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VoiglliinWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen' Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck »nd Mühltroff. Dremnstsiekenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Reoaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht iu Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag», Mittwoch«, Donnerstags und Sonnabend». Jährlicher Abounement»prei», welcher pranamo- nmäo zu rurrtchlen ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag» daraus erscheinende Nummer anfgenommen, später eingehende Annoncen fiuden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Torpu»-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstellen iu Pausa bei Herrn Julius Guido Lorenz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in MühUroft bei Herrn Lbausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. AAßV. 2V. August E. Zu dem Hin- und Herzerren über deutsche Bundesreform zwischen den Anhängern eines deutschen Bundesstaates unter preußischer Spitze, eines Klein deutschlands, die sich im Nativnalverein zusammengethan haben, und den Wort rednern des strafferen Staatenbundes, Großdeutschlands, das auch Oesterreich mit emschließen soll, — zu diesem Gezänke und Zerwürfnisse auf politischem Gebiete in Deutschland kommt nun auch noch neuerlich ein volkswirthschaftlicher Krakehl wegen des preuß.-franz. Handelsvertrags, dem Baien: und Würtemberg nicht beitreten wollen, und wegen Oesterreichs, das jene beide Staaten schlechter dings mit zum Zollverein gezogen wissen wollen und zu dem dieses selbst bei zutreten sich bereit erklärt hat. Als ob des Zwiespalts in Deutschland nicht ohnedieß überflüssig genug wäre! Wenn die deutsche Frage so fort verläuft, wie sie bisher gethan, so steht die gründlichste Und allseitigste Veruneinigung Deutschlands auf allen Gebieten öffentlichen Lebens in näherer, hoffnungsvollerer Aussicht, als die so sehr gewünschte und erstrebte Einigung, zumal auch der von Oesterreich und den Mittelstaaten beim Bundestage in Frankfurt am 14. Aug. d. I. eingebrachte Entwurf einer Bundesreform, der freilich nur eine aus den einzelnen deuffchen Ständekammern zu bildende Versammlung zusam mensetzen will, welche die bescheidene Aufgabe haben soll, über die vom Bunde vvrzulegenden Gesetzentwürfe über bürgerlichen Prozeß und Obligationsrecht zu berathen, sofort von Preußen verworfen worden ist. Es ist also fast mit Sicherheit vorauszusehen, daß auch dieser kleine Anfang zu einer Bundesreform — der aber doch immer ein Anfang wäre — im Sande verlaufen werde. Indeß wird noch mancher Tropfen Wasser die Elster hinablaufen, ehe nur der Bundestag, der sich bis zum 9. Octbr. vertagt hat, wieder zusammentritt, und so wollen wir vorläufig den nächsten und materiell wichtigsten Punkt, das in Folge der Ablehnung des preuß.-franz. Handelsvertrags mögliche Ausscheiden Baierns und Würtembergs aus dem Zollverein in Betrachtung ziehen; denn daß dieses Ausscheiden möglich, ja vielleicht wahrscheinlich werde, falls nicht hüben und drüben sich besonnen und etwas nachgegeben wird, ist sicher. Indessen werden Baiern und Würtemberg hoffentlich sich noch besinnen, ebe sie aus dem deutschen Zollvereine aus- und in einen österreichischen treten. Zuerst ist der unmittelbare Geldpunkt für diese zwei süddeutschen Staaten von Wichtigkeit. Diese nahmen vor dem Zollverein jährlich nur 9^ Ngr. auf den Kopf von ihren Zöllen ein, gegenwärtig erhalten sie 16 Ngr. netto. Diese 6'/z Ngr. vom Kopf mehr macht aber für Baiern mit 4*/z Mill. Menschen 1 Mill. Thlr., oder 1^/4 Mill. Gulden jährlichen Ausfall in den Staats einkünften, für Würtemberg etwa die kleine Hälfte. Dieser Ausfall wäre indeß um so eher zu verwinden, als er durch einen Zollverein mit Oesterreich schon theilweise gedeckt würde. Allein der mittelbare Geldpunkt wäre für diese beiden süddeutschen Staaten von den verderblichsten Folgen. Jedes Kind weiß, daß gerade diese beiden Staaten durch den Zollverein sich gewaltig