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«88 als Beweis meiner innigen Theilnahme und meiner Hochachtung, mit der ich bin Ihr wohlgewogener Napoleon. Der Hr. vr. Hertel „dem erlauchten Genossen, der es so weit gebracht," in etwas sehr überschwenglichen Worten ein Hoch gebracht, hielt es Hr. Vr. Völk für gut, sich iu folgender Weise zu äußern: Wir sind überrascht durch die Eröffnung von Westen her — von einem Studiengenosfen, der es weiter als wir alle brachten. (Heiterkeit.) Wir muffen sein Gefühl ehren, um so mehr, als eS von einer Stelle kommt, die zu den erhabensten in Europa gehört. Aber wo deutsche Männer versammelt sind, da muß vor allem im Herzen leben das Nationalgefühl. (Stürmische, endlose BravoS.) Fern sei es, das in offensiver Weise zu sagen. Wir sind nicht in allen Anschauungen einig, aber Eines Sinnes sind wir in allem, was Deutsch lands Einheit, Macht und Größe betrifft. (Bravo! Bravo!) Darum hoch vor allem das ganze deutsche Vaterland! (Begeisterte Hochrufe.) Oesterreich. Wien, 2. September. Die „Lith. Corresp." meldet: „Durch die jüngsten Vorgänge in Italien ist die Stimmung in Süd-Tyrol wieder sehr unheimlich geworden. Die Geistlichkeit nimmt so entschieden gegen die Regierung Partei, daß namentlich die herumwandernden Bettelmönche beinahe als Garibaldi'sche Agenten betrachtet werden können. Unter sechs verhafteten Agitatoren befinden sich auch drei FranciSkaner, welche der Polizeibehörde in Innsbruck überliefert worden sind. Andere haben sich der Arretirung durch eilige Flucht über den Gardasee entzogen. Italien. Turin, 30. August. Es wird keine uninteressante Notiz sein, daß der Kriegsminister denjenigen Soldaten, welche am ersten Gefecht gegen die Garibaldianer bei St. Stefano theilgenommen haben, die Tapferkeitsmedaille verlieh. — Piemont ist von Truppen entblößt. Während 36,000 Mann nach Sicilien abgingen, mußten zugleich 40,000 Mann nach Neapel geschickt werden. In Spezzia begann ein Aufstand (wahrscheinlich um Garibaldi zu be freien) ; zwei Kriegsschiffe nahmen vor dem Fort Varignano (in dem Garibaldi sich befindet) Stellung und machten dem Zusammenlaufe ein Ende. Aus Messina vom 4. Sept, wird gemeldet: Gefechte zwischen den königl. Truppen und mehrern Colonnen Garibaldianern haben stattgefunden; überall wurden die Banden zerstreut und die Chefs derselben zu Gefangenen gemacht. Der Augsburger Allgem. Zeitung schreibt man aus Turin vom 3. Sep tember: „Es wird versichert, Garibaldi werde hier aüf sein Ehrenwort, sich vor Gericht zu stellen, freigelaffen werden. Wenn dem König und der Nation diese Genugthuung geworden, wird er nach Caprera gehen und eine Amnestie für alle Theituehmer erfolgen. Menotti's Wunde ist bedenklicher, als die seines BaterS." Mancini, Crispi und Ferrari haben sich Garibaldi als Vertheidiger angeboten. Frankreich. Paris, 4. September. Der „Esprit Public" behauptet, daß im französischen Ministerrathe beschlossen worden sei, die Besetzung Roms durch die französischen Truppen noch einige Zeit fortdauern zu lassen. Paris, 2. Sept. Die römische Partei bei Hofe ist mehr als je zu einer schroffen Haltung disponirt. Man spricht in dieser Beziehung viel von einer Unterredung, die Marquis Pepoli mit der Kaiserin hatte. Als u. A. der ital. Minister anführte, „ganz Italien wolle Rom oder den Tod," antwortete die Kaiserin mit großer Entschiedenheit: „Nun, dann wird Italien sterben, denn Rom bekommt es nicht!" Paris, 5. Sept. Den neuesten Nachrichten der „Presse" zufolge sind in mehrern Städten Siciliens Unruhen ausgebrochen. Belgien. Löwen, !. Sept. Der Dirigent des hiesigen Leihhauses ist vorige Wocbe verschwunden und hat den Baarbestaud von 280,580 Frks. bis auf wenige Franken mitgenommen. Seine zurückgelassene Frau ist verhaftet. Rußland. Die russische Armeereduction vermindert den Effectivstand im Ganzen um 20,000 Mann. England. London, 5. September. Mit dem Nova Scotian ein getroffene Berichte aus Newyork vom 27. August melden, daß l5,000 Süd länder in Kentucky eiugefallen seien. Der unionistische General Morgan hatte ein Corps der Südländer bei Cumperland Cap zurückgeworfen. Die Indianer von Minnesota sind im Aufstande. In den Nordstaaten werden die Werbungen lebhaft betrieben. Präsident Lincoln soll erklärt haben, daß er die Aufrecht erhaltung der Union wolle; man möge die Sklaverei abschaffen, oder zum Theil oder ganz beibehalten, wenn nur