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durch daS Zustandekommen des Vertrag- auf immer vom deutschen Zollverein ausgeschlossen zu bleiben, und möchte doch gern 1865 in diesen letzteren ein- treten. Preußen mag dieß in keinem Falle zugeben, und so weiß der Himmel, waS noch au- dem preuß. - französischen Handelsverträge hervorgehen werde. Wenn nur nicht der ganze Zollverein auS Anlaß diese- Zerwürfnisses zu Scha den kommt oder gar gesprengt wird? Das deutsche Schützenfest in Frankfurt a. M. Das Frankfurter Journal enthält vom 13. Juli, 1 Uhr Morgens, einen Bericht über den Empfang der deutschen in Frankfurt am 12. Juli eingetroffenen Schützen. Unablässiger Regen drohte zwar diese Empfangsfeierlichkeiten zu stören, gleichwohl haben sie in vorbestimmter Weise stattgefunden, und Publikum wie Gäste haben sich ihre volle Festesfreudigkeit bewahrt. Wir entnehmen der Mittheilung des Blattes Folgendes: „Den ganzen Tag über waren die Empfangscomitees an den Bahnhöfen thätig. Jeder Eisenbahnzug ward mit Kanonensalven und Musik bei seiner Einfahrt in den Perron begrüßt und bei allen größern Gruppen Ansprachen an dieselben gehalten. Dann zogen die jedesmaligen Ankömmlinge unter Vor antritt ihrer Fahnen durch die in glänzendem Festgewande bis in die kleinsten Straßen prangende Stadt nach dem Wohnungsbureau, wo sie die Quartier karten in Empfang nahmen und von da durch Turnerknaben aus der Stadt, welche sich zu ihren Führern freiwillig erboten hatten, in ihre Wohnungen ge führt wurden. So ging es vom frühen Morgen bis nach 1 Uhr Nachts. Fast jeder Zug traf um eine Stunde und mehr später, als erwartet war, ein. Trotzdem wurde die auf den Straßen dichtgedrängte Volksmenge nicht müde zu warten, die Herren und Damen in den bis unter die Dächer mit Köpfen gar- nirten Häusern nicht müde, mit den Taschentüchern zu winken und zu rufen. Im Laufe des Vormittags sahen wir ankommen: Nürnberg §md Umgegend, Thüringen und Sachsen und den Herzog von Koburg, Schützen aus der Nach barschaft und von der Nahe, Köln, Elberfeld, Düffeldorf, Barmen und andern rheinischen Städten, die Schweizer, Baiern, Oesterreicher, Tyroler und Pfälzer, Berlin und andere norddeutsche Städte. Am massenhaftesten waren jedenfalls die Schweizer (über 1V00 Mann), die Baiern, die Oesterreicher und die Pfälzer vertreten. Wir heben ihren Empfang deshalb vor den andern hervor. Die Schweizer in ihrer Tracht, mit Alpenrosen auf dem Hute, mit ihrer Cadettenmannschaft, lauter kleinen Trommlern und Pfeifern und mit einem kolossalen Tambourmajor versehen, der seinen Stock haushoch schleuderte, wur den mit enthusiastischen Zurufen überall empfangen. Von dem Perron der Eisenbahn auS redete sie vr. Sauerländer folgendermaßen an: Der Festort Frankfurt ruft den Schützenbrüdern aus der Schweiz ein herzliches Willkommen zu. Dank euch, daß ihr dem Ruf gefolgt seid und heute zum ersten Mal an den Ufern des Main jenes glorreiche Banner aufpflanzt, welches die Helden von Morgarten, Sempach und der Melzerheide, von Mur ten und St. Jakob geführt haben. Wenn unsere Jugend das flammende Kreuz noch nicht kennt, so kennt sie doch die Tage des Ruhms, verherrlicht in den unsterblichen Gesängen unserer Dichter; sie kennt das Land der Alpenrosen, die Felsenburg der Freiheit, das Brudergeschlecht der Eidgenoffen und diese be geisterte Jugend ruft euch heute zu: Seid willkommen auf deutscher Erde, ihr treuen Boten aus dem Schweizerland, Gruß und Handschlag zum ewigen Bünd- niß, liebwerche