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In den Gewässern der Insel Wight, etwa 200 Ellen vom Strande im Süden der Insel, hat man mehrere Haifische schwimmen gesehen. Seit 14 Jahren sah man dort solche Gäste nicht. Die Fischer erklären, daß diese tropischen Flibustier ihnen starke Concurrenz machen. Der Fischfang war diesen Sommer nicht ergiebig. Italien. Aus Neapel vom 24. Sept, wird dem Journal des Debats gescbrieben: „Das ganze ehemalige Königreich Neapel erfreut sich vollständiger Ruhe und Sicherheit. Die zwei neuen Persuche von 21 Spaniern, welche in der Nacht vom 13. auf den 14. Sept, in der Bai von Brancaleone an der Spitze Calabriens an demselben Punkt landeten, wo die maltesische Barke der Spanier angelegt hatte, und die sechste Expedition der Baiern und Belgier Ehiavone's an der römischen Grenze vom 22. Sept, sind vollständig mislungen. Schon seit vier Wochen hat die hiesige Polizei nur noch mit ausländischen Emissären zu schaffen, denn die eingeborenen Reactionaire haben sich gründlich von der Nutzlosigkeit jeder neuen Verschwörung überzeugt." Eine in Florenz erschienene Broschüre des PaterS Pafsaglia über die weltliche Macht des Papstes macht großes Aufsehen. Sie verurtheilt die welt liche Macht und wird deshalb von den Blättern vielfach besprochen. Der Allgemeinen Preußischen Zeitung schreibt man aus Messina vom 21. Sept.: „Die Bewegung gegen die römisch-katholische Geistlichkeit ist im Wachsen begriffen. Nicht genug damit, daß die Zeitungen aufangen, sich ernst licher mit den religiösen Fragen zu beschäftigen, man verhöhnt in den Theatern das Mönchs- und Klosterwesen auf die selbst für einen Nichtkatholiken schon deshalb widerwärtigste Weise, weil man sich doch stets sagen muß, daß die selben Leute, welche Witze und Spottreden über die Mönche und Pfaffen rasend beklatschen, doch selbst fast alle Brüder und Verwandte unter den Verspotteten haben und die wenigsten von ihnen kaum Bedenken tragen würden, ihren Kin dern eine gleiche Versorgungsart zu verschaffen. Aber dabei bleiben die Angriffe gegen die katholische Kirche in den Theatern nicht stehen, man verherrlicht in Dramen und Rührstücken die gefährlichsten Gegner des Katholicismus in Ita lien, die Waldenser. Neulich gab der hiesige Theaterdirector als Benefizvor stellung ein Drama, in dem dasMartyrium der Waldenser im 16. Jahrhundert poetisch verherrlicht wurde. Aus Turin haite man die Erlaubniß erhalten, das Stück aufzuführen, und das Volk beklatschte am lebhaftesten die oratorischen Wendungen gegen das Papstthum." Aus Turin vom 25. Eeptbr. wird berichtet: „Ein neuer Komet mit drei Schweifen ist am Horizont erschienen. Er ist von 10 ^2 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens in dem Sternbild des Orion, im östlichen Theil des Himmels sichtbar." Nordamerika. Budget der Ausgaben für das Finanzjahr 1861—62. Für das Landheer 185,296,397 Doll., für die Flotte 30,171,525 Doll., für Ankauf von Waffen 10,000,000 Doll., Feldbefestigungen 200,000 D., Dampfer mit Seitenrädern 1,200,000 D., Waffen und schweres Geschütz 10,060,000 D., Befestigungen im Allgemeinen 105,000 D., Flotte, nachträglich 20,369,000D., Bewaffnung der Unionisten in illoyalen Staaten 2,000,000 D., Bewaffnung der Schiffe, nachträglich 1,500,000 D. DaS sind die unmittelbar für die Kriegsführung ausgeworfenen Summen. Dazu kommen dann die Ausgaben für den Congreß, Zusätze zur Civilliste, 200,000 Doll, für die Nationalanleihe, 143,000 für die Polizei in Baltimore, um dort die Mißvergnügten niederzu halten, 4 Millionen für verschiedene Zwecke, 300,000 nachträglich für die Nationalanleihe, zusammen 266,103,296 D. Das sind die außerordentlichen Ausgaben; dazu kommt dann noch der Belauf der gewöhnlichen Ausgaben, und so stellt sich für die zwölf Monate des Finanzjahres, vom Ende Iuni's an gerechnet, eine Ausgabe von reichlich 450 Mill, deutscher Thaler allein für den Norden heraus, für die eine Hälfte des Landes. Ueber den Süden fehlen uns Ziffern zum Anhalt; wir können nur sagen, daß er seinerseits nicht weniger als 200 Millionen gebrauchen wird. So verschlingt der Bürgerkrieg gleich im ersten Jahre die ungeheure Summe von siebenthalbhundert bis siebenhundert Millionen deutscher Thaler. London, 3. October. Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Neuyork vom 24. v. Mts. hat sich Lexington den Conföderirten des Südens ergeben. Sie haben also schlüßlich gesiegt.) London, 4. Octbr. Die heutigen Journale veröffentlichen einen Brief aus dem Süden Amerikas vom 6. Septbr., nach welchem der separatistischen Regierung 1 Mill. Ballen Baumwolle zur Deckung der Anleihe übergeben worden sei. Die Baumwollenernte hatte begonnen. Die Pflanzer wollen die Aufhebung der Blokade abwarten. ZeituvgS- Alle rlei. Im Königreich Neapel nehmen sogar die Mzernen Heiligen Partei für den verjagten König Franz. In Navara wuchs der Madonna eine mächtige Lllie, das Zeichen der Bourbpnen, aus dem Kopfe; in Rea-el schwitzen die ChristuSbilder mäßige Tropfen über das sündige 'Volk, und der Komet am Himmel prophyeihete den Tod Victor TvasturlS. — Hfrr vp» Launage, CanonikgS von Lüttich, HHHreibt ein Mittagsmahl bei dem Kaiser Peter dem Großen von Rußland in einem Briefe an den Kurfürsten von Köln 1717 wie folgt: Am Freitage kam ich nach Spaa, wo der Czar Peter sich gerade befand und in einem Zelte wohnte. Ich nahm mir die Freiheit, ihm ein Becken voll Feigen und Kirschen aus meinem Garten zu präseunren. Das war ihm sehr angenehm; er machte sich sogleich darüber und obschon er an diesem Morgen schon 21 Gläser Mineralwasser getrunken hatte, verzehrte er rasch 12 Feigen und 6 Pfund Kirschen. Tags darauf lud er mich zur Tafel zu 12 Gedecken. Der Czar saß oben an in Nachtmütze und ohne Halsbinde, die übrigen um den Tisch, einen guten Fuß davon ab. Zwei Soldaten der Garnison trugen eine große Schüssel auf, in der schlechter dings nichts war, nur am Rande derselben standen irdene Näpfchen voll Fleisch brühe, in jedem Näpfchen lag in der Brühe ein Stück Fleisch. Jeder nahm einen Napf und stellte ihn vor seinen Teller hin. Wegen der Entfernung vom Tische mußte man, um einen Löffel Suppe herauszuholen, denn Arm auSstreckeu, als wenn man mit einem Rappier fechten sollte. Hatte man seinen Napf geleert und wollte mehr, so langte man ohne Umstände mit in den Napf des Nachbars, wie der Kaiser auch öfters in den Napf seines Kanzlers fuhr. Nun kam ein grobknochiger Kerl, der acht Flaschen Wein auf den Tisch nicht stellte, sondern warf. Der Czar nahm eine davon und schenkte jedem Gaste ein Glas ein. Mein Platz war neben dem Kanzler. Da dieser sah, daß ich das Fleisch ohne Salz aß, — es stand nur ein Salzfaß auf dem Tische ganz oben vor dem Czaren — sagte er höflich: „Langen Sie ohne Umstände Salz zu!" Um nicht tölpisch zu erscheinen, langte ich vor den Kaiser hin und versorgte mich mit Salz. Auf dem Tische sah es schön aus. Fast aus allen Näpfchen war Brühe auf das Tischtuch geschüttet, auch Wein, weil die Flaschen nicht verkorkt waren. Nach aufgehobener