nach einer Neuordnung seines Schulwesens durch ein ReichSschulgesetz hat als gerade Sachsen. Ist heute der parlamentarisch« Boden für ein solche- Gesetz bereitet? Die allgemeine Lage ist nicht günstig. Die Reichstagsparteien sind nicht die Länderparteien, aber sie müssen aufeinarider Rücksicht nehmen. Das Zentrum, daS in Preußen mit den Sozialdemokraten zusammen regiert, hat auch im Reichstage keine Neigung, es mit seinem Partner durch den Kamps um ein ReichSschulgesetz unnötigerweise zn verderben. Denn es hat in den Ländern überall seine Kon- fessionsschnlen behalte». Selbst in Sachsen. Die Sozialisten aber haben ein hohes Interesse daran, daß in ihrem Mnster- ländle Sachsen die weltliche „Gemeinschaftsschule" er- halten bleibt. Die anderen Parteien des Reichstages stehen Gewehr bei Fuß. So bleibt als Hauptkämpfer für die baldig« Verabschiedung eines Reichsschulgesetzes di« evangelische Elternschaft Sachsens! ES zeugt für die Schwierigkeiten, zu einem ReichSschulgesetz« zu kommen, daß heute der -ritte Entwurf eines solchen Gesetzes vorltegt. Ein kleiner Rückblick ist recht lehrreich. 1931 legi« ber Staatssekretär Schulz, ein Sozialist, einen Entwurf vor, der in wirklicher Sachlichkeit versuchte, das Problem — alle Neichöschulgesehcntwürfe sind Versuche, dir Quadratur des Zirkels zu lösen! — seiner Lösung näher zu bringen. Er fand eine schlechte Presse. Namentlich der Deutsche Lehrer» verein verdonnerte den Schulzschcn Entwurf in Grund und Boden. Schulz hat sich in seiner Broschüre „Der Leidensweg des Relchsschnlgesetzeö" darüber bitter beklagt. Man sagte, in dem Gesetze sei der „Grundsatz der Grundsatzlosigkeit" ver- ewigt. „Wenn man einem Feind de» Auftrag gegeben hätte: wie ist es möglich, das geistige Leben Deutschlands am ent schiedensten und sichersten niederznhalten? er hätte keinen besseren Entwurf machen können als diesen." Und die Deutsche Lehrerversammlnng. die zu Pfingsten 1921 in Stutt gart tagte, erhob gegen den Entwurf den „schärfsten Protest". Inzwischen hatte der Bildnngsansschntz des Reichstages seine Arbeiten an dem Entwürfe ausgenommen. Aber jahrelange Mühe brachte es infolge der Gegensätzlichkeit der Meinungen »nd Ser unglücklichen Zusammensetzung des Ausschusses zu keinem Ergebnis. ES war ein Graben im rinnenden Sand. Der während der Beratungen im Bildnngsausschutz ein- getretene Wechsel der Negierung macht« alle Arbeit zu einem Torso. Der deuischnational« Innenminister Schiele brachte nach Rücksprache mit ihm nahestehenden Schulpolttikern den be- kannten Entwurf vom Jahre 1928 (unter dem Namen Gürig- scher Entwurf bekannt». Während 1921 vor allem die Lehrer- vereinspressc den Sturmlauf getan, mar diesmal der Abwchr- kampf allgemeiner. Die gesamte Linke lehnte den neuen Ent wurf ab, und selbst gemäßigte Politiker der Mitte mußten gegen manchen seiner Sätze protestieren. Der Entwurf kam tm Reichstage nicht zur Besprechung. DaS Nechiskabinett ging. Die heutige Regierung kam ans Ruder. Und nun kam der demokratische Entwurf nach einem denlsch- naiionalen und einem sozialdemokratischen Vorgänger: der Kiilzsche Entwurf von 1926! Das Wort des großen Griechen: Nichts ist beständig ol der WechselI bewährte sich auch hier. Der Külzschc Entwurf geht nach dem einmütigen Zeugnis der Wissenden, dl« in der „Vossischen Zeitung", der „Hamburger Lehrerzeitnng" und anderen demokratischen Organen über den Entwurf ge schrieben haben, in den Hauptfragen a»f den Schulzschcn Ent wurf zurück, beschränkt sich aber auf die Kernsätze »nd über läßt die Regelung im einzelnen den Ländern» die das «besetz für ihre Bedürfnisse anSznbaucn haben werden. Der Entwurf zeigt in drei Stücken seine Verwandtschaft mit dem von 1921. In jenem hieß eS: „Die Volksschulen sind iÄemeinschafiSschiilcn, soweit sic nicht nach näherer Bestim mung dieses Gesetzes Bekenntnisschulen oder bekenntnisfreie Schulen bleiben oder werde». Die bekenntniSfrcien Schulen sind entweder weltliche Schulen oder Welianichaunngs- schnlen." Auch Dr. Külz hat in seinem Entwurf als Regel- schule die Gemeinschaftsschule festgelegt. Da da» Zentrum seinerzeit in Weimar gegen die Schulzsche Fassung protestiert hatte, weil es für seine zahlreichen Bekenntnis schulen fürchtete. Külz aber die umstrittene Fassung wicdcr- bringt. muß man wohl annehmen, daß er vom Zentrum — mit dom ja jedes Schulgesetz gemacht werden muß — Zu sicherung«« bekommen Hai. daß e« gegen diese Form keinen Einspruch erhebt. Schwieriger sin- die UebergangSbeftim- » — . - In Sstmwf-«ß kritisiert da, Sofortprogramm.