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München, 2. I«n. Unsere Schützen sind durch die von dem Frankfurter Centralcomitee gefaßten Beschlüsse völlig zufrieden gestellt; sie werden am 4. Ium wieder Generalversammlung halten und dabei zweifelsohne de« Beschluß fasten, die vor dem für da- Fest bestimmte Ehrengabe (eine künstlerisch geschmückte und mit einem Kranz von Denkthalern behangene PreiS- fahne) nun wirklich abgehen zu lasten, auch selbst zahlreich an dem Schießen sich zu betheiligen; ein Beschluß, der, ebenso wie es der gegentheilige geworden wäre, in Altbaiern und Tirol allenthalben nachgeahmt werden wird. Oesterreich. Die Wiener Autographische Correspondenz berichtet al- glaubwürdig über die Revision de- ConcordatS, daß in dem StaatSministerium Berathungen über einen Gesetzentwurf zur Regelung des Verhältnisse- der ka tholischen Kirche zu den übrigen christlichen Confessionen gepflogen werden, welchen auch der Cardinal-Erzbischof v. Rauscher beiwohnt. Die Hauptmomente dessel ben sollen die Fixirung der kirchlichen Ehegerichtsbarkeit und die Normen über den Uebertritt von einer Confession zur andern bilden. In ersterer Beziehung sei hiernach insbesondere die Aufhebung der Reverse bei gemischten Ehen bean tragt gewesen, welche jetzt seitens der katholischen Kirche von den protestantischen Ehegatten in Betreff der Erziehung der Kinder in der katholischen Religion gefordert werden. Die Religion der Kinder bliebe vielmehr dem übereinkom- mendeu Willen der Eltern anheimgestellt, und nur wo ein solches nicht erzielt werden könne, dort sollen die Knaben dem Bekenntniß des Vaters, die Mädchen aber jenem der Mutter folgen. Uneheliche Kinder und Findlinge seien in der Religion der Mutter zu erziehen. Auch solle es den Brautleuten verschiedener Confession nunmehr freistehen, die Eheerklärung vor dem Pfarrer der einen oder andern Confession rechtsgültig abzugeben. Schwer). Basel, 3. Juni. Die schweizerischen Schützen haben sich nun dahin geeinigt, daß sie den 10. Juni sich in Basel — dunkeln Rock, Schützenhut mit Schützenzeichen — zusammenfinden werden, um dann zusam men nach Frankfurt a. M. zu ziehen. Italien. Turin, 7. Juni. Der Finanzminister hat der Deputirten- kammer die finanzielle Lage des Landes dargestellt. Für das Jahr 1862 würbe sich ein Deficit von 500 Mill, ergeben haben; doch wird sich dasselbe infolge der verschiedenen Maßregeln auf 225 Mill, vermindern. Unter noch zu treffen den weitern Maßnahmen schlägt der Minister den Verkauf der geistlichen Güter vor, deren Werth das ganze Deficit übersteige. General Klapka hat ein Schreiben an Kossuth gerichtet, worin er anzeigt, daß er sich aus Gesundheitsrücksichten ins Privatleben zurückziehe und auf jede Intervention in der Leitung der ungarischen Emigrations-Angelegenheiten ver zichte. Griechenland. In Berichten aus Athen vom 31. Mai heißt es: „Bei dem vorgestern abgehaltenen Volksfest ging beim Gedränge in der Nähe des Königs durch Zufall ein Pistolenschuß los. — Fünf als verdächtig inter- nirte Offiziere, welche treugebliebene zum Duell gefordert hatten, wurden vor das Kriegsgericht gestellt." Belgien. In Belgien hat sich ein Verein zur Verminderung der Mi litärlast gebildet, dem sofort 600 Personen beitraten. Das Programm, welches derselbe aufgestellt, lautet nach dem Economiste belge: 1) Verminderung aller Kriegsausgaben; 2) Beseitigung aller Citadellen und Festungswerke bei Handels und Fabrikstädten; 3) Abschaffung der Conscriptton; 4) Aufhebung des Ein quartierungszwanges und der Lieferungspflicht. In diesem Monat soll noch eine große Versammlung stattfinden. Das belgische Budget, das man früher bei 20 Millionen für sehr hoch hielt, ist auf 50 gestiegen, so daß ein englischer Minister, ein alter College von Palmerston, sagte: „Wenn ihr je von Frank reich annectirt werdet, so ist euer Kriegsbudget schuld." Gagland. London, 8. Juni. Mit dem Dampfer „Niagara" ein- getroffene Berichte aus New- Aork vom 27. v. Mts. melden, daß 10,000 Mexikaner die Franzosen drei Meilen von Mexiko angegriffen und dieselben geschlagen hätten; letztere hatten einen Verlust von 300 Mann. — 15,000 Conföderirte hatten General Banks bei Winchester angegriffen. Banks hatte sich zurückgezogen