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53« den großen 1iestauf»and zu decken, nckssm aber während der Schießstunden für Schüsse in jcher Minute 30 eingehen. Taschendiebe, mit Schüyenzeichen uttb deutscher Cocarde geschmückt, halten reiche Ernte au Uhren, Börsen und Ketten. Einen Augenblick, in welchem aller Augen auf den Herzog von Koburg gerichtet waren, benutzte ein solcher Schurke zu einer Razzia. Ein Schütze da gegen, welcher Abends einen kostbaren Diamantring verloren hatte und ihn morgens in aller Frühe zu suchen kam, fand denselben unangerührt noch auf der Bank liegend, wo er gesessen hatte. Seit gestern wehen aus dem Bundes palast drei Fahnen. Als österreichischer Gesandter hat Herr v. Kübeck in seinen Wohnräumen zwei schwarzgelbe ausgesteckt, als Präsident der Deutschen Bundes versammlung aber,, in der Mitte zwischen beiden, auf dem Eingangsportal, zu aller Vorübergehenden hoher Befriedigung, die schwarzrotgoldene; ebendort, wo eine solche auch 1848 hing. Die Kasernen sind sämmtlich — zum Theil, wie die bairische, sehr reich — mit Fahnen geschmückt; außer der Frankfurter zeigt jedoch keine einzige eine deutsche Fahne. Auf der Zeil dagegen, am Palast des Großherzogs von Hessen, weht eine solche. Derselbe hat auch für den gestrigen Festzug die Fenster dieses Palastes den Mitgliedern Darmstädter Stände zur Verfügung gestellt. Es war nach heutigen Nachrichten nicht ein tiroler Schütze, sondern ein Con- ducteur der Eisenbahn, der bei Schweinfurt unter ein Rad fiel und infolge seiner Verletzungen in das Juliusspital nach Würzburg gebracht werden mußte. Zeitungen. >> Sachsen. In Plauen ist heute 17. Juli mit dem Richten der Sang erhalle begonnen worden. Man hofft, am 19. damit fertig zu wer den. — Auf unserer Flur wurde am 16. der erste Roggen geschnitten. Bad Elster. Nr. 36 der Curliste weist bis zum 16. Juli in 771 Parteien 1279 Personen nach. Präsent: 679 Personen. l Ein Schütze hat berechnet, daß während des Schützenfestes in Frankfurt a. M. in jeder Minute 200 Schöffe, also täglich in 8 Schießstunden 96,000 Schüsse fallen. Den Schuß zu 2 Kreuzer gerechnet, dürften in 6 Tagen 19,000 Gulden oder rund 10,000 Thlr. verschossen werden. Krankreich. Paris, 16. Juli. Der „Moniteur" hat folgende Nachrichten aus Veracruz vom 15., aus Orizaba vom 11. Juli. Die Fran zosen sind noch in derselben Stellung. Der Gesundheitszustand ist sehr gut. General Duai ist am 10. mit 45 Wagen in Orizaba angekommen und hat .sich am 11. zur Uebernahme des Commandos nach Cordova begeben. Ein 2. Transport von Lebensmitteln auf 25 Tage ist aus Veracruz abgegangen. Zehn Wagen haben die Mexikaner weggenommen. General Marquez ist am 15. mit 1500 Mann von Orizaba in Veracruz angekommen und machte sich fertig, zurückzukehren und zu dem General Lorencez zu stoßen. Die Herstellung der etwa 15,000 deutschen Meilen Eisenbahnen, welche auf der ganzen Erde bis jetzt in Betrieb sind, hat einer in Frankreich ange- stellten Berechnung zufolge 29 Milliarden Franken gekostet. Diese Summe hat in Gold ein Gewicht von 8787 Tonnen 878 Kilogrammen, und in Zwan zigfrankenstücken, Rand an Rand gelegt, würden diese eine Reihe bilden, die von Paris durch ganz Asien bis an den Oberonsee in Nordamerika reichen, also über drei Viertheile des Erdballs umspannen würde. In Silber beträgt