Volltext Seite (XML)
Uhr in Eesche milich- werbs- n oder üller berger- Sstraße VoiglliiMcher AnztiM. Amtsblatt ffrr das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichlsämter und Stadträtde zu Plauen, Pansa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiundstekenziAer Fahrgang. chaelis Bl. verden t auch welcher §ros- kennt, befall. jsrliL ungs- angen l. ab- rrmen inigs- wird sliUNg Kinde > ge- nder- tgabe lintag er zu uen. einen zuge- Zdorf. istage seren nicht auch ins- Ge- und ihren tzsch- mit nden und eiche allen valte ;en Vrrantwsrtlicüe Reoaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt ercheint wöchentlich v.:rmal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preiS, welcher poäorua»- rLväo zn entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, I Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Numw.rr ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Köm;!. Genchtsämter und Stadträlhe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Iulius Guido Loren;, -n Llster'cerg bei Herr:. F. L. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herru Lhauffeegelder-Sinnehmer Holzmüller. Mittwoch. 140» 1?- September 1862. Politische Zeitbetrachtungen. 6. Louis Napoleons Präsidentschaft und Dictatur (1818—1852). Heute noch ein Staatsgefangener, morgen schon an der Spitze des Staats — so lautet es fast, wenn wir hören, daß nur dreißig Monate zwischen der Flucht aus dem Gefängnisse und der Wahl zum Präsidenten der franz. Republik verflossen. Wie erklärt man sich diesen plötzlichen Wechsel, der sogar vielen Franzosen unerklärlich erschien? Noch ist die Geschichte dieser Wahl mit all ihren geheimen und offenen Vorarbeiten nicht völlig aufgedeckt; aber was man schon jetzt mtt Sicherheit weiß, reicht hin, um einen Schluß auf die vorerst neck verborgen gebliebenen Fäden des Gewebes zu erlauben. Zwischen der Gefangenschaft und der Bewerbung um die Präsidentschaft erlebten Frankreich und halb Europa ekne jener unberechenbaren Erschütterungen, die man mit Recht ein Erdbeben in der politisch-sozialen Welt geheißen hat; ein furchtbares Gewitter, in dem sich der lange angehäufte electrische Stoff endlich entlud. Louis Napoleon begrüßte die Februarrevolution als ein glück verheißendes Ereigniß, das ihm zunächst wieder den Rückweg nach Frankreich öffnen, dann aber auch Hoffnung auf noch Größeres gewähren würde. Was er sich irrthümlich scbon von der Julirevolution versprochen, das sollte die Februarrevolu tion erfüllen. Sofort erscheint er in Paris und meldet sich bei der prov. Regierung schon den 28. Febr. 1848. „Tas Volk von Paris," so schreibt er an sie, „hat heldenmüthig die letzten Spuren res Einfalls der Fremden zerstört; ich eile aus der Verbannung herbei, um mich unter die Fahne der eben prcklamirten Republik zu begeben. Ohne anderen Ehrgeiz, als den, meinem Vaterlande zu dienen, zeige ich meine Ankunft den Mitgliedern der prov. Regierung an und versichere Sie meiner Ergebenheit für die Sache, die Sie vertreten, und meiner Svmpathien für Ihre Personen." Als man ihn höflich ersuchte, sich lieber wieder zu entfernen, antwortete er: „Nach 30 Jahren der Verbannung und Verfolgung glaubte ich ein Recht gewonnen zu haben, auf dem Boden des Vaterlandes wieder eine Heimath zu finden. Sie glauben, daß meine Anwesen heit in Paris Veranlassung zu Unruhen geben könne; daher entferne ich mich augenblicklich wieder. Sie werden in diesem Opfer die Reinheit meiner Absichten und meines Patriotismus erkennen." Das war der erste wohlberechnetc Schritt seinem Ziele entgegen; in diesen beiden Schreiben, die bald in den Blättern erschienen, wollte er die "Nation daran erinnern, daß der Neffe des Kaisers bereit sei, ihr zu dienen, und daß in dem dreifachen Wahlfpruch, zu dem er sich bekenne, der erste heiße: „Volks- sc uv era init ät." Von jetzt an war es seine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß sein Name nicht in Vergessenheit gerathe, daß er bei jedem günstigen Anlasse wieder austauche und von sich reden mache. Es galt also, sich in die consti- tuirende Versammlung wählen zu lasten. Tie erste Wahl lehnte er zwar ab, (11. Mai) er wolle vorerst, so schrieb er an die