Volltext Seite (XML)
4S8 Weisungen sind im Umlauf. Am 14. Juni habe von feiten deS Gerichts in Eweastock die Eonstguatton begannen, und /oll außer alten Möbeln durchau- gar nichtS^vorgefunben wstden sein. Müller soll 6 — A Proc. Zinsen auf geliehene Gelder bezahlt und übechaupt großes Vertrauen ge» noffen Haben, was ihm sein betrügerisches unternahmen sehr erleichtert haben möge. Hannover. Bet dem Landtage kam unlängst die Thatsache zur Sprache, daß eS tn genanntem Lande noch 900 Lehrer ^jebt, deren Ge halt die Summe von jährlich 30 Thlr. nicht übersteigt rind die bei Vr« Bauern freie SchlafstoÜe und den Reihetisch haben. Außerdem beträgt Hei 300 Lehrern der jährliche Gehalt noch nicht über 100 Thlk. Frankfurt a. M., 15. Juni. Daß die Tage des großen natio nalen Festes immer näher rücken, merkt man auS den Mancherlei Vorbe reitungen, die dafür getroffen werden ; die Schaufenster der größern Läden zeigen bereits die Abbildungen deS Festplatzes, Stoffe in den deutschen und frankfurter Farben liegen auS, die verschiedenartigsten auf das Fest bezüglichen Anzeigen füllen die Spalten der Localblätter; die Arbeiten auf dem Festplatze rücken immer weiter vor, die Schießhalle ist fast fertig und ihr Dach bereits mit Filz eingedeckt, die Erdarbeiten für die Kugelfänge und die Zeiger haben begonnen, ebenso wie seit gestern Massen von Holz auf den Platz geführt werden, um diese hinter den Kugelfängen zur größern Sicherheit aufzustellen. Die Küche ist fertig und die Umrisse der Festhalle find bereits sichtbar. Der Gabentempel wird einen kaum geahnten Reich thum entfalten; denn nicht allein auö sehr vielen Orten Deutschlands treffen fortwährend Anmeldungen von reichen und geschmackvollen Gaben ein, auch die Schweiz sendet werthvolle Geschenke, und hier beeilen sich Private, größere und kleinere Gesellschaften, ihr Scherflein beizutragen, daS meist reichlich ausfällt; so gaben, um nur Eins zu erwähnen, die Verbündeten Männergesangvereine fünf Preise, einen großen silbernen Pokal, eine goldene Ancreuhr mit reicher Gravüre, einen Stutzen, ein silbernes Besteck und eine silberne Dose. Der Festplatz selbst wird in einen Keinen Park verwandelt; denn durch die Munificenz der Stadt werden Hunderte von Bäumen auS dem Stadtwalde nach demselben wandern, und zwei riesige Fontainen schaffen die nöthige Kühlung. Die Stadt wird tn den Tagen deS Festes im schönsten Schmucke prangen, Ehren pforten werden zum Empfange der Gäste errichtet und die Bahnhöfe mit Flaggen und Blumengewinden verziert; eS wird überhaupt alles geschehen, um den Gästen den Aufenthalt hier angenehm zu machen. Leider aber witd eS Noth mit den Wohnungen für die Schützen haben; denn für die bis jetzt angemeldeten 6000 Schützen sind erst 1100 Quartiere aufgefunden worden. ES liegt dies nicht sowohl an der in dieser Beziehung geringen Opferwilligkeit unserer aristokratischen Kreise als vielmehr an der Woh- nungSnoth deS mitteln und höhern Bürgerstandes, welcher sich ohnehin oft sehr eng behelfen muß und daher nicht leicht Platz für Gäste abgeben kann. ES sollen nun, um diesem Uebelstande abzuhelfen, die Schulloca- litäten und größern Räumlichkeiten zu Quartieren für die Schützen, und Extra züge aller Eisenbahnen eingerichtet werden, welche die Schützen nach den benachbarten Orten Hanau, Offenbach, Höchst und Bockenheim bringen sollen, woselbst für diese Quartiere beschafft werden. DaS Comitee wird überhaupt alles thun, um den Anforderungen der Gäste gerecht zu werden; woge nur daö Fest in Hinsicht auf nationale Einigung recht gute Früchte tragen; hier hat eS bereits im voraus, wenn auch nur im Kleinen, genutzt. Oefsterreich. Wien, 17. Juni. In der Umgebung Wiens hat hin und wieder der Getreideschnitt bereits begonnen. Die Ernte zeigt sich als eine vortreffliche. Wien, 15. Juni. Die großen Finanzbarone dcS Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation haben sich tn diesen Tagen ein Rendezvous tn Wien gegeben und Überboten einander in Creditbewilligungen, die sie dem von so vielen Leuten für bankrott erklärten alten Oesterreich zu machen sich beeiferten. Wenn man sich erinnerte, daß Baron Brentano vor kaum drei Jahren, wo Oesterreich noch tm vollen Besitz der Lombardei und sei ner italienischen Suprematie gewesen, bei den Thüren der großen Londoner Citykaufleute vergebens anklopfte und selbst von dem jetzt wieder so zu- thulichen Hause Rothschild keinen anderweitigen Trost erhielt, als daß dasselbe sich bereit erklärte, die Rolle deS CvmmissionärS zu übernehmen und etwaige Subscriprtonen der andern Geldkönige zu besorgen, so ist man sich über diesen Umschwung, der zu Gunsten Oesterreichs in der öffent lichen Meinung eingetreten, wohl einige Rechenschaft schuldig, und darf man diese Erscheinung nicht bloö der Gewinnsucht der baute Luaneo, fon- Leru wohl eher dem Bewußtsein des Kapitals zuschretben, welches dies mal in allem Ernst an den VerjüngcrungSproceß Oesterreichs glaubt und dasselbe tn seiner konstitutionellen Entwickelung unterstützen will. DaS Ergebniß dieser Woche ist ein glänzendes Vertrauensvotum für da- Mi nisterium Schmerling, und wird Vie Regierung daraus die Ueberzeugung gewinnen, daß sie schon tm Interesse des öffentlichen EredttS an der Ge- saWmtsta-tSidee seflzuhalten verpflichtet ist, weil^selbst daj jverArlnerte OGerretch wehr Credit als ein in zwei Theile ^espAene- haben kann uich wich. Nachdem da- frankfurter Consortlum 16 H^flionen erhallen und aleicherAheil her öffentlichen Subseüption. bestimmt Worvchl, so br-tsMt sich die Bethkiliyasg VeS HauseS Rotl^chtl^ uck^-er Crediüustalt und der andern dabei betheiligten Wiener H5u§r auf 50 Mill. Fl., welche zum Curse von 91—92 übernommen werden.^ - Die neuern Zeitungsberichte auS Ungarn bestätigen die Thatsache, daß eine Ernüchterung nach den überspannten nationalen Forderungen an Oesterreich.eingetreten ist. Gleichzeitig wurde berichtet, daß unter den Emigranten^ChefS der ungarischen RevolütionSpartei arge Zerwürfnisse entstanden find, welche zeigen, daß Koffuth'S revolutionäre Pläne tm Bunde mit den Italienern und Frankreich keinen Beifall finden. Kossuth hatte neuerdings eine Proklamation erlassen, worin er die Bildung eine- „DonaureicheS," welches aus Ungarn und den anstoßenden nichtdeutschen kleinern Völkerschaften auf Grundlage deS PlebiScitS bestehen sollte und als Ziel der revolutionären Erhebung gegen Oesterreich aufstellte. Infolge dessen schickte Klapka an Kossuth einen Absagebrief. Szemere sagt in einem gleichen Schreiben sogar, eS würde besser für Ungarn sein, sich mit Oester reich zu vertragen, als Koffuth'S Pläne ausführen zu helfen. Der Ge danke hat durchgeschlagen, daß ein enger und inniger Anschluß an Oesterreich nöthig sei, selbst die Beschlußpartei spricht dies auS, man kann eS sogar im „Magyar Sajto" lesen; und wer hat die Ungarn am meisten er nüchtert? Niemand Anderer, als der berühmte und berüchtigte Agitator, der einstige Gubernator Ludwig Kossuth. Die österreichischen Staats männer und die Ungarn vom loyalen Schlage haben lange nicht vermocht, was daS Manifest dieses ManneS in den italienischen Blättern zu Tage förderte, nämlich: daß man sich hier besann, daß man hier zur Einsicht gelangte. Koffuth'S Proklamation und Klapka'S Brief haben wie ein Sturzbad gewirkt. „DaS führt zu keinem guten Ende", sagen jetzt selbst die Extremen, man muß suchen, mit Oesterreich ins Reine zu kommen, denn der Separatismus ist das Ende unsrer Nationalität, die Vernichtung Ungarns als Land und Königreich. Die Frage der Einigung mit Oester reich wird nun in den Spalten aller Journale, wird in Broschüren be sprochen. ES wird nun zugeständen, daß eS gemeinsame Angelegenheiten für Ungarn und die übrigen Theile des Reiche- giebt; wie will man diese behandeln? Dafür schlägt man bald eine Deputation, bald eine Conferenz, bald irgend ein anderes Organ vor. ES tst hohe Zett, eS ist die Zeit gekommen, wo eine Einwirkung und eine Initiative von oben fruchtbar sein kann. Italien. Rom. Nach Allem, was von verschiedenen Seiten ver lautet und wie namentlich der „K. Z." und der „Jndependance" berichtet wird, sind Lavalette'S neueste Instructionen ein entschiedenes Zurückkommen des Tuilerten - CabinetS auf die Politik, die bet Cavour'S Lebzeiten vor waltete; man räth dem Papste, sich durch Reformen und Concessionen mit den Römern auSzusöhnen und so zu stellen, daß er keines Schutze- mehr bedarf; denn wenn das römische Volk aufstände und eine Umwälzung durchsetzte, so würde eS unthunlich sein, daß Frankreich eine Revolution niederschlüge, die der Kaiser der Franzosen dem Papste so oft vorhergesagt und die durch die starre Politik deö blinden Widerstandes unvermeidlich geworden sei; nur noch gegen daS Eindringen von Außen werde Frank reich mit bewaffneter Hand nach wie vor einstehen. Die Situation tst also die: General Montebello läßt nicht mehr zu, daß reaktionäre Banden vom Erbgute Petri auS tn'S Neapolitanische dringen; eben so wenig würde er den Einfall mazztnischer Banden tn'S Römische dulden; wenn aber daS römische National-Comitee an einem schönen Morgen eine allgemeine Volksabstimmung auSschretbt und abstimmen läßt, wenn die päpstlichen Zuaven und GenSd'armen zu schwach sich erweisen, diese Kundgebung zu verhindern oder niederzukämpfen, so werden die Franzosen, Gewehr beim Fuß, sagen: Wo unser Rath nicht befolgt wurde, da erfolgt auch nicht unsere That der Rettung. — Diese Vorschläge haben jedoch nicht die mindeste Aussicht auf Erfolg bet der römischen Curie. Frankreich. Parts, 16. Junt. Man entwickelt eine ungemeine Thätlgkelt un KrtegS- und Marine-Ministerium, um die Absendung von Verstärkungen nach Mexiko zu beschleunigen. Wie die Patrie meldet, sollen 5000 Mann sofort abgehen. Nach anderen Nachrichten handelt eS sich jedoch um nahe an 15,000 Mann. Dem Senate lag tn seiner letztest Sitzung eine Petition bezüglich der Findelkinder-Noth tn Frankreich vor. Nach amtlichen Angaben werden jetzt in Frankreich noch immer 25,000 Kinder jährlich au-gese-t und 10 Proc. davon werden zu Verbrechern. Der Senat hat die Petition den Ministern des Innern und der Justiz überwiesen. Nach franz. Zeitungen trinkt -er zur Zeit auf einer Reise in Frank reich, England rc. begriffene Vtcekönig von Egypten nur Wässer au- dem Nil, welche- ihm fortwährend nachgeschtckt wird.