das Gewicht 145 Millionen Kilogramme, was 5 Milliarden 800 Millionen Fünffrankenstücke ergiebt, welche, ebenso aneinander gereiht, zu einem fünf fachen Silbergürtel um die Erde ausreichen würden. Die Schienen dieser Bahnen, einzeln anemander befestigt, könnten nicht nur den Mond erreichen, sondern würden noch 40,000 Kilometer darüber hinausgehen. England. London, 15. Juli. Weitere Nachrichten aus New-Uork vom 5. d. M. melden, daß die Buudestrüppen vor Richmond 95,000 Dienst fähige gezählt haben, während ihnen 185,000 Conföderirte entgegenstanden. Die Bundesarmee hat sich zurückgezogen und unter dem Schutze der Kanonen boote am JameS-River verschanzt. Zwei unionistische Generale sind gefangen genommen. London, 15. Juli. Nach Berichten aus New-Aork vom 7. d. hat General Mac Clellan in einer Proclamation an die Truppen ausgesprochen, baß Richmond fallen werde, eS komme weder auf die Zeit, noch auf den Preis an; die Union werde aufrecht erhalten bleiben. — Die Gouverneure aller Mordstaaten haben Proclamationen erlassen, in welchen sie Truppen fordern. — »Die Journale des Südens behaupten, dqß 12,000 Mann Bundestruppen zu Gefangenen gemacht «nd daß alles Belagerungsgeschütz Mac Clellan's und Provision, die sür die Südarmee drei Monate au-reichen werde, genommen worden seien. In Richmond ist illuminirt worden. , Nach Art anderer BiehauSstellungen ist in London gegenwärtig eine Koße Hundeausstellung iy der neuen laudwirthschaftlicheu Halle. Das Mch-vspiel, welche- diese vierfüßige Versammlung dem Besucher gewährt, mag Wirklich eigarchümlicher Art sein. Man trifft dort Hunde aller Racen, Größe», Formen, Farben und Werth« — von 5 bis 2000 Pfd. St. (1 Pfd. St. — L Thlr. 20 Ngr.) Der Lärm ist betäubend. Jede Specialität von Hunde ¬ gebell ist vertreten, und concentrirt sich zu einem schrecklichen disharmonischen Hundeconcert, iu dem das dumpfe, heisere Gebell des sehnigen Kettenhundes den Baß und das schrillquikcnde Gekläff des Dachshundes den Tenor vertritt. Hühnerhunde, Bulldogs, Fuchsjagdhunde, Schweißhunde, Stöber- und Spür hunde, darunter einer von solcher Größe, daß man ihn im Zwielicht sür einen Bären hält, kostet 500 Pfd. St., und dann wieder Bologneser und King Charles — die Lieblinge der Damen — sodann die häßlichsten, die sogenann ten Rattenfänger, endlich die Newfoundler, Malteser, Windspiele und Hunderte anderer Sorten. An Preisen wurden über 900 Pfd. St. ertheilt. Schuldig oder nicht schuldig? Nachstehende Criminaluntersuchung, welche seiner Zeit in Sachsen großes Aufsehen machte, als man nur einige unbestimmte Züge aus der Verhandlung kannte, sind wir im Stande, im Nachstehenden ausführlich mittheilen zu können: „Wegby heißt ein Dorf in der Grafschaft Surrey in England. Der Pfarrer von Wegby hatte im Juni 1861 mit Weib und Kind eine Reise ge macht und während seiner Abwesenheit war Martha Smith, die Frau des Lehrers, „Einhüterin" in der Psarrwohnung. Ihr Mann, der Lehrer, pflegte sie Morgens und Abends zu besuchen. Sie schlief ganz allein in dem Pfarr hause. Am Montag, den 10. Juni, Abends, sagte der Lehrer seiner Frau in gewohnter Weise gute Nacht, am Dienstag Morgen ging er, ebenso in gewohn ter Weise, nach dem Pfarrhause, um ihr guten Morgen zu wünschen. Wider die Regel fand er die Hinterthür geschloffen, die Hauptthüre offen. Seine Frau