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454 erzielt werden könnte.**Dazu kommt noch EinS: Soviel ich weiß, und eS werden wohl von der hohen StaatSregierung hierüber nähere Angaben erfolgen, beträgt der Umweg über HerlaSgrün gegenüber der Linie Plauen 3 Stunden. Der Zweck unserer neuen Bahn ist auSgesprochcnermaaßen der: eine kürzere Lmie zwischen Nord und Süd zu finden. Alle-, was diesen Zweck stört, beeinträchtigt den Charakter dieser Bahn. Warum nun, wenn leichter, wohlfeiler, bequemer derselbe Zweck erreicht werden kann, den man noch nebenbei zu erreichen wünscht in Betreff der ostvoigtl. Städte, warum den Hauptzweck beeinträchtigen, den der Kürze? Zch muß aber hierbei noch auf einen Punkt Hinweisen, auf den Umstand, daß Sie, je länger Sie die Linie machen, desto mehr die Concurrenz Hervorrufen. ES ist sehr treffend, waS die geehrte Deputation am vorigen Landtage selbst hierüber sagte, indem fie in ihrem Berichte bemerkte: „Die Con- eurrenz der einzelnen Linien ist so groß geworden, daß eine Längendifferenz von nur einigen Meilen schon als ein bestimmtes Moment einlriit, wenn eS sich darum handelt, den durchgehenden Verkehr der einen oder der an deren Linie zuzuwenden. „Als natürliche Folge Hal eS sich in al len Ländern nothwendig gemacht, bei den neuen auf den Verkehr mit dem AuSlande berechneten Bahnen dem mäch tigen Erforderniß einer möglichsten W egeablürzung Rech nung zu tragen." DaS sind Worte, die jetzt um so mehr beherzigt werden möchten, als auS öffentl. Blättern hervorgeht, daß die bereits früher in Aussicht stehende Gefahr, von Gera ab nach Hof umgangen zu wer den, für Sachsen näher rückt, da, wie öffentl. Blätter berichten, bereits ein StaalSvertrag zwischen Baiern und Preußen über diesen Punkt abge schloffen worden tst. Man sollte in der That mit der Länge der neuen Bahnlinie haushälterisch in Sachsen verfahren. ES kommt aber noch etwas hinzu, und das ist Folgendes: Man wird mir einwcnden: eS komme auf 3 Stunden Umweg mehr oder weniger gar nicht an, das Publikum leide nicht darunter, denn man weide seinen Güterverkehr nicht Meile für Meile bezahlen lassen, sondern immerdar nur das verkehrende Publikum gegen jeden Nachtheil hierbei zu schützen, zu dem üblichen Mit te! der Stttcktnfahrtsätze greifen und auf diese Weise den Umweg auSgleichen! Allein, m. H., kostet denn dies dem Staate nichts? Es ist doch offen bar, daß der Staat seine Transport- und Betriebsmittel nicht umsonst hat und hält, er muß hierbei auch die Selbster^eugn ißkosten be rechnen. Zch bin nun zwar nicht eingeweiht in das dieSfallsige Rech nungswert, allein ich glaube nicht, irre zu gehen, nicht zu hoch zu greifen, wenn tch den Centner Fracht x. Meile, waS die Selbsterzeugnißkosten an langt, auf zwei Pfennige annehme. Zn diesem Falle würbe bei einem Umwege von 3 Stunden eine Summe von 3 Pfennigen x. Centner herauS- kommen, und dies bei einem Verkehr von nur 4 Mill. Centner der Staats kasse einen Ausfall von 40,000 Thlrn. jährl. verursachen, waS ein Capital von 1 Million Thlr. repräsentier. Nun kommt noch hinzu: die Strecke von HerlaSgrün bis Plauen ist gebaut. Bauen Sie aber bereits von HerlaSgrün» ab, so müssen Sie, wenn auch in anderer Richtung, diese Strecke von 4 Stunden nochmals bauen und der Staatskasse den Aufwand dafür ausbürden. Nun ist schon beim letzten Landtage darauf hingewiesen worden, daß die neue Dahn eine Art Concurrenzbahn für die sächsisch-baierische werde, wenigstens auf der Strecke von Plauen nach Hof, denn damals sollte von Plauen auS die neue Bahn abzweigen. Dieser gar nicht zu bestreitende Rachtheil wird aber um so mehr hervortrctcn, je weiter und nördlicher man von Plauen die Bahn wcglegt. Laßt man die Bahn bereits von Herlasglün abgehen, so macht sich dieser Nachtheil auf einer Strecke von 4 Stunden mehr geltend, so beeinträchtigt man die Einnahme der sächs.