Volltext Seite (XML)
VsiglläMchtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gericht-ämter und Stadträche zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DremtWebmzigfler Jahrgang. Verantwortliche Reoaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht tu Plauen. Diese« Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwochs, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Abonueme»t«prel«, welcher pi-äauine- raacko zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi« Vormittags 11 Uhr eingeheu, werden in die Tag« darimf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpu«-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadlräthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herr» Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. AM» 18. Juni 1862. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 16. Juni. (Landtag.) Die 2. K. hat heute den französischen Handelsvertrag einstimmig angenommen. Die Glücksgöttin Fortuna scheint in der letzten Lotterie vorzüglich die Friedrichstädter in Dresden mit ihrer Gunst beglückt zu haben, wenn auch Vicht mit großen, so doch mit kleinen Gewinnen, und was daS Beste an der Sache ist, eS find Arme, von denen wir Glück berichten können. Ein Paar sich seit Jahren treu Liebende, denen die Aussicht zum Hcirathen durch den Mangel an Geld versperrt war, sind in Verbindung mit noch zwei eben solchen Geldbedürftigen in einen 5000 Thalergewinn gefallen. Ein armeS Geschwisterpaar hatte dasselbe Glück. Vier Handarbeiter in einem Hause auf dem Marktplatze haben 2000 Thlr., zwei Cigarrenmacher 400 Thlr. gewonnen und noch Einigen hat daS Glück geblüht. ES scheint die Glücksgöttin ihren Fehler, den sie in der Vertheilung der großen Gewinne, die fast alle reichen Leuten zugefallen sind, begangen hat, da durch gut gemacht zu haben, daß sie die kleinen Gewinne armen Leuten, die auch über daS Wenige große Freude haben, zugewiesen hat. Plauen, 17. Juni. Durch den gestrigen Brand in Falkenstein sind 11 Häuser, darunter der Gasthof „zum Falken" eingeäschert worden. Bad Elster. Nr. 15 der Curliste weist bis zum 14. Juni in 342 Parteien 557 Personen nach. Präsent: 448 Personen. Thüringische Staaten. Ko bürg, 13. Juni. Die Koburger Zeitung bringt heute eine Ministerialbekanntmachung, welche die Einfüh rung deS Turnens auch in den Schulen der Landstädte und in den Dorf schulen deS HerzogthumS Koburg anordnet. Kurhesfen. Kassel, 14. Juni. Der Verlauf der Ministerkrisis ist seit gestern fast gar nicht vorgerückt. DaS Programm, welches sehr umfassend sein soll, hat bis jetzt die Billigung des Kurfürsten nicht ge funden; im Gegentheil wird von Leuten, die den Hofkreisen nahe kommen, versichert, daß der Generaladjutant v. Loßberg denselben gestern Abend in einem sehr widerwilligen Zustande gefunden und verlassen habe. Gleich wohl ist die Frau Fürstin v. Hanau, die den Entschluß kund gegeben haben sollte, vor der Bildung deS Ministeriums sich nicht entfernen zu wollen, heute Morgen nach Teplitz abgereist. Leute, welche sich auf die Launen und Gewohnheiten deS Kurfürsten besonders verstehen wollen, meinen, dies sei ein gutes Zeichen; denn nunmehr sei an baldigem voll ständigen Nachgeben nicht mehr zu zweifeln, schon um deswillen nicht, weil die Lust zum Nachreifen in Kurzem jede andere Stimmung über- täuben werde. Andere aber nehmen noch andere Anzeichen, namentlich Wegen geheimnißvoller Conferenzen und wegen der besondern Reise zurüstungen der Fürstin daS gerade Gegentheil an. Kurzum, wir sind zur Stunde noch in der vollsten Ungewißheit. Frankreich. Paris, 15. Juni. Nach dem heutigen „Moniteur" find