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Vsiglländischcr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZwemlWekenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue». Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Prei«, welcher xriununei-nocko zu entrichte» ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thtr. 10 Ngr. — Ännoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Lönigl. GerichtSämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstelle» in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. LIS Dienstag. 1. October 1881. Dampfkanonenboote. Es ist gegenwärtig davon viel die Rede. Aller Orten sammelt man, um eine deutsche Dampfkanonenbootflotte unter Preuß. Schutz und preuß. Führung zusammenzubringen, und doch oürfte Mancher sich keine rechte Vorstellung von einem solchen Kriegsschiff machen können. Wir wollen daher versuchen, unsern Lesern durch eine Beschreibung einige Klarheit darüber zu verschaffen. In der Preuß. Seemacht giebt es zwei Klassen solcher Schiffe, eine größere und eine kleinere Art. Fertig hat Preußen bis jetzt vier größere und fünfzehn kleinere ; auf den Werften im Bau begriffen sind noch vier größere. Die größeren Dampf kanonenboote der Preuß. Flotte sind 121^ Fuß (60^/4 Elle) lang, auf dem Decke 22'/z Fuß (11^'4 Elle) breit und 9 Fuß schnurrecht tief. Wenn sie voll bewaffnet und bemannt sind, gehen sie 7 Fuß (3*/z Elle) tief im Wasser. Be waffnet sind sie mit drei gezogenen Bierundzwanzigpfündern, deren Kugeln so viel leisten, als siebenzigpfündige Bombenkanonen. Die Maschinen haben eine Stärke von 80 Pferdekraft. Die Mannschaft beträgt 40 Köpfe. Die zweite Klasse von Dampfkanonenbooten ist etwas kleiner. Diese haben 106 Fuß Länge, 21^/s Fuß Deckbreite und 8^ Fuß schnurrechte Tiefe. Sie gehen vollständig ausgerüstet, beladen und bemannt, 6^2 Fuß tief im Wasser, führen zwei ge zogene Vierundzwanzigpfünder, und werden durch Hochdruckbampfmaschinen von 60 Pferdekraft bewegt. - (Die erstere größere Klaffe hat Niederdruckmaschinen). Sie machen in einer Stunde 9 Knoten oder Seemeilen. Die Mannschaft be trägt 32 Köpfe. Jedes Kanonenboot führt 3 kleinere Boote mit sich. Da sie mit der Schraube bewegt werden, können sie auch bei günstigem Winde der Segel sich bedienen, und ist zu diesem Zwecke jedes Boot mit drei Masten und einem Klüverbaum versehen. Die gesammte Maschinerie, die Pulverkammern und die Räume für die Bomben liegen, wenn die Boote vollständig bewaffnet sind, unter der Wasserlinie, und sind dadurch sowie an der Seite und oben durch Räume, die mit Steinkohlen gefüllt sind, gegen Verletzung durch feindliche Kugeln geschützt. Man dars die Dampfkanonenboote nicht mit den ehemaligen Ruderkanonen booten auf eine Linie stellen. Jene verhalten sich zu diesen, wie eine Eisenbahn lokomotive zu einem Schubkarren. Freilich einer englischen Dampfflotte wohl gar von eisengepanzerten Fregatten gegenüber würde eine Dampfkanonenboot- Flotille auf offenem Meere nicht Stand halten können; aber jeder Flotte, die Dänemark verwenden könnte, wird sie zu widerstehen vermögen. Dänemark kann nur Segelfregatten und kleinere Dampfschiffe verwenden, die eben nicht mehr Ge wicht und nicht weiter schießen können, als die Preuß. Schrauben-Dampfkanonen- boote. Bis zu einer Seemacht, deren Kriegsflotten ihre Handelsflotten auf allen Meeren zu schützen vermögen, wird es Deutschland noch lange nicht bringen; es ist auch genug, wenn nur vorläufig ein Anfang zum Schutze der Küsten gemacht wird. Rom ist auch nicht an einem Tage gebaut worden. Wer da sagt, weil wir Deutschen keine Panzerschiffe rc. haben können, mag ich auch nichts zu einer Dampfkanonenboot - Flotille geben, kommt uns gerade vor, wie Einer, der lie ber