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Voigtländ i schcr AnzeM. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht z» Plauen, sowie für die Königlichen Gericht-ämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiuiWeüenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue». Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnemeutSprei», welcher priion»»- rauäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi« Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags daraus erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Julius Guido Lorenz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Ginuehmer Holzmüller. Sonnabend. 144« 13. September 186T. Zeitungen. Sachsen. Seit 1855 und 1856, zu welcher Zeit der bekannte Apostel der religiösen Secte der Irvingianer, der Techniker Max von Pochhammer aus Berlin, in Leipzig vielfach verkehrt und für seine Lehren Propaganda gemacht hat, existirt auch daselbst ein kleiner Kreis seiner Anhänger, die sich selbst „Apostolische Gemeinde" nennen, und eine Vereinigung aller christlichen Kirchen und Secten auf Grund der heiligen Schrift, nach welcher alle Getauften zu sammen die Eine heilige allgemeine und apostolische Kirche bilden, anstreben. Diese apostolische Gemeinde hat seit jener Zeit zu wiederholten Malen um die Erlaubnis; nachgesucht, sich zu religiösen und erbaulichen Zwecken regelmäßig versammeln zu dürfen, hat aber stets mit Rücksicht auf die entgegenstehenden gesetzlichen Bestimmungen abfällig beschicken werden müssen. Nachdem auch ein späteres Gesuch derselben um staatliche Anerkennung vom königlichen Cultus- ministerium abgeschlagen worden war, haben sich die Mitglieder jener Gemeinde mit ihrem Gesuche neuerdings an Se. Maj. den König gewendet, und dieser hat jetzt, wie wir vernehmen, genehmigt, daß ihnen die Abhaltung einzelner zu gemeinsamer Erbauung im Sinne ihrer Ueberzeugung bestimmter Versamm lungen, jedoch ohne alle kirchliche Form und Ceremonie, versuchsweise so lange nachgelassen werde, als sie sich innerhalb der durch die bestehenden kirchenpoli zeilichen Vorschriften für derartige Zusammenkünfte gezogenen Schranken halten. In Chemnitz haben sich 31 der angesehensten Strumpfwaarengeschäfte, welche hauptsächlich für den Export arbeiten, dahin geeinigt und sich gegenseitig verbunden, die Facturen-Steuer von einem Dollar, welche die Regierung der vereinigten Staaten von Nordamerika neuerlich decretirt hat, sowie auch die entstehenden Legalisirungsspesen nicht selbst zu zahlen, sondern dieselben den Empfängern der Facturen oder Waaren zu berechnen. Glauchau, 8. Sept. Gestern hatten sich hier etwa 40 Mitglieder des Deutschen Schützenbundes aus Sachsen und Thüringen (aus den Städten Alten burg, Glauchau, Borna, Waldenburg, Gößnitz, Melzen, Schneeberg, Zwickau und Pollwitz) versammelt, um sich über ein im kommenden Jahre zu veran staltendes größeres Schießen für Sachsen und Thüringen zu berathen. Es wurden hierbei die Bundesmitglieder Altenburgs ermächtigt, die hierzu geeignete Stadt sobald als möglich zu bezeichnen, sowie die Vorbereitungen zu diesem Fest, bei welchem mindestens 10—15 Scheiben aufgestellt werden sollen, sofort in Angriff zu nehmen. Für den Nachmittag war dann ein Schießen auf drei Scheiben, bei zwei aus freier Hand, einer aufgelegt geschoßen, veranstaltet. Die Betheiligung bei diesem Schießen war eine so starke, daß die drei Scheiben bei weitem dem Bedürfniß nicht genügten und mancher Schütze sich mit wenigem Schuß begnügen mußte. Auf die Mannsscheibe, Freihand, erhielt der beste Schütze, Gastgeber Neugebauer auS Zwickau, als Ehrengabe einen silbernen ! Becher. Gegen 7 Uhr traf von dem Ehrenpräsidenten des Deutschen Schützen bundes, dem Herzog Ernst von Sachsen-Koburg-Gotha, die telegraphische Ant wort