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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.11.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271124014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927112401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927112401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-24
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.11.1927
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LiteMrisckeAmschau^M Bunke Aeihe. Die Weihnachtszeit naht, — davon merkt man In der rieselchaste» Geschäftigkeit Berlins freilich erst etwas, wen» -er Verkauf von Tannenbänmen begonnen hat. Aber mir spüren das setzt schon: an der Rührigkeit der Verleger. Kein Tag, a» dem die Post nicht neue Blicker, neue Biichrrprolpckte diachie. Tie Ausivahl des Wesentlichen is« schon nich! mehr ganz leicht, — immerhin: es bleibt erstaunltch. wieviel gute Atichcr, trotz allem, was in der Gesamtheit des Büchermarktes als »ebensachlich, unwichtig, ja bedeutungslos libcrwiegt, immer wieder geschrieben werden! Da ist ein ncncr Band von I a k o b S ch a s f n e r: „Ver hängnisse", siebet» Novellen sin der Union, Deutsche rtt«r- iagsanktalt, Stuttgart, erschienen!. Tic Kunst dieses Schweizer Erzählers ist längst ihrem vollen Wesen nach lest Umrissen erkannt und, mit langsamem Erfolge, bekannt. F» dicsc» neuen Novellen tritt sie nuS in ihrer höchsten Reise wiederum so nahe, wie es nur ein echtes Dichtwerk vermag. »Verhängnisse", — das heißt also: Schicksale: und Schicksale dichterisch gestalten, das heißt: in die tiefen Abgründe jeglichen Mcn'chcntums mit dem Spürsinn sür letzte Zusammenhänge, mit der Ahnung von allerscinsten seelischen Regungen »nb Strahlungen schauen. Auf „Schloß Kemmerow" also zum Bei- spiel herrscht ein merkwürdiges Verhängnis. Dad Besitztum bleibt eine lange Familiengeschichte hindurch nur mit schweren Lpsern an Menschenleben im Besitze des Geschlechtes von Prowitz. Es ist, als ob die Ahnen, die da im Park begraben liegen, sich darüber empören, daß das Aussterben des Ge schlechts so lange dauert: eö ist. als ob leibhaftige Dämonen ihr geisterlnrstcs Spiel im Schlosse treiben. iDiese Atmosphäre ist in einer wahrhaft beklemmenden Art eingcsangen. in Worten und Bildern verdichtet.! Nun sind noch zwei Prowitzc übrig. Bruder und Schwester, unverheiratet, in besten Fahren: der Bruder will sich von dem Bann befreien, er will das Lchlosigut ldas außerdem stark verschuldet ist! verkaufe»: die Schweller ist dagegen, sie ist zu tief dem Geschick des ErbsttzcS verbunden, — „...denke nicht," sagt sie zum Bruder, „daß du etwa mich retten wirst. Ich werde gerade an diesem Verkauf zugrunde gehen." So fühlt sic es. so lebt es in ihrem Unter- bcmnsllsein, — und so geschieht cö, und zwar ganz schicksalSmäßig aus dem innersten Wese» derjenigen, die dieses Schicksal er leidet. Daö ist mit überragender ErzählungSkunft entwickelt: knapp im Ausbau und doch bis inS einzelne erhellt, in einer Sprache von herrlicher Deutlichkeit, llnd so ist eS mit den andere» Novellen, — ich kann mich für keine als „die schönste" entscheiden: sie alle sind unbedingt vollkommene Beispiele dicker Haltung. Ein anderer Fall: „Der Schrei." Die Truppen biwakiere» im Dorf ans dem Durchmarsch einen