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WglliindGtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZwmuMMMiMr Fahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese? Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag?, Donnerstag? und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSprei», welcher pi-äaamorsoäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bi? Vormittag? 11 Uhr eingehen, werden in die Tag? darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpu?-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voiatländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. MMM., 28. September 1861. Zeitungen. Sachsen. Das vom Consul Schletter in Leipzig der Stadt für die Zwecke des Museums vermachte Haus ist dem Restaurateur Ziersuß für 50,220 Thaler zugeschlagen worden. — Die Leipziger Flottensammlung ist auf 4472 Thaler angewachsen. — Eine Blumenausstellung in Leipzig ist am 22. von 2446 Personen — Freibillets ungerechnet — besucht worden. Aus Thüringen, 22. September. Viel Aufsehen macht gegenwärtig bei uns der Entschluß des regierenden Fürsten von Rudolstadt, eine junge Dame bürgerlichen Standes sich zur rechten Hand antrauen zu lasten und demzu folge auf die Negierung zu Gunsten seines Bruders, des Prinzen Albert, zu verzichten. Die Verehelichung soll schon im Monat November stattsinden, und der Fürst wird dann alsbald sich auf sein Gut bei Dresden zurückziehen. Baiern. München, 21. Sept. Die Kammer der Abgeordneten hat heute in einer sieben Stunden dauernden Debatte den Gesetzentwurf über eine Eisenbahn berathen, welche für Sachsen wenigstens von nicht minderm Intereste ist als für Baiern. Es handelt sich um die Verlängerung der Ostbahnen von der Station Schwandorf (nördlich von Regensburg) ab über Weiden einerseits nach Baireuth, andererseits nach Eger. Die Gesellschaft der Ostbahnen hat bekanntlich, nachdem sie jetzt die von ihr projectirten Linien vollendet, von ihrem 1856 bei Gründung und Concessionirung der Gesellschaft gezeichneten Aktien kapital von 60 Mill. Fl. nicht weniger als 15^ Millionen erübrigt, und sie erbietet sich, mit diesem Reste die dringend gewünschte Verbindung von Regens burg nach Baireuth herzustellen, unter der Bedingung jedoch, daß ihr gleichzeitig der Bau einer Zweigbahn von Weideu nach Eger gestattet werde, für welche beide Linien jene Erübrigungen reichlich ausreichen werden. Es liegt auf der Hand, daß diese Zweigbahn nach Eger die Hauptlinie, daß sie eine Weltbahn ist, nachdem der Bau einer Bahn von Plauen nach Eger bereits sicher gestellt, und dadurch die geradeste Linie von Leipzig nach Regensburg an die Donau, nach München, nach Tirol und der Schweiz hergestellt wird. Unter dem Vor wande, den Knotenpunkt dieser Weltbahn nach Baiern, nach Hof, resp. Schwar zenbach, hereinzubringen, wurde von den Abgeordneten der Wahlbezirke Hof und Wunsiedel die Richtung nach Eger lebhaft bekämpft und eine Trace durch das Fichtelgebirge nach Schwarzenbach intendirt. Die Ungeheuern Schwierigkeiten dieser Linie sind klar ; trotz der sehr kostspieligen Eisenbahnbauten, welche Baiern jetzt schon besitzt und bei deren Anlage es fast darauf abgesehen schien, möglichst viel Hindernisse zu überwinden, würde doch diese Strecke durch das Fichtelge birge noch weitaus die allerkostspieligste werden. Ohne auf die Discussion näher einzugehen, genügt es wohl, den Beschluß mitzutheilen, daß die Bahn „von Weiden nach Schwarzenbach oder nach Eger" gebaut werden soll, eine Alterna tive, die nach Lage der Dinge und nach der heutigen Aeußerung des Mini steriums wohl schwerlich anders als für Eger und für Plauen entschieden werden wird. Bei dem Vorhandensein des Baukapitals und bei der durch alle Wege stets bewiesenen Energie in der Direction der Ostbahngesellschaft ist, wenn erst die kaum lange sich verzögernde Concessionirung erfolgt sein wird, eine sehr schleunige Vollendung des Baues zu erwarten. Baden. Bruchsal, 23. September. Oskar Becker hat in der heutigen öffentlichen Gerichtssitzung sein früheres Zugeständniß zurückgenommen und be hauptet, er habe nur ein Scheinattentat und hierdurch eine moralische Wirkung beabsichtigt; er habe nur aus Versehen ein scharf geladenes Terzerol genommen. Sein Vorbild sei Orsini gewesen, und habe er Folgen, wie sie dessen That hervorgebracht, von der seinigen erwartet. — Becker's Auslassungen machten auf die Zuhörer den Eindruck, als wären sie confus. — Der verkündigte Wahrspruch der Geschwornen hat Becker des vollendeten Mordversuchs auf Se. Maj. den König von Preußen für schuldig erklärt und die Frage wegen Unzu rechnungsfähigkeit des Angeklagten verneint. Der Gerichtsof erkannte auf 20- jährige Zuchthausstrafe, wovon die ersten 9 Jahre in 6 Jahre Einzelhaft zu verwandeln sind, und auf Landesverweisung. Der Angeklagte vernahm lächelnd das Urtheil. Cngland. London, 24. September. Nach der heutigen „Morning- Post" haben zwischen England, Frankreich und Spanien wegen eines Interven tionsvertrages in Mexico Unterhandlungen stattgefunden. Es soll keine Trup penausschiffung in Mexico stattfinden. Die Alliirten werden nach dem Golf von Mexico maritime Streitkräfte senden und die Häfen blokiren. Die Ein nahmen der mexicanischen Douanen sollen durch die Consuln der Verbündeten eingezogen werden. Die Consuln sollen in jedem Hafen eine internationale Commission bilden. Ein geringer Theil der Zolleinnahmen soll der mexicanischen Regierung überlassen werden. Dieses Arrangement soll fortdauern, bis allen Anforderungen genügt sein wird. Noch vor Ende dieses Jahres sollen diese Maßnahmen zur Ausführung kommen. Der „Warrior," die erste von den großen eisernen Fregatten Englands, von der man glaubt, daß sie es mit dreien der größten französischen Panzer schiffe aufnehmen könne, hat gestern seine erste Probefahrt von Rombithe in der Themse nach Portsmouth gemacht. Sie fiel über alle Erwartungen günstig aus, insofern die Steuerfähigkeit des schweren Fahrzeugs (es wiegt über 180,000 Ctr.) nichts zu wünschen übrig ließ, und die Geschwindigkeit bei theilweiser Maschinenkraft 14*/z Meile per Stunde betrug. Da jedoch das Meer während der Fahrt spiegelglatt war, läßt sich über die Seetüchtigkeit der Fregatte noch immer kein endgültiges Urtheil abgeben. Amerika. Ein furchtbares Eisenbahnunglück begab sich am 3. Sept, auf der Hannibal- und St.-Josef-Bahn in Missouri. Eine der kriegführenden Parteien — aus dem Zeitungsbericht ersehen wir nicht welche — hatte die 100 Fuß lange und 35 Fuß über dem Little-Platte-Fluß laufende Eisenbahn- brücke auf so heimtückische Weise zerstört, daß sie fest zu stehen schien und zur mörderischen Falle wurde. Die Bindebalken der Brücke unterhalb des Fahr wegs waren verbrannt, das Feuer aber war, nachdem es die beiden Balken ver zehrt hatte, sorgsam ausgelöscht worden. Ein Bahnzug mit 85—100 Personen, darunter Weiber und Kinder, kam in der Nacht um 11 Uhr auf die Brücke und stürzte in den Abgrund. Siebzehn Personen blieben auf der Stelle todt, die Mehrzahl der Uebrigen wurde gräßlich verwundet und verstümmelt; nur drei Personen kamen durch ein Wnnder unversehrt davon. MannichfaLtiges. Dom Gfsen und Trinken. Dieß ist ein gar anziehendes und wichtiges Kapitel, auch wenn jener große Mann Unrecht haben sollte, der behauptet: Der Mensch ist, was er ißt. Ein geistvoller Politiker, den die 48er Stürme auS Deutschland nach England ge trieben hatten, und der jetzt Vach Deutschland zurückgekehrt ist, stellt in der