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VsigllänWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiuiWebenziMer Fahrgang. Verantwortliche Reoactiou, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht iu Plaue». Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag», Mittwochs, Donnerstag« und Sonnabend». Jährlicher «bouuemeut»prei», welcher xi-Lauma- nmcko zu entrechten ist, auch vei Beziehung durch die Post, I Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi« Vormittags 11 Uhr eiugeheu, werden iu die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene <Lorpu»-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. Mr die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, sür welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstellen iu Pausa bei Herr» Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg der Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herr» Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. 92» 19. Juni 1862» Rede des Abg. Ur Braun in Sachen der voigtl.-böhm. Cisenbahn am 13. Juni d. I. in der 2. Kammer des Landtags. (Da wir glauben, daß eS Plauen und dem westlichen Voigtlande von Interesse sein werde, diese Rede vollständig kennen zu lernen, so ge ben wir sie nachstehend nach den stenographischen Niederschriften. D. R.) Meine Herren! Wenn man fragt, was wollen die Petenten aus Plauen, so lautet die Antwort: sie wollen dasselbe, waS die Deputation und die StaatS- regierung will, sie wollen auch, daß die ostvoigtländischen Städte eine Eisenbahn bekommen, sie wollen auch, daß diese Eisenbahn den genannten Städten zu Hebung ihrer Industrie gewährt werde, sie wollen also den selben Zweck. Nur über die Mittel, wie dieser Zweck zu erreichen, herrscht Meinungsverschiedenheit. Die Petenten wollen, daß zu diesem Ende in die gedachten Städte eine Zweigbahn geführt werde, während die Haupt bahn über Plauen gelegt werden soll; dieselben befinden sich in dieser Hinsicht in Uebereinstimmung mit der StaatSregierung, die wenigstens am vorigen Landtage dasselbe wollte. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen auch meine Meinung darüber sagen darf, eine Meinung, die, ob sie wohl vom Vertreter der Städte kommt, die hierbei vorzugSwelse betheiligt sind, die weftvoigtländischen Städte Mühltroff, Pausa und Plauen, sich doch entfernt von jedem particularistischen Standpunkte weiß. Zch habe schon am vorigen Lundtage, als diese Frage vorlag, befürwortet, daß für die ostvoigtländischen Städte eine Zweigbahn gebaut werde, denn ich kenne die dortigen Verhältnisse sehr wohl, ich kenne sie vielleicht besser und muß sie besser kennen, als Viele von Ihnen. Zch kenne viele tüchtige Kräfte, die dort vorhanden sind, die hauptsächlichsten Etablissements, die verschie denen Branchen der Industrie, und weiß, daß dem Verlangen nach einer Eisenbahn ein Bedürfniß unterliegt. Aber ich glaube, daß diesem Be dürfnisse hinreichend, ja besser genügt werden möchte, wenn eine Zweig bahn dorthin geführt werden würde, als durch eine Hauptbahn und zwar deshalb, weil die Hauptbahn schon wegen der nothwendigen Weiterfüh rung ihrer Linie und wegen der auf die Thunlichkeit dessen nöthigen Rück sichten jenen Städten nie so nahe gebracht werden kann, wie eS bei einer Zweigbahn möglich ist. Dasselbe gilt von den StaatSwaldungen. Wird die Hauptbahn so auSgeführt, wie sie jetzt projectirt ist, so werden die StaatSwaldungen wegen zu großer Entfernung wenig Nutzen davon ha ben. ES ist dies eine Versicherung, die mir auS guter Quelle gekommen ist. Auch befinde ich mich hierin in Uebereinstimmung mit dem Herrn StaatSminister der Finanzen, der am vorigen Landtage auS den angege benen Gründen dasselbe äußerte und außerdem hinzufügte, eS sei die Hauptsache, daß die ostvoigtländischen Stävte mit dem Norden in Ver bindung