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Voiglländischcr Anzeiger. Amtsblatt ffir das Königliche B^irtsgcrichr Pianii. sowie füc die Köuiglicheii GcrichtSäinter »nd Stadträthe w Planen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Dreiundsieöenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Reoaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue«. - »i i.' 1 . Dieses Llat: erscheint wöchentlich vlrrmal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher LdouuemeatSprei», welcher r»»cko zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eiagrheu, werden in die Laa« daraus erscheinende Rümmer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Rar. für die gespaltene »orpuS--Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 ^r. — Für die auswärtigen Konigl. Gerichlsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pansa bei Herrn Julius Guido Vorcnz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, iu Mübltrsss bei Herrn LhrusseegelderfEiunchmer Holzmüller. Dienstag. KAA. 28. Avgust 18KS. Vom Gustav - Adolph - Verein. - Lieber Herr Redacteur! Es ist in diesen Tagen zu Stollberg, wie Ihnen bekannt ist, in Sachen der Gustav - Adolph - Stimmig getagt wordeu, und da sind dort die Freunde dieser großen Sache von nah und fern, aus allen Orten und Enden unsers lieben Vaterlandes zufammengekommen. Sie haben wieder einmal ihr Herz erwärmt und erquickt an dem, was der Gustav - Adolph - Verein an den evange lischen Brüdern in der Zerstreuung thut, und wie Gottes Segen sichtbar auf dem Liebeswerke dieses ^Vereins ruhet. Nebenbei haben sie sich auch innig erfreut an dem Wiedersehen lieber Freunde und Brüder, sowie daran, daß ihnen die wackeren Bewohner Stollbergs eine gar freundliche und zuvorkommende Gast freundschaft geboten haben, wofür denselben auch Schreiber dieses, wenn ihnen das Blatt zu Gesichte kommen sollte, seine dankbare Anerkennung hiermit zollt. Denn auch ich habe an der Stollberger Versammlung Theil genommen, und wollte daher Ihren Lesern, insbesondere denen auf dem Lande, Einiges davon erzählen. Es sind ja so viele unter ihnen, die auch ihr Scherflein zur Gustav- Adolph-Stiftung jährlich steuern ; und da freuen sie sich gewiß, zu hören, was mit diesen vielen Scherflein, die in ganz Deutschland Zusammenkommen, und zu einer nicht kleinen Summe anwachsen, ausgerichtet wird. Während der Leipziger Hauptverein, zu welchem wir im Boigtlande gehören, gegen 10,000 Thlr. im verflossenen Jahre eingenommen und zur Vertheilung gebracht hat, ist die Gesammtsumme aller deutschen Hauptvereine, die auS circa 1000 Zweig vereinen bestehen, 168,000 Thlr. gewesen. Da läßt sich nun schon etwas Erkleckliches thuu, und es ist auch bereits viel, das wissen ja Ihre Leser, ge- than worden. Der Bau von Kirchen und Schulen, von Pfarrer- und Lehrer wohnungen, die Anstellung und Dotation von Pfarrern und Lehrern ist an sehr vielen Orten, wo evangelische Brüder zerstreut und vereinzelt unter den Katholiken wohnen, dem zusammengreifenden Wirken des Gustav-Adolph-Vereins gelungen. Aber es ist auch die Noth und das Bedürfniß noch groß, sehr groß, dem ab- geholsen werden soll. Und das lernt man recht erkennen auf solchen Jahres versammlungen, und wird immer aufs Neue für die heilige Sache, die eine Sache Gottes und unseres Herrn und Heilandes selber ist, erwärmt und be geistert, daß man immer wieder gern seine Hand aufthut, und sein Scherflein in das große Becken der Gustav-Adolph-Stiftung einlegt. So oft du auch schon gegeben hast, lieber Leser, und vielleicht manchmal gedacht hast: nun, hört'S denn nicht bald aus, das Geben? — nein, es hört nimmer auf, denn auch „die Noth hört nimmer auf, darum darf auch die Liebe nimmer aufhören, will doch auch Gottes Gnade nimmer aufhören." So sagte zu Stollberg Herr vr. Wille aus Leipzig am Schlüsse seines Jahresberichts. Ein Beispiel davon, daß die Noth nimmer aufhört. Noch giebt es viele Evangelische draußen iu der Zerstreuung, die keine Schule haben, daher