auf eine Mittags an denselben gerichtete Depesche ein. Dieser freundlichste Gruß des Herzogs konnte nur den schönen Eindruck des ganzen Festes erhöhen. Plauen. Hauptverhandlung den 16. Sept. Vorm. 9 Uhr wider Wil helm Robert Fickert aus Oelsnitz wegen Diebstahls. Plauen, 10. Sept. Am heutigen 4. Extraviehmarkte waren 651 Stück Ochsen, 165 Stück Kühe, 210 Stück Schaafe und 71 Stück Schweine zum Verkaufe aufgestellt. ' Thüringen. Weimar, 10. September. In der heutigen Sitzung des Congrefses der deutschen Volkswirthe wurde Kolb'S Resolution: stehende Heere seien ruinirend und dem Zwecke ungenügend, dagegen das schweizer Wehr system empfehlenswerth, angenommen, mit einem von Gögg beantragten Zu satze: zum Militärdienste untauglichen Personen Geldbeitrag aufzulegen. Frankfurt a. M., 2. September. Die Wirkungen des amerikanischen Krieges, insbesondere das Ausbleiben der amerikanischen Baumwolle, machten sich auch auf der Frankfurter Messe, deren Bedeutung zwar, wie die aller Messen, infolge des durch die Eisenbahnen erleichterten Verkehrs von Käufern und Verkäufern abgenommen hat, jedoch noch immer ein sosides Mittelgeschäft darbietet, besonders im Baumwvll-, Seiden- und Leinengeschäft geltend. Die Süddeutsche Zeitung bringt über den Verlauf der Messe folgende Bemerkungen: „Die Baumwollwaaren haben durchgängig einen Aufschlag von 25—30 Proc. erfahren, bei manchen Artikeln, wie SarsenetS und Shillings, sogar 50 Proc., trotzdem waren beide Artikel sehr gesucht und wurden stark verkauft, die Groß händler hatten noch Vprrath und gaben billiger ab, als sie heute beziehen können. In Calicots war die Nachfrage sehr groß; das bescheidene Kattunkleidchen muß jetzt sehr subtil behandelt werden, die Elle ist 2—3 Kr. aufgeschlagen und der Aufschlag muß noch weiter gehen, wenn keine Baumwolle aus Amerika an kommt, wozu vor der Hand schlechte Aussichten sind. Großh. Hessen. Darmstadt, 7. September. Es unterliegt nun nach den Ergebnissen der bisherigen Wahlen zur Zweiten Kammer der Stände keinem Zweifel, daß die „Fortschrittspartei" als Mehrheit in dieser Kammer auftreten wird. Italien. Alle Briefe aus Turin bestätigen es, daß die Wunde Gari- balvi's sehr schwer sei. Paris, 10. September. Nach Turiner Meldungen von gestern bringt die „Italia" einen ausführlichen: Bericht über den Kampf zwischen den königl. Truppen und den Garibaldianern bei Aspromonte. Hiernach haben die Truppen 5 Todte und 25 Verwundete gehabt; die „Rebellen" zählten 20 Verwundete, während die Zahl ihrer Todten noch unbekannt ist. Turin, 6. Sept. Garibaldi und die Seinigen werden nun definitiv vor dem als höchsten Gerichtshof eingesetzten Senat erscheinen. Ein franz. Abendblatt veröffentlicht einen Bericht von dem Treffen bei Aspromonte, der den General Garibaldi selbst zum Verfasser hat und dessen Glaubwürdigkeit aus jedem Worte, aus jeder Zeile deutlich spricht. Aus diesem Bericht geht hervor, daß Garibaldi, wo er sich mit seinen Adjutanten befand, die Freiwilligen verhinderte, auf die Truppen zu schießen, und daß er, mit diesem Werke des Friedens beschäftigt, von den Kugeln der Piemontesen ver wundet wurde. Ein ernster Kampf jedoch zwischen den Freiwilligen und den Truppen fand an dem Flügel statt, wo weder er noch seine Adjutanten hinge langten. Nun ist das Räthsel vollkommen aufgeklärt! Die Ost-Deutsche Post bringt aus Paris wieder ein „reichhaltiges Schreiben zur Situation," worin der maßlose Jubel des Kaisers über Garibaldi'S Sturz geschildert und unter anderm berichtet wird, daß die Kaiserin Eugenie an dem Tage, wo die Nachricht eintraf, 5000o Fr. der von ihr gegründeten Stiftung für arme Kinder zugesandt hat. Türkei. Die Türkei scheint vorläufig wieder einmal zur Ruhe kommen ' zu wollen, wie nachstehende Nachrichten aus Ragusa und Belgrad beweisen: