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VoiglliinWtr Anzeiger mr das aönialicke Berirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadttäthe z« für vas ^on.guwe -oez» Hlautn, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MeilllMMlizigfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag vou Moritz Wieprecht in Plauen. ISS 84. vttoier I8«l Donnerstag. werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — 'H'tsämter und Stadträthe, für welche der Boiatländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh- Für die auSwarUgen« KömgU^ C. § Diezel' in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff sei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher pranm-iw.-st, zu entricht«, ? durch die «ost 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr emgehen, werden in die Tag- darauf erscheinende Stummer ausgenommen, k^ter ^noedende^ Annoncen stnden m der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — .""gehende Annen , ^wdkrötbe iiir w?lch, der Voiotländiicke Anreiaer Amtsblatt ist. besteben die Geschäftsstellen in Vausa bei Lerrn Büraermeister Leb» Selbst auf die Gefahr hin, daß uns bei etwaigem Wechsel des bisherigen wunderschönen Herbstwetters der Aberglaube beschuldigt, wir hätten es beschrieen, müßen wir ein Loblied desselben anstimmen. Herz und Auge freuen sich, wenn man durch die Fluren wandelt und in langen, durstigen Zügen schlürfet die freie, die himmlische, elastische und selbst das Alter elastisch machende Luft. Dre Wintersaaten stehen ausnehmend schön, und wenn auch hie und da ein Feld- mäuschen über den Weg schlüpft, das wohl dem Landmanne die Freude etwas trübt, möchte man vor lauter Freude an dem „Altenweibersommer" jenem Thier- chen doch seine wenigen Lebenstage noch gönnen, bis Nässe und Kälte sie been digen, wenn es nur nicht gar zu zahlreich sich breit macht. Die Getreidepreise auf den großen Märkten gehen allenthalben zurück, wenn gleich Niemand ein gar zu tiefes Fallen hoffen oder fürchten darf. In Frankreich, am Rheine, in Ungarn und in den Nord- und Ostseehäfen war der Abschlag am stärksten, und die Enttäuschung ist da, wo man sich schon goldene Berge träumte, groß. Die sauersten Gesichter schneiden die Hopfenerzeuger, denn 40 Thlr. für den Centner gegen 200 Thlr. und mehr im vorigen Jahre ist denn doch ein gar zu großer Unter schied. Was dagegen mit den Aepfeln an die Weihnachtsbäume werden soll, wissen wir nicht. Die Kinder werden sich wohl Heuer mit Wenigem zufrieden stellen lassen müssen, da die Aepfelpreise wahrhaft enorm sind. Auf dem politischen Weltmärkte ist's flau. Die Jagdfeste in Compiögne sind vorüber, der Streit der Zeitungen darüber, ob Louis Napoleon und der Preußenkönig zwei Minuten oder zwei Stunden allein mit einander gesprochen, wirft nichts, auch gar nichts ab, ist für unsere Leser kein begehrter Artikel. Da soll nun die Krönung in Königsberg aushelfen! Was thun aber wir Sachsen damit, ob so und so viel schwarze und rothe Adlerorden ausgefallen sind, der französische Botschafter Mac Mahon, der Sieger von Magenta, vierzehn oder zwanzig große und vornehme Herren in seinem Gefolge gehabt, hunderttausend Franken mehr oder weniger zur Ehre seines kaiserlichen Herrn aufgehen lassen, die Krönung selber eine Million oder zwei gekostet hat? Die Königsberger haben ohne Zweifel dabei ihr Schäfchen geschoren, und die Berliner werden am Tage des feierlichen Königseinzuges die Zehntäusende von schaulustigen Fremden, welche das großartige Schauspiel an die Spree lockt, auch gehörig zu schröpfen gewußt haben. Wurden ja in den Zeitungen Fenster, aus denen man den Festzug mit ansehen konnte, zu 5 — 6 Friedrichsd'or das Stück ausgeboten! Und in einigen Tagen wird das KrönungS- und Einzugscapitel auch erschöpft sein, wovon sollen dann Zeitungen und Wochenblätter leben? Flau, urflau, schlechtes Geschäft! In Flottensachen ist mehr Leben, Bewegung und Umsatz. Bis jetzt sind an freiwilligen Beiträgen für eine deutsche Kriegsflotte im Ganzen in