ihre Kinder, sollen sie nicht ohne Schule bleiben, in die katholische Schule schicken müssen. Da schickt denn auch eine evangelische Mutter ihr liebes Kind in eine solche Schule, und das weint, als es nach Hause kommt, bitterlich und will sich nicht trösten lassen. Was fehlt dir, mein Kind? fragte die Mutter. Ach, du bist ja eine Ketzerin, du mußt ewig verdammt werden, hat der Lehrer (der katholische) gesagt; — war des Kindes Antwort. Ein anderes evangelisches Kind, das in eine katho lische Schule geht, muß sich's gefallen lassen, daß ihm sein lieber lutherischer Katechismus vom katholischen Lehrer zerrissen und vor die Füße geworfen wird, mit deu Drohworten: daß du dich nicht wieder mit solch' einem Buche hkicken läßt! Noch ein Beispiel will ich erzählen. Gleich nachdem das Nene öster reichische Protestantengesetz, nach welchem den Protestanten in Oesterreich ihre Rechte zugesprochen worden, erschienen und öffentlich bekaückt zu'M war, machte dasselbe auch ein katholischer Beamteter seiner Gemeinde bekannt, mit der Bemerkung, daß, wenn unter ihnen Evangelische wären, sie hervortteten und unterschreiben sollten, und mit dem Zusatze, daß aber wohl kein einHer von ihnen zu diesen Ketzern gehören würde. Da herrschte eine augenblickliche Toten stille. Denn ihrer viele waren wohl evangelisch, und waren's auch im Herzen, aber es öffentlich zu bekennen, wagten sie nicht, weil sie eine Falle verunähttnn Endlich trat ein altes Mütterlein hervor, eine arme Botenfrau. Die sagte; ich fürchte mich nicht mehr, zu bekennen, daß ich evangelisch bin. Ich .habe nicht mehr lange zu leben, und schlechter, als mirs schon ergangen ist, köllnen sie mirs doch nicht machen. Eben komme ich aus dem Gefängnisse, wo ich 4 Wochen lang festgehalten worden bin, weil ich auf meinen Botenwegen auch einmal Bibeln mit getragen und unter die Leute gebracht habe. Ich unter schreibe daher, daß ich evangelisch bin. Und siehe da, kaum hatte sie's gethan, da kam ein anderer auch herzu, um zu unterschreiben, und noch einer, und wieder einer, und immer mehr, und endlich die ganze Gemeinde. Es war eben eine evangelische Gemeinde, aber durch mancherlei Vorgänge eingeschüchtert, ihren Glauben sich merken zu lassen und öffentlich zu bekennen. Ist da nicht Noth? Und können wir Gott genug danken, daß wir von solcher Noch für uns auch nicht eine Ahnung haben? Aber so laßt uns auch helfen, wo zu helfen ist; und namentlich die lieben Leser auf dem Lande möchte ich herzlich bitte», mehr als seither ein Scherflein bcizutragen, und die wenigen Mitchristen, die es thun, nicht allein zu lassen. Iedet Pfarrer und jeder Lehrer auf dem Lande ist gewiß mit Freuden bereit, solche Liebesgaben in Empfang zu nehmen und an die Casse des Planerischen Zweigvereins abzugeben. Das walte Gott! — (Ja, Gott und allen evangelisch-protestantischen Herzen sei die heilige Sache des Gustav- Adolph-Vereins befohlen! D. R.) ZeLtuugru. — Sachsen. Plauen, den 25. August. Heute ist der erste Spaten stich zur Erbauung einer Turnhalle im hiesigen Turngarten in Gegenwart m^rer Mitglieder der Turngemeinde und des Turnvereins geschehen. Wir wünsche«-diesem- Werke ein glückliches-Gedeihen. Der dritte der in diesem Jahre erschienenen Kometen hat sich nicht, wie seine beiden Vorgänger, der Beobachtung mit bloßem Auge entzogen, sondern prangt jetzt als einer der helleren Sterne, gerade' über dem Sternbllde des großen Baren stehend, an unserem Nachthimmel, durch den deutlich erkennbaren, nach oben gehenden Schweif sich von den benachbarten Hellen Sreruen unter scheidend. Die günstigste Zeit der Beobachtung scheint zwischen 10 Uhr und Mitternacht zu sein. Bad Elster. 9kr. 55 der Curliste weist bis zum 21. August in 1142 Parteien 1878 Personen nach. Präsent: 453 Pers. Reichenbach i. B., 20. August. Mit dem 1. künftigen MouatS tritt auch in unsrer Stadt ein Dienstmann- und Packträgerinstitut ins Leben. Die Herren Schadewald und Wurzbach haben von dem Stadträthe bereits die Concession dazu erhalten.