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5Z3 auf einige unerhebliche Verletzungen infolge der erwähnten Schlägereien. Der Fackelzug und jeder CommerS in Anlaß desselben ward selbstredend sofort ver boten. Die Untersuchung ist bereits im Gange." Bad Homburg, 7. Juli. Die in verschiedenen Blättern aufgetauchte Notiz, als würde die hiesige Spielbank demnächst aufgehoben, entbehrt, wie wir aus bester Quelle mittheilen können, vorerst jeder Begründung. Der Con- tract mit der Bank läuft noch 12 Jahre. (O weh!) Oesterreich. Wien, 13. Juli. Eine gestern eingetroffene Depesche des Grafen Karolyi, unser- Gesandten in Berlin, bestätigt, daß das preußische Cabinet die Anerkennung des Königreichs Italien nicht bloS beschlossen — denn beschlosten war dieselbe schon einmal im Februar, unmittelbar nach dem Ein treffen der identischen Noten in Berlin, wurde aber gleichwohl nicht vollzogen — sondern sehr wahrscheinlich auch bereits nach Turin notificirt hat und so stehen wir jetzt wirklich vollständig isolirt da. Noch in später Abendstunde ver sammelte sich der Ministerrath, und bis Mitternacht war Graf Karolyi in der Lage, noch zweimal auf eine Reihe von hier aus gestellter Anfragen antworten zu müssen. Ob ein Beschluß und eventuell welcher Beschluß gefaßt ist, ver mag ich nicht zu sagen, wenigstens heute noch nicht. Das Gerücht will indessen wissen, der Kaiser habe sich mit einer sonst ungewöhnlichen Bitterkeit über die Prinzipienreiterei ausgesprochen, welche ihn und den Staat schließlich nöthigen werde, unter den verhältnißmäßig ungünstigen Bedingungen Stellung gegen Italien zu nehmen. Daß Preußen seine Anerkennung an keinerlei Bedingungen geknüpft, soll auS den Mittheilungen des Gesandten in Berlin mit Sicherheit zu schließen sein; dieselben sollen nur andeuten, was auch anderswo schon ver lautete, daß dabei die Voraussetzung ausgesprochen wurde, das Turiner Cabinet werde seiner auswärtigen Politik eine Richtung zu geben und zu bewahren wissen, welche den allgemeinen Frieden zu sichern geeignet sei. Wien, 14. Juli. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses erwiderte Graf Rechberg auf die, den Eintritt Oesterreichs in den Zollverein betreffende Interpellation: Die Regierung sei gleich anfänglich überzeugt gewesen, daß sie sich dem französisch-preußischen Handelsverträge gegenüber nicht blos verneinend oder zuwartend verhalten dürfe. Sie sei bemüht gewesen, für eine deutsch österreichische Zolleiniguug den Boden zu bereiten. Die Ueberzeugung industrieller Kreise und ein gesteigertes Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit hatten die Ansichten herbeigeführt, daß Oesterreich mit dem Anerbieten hervortreten dürfe, auf Grund voller gegenseitiger Freiheit des Verkehrs und Handels, vorbehältlich der Maßregeln wegen verschiedener innerer Besteuerungen schon jetzt den Bund beider Körper zu vollziehen. Der Vorschlag, hierüber Verhandlungen einzuleiten, sei bereits an die betheiligten Regierungen abgegangen. Oesterreich habe sich bereit erklärt, Tarife und Einrichtungen des Zollvereins anzunehmen, soweit man sich nicht durch Revision weiter einige. Auf dieser Basis sei der Präli- minarvertragSentwurf mitgetheilt worden. Wien, 14. Juli. Wie groß die Spannung mit Rußland ist, beweist der Umstand, daß der österreichische Gesandte in Petersburg, der nur auf b Wochen beurlaubt war, jetzt auf 3 Monate beurlaubt worden ist. — Der jetzt vorliegende Bericht des Finanzausschusses über die österreichische Staatsschuld klingt nicht erbaulich. Sie betragt nach der Regierungsangabe 2,360,236,856 fl., d. h. also auf jede Quadratmelle 200,666 fl. und auf jeden Kopf 66 fl. Diese Summe hat sich aber jetzt noch durch weitere Zahlungen auf das 1860er Lu- lehen, durch da- Steuer-Anlehen vom Jahre 1861, durch die Vernichtung der Münzscheine, der Hypothekar-Anweisungen und der Schulden aus Anlaß der Depotgeschäfte bedeutend erhöbt. Da- von der Regierung in Ansatz gebrachte Zinsen-Erforderniß für die Staatsschuld beläuft sich auf 107,659,050 fl. in clusive de- nachträglich ausgewiesenen Mehr-Erfordernisse- von 1,421,250 fl. Das Erforderniß für die Staatsschuldentilgung ist mit 18,300,300 fl. angesetzt. Prag, 14. Juli. Die Eröffnung der zweiten Hälfte der böhmischen Westbahn (Prag-Pilsen) hat heute in feierlicher Weise stattgefunden. Am 29. v. M. wurde in der Nähe von Leviko in Wälschtirol eine