durch eins dieser Mittel die Union erhalten werden könne. (Ein am 6. Abends in Plauen eingetroffenes Privattelegramm lautet: Südliche siegreich vor Washington.) Zeitungs-Allerlei. Der Teufel in Westphalen. Der unweit des Dorfes F. in West phalen ansässige, seiner lustigen Schwänke halber weit und breit bekannte und beliebte Landwirth Schulte — V. ist wegen Störung und Verhöhnung einer gottesdienstlichen Handlung der Staatsanwaltschaft denuncirt worden. Dieser Denunciation liegt der nachstehende Thatbestand zu Grunde: Im Mai d. I. begab sich dem jährlich wiederkehrenden Gebrauche gemäß ein großer Theil der katholischen Gemeinde von F. in Procession nach der zum Andenken an höchst wunderbare Wunder gestifteten Annencapelle. Am Wege dorthin liegt das große Gehöft deö Schulte — V., welcher, selbst Mitglied der katholischen Gemeinde, mit dem zeitigen Pfarrer sich nicht vertragen kann. Beide sind erbitterte Geg ner, und der Pfarrer hatte kurz vor dem Processionstage von der Kanzel herab über den deutlich genug gezeichneten Bösewicht, welcher die Existenz des per sönlichen Teufels — ein Lieblingsthema des Pfarrers — zu bezweifeln ge wagt, den Stab gebrochen. Wie nun der Theil der Procession, in welchem sich nur Frauen und Kinder befanden, bei der Biegung des WegeS nahe an den Baumhof des Schulte — V. gelangte, da stieg plötzlich über der dichten Dornenhecke eine grausige Erscheinung auf. Der leibhaftige gehörnte schwarze Teufel. Zwar war der Menschenfeind nur wenige Secundcn, den Betenden grinsend 'zunickend, sichtbar, allein schon stürzte Alles in wildem Schrecken schreiend von dannen. Die herbeieilenden Männer, welche, Einer auf des An dern Schultern steigend, über die Hecke hinwegsahen, vermochten keine Spur von dem Gottseibeiuns zu entdecken: der Pfarrer aber, welcher es keinen Augen blick bezweifelte, daß sein Widersacher sich einen verwegenen Spaß erlaubt habe, stieß bei dem von ihm angestellten Verhöre auf die unglaublichsten Angaben, keineswegs geeignet seinen Verdacht zu bekräftigen. Namentlich die Weiber be standen mit leidenschaftlicher Heftigkeit darauf, daß sie den echten und nicht einen uachgemachten Teufel gesehen hätten; die Eine wollte beschwören? daß der Unhold tellergroße glühende Augen, die Andere, daß er einen Wolfsrachen von Feuer und Flammen gehabt hätte. — Der Pfarrer erntete, was er gesäet, nicht umsonst hatte er „den Teufel an die Wand gemalt." Seine alles An halts entbehrende Denunciation wird voraussichtlich erfolglos sein. Die Bauern von F. aber sind klüger, als ihre Vorfahren gewesen sind. Vor zweihundert, vielleicht noch vor hundert Jahren wäre auf die Insinuation des Pfarrers hin der Schulte — B. todtgeschlagen worden; jetzt zupft man ihn am Aermel und murmelt: Nachbar, Ihr seid doch ein Teufelskerl! Bekanntmachung. Daß der auf den 26. dieses Monats zum freiwilligen Verkaufe der zum Nachlasse weil, des Webermeisters Heinrich Gottlieb Horlbeck aus Netzschkau gehörigen Flurparzellen Nr. 280, 398, 399 d. 399 e. und 405 des Flurbuchs für Brockau öffentlich ausgeschriebene SubhastationStermin auf Antrag der Horl- beckschm Erben nicht sowohl an hiesiger Amtsstelle, als vielmehr an Ort und Stelle, wo die einzelnen Grundstücke gelegen sind, abgehalten werden soll, wird hiermit öffentlich bekannt gemacht und dabei noch bemerkt, daß zugleich mit dem Flurstücke Nr. 405 die xertinentiallter dazu gehörige Parzelle Nr. llO des Flurbuchs für Netzschkau mit 145 ^Ruthen Flächeninhalt zum Verkaufe gelangt. Elsterberg, den 1. September 1862. Königliches Gerichtsamt daselbst. F. B. Steinhäuser, Ger.-A. Geipel, Act. 7 Verpachtung der Rathskellerwirthschast zu MühlttU Die hiesige Rathskellerwirthschast füll aus LL. dieses Monat- anderweit auf 6 Jahre, vom 2. Februar 1863 bi- 2. Februar 1869, verpachtet werden. Pachtliebhaber, welche sich über ihre Verhältnisse genügend auSzuweisen vermögen, werden hierdurch eingeladen, gedachten Tages Vormittag- 10 Uhr au hiesiger RathSfielle sich einzufinden, ihre Gebote zu eröffne« uud um 12 Uhr Mittag- des Zuschlag- an den Meistbietenden, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, gewärtig zu fein. Die Bedingungen, unter welchen die Verpachtung erfolge» soll, werden im Termine bekannt gemacht werden, und sind auch vorher bei dem unterzeich- uete« Stabtrathe einzusehe«. » Mühltrvff, dm 5. September 1862. > DerStadtrathdas. Eber»aier, Bürgermeister.