Deutsch land rund 163,000 Thlr. gesammelt worden. Das giebt freilich erst zwei Kanonenboote erster Klasse, ist also immerhin erst ein kleiner Anfang. Das thut aber nichts, es ist doch ein Anfang. Nur nicht nachgelassen, es wird schon werden. Die alten und reichen Hansastädte und Staaten Bremen und Hamburg sind bereits mit Preußen so gut wie einig über die Zahl der Dampfkanonen boote, die sie zur Flotte unter preußischer Führung stellen wollen. Auch die einzelnen Provinzen des Preuß. Staates bringen ihrem Könige zu seiner Krönung die Mittel zum Bau von Kriegsschiffen. Und nicht blos die deutschen Länder an der Nord- und Ostsee haben ein Interesse daran, daß in Kriegsfällen das winzige Dänemark uns unsere Häfen nicht versperre, auch wir im Binnenlande leiden darunter, der Fabrikant so gut wie der Landwirth, deren Waaren und Bieh dann nicht mehr über das Meer abgesetzt werden können. Im Nationalitätsdemonstriren, beziehendlich etwas Revolution spielen machen gegenwärtig die Polen stark. Es wird einem verständigen Menschen rein un möglich, zu begreifen, zu welchem Zwecke die Polacken, trotz des von den Russen über sie verhängten Belagerungsstandes, ihre Wühlhuberlieder in den Kirchen fort und fort singen und sich schaarenweise arretiren lassen. Wollen sie ein selbstständiges Polen wiederherstellen? Sollen Rußland, Oesterreich und Preußen gezwungen werden, die vormals polnischen Länder — Ost- und Westpreußen, die ganz deutsch sind, mit eingeschloffen — wieder herauszugeben? Solch' einen Gedanken kann doch wohl blos ein Wahnsinniger aushecken. Hat denn der polnische Adel, Bauer und Jude das Zeug, einen dauerhaften, civilisirten Staat herzustellen, der als Binnenstaat zwischen drei Großstaaten dir nöthige Lebenslust erschnappen kann? Was aber für Polen geschehen kann, will ja Alexander II. thun! Wie gesagt, es geht über den Geisteshorizont, solches Gebühren und Hetzenlassen zu fassen. Unserem einfachen Verstände nach wäre Sibirien ein passender Aufenthaltsort für die Wühlhuber, die das arme, unwissende polnische Volk ins Elend bringen. Leider sind die Hauptanstifter katholische Geistliche, die aus Glaubenswuth gegen die russischen Ketzer Hetzen. Aber auch ihnen könnte einiger abkühlender Aufenthalt in der Tundra oder bei den Tschutschken nichts schaden, Zeitungen. Sachsen. Dresden, 16. Oct. Leipzig hat nicht allein das Vorrecht, einen Zahnbürstenprozeß gehabt zu haben. Auch hier ist Aehnliches vorgekommen. Wiederholt sind hier Friseure gestraft worden, weil sie Kopfbürsten, Zahnbür sten und Rasierpinsel in ihren Schaufenstern ausgelegt hatten. — Um dem immermehr fühlbaren Mangel an Kupfermünze abzuhelfen, werden jetzt in der königlichen Münze eine große Menge Kupferpfennig- und Zweipfennigstücken geschlagen. Mit Anfang des nächsten Jahres kommen die kupfernen halben Neugroschen in Handel und Wandel. Eine in einem Bezirksgericht einer benachbarten kleinen Stadt erschienene Bauerfran war in Verlegenheit, wie sie den betreffenden Beamten, dem sie vor geführt wurde, zu tituliren habe, hörte aber gleichzeitig, daß derselbe von einigen der anwesenden Herren mit „Herr College" angeredet wurde. Als die Reihe an sie kam und der betreffende Beamte nach ihrem Begehr frug, leitete sie ihre kühne Rede mit „Herr College" ein, worüber natürlich unter den Anwesenden ein homerisches Gelächter ausbrach. Leipzig, den 17. October. Der verstorbene Kaufmann Schumann hier hat außer den der Stadt Leipzig vermachten 60,000 Thlr. noch 10,000 Thlr. zur Errichtung eines Kinderhospitals, 1000 Thlr. der Armenanstalt und 500 Thlr. dem Pensionsfonds des Theater-Orchesters testamentarisch hinterlassen. Leipzig, 18. Oct. Gestern Abend ^6 Uhr kam ein Extrazug auf der Anhalter-Bahn von Berlin hier an, welcher in zwei Packwagen für das hiesige BanquierhauS Frege u. Comp. 28 Fässer Geld, jedes mit 10,000 Thlr. in Silber, enthielt. Preußen. Danzig, 20. October. Ihre Majestäten sind heute Abend 6 Uhr hier eingetreffen und wurden von den Civil- und Militairbehörden der