Tafel war das Tischtuch über und über mit Wein und Fett getränkt. — Nun kam das zweite Essen. Einem Soldaten, der zu fällig au der Küche vorübergegangen war, hatte man eine Schüssel aufgepackt, und da er nicht Zeit gehabt, den Hut abzunehmen, so schüttelte er diesen beim Eintreten mit dem Kopfe herunter. Der Czar aber gab ihm ein Zeichen, es wäre gut, er möchte nur kommen, wie er wäre. Dieß zweite Gericht bestand aus zwei Kalbskeulen und sechs Hühnern. Der Kaiser nahm das größte davon mit höchsteigenen Fingern aus der Schüssel, rieb es sich prüfend unter die Nase und nachdem er mir durch einen Wink zu verstehen gegeben, daß er es köstlich finde, war er so gnädig, es mir auf meinem Teller zu legen. Die Schüssel ward von einem Ende des Tisches zum andern geschoben, und die Fettrinde auf dem Tische erleichterte ihr das Fortkommen sehr. Der Nachtisch bestand aus einem Teller mit Zucker aus Spaa. Die Tafel wurde aufgehoben. Der Czar ging an ein Fenster, wo ein paar Lichtscheeren lagen, die ganz und gar verrostet und über und über mit Talg beschmiert waren. Der Beherrscher aller Reußen geruhete, sich zuerst die Nägel damit zu putzen und dann die Zähne zu stochern. Glücklicherweise, erzählt der Geistlich-, war die Zeit zur Kirche da, und ich eilte, daß ich fortkam. — Wien feiert im nächsten Jahre das vierhundertjährige Gedächtnißfest der ersten Gründung einer Buch druck er ei in seinen Mauern. Ulrich Haan schlug hier 1462 seine Officin auf, verließ aber, trotz des Schutzes Kaiser Friedrichs IV., schon 1470 Wien, um sich nach Rom zu begeben, wo er eine Druckerei errichtete, in welcher in demselben Jahre die Meditationen des Cardinals Torquemada erschienen. — Der älteste Pen sionair lebt ohne Zweifel in Paris. Er heißt Gevers und war 1811 Page bei Napoleon I. Er zeigte dem Stadtrath von Paris damals die Geburt des Königs von Rom an und bezieht seit jener Zeit jährlich 10,000 Franken Pen sion, hat also bis mit Heuer ^2 Mill. Franken erhalten. — Der König von Dänemark war diesen Sommer in Sonderburg mit seiner Frau, vormals Lola Rasmuffen, Wirthschaftsmamsell, Nähterin und Inhaberin verschiedener Männer, gegenwärtig Gräfin Danner. Die Sonderburger brachten dem Könige einen Fackelzug. Der König dankte und sagte: „Heute sind's eilf Jahre, daß ich mit meiner Frau verbunden wurde. Sie hat mich zu einem glücklichen Manne ge macht. Das sage ich vom Herzen und mit Wahrheit." Dänemark ist ein Seestaat, in welchem die Flagge das Gut deckt. — Bei einer in Hechingen abgehaltenen Iesuitenmission forderte am Schluß der Predigt ein Pater die Versammelten auf, durch Aufhebung der Schwursinger das Festhalten am kath. Glauben zu beschwören. Die Meisten thateu es, aber ein kleines Häuflein verließ die Kirche und meldete sich Tags darauf zum Uebertritt zum evangel. Bekenntniß. — OertlicheL. (Aus Plauen eingesandt.) Schon seit längerer Zeit cursiren hier auffallend viele und meistens sehr leichte Ducaten, mit welchen der GeschäftStreibende über alle Maaßm behelligt wird und er vielfach in Verlegenheit kommt, ob er dergleichen leichtes Gold annehmen kann, indem er nicht weiß, wie er e- ohne Verlust los werden und möglicherweise auch noch gestraft werden kann. So viel schon über diesen Gegenstand raisonnirt worben ist, fo wird dies« Uebelstand nicht eher beseitigt, als bis alle Geschäftstreibende darin einig, die An nahme von leichtem Golde und schlechtem Gelde beharrlich zu verwogen»; — dieses wird ah« uur erreicht werden, bis sich die Behörde mS Mittel schlägt,