gehoben haben, und daß sie dieses Heben hauptsächlich der Verbindung mit Mittel- und Nord deutschland zu verdanken haben. Mafien von Wein gehen aus Frankreich und der Rheinpfalz nach Norddeutschland, beschränken daselbst den Verbrauch der französischen Weine und vermindern mithin die Zolleinnahme von diesen. Wie wollen diese süddeutschen Weine Absatz in Oesterreich finden, das selbst Ueber- fluß hat? Das bairische Bier wird hauptsächlich nach Norddeutschland verführt, nach Oesterreich kommt es nicht. Denselben Weg nehmen süddeutsche Tabake, Hopfen, die Kunst- und Manufakturwaaren von Nürnberg, Fürth, Eßlingen rc., das fränkische Vieh rc. Von den vierthalbtausend Firmen, welche die Leipziger Messe beziehen, gehört nur ein Achtel Oesterreich und Süddeutschland an. Die süddeutschen Spinner und Weber haben ihre besten Kunden an den Berliner Druckereien und an den sächs. und preuß. Fabrikanten. Das möge man in Süddeutschland bedenken! Dazu kommt die Ausfuhr Süddeutschlands nach dem Weltmarkt, die aus den Nordseehäfen vermittelt wird. Wie soll Süddeutschland für alle diese Verluste durch einen Zollvertrag mit Oesterreich entschädigt wer den, denn allein würden Baiern und Würtemberg schwerlich wieder einen Zollverband machen wollen. Oesterreich, Baiern und Würtemberg haben unter sich blutwenig auszutauschen, weil alle drei Staaten ziemlich dieselben Natur- erzeugnifie haben. Würtemberg und Baiern würden von der Nordsee und dem atlantischen Meere abgeschnitten, oder doch der Verkehr über Bremen und Ham burg gelähmt und dafür auf Triest angewiesen werden. Und doch ist es be kannt, wie selbst der Verkehr Oesterreichs mit Bremen von Jahr zu Jahr ge stiegen ist, und daß die Hansestädte bis tief nach Oesterreich, bis Wien, sogar mit Triest concurriren. Wie kolossal aber der Verkehr des Zollvereins mit Bremen gestiegen ist, beweist die Thatsache, daß der Zollverein 1860 ziemlich für 37 Mill. Thaler über Bremen ein- und für 27 Mill. Thaler ausführte. Die süddeutschen Staatsmänner, Volksvertreter, Spinner und Schutzzöllner möchten sich's daher wohl überlegen, was sie unternehmen, wenn sie den Zoll verein sprengen wollten. Norddeutschland setzt an seinen Zolleinkünften zu Gunsten Süddeutschlands zu, Preußen allein berechnet die Summe dessen, was eS Süddeutschland zulegt, auf jährlich 2 Mill. Thaler. Ein so unendlich segenreiches Werk für ganz Deutschland, wie der Zollverein ist, sollte man nicht aus politischem Haß und Verdrufie darüber, daß Preußen mit Frankreich defi nitiv abgeschlossen hat und dadurch einen Druck auf die andern gleichberechtigten Staaten ausübt oder auszuüben scheint, auch nicht einigen süddeutschen Garn spinnern zu Liebe in Frage stellen. Hoffentlich wird der drohende Riß noch vermieden. Zeitungen. Sachsen. Lengenfeld. Die bei dem Gutsbesitzer S. in Waldkirchen in Diensten stehende M. aus Mackselwitz bei Hof wurde, mit ihrem Hausherrn in einer Sandgrube beschäftigt, von einer einstürzenden Wand erschlagen. Hannover, 15. August. Während die Katechismusbewegung im ganzen Lande an Stärke und Ausdehnung zunimmt, scheinen sich auch im politischen Leben Veränderungen vorzubereiten. Nicht nur hat der General-Polizei-Direc- tor Wermuth seine hiesige besonders in politischer Hinsicht einflußreiche Stellung mit der Stellung eines Landdrosten in Hildesheim vertauscht. Auch der Justiz minister v. Bar soll, wie bestimmt versichert wird, gegenwärtig seines Minister- Postens enthoben sein. Da derselbe zugleich dem Kultusministerium vorstand, so sind datnit zwei Ministerposten erledigt. Hieran schließt sich das fernere Gerücht, daß gegenwärtig auch die Entlassung des Ministers v. BorrieS nahe bevorstehe. Auch in Beamtenkreisen spricht man, Angesichts der Lage der Dinge und der erregten Volks-Stimmung, von der Nothwendigkeit eines populären Ministeriums. ie. August. Die hannoversche „Tagespost" vernimmt, der König habe laqf-den dringenden Rath Wermuths, Bacmeisters und BruelS die Sistirung der Einführung des neuen Katechismus befohlen. - l-