Eidgenoffen. Unsere Schweizer Brüder leben hoch, hoch, hoch! Darauf erwiderte Oberst Kurz aus Bern: Deutsche Schützen! Lieben Freunde! Wir sind gekommen von unsern Bergen und aus unsern Thälern, um euch hier freundlich zu begrüßen. Ihr habt uns mit einer freundlichen Einladung zu euch gerufen. Wir sind gekommen in Masse, ihr lieben Freunde; wir sind gekommen gleichsam als eine halbe Völkerwanderung, um mit euch ein schönes Fest zu feiern. Wir danken euch, daß ihr uns so freundlich eingeladen habt. Wir kommen mit vollem Herzen, dieses Fest mit zu feiern, welches wohl da- erste wahrhaft nationale deutsche Fest ist. Wir werden das Unserige dazu beitragen, um diese Wette, die das Fest mit sich bringt, mit zu feiern. Empfangen Sie unsern Dank; wir bringen ungewohnte Formen mit, wir noch mehr sind nicht gewohnt eurer Formen, aber wir bringen ein alle- gewohntes Herz, das empfänglich ist für Freundschaft und Liebe. Diese Gewohnheit, lieben Freunde, Schützen, Deutsche, diese Gewohnheit besitzen die Eidgenoffen. Schützen, Kamera den, bringt den Gruß des Schweizer Lande- den deutschen Schützen, versammelt in Frankfurt am schönen Main. Deutschland, da- Gesammtvaterland unserer Freunde, eS lebe, eS gedeihe, es erstarke, ruft mit ganzer Schweizer Kehle auS. Ruft Deutschland hoch! Und auS voller Seele und auS voller Kehle fielen die Schweizer, die in Rech und Glied aufmarschirt waren, ein. In ähnlicher Weise fand der Empfang der Baiern, Oesterreicher «nd Throler statt, wo vr. Paffavant die Empfangsrede hielt. Unter nicht enden wollende« Jubel zog diese Truppe, in deren Mitte selbst die freudigste Stim- smng herrschte, mit ihrer Musik und ihren Fahnen durch die Stadt. Während sich a« Abend die Schützen in die Gastlokale der Stadt ver- chrilten uNd wegen de- Regen- sich mir theilweise in die Festhalle begaben, brachten die vereinigten MLnnergesaugvercme dem Herzog Ernst ein Ständchen mit farbigen Papierlaternen. Sie sangen „Herz voll Muth", die „Tricolore" (Composition von Herzog Ernst) und „Des deutschen Vaterland". Nach dem zweiten Liede ward ein dreifaches donnerndes Hoch von dem Vorsitzenden der Vereine, Herrn Lotz, ausgebracht: „Dem Herzog Ernst, dem Ehrenpräsidenten des deutschen SchützenbundeS, dem Dichter, dem Componisten"! Der Herzog war inzwischen auf dem Balcon seiner Wohnung erschienen. Ein begeistertes Hoch auf das Vaterland schloß das Ständchen, dem eine unabsehbare Menschen menge, über die sich Tausende von Regendächern wölbten, beiwohnte. Auf dem Bundespalast sind heute Morgen zwei österreichische und eine deutsche Fahne aufgezogen worden. DaS Fest ist also von Bundes wegen nun mehr formell anerkannt. Zeitungen. Sachsen. Als ein Beweis für die Fruchtbarkeit dieses Jahres ist der Red. d. Al. in diesen Tagen eine auf Plauenscher Flur gewachsene Korn ähre freundlich Übermacht worden, die nicht weniger als reichlich neun Zoll lang ist. Wir zählten in derselben 108 schöne, gesunde Körner. Unterm 14. ist an die Plauensche Schützengesellschaft folgende telegr. De pesche von den Schützen aus Plauen in Frankfurt a. M. als Antwort ringe gangen: „Herzlichen Dank für freundlichen Gruß! Wir sind alle gesund. Geschossen haben wir noch nicht." Ueber die Billigkeit in den meisten Bahnhofs-Restaurationen hat wohl selten ein Reisender Ursache, sich zu freuen. Bodenbach aber, an der sächs.