schaudererregende Mordthat vollbracht. Im Wirthshause äußerten sich fünf junge Bursche, daß sie jeden tödten werden, wer einem von ihnen begegnen würde, und leider wurde der vermeintliche Scherz zu tollem Ernst. Sie tödteten mit fürchterlicher Grausamkeit gegen 7 Uhr AbendS, ohne irgend eine Veran lassung, zwei Männer durch Stichwunden und verwundeten einen dritten tödtlich. Noch in derselben Nacht wurden die fünf Unmenschen von der Gendarmerie sestgenommen und hinter Schloß und Riegel gesetzt. Frankreich. Paris, 14. Juli. Die „Patrie" will wissen, daß eine Zusammenkunft des Kaisers Napoleon, des Kaisers von Rußland und des Kö nigs von Preußen zu Anfang des Monats September statthaben werde. Paris, 12. Juli. Der „Temps" macht auf die wenig bekannte That- sache aufmerksam, daß die directe Nachkommenschaft Montezuma's sich seit langer Zeit durch Heirath mit dem spanischen Hause Guzman verschmolzen hat, welchem bekanntlich die Kaiserin Eugenie angehört. Der Neuen Preußischen Zeitung schreibt man aus Paris über die bevor stehende Vermählung des Grafen von Paris: „Die Vermählung des Grafen von Paris (Prinz von Orleans, Enkel Ludwig Philipp'-) mit der ältesten Tochter der Herzogin von Parma (Schwester des Grafen Chambord) scheint eine beschlossene Sache zu sein. Graf Duchatel (jetzt eifriger Legitimist, früher Minister Ludwig Philipp's) hat sich von Luzern nach London begeben, um hier eine Zusammenkunft zwischen dem Grafen Chambord und dem Prinzen von Orleans vorzubereiten." Die Neue Preußische Zeitung fügt hinzu: „Die Braut, Margarethe Marie Theresia Henriette von Bourbon, Prinzessin von Parma, ist am 1. Januar 1847 geboren; der Bräutigam Ludwig Philipp Albert von Bourbon-OrleanS am 24. August 1838^ Es ist möglich, daß die Prinzen des Hauses Orleans diese Vermählung ihres ältesten Neveu mit der ältesten Nichte des Grafen von Chambord benutzen, um sich dem Chef ihres Hauses zu nähern und so die einzig mögliche „Fusion" vollziehen." Rußland. Petersburg, 10. Juli. In einer Depesche aus War schau von gestern Vormittag 10^2 Uhr meldet Großfürst Konstantin dem Kaiser: „In der Stadt, welche gestern (aus Anlaß des Geburtstages der Großfürstin) freiwillig erleuchtet war, ist Alles ruhig. Meine Wunde geht gut, erlaubt mir aber noch nicht, mich anzukleiden." Dem General Lüders ist die Kugel des Meuchelmörders durch den Hals in den Mund gedrungen, hatte den Unterkiefer beschädigt und mehrere Zähne in den Unterkiefer hineingedrängt. Dieser von den russischen Aerzten nicht hin reichend erkannte Umstand hatte die Schmerzen des Leidenden außerordentlich gesteigert. Dem Prof. Langenbeck war es Vorbehalten, durch eine gelungene Operation abzuhelfen, so daß der Zustand des Kranken sich erheblich schmerz loser und weniger beunruhigend gestaltet hat. Warschau, 7. Juli. Der Schneidergeselle JaroczinSki hat eingestanden, daß er mit Vorbedacht gehandelt und daß er derselbe sei, der auf dm General Lüders geschossen, daß er keine Mitschuldigen habe und auf Alles vorbereihtt sei. Amerika. New-York, 3. Juli. Noch mehrere Schlachten haben vor Richmond stattgefunden. Die Bundesarmee des Nordens ist nach viertägigem Kampfe mit großem Verluste geschlagen worden. New-York, 3. Juli. Die Bundesarmee vor Richmond zählte 95,000, die Armee der Conföderirten 185,000 Mann. Die Bundestruppen unter Mac Clellan reürirten 17 Meilen. Ihr Verlust wird auf 10 bi- 30,000 Mann geschätzt. Sie verschanzten sich unter dem Schutze ihrer Kanonenboote am Ja me- River. — In New-York droht eine BörseukrisiS. — Der Graf von Paris und der Herzog von Chartres sind nach Europa zurückgekehrt. Officielle Depeschen erkennen nicht an, daß die Bundesarmee geschlagen sei. Bekanntmachung. Zufolge Anzeige vom 9. Juli 1862 ist heute als nm eröffnet die Firma Aug. Ritter in Plauen und als deren Inhaber Herr Gottlob August Ritter daselbst auf Fol. 197 de- Handelsregister- für die Stadt Plaum eingetragen wordm. Plaum, am 15. Juli 1862. Königl. Sächs. Handelsgericht im Bezirksgericht. Ludwig. Bekanntmachung. Da- auf nachbenauntm Pausa er Couunungrundstückm, als 1) dm sogenannten Daßler- und Waidawiesm und 2) der sogenannten Koppel anstehend« Vrag soll Md zwar der 1) von vormittag- 9 Uhr, bei 2) von Nachmittag- 2 Uhr an an Ort und Stelle parzellmwrise gegen sofortig baare Bezahlung verauctiomrt »erd«. Pausa, am 1S. Juli 1862. D e r S t a d t r a t h. LePmauu, «rgrmstr.