- baierschen Bahn um so viel mehr und entäußert sich insoweit deS Vortheils, die sächfisch-bateriche Bahn a!S das bereits vorhandene zugängliche Medium für die neue Bahn zu benutzen, waS der Staatskasse einen neuen empfind lichen Ausfall bereiten muß. ES wird dies die Rentabilität dieser Bahn schmälern, ober wenn Sie mit dem Hinweis, daß dieser Ausfall der künf tigen HerlaSgrüner Bahn zu Gute gehe, dies anders auSgedrückt wünschen sollten, die Staatskasse wird auf 8 Stunden Bahn künftig das einnehmen, waS sie jetzt auf 4 Stunden Bahn einmmmt. Endlich mache ich Sle noch auf einen wichtigen Umstand aufmerksam, und daS find die Terrain- verhältnisse der HerlaSgrüner Linie. Man würde sich gerne ge fallen lassen, alle die geschilderten Nachlheile in den Kauf zu nehmen, wenn man nur andere wichtige Vorihetle erreichte, die die HerlaSgrüner Linie für den Betrieb und Verkehr zu bieten vermöchte. Dies ist aber entschie den nicht der Fall. Zch will ganz davon schweigen, waS sich gegen die HerlaSgrüner Lmie in climattscher Beziehung sogen läßt. Zch will nur auf Folgendes aufmerksam wachen. Am vorigen Landtage bemerkte der Herr Staatömintster, daß eS möglich sein würde, eine bessere Linie zu puben, daß man aber doch immer mrt größern oder geringern Hindernissen zu kämpfen haben werde, die den Betrieb beeinträchtigen, man werde mit langen Zügen nicht fahren können. Dies hat sich Insofern bestätigt, als man zwar eine neue, günstigere Linie gefunden hat, die aber immer noch schwieriger und ungünstiger ist, als die Plauensche. Ich will Ihnen zum Beleg dessen einzelne Notizen mittheilen, dle ich den Unterlagen der Hohen StaatSregierung selbst entnommen habe. Cs zeigt sich hieraus die Summe deS absoluten Falles und Steigens in Ellen bei der Linie HerlaSgrün zu 1305,6, „ „ „ Plauen in Ellen zu 888,5. Die Summe der Centriwinkel in Graden beträgt bei der HerlaSgrüner Linie 8534,3, „ „ Plauenschen „ 6566,8. DaS Birtuallängenverhältniß zu dem Honzontalverhältniß stellt sich bei der HerlaSgrüner Linie auf 1 : 2,564246,. „ „ Plauenschen „ „ 1 :2,47189, daraus, m. H., geht schlagend hervor, wenn man zweifelhaft darüber sein sollte, daß dle Linie HerlaSgrün ungleich ungünstiger ist, als die Plauener. ES ist nun hierbei darauf Bezug zu nehmen, waS rücksichtlich dieses Punktes von der Ministcrbank am letzten Landtage gesagt worden ist. ES tst sehr treffend und wahr und heißt: „Es sei eher möglich, bet einem großen Anlagekapital eine Rentabilität zu erhalten, als bei großen Betriebs kosten. Durch die sich tagtäglich wiederholenden Betriebskosten vermin derten sich die Reinerträge, so daß am Ende zur Verzinsung deS Anlage kapitals nichts übrig bliebe." Za gewiß, je ungünstigere Terrainverhältniffe eine Linie hat, desto mehr Geld muß ihr Betrieb kosten. Denn dle Ab nutzung deS Materials ist dieseufaUS größer, der Kohlenverbrauch ein