Abend und eine Nacht lang. Die Nacht ist warm und voller Begierde»: es sind viele Soldaten da und manche Mädchen, die eS also gut haben in diese» Stunden. Aber plötzlich dnrchschncldct der gellende, übcrmächtige Schrei einer Frau die Nacht, — und Minuten später wissen alle: da hat ein Bursche sein Mädel mngebracht, aus Eifersucht. Tie Lust ist ans, der Tod hat auch in der lebensvollsten Nacht gesiegt, — aber »och mehr: dieser Schrei, dieser Tod ist Veranlassung, das, ei» zweites Geschehen, das sich in der Dumpfheit dieser Stunde zur Tat zu entsalten droht, nicht auSgcslihrt wird. — Oder: „Der Brief." Fm Felde. Mitte» in einen Kanrpf mit de» Russen führt des DicktcrS energisch den Schauplatz Hinreißende Feder. Der Brief nun. der da seldpostbercit liegt, soll nicht abgesandt werden, so hat es der Fliegerossi,icr endlich doch beschlossen: aber dann kommt der nächtliche Uebcrfall dazwischen, der prachtvolle Aursche — ein sabelhast charakterisierter Typ, dem Schaffners feiner Humor innewohnt — befördert den Brief unter Lebens gefahr zur Poststation. — und das Schicksal nimmt seinen Lauf: eine Liebe ist beendet, von der »och gar nicht genau zu sagen war. ob eS eine war. — Indessen: daS sind sa nur aller äußerste Umrisse, in denen versucht ist, daS Stoffliche als Hrnndlagc für das Wesentliche aiizndcuten. In dem aber, was der Dichter als mannigfaltige Schicksalscrhcbung a»S dem Wesenliasten der Stoffe und Konsliktc emporsteigen läßt, vsscnbart sich seine gestaltende Kraft, seine liebevolle Me»scl>cn- scha». lei» Erleben mit allem Lebenden i» innerlichst über zeugender Weise. Eine andere Welt des BlickcS, eine andere Welt der Ge- Haltung tut sich bei der Lektüre eines neuen Buches von H e r in a » n Ungar auf: „Die Klass e" lRoman, bei Ernst Nvivvhlt i» Berlins. Dieser Autor ist mehr genannt als gelesen: doch er gehört unbedingt z» denen, die man nicht mehr übersehen darf. Sein neuer Roman ist voll von ver dichtetem Schicksal. Der Lehrer Fvses Blau steht schwach und arm vvr einer Klaffe von Söhnen wohlhabender Eltern. Tein ganzes Bemühen ist: aus seiner Schwäche eine Stärke zu mache»: anders gesagt: ein fortwährender Versuch, das Schick sal zu überliste». Ein Unterfangen, das notwendig scheitern mini. Es ist rührend, abstoßend, erschütternd: diese dauernde Unsicherheit eines Mannes, für dessen' Berus Sicherheit der Haltung eine wesentliche Grundlage ist: dieses ewige Miß traue» an eine», Platze, a» dem ein anderer durch Offenheit und natürliche Kraft das Vertrauen der Fugend spielend er wirbt: dieses Nie-gcnau-Wissen. Was weiß denn Blau von der ^»ge»d? Was weiß er von seiner Fra»? Wo ist seine Liebe, sei» Verstehen? Er ist arm. kränklich, unbedeutend, ewig ver strickt in Untergrüudigkeiten drö Gemüts, — also erleidet er Schifsbrnch. Fndesscn er versucht, seinen „Hauptsctnd" in der Klasse zu entlarven, begeht ei» anderer Selbstmord, — nun ist die „Klasse" endgültig sür ihn verloren. Aber in letzter Stunde wird diese arme Kreatur über -sich hinanSgchvben, in letzter Elmidc siiidct sie Gott: das ist, als der Lehrer Vlau seinen „Hanpiseind", den Schüler Karpel, vvr dem Selbstmord be wahrt. als der Junge ihm znsammcnbrcchend gesteht, daß er den Lehrer nicht gehaßt, sondern gesucht habe, daß er ihn ver standen habe, daß er ihm habe helfen wollen. Fn dickem Augenblick überflutet ein Scelcnstrom die trostlose Dumpfheit des Mannes, er bat Len „Hauch des Ewigen" gespürt. Er hat den Tod bezwungen, so: .vielleicht wird er in seinem Inner» aiiserstehcn? — Die Geschichte dieses Menschen schrieb gewiß einer, der »m die geheimsten Seclentiesen weiß, und in den Erscheinungen. die er »m seinen negativen Helden gruppiert, und in den zum Teil Im echtesten Sinne tragikomische» Sitnaiivilcii. in denen er diese Figuren verbanden zeigt, ist er ei» Mcuschengrslaltcr ersten Ranges. In den Bereich äußerster ^rtheit und wehmütiger Heiterkeit der Mcnschcnsecle führt Galsworthys neue Novelle: ,,A »einander vorbei." (Paul Zsolnay Verlag, Wien.! Wir erinnern »NS aus dem Schlüsse des „Silbernen Lössels", wie da der alte Soameö Forknte mit seiner Tochter Flciir eine Weltreise antrttt. aus der sie später FlcurS Mann, Michael, treffen wollen. Die neu« .Novelle nun lebt am Ende bicicr Nelle ein. Man Ist zu dritt in Washington. Friede, ruhige Betrachtung, srendige Aussicht aus England machen die Tage locker und hell. Aber mitten in diese Muhe de» Ab schieds von tt.L.A. platzt ein Verhängnis: Fo» Forinte. Fl-urs einstiger Freund, mit seiner jungen Frau tauchen, nur von SoamcS erkannt, aus: ja. SoameS entdeckt im gleichen Hotel i» dem er wohnt, die einstige Gefährtin seines Lebens. Irene, Wie der gute alte SoameS nun mit List. Angst und Güte eS etnrichtet, daß die jungen Leute nicht zusammen- treffen, wie er selbst Irene» Klavierspiel lauscht, ohne sie »och einmal anzusprccheil, — das ergibt eine Erzählung von be- zauberndem allersclnstem Reiz. Aber ick fürchte: sic wird nur denen verständlich sein, und ihr Zauber wird sich nur denen ganz anstiin, die dir Geschichte der Forintes tm Wesentlichen kennen. — Der Verlag Zlolnay gibt schließlich ein Fahr buch 1 928 heraus, daS sich seine» Vorgänger» sehr würdig anreiht. KindhcitSerinneruiigc» von Heinrich Mann, ein glänzendes Essay von Franz Werfel über den „Snobismus als geistige Weltmacht", eine kleine Novelle von Gals- worthy: „Was der Schulmeister erzählte", ei» Aufsatz von Felix Salten über diesen Dichter, sowie ei» Querschnitt durch die wichtigsten Neuerscheinungen des Verlags gibt dent- iichste Kunde von seinem Wesen aus Ausbau, von seiner ziel- fichercn umfassende» Einstellung zur heutige» Literatur. Hans Tetzmer. Aomanlijche Frauenieeien. Es ist doch ein gutes Zeichen, daß wir in unserer schnell- ledigen Zeit, die sich ihre flüchtige Unterhaltung i„ Kino und Radio juch», »och nicht ausgehört habe» zu glauben, daß cs noch Mensche» gibt, die in den Abendstunden in einem sreundUchen Buche blättern. Zu diesen Menschen spricht der Bergstadtverlag, Breslau, wenn er seinen neue» Roman vo» GcorgLanger „Christel Mater ns weiße Seele" tsiu Seilen! hinausschickt. Eö ist so. als ob man noch mitten in der Zeit lebte, da Agnes Günther mit ihrem Roman „Der Heilige und ihr Starr" die Menschen erfreute. Denn ein ähnliches Seel chen ist auch Ehristcl Matcrns. Aus einer recht schweren Kinü- heit tritt sic ganz allein ins Leben. Obwohl die Mutter noch lebt, ist Christel im innersten ei» Waisenkind. Sie ist wie aus einem andere» Stern geboren. Sic rastet sich wohl überall nach der Liebe und kann doch sich nirgends anschmicgcn. Ob es nun die Erzieher oder die Freundinnen sind, immer hält sie sich scheu vvr de» Berührungen zurück, als fürchte sie. daß,in einer H>»gcb»»g ihre innerste Seele zerbrechen könnte. Sie kommt aid Kontorist,» ins brodelnde Leben hinein. Die Männer wer den von ihrer Unberührtheit magisch angczvge» und sie stößt sic immer wieder zurück. Aber das Leben ist unerbittlich und verlangt auch von ihr die letzte Bestimmung des Weibes. Zu- letzt kann ein 'Naturbursche sein Blut nicht mehr zügeln und er reißt das Mädchen in Lcidcnjclwst an sich. Er zerbricht ihre Unschuld. Die menschliche Justiz wirst ihn dafür ins Ge fängnis. F» Christel Materns aber ist die Wandlung gekvm- mcii. Sie ist jetzt selber ganz Weib geworden und stürzt sich in 'Wien in de» Strudel des Lebens. Da ahnt sie, daß sie an de», im GesängniS schmachtenden Menschen schnldlo» schnldia ist. Sic betreibt seine Freilassung und verbindet sich mit ihm schließlich fürs ganze Leben. Erst als er in der Ehe a»S dem von der Leidcnschast getriebenen Menschen sich zun, wahrhasic» liebende» Manne wandelt, schenkt sie ihm Leib und Seele und wird ganz Weib. Es acht ein wenig romantisch darin zu. Und wenn eS einem hier und da am Glauben sehlt, der Dichter hat ihn. Er verliert sich i» seine Plaudereien über das weiße Seelchen so lies, das, er auch i» seiner Sprache verschlungene Wege geht. Ich kann mir aber denken, daß wir noch genug romantische Mensche» haben, die sich von ihm die Geschichte dieses weißen Seelchens gern erzähle» lassen. Auch Arthur Brauscwetter begegnet in seinem neuen Roman „Der See" lBergstadt-Vcrlag, Brebläu, 272 Seiten! einer Frau. Zwar ist seine Gestalt nicht so roman tisch beschwingt, dafür stellt er sic i» genügend Geheimnisse hinein, damit cs auch hier nicht an romantische» Schauern mangelt. Er hat das Zeug dazu, die Menschen wirklich noch zu unterhalten. Es kommt ihm beileibe nicht daraus an. ein große» Problem wuchtig dnrchziisührcn. sonder» er reißt die Mensche» von einer Spannung zur anderen. -Hier erdichtet er sich eine» interessante» TestamentSsall. KiltyS Großeltern stoßen daS ursprüngliche Testament um und setzen die ver waiste Enkeltochter Kitty als Untversalerbin des großen Rittergutes ei». Dabei hat eS nur eine heikle Klausel. Ste wird nur dann Univcrsalcrbin. wenn sie einen Landwirt hei ratet. lind wen» sie das Gut schon übernahm und einen änderen freite, so muß sie eS wieder heranSgeben und ihrem Onkel überlassen. Damit haben wir doch die ganze Geschichte. Natürlich verliebte sich Kitty zuerst in einen Arzt, der ein ivahrcr Tausendsassa ist und als Tatmensch die nahe Stabt zu einem berühmten Kurort erhebt. Aber ihre Liebe zum Gute ist stärker. Tiefer ist schon die Neigung zum Pastor Martin. D,'»' st,,-'' dicke Lj"bc wird geopfert, denn höher als die Liebe soll bei ihr die Pflicht stehen. DaS hat Onkel Will schon im voraus gewußt und ihr vo» vornhcrcin gesagt, daß er sie hei rate. Und er kriegt sic auch. Aber der See? — Das ist ein mystischer Geselle. -Hier ertrinkt am Anfang seine Mutter und Kitty erhält dadurch eine Freundin, und zuletzt kommt auch der Arzt darin um: denn das Wasser hat nun einmal eine mystische Gewalt. Brauscwetter versteht das anspruchslose Publikum und er will sa sicherlich auch beileibe nicht cdnc Dich tung geben, sondern gut unterhalten. Und daS tni er reichlich. Auch i» seiner Sprache überschreitet er niemals dicsc Grenze. Hans Christoph Kaergel. Länderkundliche Neuerscheinungen. Matthias Claudius beginnt sein Gedicht „Urtans Reise »m die Welt" mit den oft zitierte» Worte»: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen." An diese Worte wurde ich unwillkürlich immer und immer wieder erinnert, niS- ich kürzlich das vor wenigen Wochen im Berlage von Strecker und Schröder, Stuttgart, erschienene Buch Franz Do» a tö „An Lagerfeuer» deutscher Vagabun den in Südamerika" durchlas. Noch war mir sein Erstlingsbuch „Paradies und Hölle" in bester Erinnerung und so reizte es mich, auch sei» neues Nbentenerwerk kennenzu- lerne»: ich habe cs nicht bereu». Donat besitzt ein ausge sprochenes Schriststellertalent, mit dem er versteht, den retz- vollen Stvss seiner Erzählungen, zumeist Selbsterlebtes, ian- tastercich auSzuschmlicke» und so spannend zu gestalten, daß er den Leser fortgesetzt in Atem hält. Ein abcntcucrreicheS. wildes und cnlsreibendeö Vagabiilidcndasein rollt vor unseren Augen ab. daö den Verfasser mit Menschen aller Art, die er treffsicher zu charakterisieren weiß, zusammenführt. Nach langsährigem Ausenthalt in brasilianischer Wildnis kommt Donat bet AnSbruch des Weltkrieges als armer deutscher Vagabund nach Paraguay und schließlich nach Asuncion, wo er nnd seine Begleiter erfahren, daß ihnen, die Heimkehr nach Deiitschlanb verschlossen ist. ES beginnt für ihn ein bewegte» »»d gefahrvolle» Umhcrziehrn kreuz und quer durch Para- guay: Gauner. Philosophen, gescheiterte Existenzen aller Art lernt er kenne», bis er schließlich dem Zauber der Landstraße entslieht, nach Brasilien znrückkehrt und dort einem neuen Leben cntgegcnschreitet. Die Schilderung aller feiner Wechsel- volle» Erlebnisse Ist oft wahrhaft ergreifend, dann kommt bet ihm wieder ein köstlicher Humor zum Durchbruch, stet» aber wird man von seinen Erzählungen gefesselt. DaS Buch ent hält zahlreiche Kohlezeichnungen von HanS Anton Aschcnborn. Gleichfalls nach Südamerika führt unS da» in der Reihe „Reisen und Abenteuer" bei F. A. Brockhau«, Leipzig, er schienene Bändchen von Henry Hoek „Aus Voll via» Bergen". Bolivia ist ein Land von paradiesischer Frucht barkeit. Ueber den satten Farbe» üppiger Tropenpflanzen herrschen die mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel der Anden, eines der herrlichsten Gebirge: wilde Alpcnlandschasten »oll grüner Tristen, mit weiße» Firne» und brausenden Bächen wechseln mit der Endlosigkeit der Wüste, aus der abgrundtiefe ! Täler hineinsühren in das Dunkel dichtesten Urwalds. In ' dieses eigenartige GebirgSland hat der Verfasser,, ein be kannter Alpinist, in den Fahre» lAKM eine Reite unter nommen und schildert nun seine Eindrücke und Erlebnisse bei , seine» Bergbesteigungen. Trotz aller Uiiannehmiichkcite» und ! Widrigkeiten, die ihm begegne», sind seine Erzählungen erfüllt von unendlicher Liebe zur Natur: >» leuchtenden Farben malt § er die Großartigkeit der Landschast in den wildromantischen : Kordilleren und begeistert läßt er uns die abwechslungsreiche Schönheit des von ihm bereisten Gebietes mitgenießen. Er hat einen tiefen Einblick in die Seele der Indianer getan und hat ihre eigentümlichen Sitten nicht nur kennen, sondern auch verstehen gelernt. Humor und packender Stil sind dem Ver fasser eigen: jedes Bild, das er entwirst, ist anschaulich und zeigt die feinfühlige Einstellung dcS Versasserö zu allem, was Natur heißt. Fm gleiche» Verlage sind ln den letzten Wochen noch zwei andere Bücher aus dem Gebiete der Länderkunde erschienen, und zw»r „DaS Tal der zehntausend Dämpf«" von Robert F. Griggs und Emil Nybitschka „Fm g o t t g e g e b e n e u Afghanistan". Robert F. Griggs ist ordentlicher Professor der Botanik an der Gcorge-Washington-Univcrsität und hat als Leiter an de» Expediiio»cii"tcilgenommen, die im Verlaute von 6 Jahren die National Geographie Society zur Untersuchung der ge waltige» Vulkanausbrüche in Südwcst-AlaSka anSgclandt hat. Bo» der Größe des Natnrercigniffcs, das Anfang Juni 1912 die Einwohner der Nordwestküste Amerikas in Schrecken setzte, kann man sich durch die von GrtggS gesammelten Berichte der Augenzeugen dieser Katgstrvphc ein gutes Bild machen, wenn inan bedenkt, daß ans über 179 Kilometer Entfernung ein Aschercge» »icdcrging, der tagelang die c>-»,ze Gegend in völlige Finsternis einhüUtc. Der Herd war daö Bulkangebiet des Katmai, das heute ein weiivcrzwcigtes großes Tal um schließ», aus dem teils in mächtigen Säulen, teilt in dünnen Strahlen durch klaffende Riffe des Bodens Dämpfe empvr- stcigcn und sogenannte Fnmarvlen bilden: zahlreiche Ab bild,»,gen dieses geisterhaften Tales zeigen die unheimliche Schönheit gähnender Schlünde, merkwürdiger Brücken- und Kriisteiibildungen, zwilchen denen Rauchwolken plötzlich durch brechen. um sich dann alSbald wieder an einer anderen Stelle einen Ausweg ans dein brodelnden Erdinnern zu suchen. Die Naturschildcriingen des Verfassers sind ausgezeichnet: ein gehend behandelt er die klimatischen Wirkungen dcS Vulkan ausbruchs lind de» eigenartigen Einfluß der Vulkanasche auf das Wachstum der Pflanzen, so daß das gut auSgcstattctc Buch iiichi nur eine» lebenswahre Darstellung der ForschungSrclse selbst »nd ihrer Ergebnisse, sondern auch wiffeiischastlich wert volle Abhandlungen botanischer und geologischer Art enthält. Rnbiilchka, ein ehemaliger österreichischer Rittmeister, hat in seinem Bucke „Fm gottgegcbcncn Afghanistan" ein in seiner bunten Mannigfaltigkeit äußerst lebendiges Bild dieses in vieler Hinsicht stark orientalische» StaatswesenS gezeichnet. Nach einer wilden, abenteuerlichen Flucht ans russischer Ge fangenschaft kommt der Verfasser mit zwei Kameraden an den Hof des Emirs Habib Ullah Chan, der ihnen den Auftrag gibt, die afghanische Armee zu reorganisieren. Völlig nn- crwartct wird eines Tages der Monarch ermordet, und an keine Stelle tritt der lugendliche Emir Aman Ullah, der mit einem Uebersall aus Indien den soaenannlcn dritten afgha nischen oder den heilige» Krieg eröffnet. Anfänglich siegen die überlegenen Waffen der Engländer. Völlig geschlagen flutet dgS Heer zurück, da rasen der Verfasser nnd seine Kameraden zusammen mit dem alte» Mahmud Samt, dem ehrwürdigen Nationalhcldci, der Afghanen, im Auto an die Front und bringen die Fliehende» zum Stehen. Von seht ab geht cs auswärts. England erleidet so schwere Verluste an Mensche» nnd Material, daß eS sich gezwungen sieht, die Selbständigkeit Afghanistans