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Ragusa, 9. September. Der Kürst von Montenegro hat alle ihm von Liner Pascha gestellten Bedingungen angenommen. Das darauf bezügliche Do- cument ist dem Serdar überbracht worden. Belgrad, 10. September. Die Schlußresultate der Konstantinopler Conferenzen sind telegraphisch bekannt worden. Die Türken geben in Serbien die Bergfestung Sokol und die Festung Uschitza auf, behalten dagegen die Donaufestungen, besetzen aber nur die Festung Belgrad. Die türkischen Ein wohner verlassen entschädigt die Stadt. Der Festungsrayon wird erweitert. Die Stimmung ist ruhig; Kriegsaussichten sind keine vorhanden. Amerika. Das Krieg-glück hat rasch umgeschlagen. Es wird be richtet, wie folgt: London, 9. September. Nach weitern Berichten aus New-No-rk vom 30. v. M. gelang es dem unionistischen General Macdowell, mit seinem Armee corps zwischen die Streitkräfte der Südlichen bei ManassaS-Junction und deren HauptcorpS einzudringen, worauf eine Schlacht erfolgte, in welcher die Südlichen auf allen Punkten in die Flucht geschlagen wurden. Den nördlichen Generalen Burnside und Pope gelang es, den Feind bei ManafsaS zu durchbrechen und sich mit der Armee Mac Clellan's bei Centre ville zu vereinigen. Es fand eine Schlacht zwischen den Divisionen Hecker's, Sumner's, Sturge'S und den Südlichen statt, in welcher letztere geschlagen und aus der Umgegend von Manafsas vertrieben wurden. Die Unionisten räumten Baton-rouge, die Stadt wird aber nicht zerstört werden. Der Präsident der Südlichen, Davis, erließ einen Befehl, gefangene Offiziere der Unionisten zu hängen, falls sie in Regimentern von Negern com- mandirt haben. Der officielle Bericht des Generals Pope bestätigt, daß die wichtige Schlacht bei Manafsas den ganzen Tag gedauert habe und daß schließlich die combinirten Streitkräfte der Südlichen in die Flucht geschlagen worden seien. Der Ver lust der Unionisten wird auf 8000 angegeben und hinzugefügt, daß der der Südlichen wahrscheinlich das Doppelte betragen habe. Die Südlichen waren in der Defensive geblieben und alle Angriffe von den Unionisten gemacht worden. — Der „Great Castern" ist nicht verbrannt, sondern hat nur Havarie erlitten. Oertliches. Zedanken bei der Aundsteintegung unserer Turnhalle. Ein Mahnruf an all' meine Turnbrüder! Seit einigen zwanzig Jahren — also seit meiner frühesten Zünglingszeit bis ins gereiftere ManneSalter — tummle ich mich auf unserm gewiß schönen Turnplätze herum, habe alle Stadien des so vielbewegten Turnerlebens durch lebt, vom erhabensten Momente bis zur niedrigsten Gemeinheit, von der höchsten Lust und Freude bis zum bittersten Wermuthstropfen des Leides und Schmerzes. Und so kann und darf wohl gerade ich nicht schweigen bei einem so wichtigen Ereignisse, wie das unserer Grundsteinlegung, wenn auch meine Zeit und der Raum diese- Blatte- mir nur Andeutungen gestatten. Ein Grundstein wurde für die Turnerei Plauens schon im Jahre 1834 gelegt, als es den rastlosen Bemühungen Einzelner gelang, in Plauen das Turnen einzuführen. Man bauete und bauete immer weiter und siehe, gar bald entstanden Turnplätze über Turnplätze, weheten auf fast allen Bergen unseres lieben Voigtlandes die rothweißen Flaggen als Zeichen, wie in unschuldiger Freude der physischen Verkommenheit des menschlichen Geschlechts gesteuert und ein frisch, fromm, fröhlich, freies Volk herangebildet werden sollte. Allein der schöne Zweck, das wahrhaft edle Ziel des Turnens wurde von den Turnern selbst gar bald aus den Augen verloren. Denn in halsbrcchenden, staunen erregenden Kunststücken suchte der Turner sein Heil, erkannte er das höchste Ziel seines physischen Strebens und, wie der nicht flügge Vogel beim voreiligen Versuche des Fliegens Gefahr läuft, sein junges Leben aufs Spiel zu setzen, so erging e- gar manchem u n geübten Turner, der, wenn auch nicht gerade das Leben, so doch einzelne seiner gesunden Gliedmaßen verlor. Dieß aber gerade machte dm Schwächlichen bedenklich, dm Amgstlichm muthloS, den Feinden des Turnen- aber gab eS eine scharfe Waffe. Die Flaggen erbleichten und ver schwanden, die Turnplätze verödeten und auf so manchem Tummelplätze der fröhlichen Jugend weidete und scherzte der weltbekannte voigtländische Stier! — Erst der Neuzeit ist eS gelungen, namentlich seit auch die Regierung da- rationell betriebene Turnen unterstützte, dem letzter» wieder Ansehen und Geltung zu verschaffen, und so sind wir auch heute auf einem Punkte angelangt, der einem fühlbaren Bedürfnisse abhelfen und dazu beitragen soll, daß das Turnen durch Witterung-Verhältnisse nicht unterbrochen werde. — Wie sich nun auf den Grund stein unserer Turnhalle ein Stein an den andern reiht, und nur durch die innigste Verbindung unter sich der Bau gedeihen und vollendet werden kann, so muß auch eine Turnübung sich an die andere anreihen und die folgende mit der vorhergehenden in gar inniger Verbindung stehen, soll da- erreicht werdm, wa- durch da- Turnen in physischer Hinsicht erreicht werden soll und kann. ES mahnt uns also die Grundsteinlegung vor allen Dingen, da- Schulturnen . zu Pflegen. Da- Wesen des Schulturnens aber besteht nicht allein in dem Aneinander- reihen und in den verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Turnübungen zu einander, sondern eS ist hierbei eben so auch auf den Wechsel der Hebungen in Bezug auf die durch dieselben zu erregenden und zu stärkenden Muskeln und Glieder zu achten, also die sogenannte Heilgymnastik im Auge zu haben. Hierzu aber sind schon ziemliche anatomische und diätetische Kenntnisse erforderlich uitd es ist gewiß tief zu beklagen, daß die so populär und doch dabei gründlich ge haltenen Vorträge des Bezirksarzts Hrn. vr. Pfaff, wegen in dem Später» mit zu findenden Gründen, eingestellt worden sind. Auf dem Turnplätze allein und bei den Uebungen selbst kann dieß nicht erlernt werden ; wem aber diese Kenntnisse abgehen, der sollte nicht zum Vorturner gewählt werden, sollte es aber auch nicht annehmen, denn der ziemliche Vorrath erlernter und correct ausgeführter Uebungen sind das Wenigste, was die Kunst des Turnens von einem guten Vorturner verlangt. Darum sei nicht stolz auf Deine Forceübungen und sieh' nicht mit geringschätzendem Lächeln auf diejenigen Deiner Turnbrüder herab, die vermöge ihrer Körperconstitution oder sonst gewichtiger Gründe Dir zwar an Gewandtheit und Kraftäußerungen nachstehen, im Uebrigen, in dem einen Wahren aber Dir weit, weit vorausgeeilt sind, sondern bestrebe Dich, auch hier das Beste möglichst zu erreichen, dann wirst Du auch als Schauturner um so höher dastehen. — Wie die Baumeister nicht nur die Steine und Hölzer auf- und ineinander fügen, sondern auch die Tragkraft der Mauern und des Balkenwerkes kennen müssen, so muß auch der, der beim Turnen mit bauen Helsen will, die Tragweite der einzelnen Uebungen genau kennen und es mahnt uns die heutige Grundsteinlegung auch, tüchtige Vorturner im allumfassendsten Sinne des Wortes an die Spitze zu wählen. Die theilweise Verödung der oft mit schweren Geldopfern eingerichteten Turnplätze findet in dem bisher Gesagten keineswegs seine volle Erledigung. Wir können und dürfen eS uns heute bei so wichtigen! und in das Turnleben so tief eingreifendem Ereignisse nicht verhehlen, daß an dem früheren Verfalle des Turnens die Turner selbst deshalb auch Schuld tragen, weil sie fremdartige, politische Zwecke hereinzogen. Es soll hiermit nicht etwa gesagt sein, daß sich der Turner aller und jeder Politik enthalten soll. Was Vaterlandsliebe und Vaterlandstreue erwecken, nähren und erhalten kann, das soll und muß, wie jeder gute Staatsbürger, vor allen auch der Turner treiben, um sich in die heilige Begeisterung zu ver setzen, für sein theures Vaterland Gut und Blut, ja selbst das Leben opfern zu können. Aber er soll sich nicht von einzelnen überspannten Köpfen, die, bei Lichte beschaut, nur selbstsüchtige Zwecke verfolgen, übertölpeln und zu unsinnigem Gebühren Hinreißen lassen. Jede politisch erregte Zeit ist insofern der Turnerei von jeher günstig gewesen, weil sie in der Regel eine größere Betheiligung am Turnen herbeiführte. Daß die letztere aber nicht um des Turnens willen ge schah, hat ja die Erfahrung mit unauslöschlichen Zügen niedergeschrieben.' Nur wenig Getreue blieben der Turnerei, hatte die Aufregung ihr Ende erreicht. Und jene Eintagsfliegen im Turnerleben hattm beim Eintritt der Reaction nicht einmal das Herz, sich Turner zu nennen und mieden ängstlich die Lcinwand- jacken, um nicht als das zu scheinen, womit sie selbst den Turner gebrand- markt hatten. Noch nicht überall also, wo die Turnplätze verödeten, waren die Turner vom rechten Geiste durchdrungen. Es scheiterte die gute Sache am Mißbrauche. So nicht in unserm Plauen. Wenn auch einzelne aufgeregte Geister, die es ja in jeder Corporation giebt, zu einer gewissen Zeit auch hier Mißbrauch mit der so edlen Turnerei treiben wollten, so war es doch der gesunde, vernünftige Sinn unserer Wackern Turnerschaar, daß die Ansichten jener nicht zur Durch führung gebracht werden konnten und so kam es denn, daß die hiesigen Turner, wenn auch nicht ohne alle Modifikation, sich ungestört der Turnkunst hingeben konnten und durften. — Nur Raum und Zeit, d. h. Platz und Jahreszeit, störten die Turnübungen in unserer Stadt. Diesem Uebelstande wird, wie wir heute recht froh empfinden, in nächster Zeit abgeholfen sein. Zwar schien dieses Ziel vor wenig Monden noch gar weit hinausgerückt, doch behielt der gesunde Sinn die Oberhand. Und so haben wir die heutige Grundsteinlegung sicher nur dem Umstande zu danken, daß die Turnerschaft PlauenS mit ihrer Behörde Hand in Hand ging. Darum mahnt uns die heutige Grundsteinlegung, fort und fort nur dem vernünftigen Fortschritte zu huldigen. Möchten diese aus wohlmeinendem Herzen niedergeschriebenen Andeutungen dazu beitragen, daß das Turnen in unserem Plauen im rechten Geiste betrieben werde und somit zu einem recht segensreichen Gedeihen gelange. Dann werden all' die Opfer, welche Stadt und einzelne Bewohner dieser guten Sache dar bringen, gerechtfertigt erscheinen. Herr Musikdirector Mahler hat ein großes Concert mit ca. 90 Mann Orchester am 18. dS. Mts. in der Sängerhalle angekündigt und dem Vernehmen nach hierzu tüchtige Kräfte von den Musikchören in Schleiz, Zwickau, Glauchau, Reichenbach und Hof gewonnen. Von den Musikfreunden war eS noch nicht vergessen, welche schöne Wirkung das große Jnstrumentalconcert am letzten Sängerfesttage hatte und diese mögen sich wohl ein solches Concert, wie eS in