Constituante, in freiwilliger Verbannung die Republik sich befestigen lasten. Doch weigerte sich die consti- tuirende Versammlung, (20. Mai) seinen Brief an ihren Präsidenten anzuhören. „Wir wollen keine Briefe, weder von Orleans, noch von Louis Napoleon oder von sonstigen Privatpersonen". Aber schon am 8. Juni wählten ihn gleichzeitig drei Departements zu ihrem Vertreter, und am 10. Juni erwähnte man in der Nationalversammlung deS Gerüchts, ein Linienregiment in Troyes habe nicht, wie die Nationalgarde: „Es lebe die Republik!" sondern: „Es lebe Louis Napoleon!" gerufen. Der Kriegsminister Cavaignac zog die Thatsacke in Zweifel: „Ich bin weit entfernt, eine so furchtbare Anklage gegen einen meiner Mitbürger zu erheben. Ich glaube, ick will und muß es glauben, daß der Mann unschuldig ist, dessen Name auf so unglückliche Weise vorangestellt wurde; auch erkläre ich, daß ich Jeden dem öffentlichen Fluche weihe, der es wagen sollte, den Freiheiten des Landes mit frevelnder Hand zu nahe zu treten." Als die Versammlung bei diesen Worten mit dem stürmischen Zuruf: „Es lebe die Republik!" sich erhob, fuhr Cavaignac fort: „Ja, Bürger, ich weihe ihn dem öffentlichen Fluche! Die Geschichte bewahrt mehr Ruhm und Ehre für den pflichttreuen Bürger, der seinen Namen, seine Kräfte, sein ganzes Leben dem Heil und Glück der Republik widmet, als dem Unglücklichen, der fällig wäre, die Leiden des Vaterlandes zu seinem Vortheile auszubeuten." Daß für Louis Napoleon in der Hauptstadt und in den Provinzen schon damals mit allen Mitteln geworben wurde, war kein Geheimniß mehr. Man wußte, daß Bauern mit Fahnen zum Wahlplatze gezogen waren, auf denen ge schrieben stand: „Es lebe Napoleon!" Bei der-Mobilgarde, bei den Arbeitern wurde sür ihn gewirkt ; schon tauchte in Proklamationen der Name „Retter Frankreichs" auf; die Presse war in voller Thätigkeit für ihn; Lebens beschreibungen, Portraits, Journale wurden seine Herolde. Noch an demselben 10. Juni, wo Cavaignac seinen feierlichen Bannspruch ertasten hatte, wurden Abends in Folge von Zusammenrottungen über 100 Personen verhaftet, welche geheime Waffen bei sich trugen, von denen zwei von Straßburg her wohl bekannte Namen: Herr von Persigny und Lieutenant Laity. Zwei Tage darauf (12. Juni) schien ein Aufstand zu drohen im Namen oder unter dem Vorwande Louis Napoleons; Arbeiterhaufen durchzogen die Stadt und häuften sich in der Nähe des Palastes der Nationalversammlung. „Wir wollen den Bürger Louis Napoleon in die Versammlung geleiten!" erklärten sie. Hier hatte Louis Vetter, der „Repräsentant" (jetzt Prinz) Napoleon Bonaparte, Sohn des ehemaligen Königs von Westphalen, Jerome, sich seines Verwandten angenommen. Der Name Louis Bonapartes, erklärte er, sei allerdings ein Hebel geworden; besten die Wühler sich bedienten; die Partheien ergriffen ja bekanntlich jeden Anlaß zur Ruhestörung. Ob man denn Jemanden verant wortlich machen wolle für strafbare Thaten, die von Andern auf seinen Namen hin versucht werden? — Mitten in den Verhandlungen, als eben Lamartine sprach, vernahm man les war 5 Uhr Nachmittags) Trommelgewirbel vor dem Versammlungshause und hörte Flintenschüsse. Die Sitzung mußte unterbrochen werden. Nach einiger Zeit erhielt die Versammlung aus Lamartinens Munde die Erklärung: „Ein unglückseliger Vorgang hat unsere Sitzung unterbrochen. Drei Flintenschüsse sind gefallen, einer auf den Befehlshaber der Nationalgarde, der zweite auf die Brust eines braven Generals, der dritte ans die National garde, unter dem Geschrei: Es lebe Kaiser Napoleon! Dieß ist das erste Blut, welches die Februarrevolution befleckt, aber es ist wenigsten- nicht im Namen der Freiheit geflossen." Lamartine schlug nun der Versammlung die Genehmigung eines Dekretes vor, das den Justizminister beauftragte, das Gesetz von 1832 zu vollziehen, worin die Verbannung LouiS Bonaparte s vom Boden Frankreichs erneuert worden war. In den Beweggründen dieses Dekretes heißt eS: Frankreich wollte in Ruhe und Ordnung die republikanische und volkSthümliche Regierung begründen, ohne durch Ansprüche eines dynastischen Ehrgeizes gestört zu werden; solche Ansprüche könnten nur Faktionen llervorrufen und unwillkürlich den Bür