nackt laufen will, weil er sich keinen Pelz für 100 Thlr. kaufen kann. Eine anderer Quatsch, der sich hinter das Verklopfen der ersten Anfänge zur deutschen Flotte von 1848 durch Hannibal Fischer versteckt, um nichts dazu geben zu wollen, hält gar keinen Stand. Weil damals der Gaul verkehrt angeschirrt wurde, daß er beim besten Willen nicht ziehm konnte, soll er gar niemals wieder angespannt werden! Das sind saubere Gründe! Eben so glä sern sind die Schanzen, die man für seine Nichtbetheiligung aufrichtet, wenn man sagt: Weil der Nationalverein sammelt, und weil Preußen die Führung haben soll, betheilige ich mich nicht. Als ob es nicht vollkommen gleich wäre, ob Hinz oder Kunz, ob Borries oder Benningsen das gute Werk in die Hand nimmt, wenn es nur ausgeführt wird! Als ob Baiern oder Sachsen eine Nord- und Ostseeflotte führen und schützen könnte! Wenn Preußen unsere Küsten schützt, verdient es doch dieselbe Unterstützung, denselben Dank, als wenn dieß Hannover oder Oldenburg thäte und im Stande wäre! Sind aber derlei vorgebrachte Gründe wirklich nicht bloße Ausreden, um den eigenen Beutel zu schützen, sondern politischer Natur, dann erbarm sich's Gott, denn dann heißt es wieder einmal in der einfachsten, unverfänglichsten Sache: Zwei Deutsche — drei Parteien! Zeitungen. Sachsen. Bei der dießjährigen Preisvertheilung der Academie der bil denden Künste in Dresden ist dem Schüler Karl Kettner aus Plauen i. B. die kleine silberne Medaille als Ehrenauszeichnung zuerkannt worden. Aus einem Aufsatze der Sternzeitung über Flottensammlungen ziehen wir folgende Zahlen: Nickelsdorf 250 Thlr., Breslau 6952 -ft 1757, Oppeln 500, Hirschberg 200, Aachen (an einem Tage) 1000, Mühlheim (in 2 Tagen) 400, Görbersdorf 40 Thlr., Sonneberg 100 Gulden, Diez 328 G., Rüdesheim 700 G., Darmstadt 1000 G., Offenbach (in einem Tage bei 25 Zeichnern) 900 G., Nürnberg (vorläufig) 1000 G., Hannover über 1500 Thlr. Das sind aber meistens nur die ersten Anfänge! Reichenbach, 24. Sept. Gestern in der 10. Abendstunde ging die Frau des Feuermanns Leichsenring aus ihrer Wohnstube, um zwei ihrer im Nachbar- gebäude befindlichen Kinder herbeizuholen, während ein etwas über 2 Jahr altes Mädchen im Bettchen ruhig schlief. In dieser kurzen Zwischenzeit ereignet sich das beklagenswerthe Unglück, daß das Kind aus dem Bettchen in ein daneben stehendes Waschschesfel fällt und die zurückkehrende Mutter dasselbe nach wenig Minuten entseelt wieder finden muß. Mylau, 25. Sept. Gestern früh nach 6 Uhr brach allhier in dem an das Wohnhaus angebauten Stallgebäude des Webermeisters C. G. Brenner auf bis jetzt noch unermittelte Weise Feuer aus, wodurch dasselbe und vom Wohn hause das Dach ab- und das dritte Stockwerk ausbrannte. Leider hätten wir bei diesem im Uebrigen unbedeutenden Brande fast auch mehrere Menschenleben zu beklagen gehabt, indem der Umstand, daß die zum Oberboden führende Treppe des Hauses gleich anfangs in Brand gerieth, die dort schlafenden Kinder zweier Hausbewohner in die größte Gefahr brachte, aus der sie nur mit großer An strengung zu retten waren. Die 17 Jahr alte Tochter des einen derselben, Emilie Jäger, rettete sich an einer Stange vom Oberbodenfenster aus, kam dabei zum Fallen und brach den einen Arm zweimal, und ihre 6 Jahr alte Schwester Wilhelmine, die man nur noch dadurch retten konnte, daß man sie auf unter gelegte Betten vom Oberbodenfenster herabwarf, klagt über Schmerzen am ganzen Körper. Leipzig, 27. Sept. Einer Bekanntmachung des hiesigen Polizeiamts zufolge ist am Abend des 24. Sept, einem Meßfremden eine Brieftasche mit 2042 Thlrn. auS der Brusttasche entwendet worden. Ein Frauenzimmer hatte den Freipden in der Nähe des Stadttheaters angesprochen, ihn nach einem der