- böhmischen Bahn, scheint die Krone der gepfefferten Preise und des Erfindungs geistes für neue Vorwände zum Schnellen und Prellen davon zu tragen. Am 11. d. M. erwartete ein Reisender in der dortigen Restauration die Ankunft des DampfwagenS von Prag; es vergeht aber ein halbes Stündchen, während dessen er sich auf's Sopha setzt und einduselt. Jetzt, pfeift es, der Fremdling springt auf und will fort — aber der Kellner tritt ihm entgegen und verlangt für das Sophaschläfchen 30 Kreuzer oder 10 Ngr.!! Der Gast protestirte dagegen und gab Geld, aber Fersengeld. Das Sächsische Wochenblatt vom 9. Juli enthält folgende Einsendung eines Landwirths: „Nachdem schon seit einigen Jahren auf landwirthschaftlichen Versuchsstationen und von Landwirthen Versuche mit dem norwegischen Fisch guano gemacht worden, diese befriedigend ausgefallen sind und bereit- über 20,000 Ctr. davon in den Handel kamen, sind dieses Jahr von Hrn. Emil Meinert in Leipzig, als alleinigem Importeur in Deutschland, größere Quan titäten angekündigt worden. Der Fischguano wird auf den durch ihre Fische reien berühmten Lofodeninseln bereitet. Man benutzt dazu die früher als un brauchbar bei der Stockfischbereitung ins Meer geworfenen verbleibenden Fischtheile und anderer Fische. Jetzt werden sie getrocknet, mit Maschinen zerkleinert und pulverisirt und bilden so den Fischguano, der nahezu ebenso zusammengesetzt ist als der Peruguano, den ja die Mutter Natur und die Zeit auS den Ex krementen und Ueberresten der nur von Fischen lebenden Seevögel gebildet hat. Im Fischguano sind ohngefähr 3 Proc. weniger Stickstoff, ebenso viel mehr Phosphorsäure und nahezu die Hälfte weniger Feuchtigkeit enthalten als im Peruguano. Der Fischguano ist Fälschungen nicht unterworfen, kann ohne weitere Manipulationen ausgestreut werden und es kostet der Centner 1 Thlr. weniger als Peruguano." Bad Elster. Nr. 33 der Curliste weist bis zum 11. Juli in 708 Parteien 1191 Personen nach. Präsent: 686 Personen. Kurheffen. Kassel, 11. Juli. Den hiesigen Schützen ist heute die lange versagte Erlaubniß zur Bildung eines Schützenvereins ertheilt worden. Die Freude der Schützen, in Frankfurt als Corporation auftreten zu können, ist allgemein. Die kurhessischen Schützen aus Karlshafen, Kassel, Marburg und Fulda werden nun vereinigt in Frankfurt einziehen. Frankfurt, 13. Juli. Bei dem heutigen Schützenfeste sprach der Herzog von Coburg gelegentlich der Fahnenübergabe etwa folgende Worte: „Geehrte Versammlung! Wie ich vor kaum einem Jahre unter allgemeinem Jubel die Bildung ded Schützenbundes verkündete, so gilt eS jetzt nach voll endetem Werke dem Bunde die Weihe, ihm sein Symbol zu geben. Der Krieger schwört bei seiner Fahne. Lassen Sie mich im Namen Ihrer Aller, im Name» der vielen Tausenden, die von den Nordseedünen bis zu den schneebedeckte« Alpen hergezogen, geloben, bei dieser Fahne treu zu halten am Baterlande. So weihen Sie denn dieses herrliche Banner, von Frauenhänden gewebt, Ihnen Allen und Ihrer Ehre anvertraut, ein deutsches Banner, das deutsche Männer vereinigt. Hoch, Hoch, Hoch! Ich Übergebe hiermit die Fahne der freien Stadt Frankfurt, als der gegenwärtigen Fefistadt. Sie übernehme die Fahne, sie halte sie treu und bewahre sie." — Der Herzog befand sich in dem Festzuge. Oesterreich, Wien, 13. Juli. Es ist jetzt eine Thatsache, daß Oesterreich ohne weiteren Vorbehalt, als daß die Zollgrenze für die Monopol artikel Tabak und Salz aufrechterhalteu werden soll, sich bereit erklärt, in dm bestehenden deutschen Zollverein, unter Anerkennung seiner Verfassung und Tarife, einzutreten. Mehrere Blätter melden aus Wim, daß am lehtm Montag die Gesandte«