kämen, mit Leipzig, und ich möchte hinzusetzen: mit Zwickau und Umgebung, deS Kohlenbedarfs wegen; aber wenn die Linie so bleibt, wie sie jetzt tracirt ist, kommt gerade eine der mächtigsten ostvoigtländischen Städte, Lengenfeld, eine der industriereichken, so weit von der Bahn ent fernt, daß sie davon nur wenig Gebrauch machen kann und namentlich ihren Kohlenbedarf nach wie vor per Are beziehen wird. Daher glaube ich, daß dieser Gegenstand einer nochmaligen Erörterung bedarf, er tst wichtig genug. Ich will dabei gar nicht von den Rücksichten sprechen, die die von mir mitvertretenen, gewerbfleißigen westvoigtl. Städte, Mühltroff und Pausa, wohl verdienen, nicht von der Bedeutung der Industrie der Stadt Plauen, ich will nicht eine Vergleichung der Industrie dieser Stadt mit der der ostvoigtl. Städte ziehen, will nicht von dem seit Jahrhun derten hergebrachten Einflüsse Plauens als Mittel- und Knotenpunkt deS VoigtlandcS sprechen, damit ich jeden Anschein vermeide, als ob eS mir hier darum zu thun wäre, Sonderintereffen das Wort zu reden. Ich werde auch nicht darauf zurückkommen, wenn mir nicht etwa dazu beson derer Anlaß geboten wird, durch Angriffe, die in dieser Richtung hin er folgen. Ich will mich vielmehr ganz auf dem allgemeinen Standpunkt stellen, will die allgemeinen Gründe auseinander zu setzen suchen, die gegen die Wahl der Linie HerlaSgrün-Brambach-Eger sich erheben. Da hin gehört der Finanzpunkt. In den Acten der geehrten Deputation findet sich eine von der Hohen StaatSregierung selbst aufgestellte Ver gleichung der Gesammtkosten der Linie HerlaSgrün-Brambach-Eger mit den Gesammtkosten der Linie Plauen-Bramdach-Eger, und daraus geht hervor, daß erstere Linie, also die Linie HerlaSgrün-Brambach-Eger 7,258,200 Thlr. kostet, während die Linie Plauen - Brambachs Eger nur 5,757,200 Thlr. kosten würde. ES zeigt dies eine Differenz von 1,501,000 Thlr. zu Gunsten der Plauenschen Lmie. Wenn man nun einen Theil dieser möglichen Ecsparniß auf Ausführung einer Zweigbahn verwendete, die man von HerlaSgrün oder einem andern geeigneten Punkt bis nach Falkenstein führte, so würden die Kosten einer solchen Zweigbahn, nach den Angaben der Hohen StaatSregierung, die am vorigen Landtage er folgten, 1,012,900 Thlr. betragen. ES würde also immer noch, trotz der Kosten der Zweigbahn, der Staatskasse eine Ersparniß von 488,100 THlrn. zu Gute kommen. Nun wird man einwenden: ja dann aber entsteht ein doppelter Be triebsaufwand, nämlich einmal der der Hauptbahn und dann der Zweig bahn. In dieser Hinsicht muß ich auf das verweisen, waS über daS wegen des Betriebsaufwands geschöpfte Bedenken in der vorliegenden Pe tition auseinander gesetzt worden ist. Soviel ich weiß, stammen diese Angaben auS guter Hand; wären indessen Irrthümer untergelaufen, worüber ich den Nachweis entgegenzusehen habe, so will ich mich auf ein Factum beziehen, das constatirt ist. In den Unterlagen, die die hohe StaatSregierung der geehrten Deputation unterbreitet hat, ist gesagt, daß die Bahnlinie HerlaSgrün-Brambach-Eger 13,Meilen betrage, während die Länge der Bahnlinie Plauen-Brambach-Eger bloS 9,^7 Meilen be trage. ES zeigt dies eine Mehrlänge von 3,,- Meilen für die HerlaS- grüner Bahn. Rechnen Sie nun den Betriebsaufwand auf die Meile einer zweigleisigen Bahn zu 29,000 Thlr. jährlich, so kommt bei der HerlaSgrüner Linie eine Summe von 100,000 klus heraus, während der Bahnbetrieb auf einer eingleisigen Bahn, wie solche nach der frühern Annahme der StaatSregierung angelegt werden würde, auf 19,000 Thlr. x. Meile jährl. zu stehen kommen und von HerlaSgrün nach Falkenstein, also auf einer Strecke von 2'/, Meilen bloS circa 48,000 Thlr. x. Jahr betragen würde. Sie sehen, m. H., daß trotz dem doppelten Betriebs aufwand ein Ersparniß von über 50,000 Thlr. jährl. für die Staatskasse