bedeutenderer. Die Betriebskosten stellen sich im Allgemeinen bei Gebirgs bahnen um */z höher, als bei Bahnen im Flachlande. ES wird also auf der HerlaSgrüner Linie der Bau und Betrieb mehr Geld kosten und daher ihre Rentabilität schon durch ihre Anlage gefährdet sein. — Wenn Sie nun alle diese Gründe erwägen, wenn Sie erkennen, m. H., daß Sie eine Bahn bauen wollen, die über 1 ^2 Million mehr kostet, daß Sie aber mit Ersparniß eines Theils dieser Summe zwei Bahnen zu bauen und zu unterhalten vermögen und den damit vetbundencn Haupt- und Nebenzweck wohlfeiler, für den Verkehr und Betrieb leichter und bequemer erreichen können, so sollte ich doch meinen, daß hierin für Regierung und Kammern Grund und Anlaß genug gegeben wäre, nochmals zu erwägen, ob die ge troffene Wahl der Linie gut sei; weshalb ich an die geehrte Kammer den Antrag stellen will, der dahin lautet: Dieselbe wolle in Verein mit der andern Kammer die vom Stadt- rathe und den Stadtverordneten zu Plauen in dieser Sache ein gelangte Petition nebst den andern im Berichte der Deputation namhaft gemachten darauf bezüglichen Petitionen der StaatSregierung zur nochmaligen Erwägung und nach deren Befinden zur Berück sichtigung empfehlen. Beim Zusammentritt deS gegenwärtigen prcuß. Landtags, der fast auS lauter FoltschrittSleuten besteht, war alle Welt auf dessen Thaten gespannt. Die RückwärtSler, total geschlagen, hingen die Köpfe. Eine Hauptschlacht sollte in der Adresse an den König geschlagen werden. Diese Adresse wurde abgefaßt, bcrathen und übergeben. Nach dem Grimme, der in Preußen gegen daS neue Ministerium herrschte oder he-rschen sollte, hätte man geglaubt, die Adresse würde dem Könige geradezu sagen, daß daS Land kein Vertrauen zu dcn gegenwärtigen Ministern habe. Behüte! Die Adresse war so rücksichtsvoll, so allgemein, fast schüchtern, die Ver handlung darüber, wenn auch den Ministern dabei keine Artigkeiten ge sagt wurden, so matt, die Antwort deS Königs darauf so kalr, fast kurz gebunden, daß alle Welt jetzt sagt: Viel Geschrei und wenig Wolle! WaS ist denn nun mit dem glanzenden Wahlsiege für die Fortschrittspartei erreicht? Der König bleibt clftnfeft bei dem stehen, was er vor 4 Jahren ge- und versprochen; er will am StaatShause bessern und repariren, WaS baufällig, aber nicht alles Alte einrcißen. Schleifzeug, Bremse oder Hemm schuh für jede Reparatur im Staate ist das Herrenhaus oder dle 1. K. in Preußen in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung, denn eS verwirft grundsätzlich jede Regierungsvorlage, die bessern soll. Tie Fortschrllts- lrute wollen nun dieses Herrenhaus nicht gerade abgeschafft, aber doch anders zusammengesetzt haben, daß eS sich nicht gegen jeden nöthigen Fort schritt setzt. Das thut aber die Regierung nicht, sie läßt das Herrenhaus, wie eS ist. Wir sind nun begierig, wie der Verlauf unter solchen Um ständen weiter sich gestalten werde. Vielleicht ginge eS, wenn der Preußen- könia daS Herrenhaus eben so kräftig triebe und schöbe, wie er dle 2. K. im Zügel hält. Dann käme wohl daS StaaiSsuhrwerk erfreulich vorwärts. Haben die FortschrittSleute gelernt, sich nicht zu überstürzen, fo gewöhnen sich vielleicht auch die starren RückwärtSler allmählich an ein VorwärtS- kommen, wenn auch anfänglich nur im Leichenschritttempo. Der Gewinn ist schon groß, wenn ihnen die Ueberzeugung dämmert, daß in Wten und