die Franzosen ohne Hinderniß bis Amozoc, 3 Stunden von Puebla, vorgerückt. In den meisten Orten der Provinzen war ihr Empfang ein ausgezeichneter. Veracruz hat sich gegen Juarez erklärt. Man hoffte, daß eine ähnliche Bewegung zu Puebla auSbrechen und daß dieselbe einen An griff deS Generals Lorencez gegen die Festung Gouadeloupe, welche Puebla deckt, begünstigen werde. Ungeachtet der Unregelmäßigkeit der Communt- cationen waren Depeschen deS Generals Lorencez vom 9. Mai angekom men, welche die Mittheilung machen, daß die Armee daS Lager bei Amozoc auf dem Plateau von Anahuac besetzt habe. Rach mexikanischen Berichten hatte der Angriff auf Guadeloupe am 5. Mai mit großem Ungestüm statt gefunden, ohne daß dessen Zweck, die Verschanzungen zu nehmen, erreicht worden wäre. Ein weiteres Engagement hat seitdem nicht stattgehabt. Die Regierung deS Kaisers trifft Maßregeln, um bedeutende Verstärkungen nach Mexiko zu senden. Bordeaux, 14. Juni. Im RathhauS ist ein Brand auSgebrochen, der große Verwüstungen angerichtet hat. Die Archive sind vernichtet, daS Museum konnte glücklicherweise gerettet werden. Belgien. Brüssel, 14. Juni. Obgleich das letztauSgegebene amtliche Bulletin in dem Befinden deS Königs „keine Aenderung" consta- tirt, so lauten dennoch meine heutigen Nachrichten durchaus entmuthigend, um nicht „verzweifelt" zu schreiben. Der hohe Kranke leidet seit der jüngst überstandenen Operation (man hat deren im ganzen nicht weniger als vierzehn vorgenommen) an argen Schmerzen, da eS bisher nicht ge lang, die zerriebenen Steinfragmente auS der Blase zu entfernen, und an beinahe unablässigem Fieber. König Leopold hat eine eisenstarke Con stitution, die ihm vielleicht Kraft verleihen wird, seine schweren Leiden glücklich zu überstehen. »77 — /' 7 Niederlande. Haag, 12. Juni Unsere Regierung hat sich in diesen Tagen an den Kaiser Napoleon gewandt, um wegen eines Han delsvertrages mit Frankreich Unterhandlungen anzuknüpfen. Sie hat daS französische Cabinet bereit dazu gefunden. Rußland. St. Petersburg, 10. Juni. Die am 3. und 4. d. M. hier stattgefundenen Feuersbrünste haben die Wohnhäuser in der Vorstadt Ochta an der Fahrstraße Ligorka zu beiden Seiten der Kirche St. Johannis in Asche gelegt und die Einwohner der Stadt in Schrecken gesetzt. Die entsetzliche Vernichtung so vieler Habe hat unsägliches Elend zu Wege gebracht und an den Gebäuden soll der Schaden sich auf 1*/r Million Silber-Rubel belaufen. Am 9. Juni sind der Schuktn- und Apraxin-Dwor mit mindestens 1000 Kaufbuden und den darin befindlichen Lagern verbrannt und die meisten der Besitzer total ruinirt. DaS Feuer griff, vom Winde gepeitscht, in den hölzernen Buden dieser beiden Marktplätze rasch um sich und sind verhältnißmäßig nur sehr wenig Waaren gerettet. Außerdem sind bei dem gestrigen Feuer abgebrannt: Ministerialgebäude, eine der großen Holz- ntederlagen von Gromoff und die Gebäude von zwei ganzen Straßen. Die Bank stand in großer Gefahr, daS PagencorpS fing an zu brennen, auch daS Alexander-Theater und die große Bibliothek waren bedroht. Der National-Zeitung schreibt man auS Petersburg vom 10. Juni: „AuS Anlaß der Brände in den letzten Tagen sind zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden; ich selbst sah gegen Mitternacht etwa ein Dutzend Personen, Männer und Weiber, zusammengebunden eScortiren; e- dürften jedoch Diebe sein. Aber man ist jetzt überzeugt, daß die Brände gelegt sind und daß boshafte Hände im Spiele sind. Drohungen durchziehen die Stadt und so sehr ich mich davor hüte, allen Gerüchten Glauben zu schenken, so erwähne ich doch, daß für heute und morgen Feuer in der