war nicht unten im Hause und er suchte sie daher oben in ihrem Schlaf zimmer. Hier lag sie, eine kalte steife Leiche, in ihrem Nachtkleide auf der Flur, an Händen und Füßen mit hänfenen Stricken gebunden und ein Tuch war ihr über das Gesicht geknüpft. Unter dem Tuche fand sich ein zum Hause gehö render Strumpf, der ihr in den Hals gestopft war. Das Fenster war offen; eine Scheibe von außen eingedrückt. Das Zimmer war in Unordnung, aber es war nichts weggenommen. Ein buchener Knüttel lag im Zimmer, aber die Leiche zeigte keine Spur empfangener Schläge. Ganz vorn unter der Bettstelle, nahe neben der Schulter der Leiche, fand man ein mit Bindfaden zugeschnürtes Päckchen, welches verschiedene Papiere, alle in deutscher Sprache, enthielt, nämlich: 1) Ein Dienstbuch für Karl Kranz aus Schandau im Königreich Sachsen, mit der üblichen Personalbeschreibung; 2) einen Brief ohne Adresse, welcher ein Unterstützungsgesuch an irgend eine Dame, enthielt und die Unterschrift „Adolph Mohn" trug; 3) einen Brief von einer bekannten deutschen Opernsängerin in London, vom 7. Juni 1861, also drei bis vier Tage vor vem Ereignisse ge schrieben ; 4) ein Stück Papier mit mehreren Adressen. Hieraus ergaben sich zunächst folgende Vermuthungen: Eine oder mehrere Personen waren vermittelst Einsteigens in das Pfarrhaus gedrungen und hatten Martha Smith durch Erstickung getödtet. Sie hatten einen Raub beabsichtigt, aber- nichts vorgefunden, was des Mitnehmens werth schien. Einer von ihnen war ein Deutscher und hatte das Päckchen in dem Zimmer fallen lassen. In der That sagten mehrere Personen sofort auS, daß sie zwei Deutsche ungefähr um die Zeit des Mordes, deren Aussehen sie ungefähr beschrieben, in der Gegend von Wegby gesehen hätten und die Polizei lenkte daher ihre Aufmerksamkeit auf deutsche Arbeiter, ohne indeß ihre Nachforschungen von Er folg gekrönt zu sehen. Einige Wochen später ward in London ein mittelloser deutscher Arbeiter wegen irgend einer unerheblichen Uebertretung festgenommen, welcher sich Hall mann nannte. Die Erinnerung an den Mord zu Wegby war damals so frisch, daß es nahe lag, ihn auf Gerathewohl mit der Personenbeschreibung des ge fundenen Dienstbuchs zu vergleichen. Sie paßte auf ihn so vollständig,, daß die Londoner Behörde ihn als verdächtig der Polizei des Distriktes, in welchem Wegby liegt, übergab. Von dieser vernommen, beharrte er Anfangs dabei, daß er Hallman heiße, räumte jedoch schon im zweiten Verhöre ein, er heiße Karl Kranz aus Schandau und ihm gehöre das gefundene Dienstbuch. Er wird natürlich hierauf sofort unter die Anklage des Mordes gestellt. Zu allem Ueberfluffe ward er noch von einem eigens herbeigerufenen sächsischen Beamten als Karl Kranz recognoScirt, welchem das fragliche Dienstbuch am 6. April eingehändigt worden sei. Abgesehen von dieser hiermit erledigten JdmütätS-Frage stützte die Anklage sich im Wesentlichen auf folgende Punkte. Zunächst auf mehrere Zeugenaus sagen, die wir nachstehend wiedergeben. Der Zapfer in dem MirthShause zu Wegby erklärte: „Am Sonntag, 9. Juni, Morgen-, kehrten zwei Ausländer bei uns ein, der Eine klein und dunkel, der Andere größer »nd blonder. Sie blieben dm ganzen Tag, nur daß um Mittag der Kleine auf kurze Zeit auSging, um Mehl zu kaufen. Sie schliefen Beide bei uns, blieben am Montag bis 2 Uhr bei