anzncrkennen. Erst nach längerer Zeit ruhiger Fricdensarbcit kehrt der Verfasser mit seinen Kameraden i» die Heimat zurück. DaS in jeder Hin sicht fesselnde Buch RybitschkaS vereinigt In sich die Vorzüge eines ansschliißrciche» politischen Dokuments, einer farben freudigen Schilderung von Land und Leute» und einer vorzüg lichen Darstellung lelbsterlebter Dinge. DaS Buch lst scdcn- falls in gleicher Weise lehrreich wie interessant: es ist der Schwester Elsa Brandström, dem rettenden Engel so vieler dcntscher Kriegsgefangenen, gewidmet. Walther Schieck. Dlaman!en, Dornen, Dur». Einst hatten wir ein viel größeres Vaterland, als wir eS im Deutschlandliede besingen. Unsere Kolonien waren auch unser Vaterland. Mächtig blühten sie auf durch die Tatkraft und Tüchtigkeit deutscher Männer. Dann riß der Weltkrieg alles nieder. Viele Eri»iicr»»gSbüchcr. besonders an unseren afrikanischen Besitz, sind „ach dem Kriege erschienen. Sic spiegeln wider all das Schöne »nd Unvergeßliche, aber auch daS Schwere, das man erlebte und erlitt. Nun liegt wieder ei» von persönlicher Erlebniswärme getragenes Buch vor: „Diamanten, Dornen, Durst", südmestasrikanische Erzählungen von Hermann Rieß. Eö erschien in vor nehmer und gediegener Ausstattung, geschmückt mit charakte ristischen Landschastsbildern, im Safari - Verlag, Berlin. Fesselnd gibt der Verfasser, der von 19t0 bis 19>» als Berg- 'bcamtcr in Südwestasrika tätig war. seine Eindrücke von Land u»d Leuten wieder. In lebendiger, nicht selten künstlerisch ver tiefter Weise führt er uns in die eigenartige Welt der südmcst- afrikanischen Landschast. schildert die mühseligen, rntbehrüngS- reichen Reisen, die Reize der herben und strengen Wildnis, die Sonnenaufgänge und -Untergänge in unbcschrciblichcr Farben pracht, die strahlende Lichtfülle, die über- der Berg- und Steppcnwelt liegt, die Einsamkeit der Wüste und die grandiosen Tropengewitter. Zunächst lernen wir die Arbeiten In de» südlichen Diamantbetrieben kennen »nd durchstreifen die Abbaufesdcr. In packender Weise wird geschildert, wie gestohlene Diamanten den Diebe» Unheil bringe« und wie sie ei» Buschmann, her die Diamanten bei einem mit dem Giftpfeil erlegten Ovambo- mann stndet, als »»heimliche Zaubersteine in de» Dornbusch wirst. Dann erzählt der Verfasser vo» einem tousendjährigc» Doriibaum. der, knorrig »nd kraftvoll. Zeug« vieler schicksals schwerer Ereignisse gewesen ist. Unter seinem Loubbach hiiltcn Häuptlinge Gericht »nd beschlossen über Krieg und Frieden. Der vanm sah, wie die Herero» da» Land besetzten, wie durch den Vtchreichtum die Weißen au» Kapland «„gelockt wurden, wie Händler dann Bich, Elfenbein, Straußenfeder,, etn- tauschten gegen GlaSperltn, Waffen, Tabak und Schnap». Den Jägern »nd Händlern folgt«,, dt« Missionare. Der Baum sah dann die dcntschc Schutztrnppe vorübcrmarschleren. später den Aufstand der Herero» »nd die Vertreibung der deutschen Kolo- nisten. So zieht ci» neue» Stück unserer -rutschen Kolontal. geschickte in Dciitsch-Tnbivest mit vorüber. In ost atem- beraubender Weise schildert sodann der Verfasser sein«» furcht- baren Ritt zu de» neuen Knpfcrsiindstättcn in sengender Glut. Schnell schwand trotz aller Sparsamkeit der Wasservorrat. Dt«
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