und den Potomac von Virginien nach Maryland überschritten, immer von den Conföderirten verfolgt. Der Verlust des Generals Banks ist beträchtlich. Dieser unerwartete Bortheil der Conföderirten hatte im Norden eine große Aufregung veranlaßt. Die Miliz war zusammenberufen worden, um nach Washington zur Bertheidigung zu gehen. Stadtverordnetensttzung. (Fortsetzung.) Abweichend von diesen Vorschlägen der Majorität empfiehlt ein Mitglied der Deputation, die Bürgerschule anstatt in drei, nur in zwei für sich bestehende Anstalten zu theilen und sprechen sich zwei Mitglieder gegen den Vorschlag «ud 16 aus. Die Vorschläge sud 1 bis 15 fanden in der Stadtverordneten- sitzung vom 5. Februar 1861 Annahme des Collegium-, während der Vor schlag snd 16 mit 15 gegen 13 Stimme« abgelehnt wurde. Die Schulinspection, an welche die Angelegenheit nunmehr gelangte, konnte sich mit den Vorschlägen der Stadtverordneten nicht allenchalbe« einverstanden erklären und beschloß, da die Stadtverordneten ihre Beschlüsse nach der Ansicht der Schulinspection nicht abändern zu wollen erklärten, um die Entscheidung der K. Kreisdirection zu Zwickau nachzusuchen. — Die Schulinspection erkennt in ihrer auf die gedach ten Vorschläge der Stadtverordneten abgegebenen Erklärung, sowie in dem von ihr an die K. Kreisdirection erstatteten Berichte an, daß die Leistungen der hiesigen Bürgerschule — welche, nebenbei bemerkt, vom Hrn. Superintendenten zeither in der Weise revidirt worden ist, daß derselbe nicht nur die sämmtlichen Examina der Schule besucht, sondern vielmehr auch außer dieser Zeit sämmt- liche Lehrer, unerwartet, in ihren Klassen revidirt, den protokollirten Befund aber dann abschriftlich dem Lokalinspector, dem Director und dem betreffenden Lehrer mitgetheilt, hierüber auch wiederholt darauf bezügliche Conferenzen mit den sämmtlichen Lehrern gehalten und den Befund dabei, soweit er sich zu all gemeinen Mittheilungen eignete, eingehend durchsprochen hat — nicht in jeder Beziehung zufriedenstellend sind. Sie sucht jedoch die Gründe hiervon nicht ausschließlich in der jetzigen Organisation der Anstalt, sondern hält dasür, daß dieselben sehr verschiedener und complicirter Natur seien. Als solche führt sie an: Den großen Lehrermangel, welcher es unmöglich macht, immer nur aus gezeichnete Lehrer anzustellen ; die schlechte Besoldung der Lehrer, durch welche die Uebelstände herbeigeführt worden seien, daß alle Jahre fähige und erprobte Lehrer nach Chemnitz, Leipzig oder sonst dahin übersiedeln, wo sie bester bezahlt werden, sowie daß viele Lehrer in Hinblick auf die gesteigerten Anforderungen ihrer Familie gezwungen werden, eine Last von Privatstunden zu übernehmen, wodurch die Schule gewiß jedenfalls nur verlieren könne. Ferner gebe es Klasten, die, weit überfüllt, auch dem tüchtigsten Lehrer es geradehin unmöglich machten, dem einzelnen schwächer» Kinde oft genug näher zu treten und nach zuhelfen. Hiernächst habe die Begründung des Progymnasiums eine für die oberen Klasten der I. Knabenabtheilung wahrhaft erschöpfende Concurrenz her vorgerufen, so daß die wenigen in ihr zurückbleibenden Knaben meist schon einer Schicht angehören, welche dem Broderwerbe den Vorzug vor den von der Schule geforderten Hansfleiße geben müsse. Noch weit durchgehender werde aber der Hausfleiß in der II. Abtheilung, deren Kinder fast schon alle weben, spulen oder sticken muffen, vermißt, so daß die III. Abtheilung (deren Kinder schon fast gar kein Schulgeld erlegen können) offenbar noch tiefer unter das Niveau einer Bürgerschule herabgehe, zumal gerade hier auch selbstverständlich die mei sten Versäumnisse und Umzüge (aus einer Schulgemeinde in die andere) höchst störend einwirken mußten. Die Schulinspection glaubt nur nicht, daß diesen Uebelständen durch eine Reorganisation in der von den Stadtverordneten vorgeschlagenen Weise werde abgeholfen werden können. Hinsichtlich der oben angeführten speciellen Vorschläge der Stadtverordneten hat nämlich die Schulinspection folgende Ansicht ausgesprochen: uck Vorschlag 1 findet sie die jetzt bestehende Trennung in drei Abtheilungen keineswegs für unge nügend, da für alle drei besondere Localitäten, Lehrer, Klassenziele, Schulgeldersätze vorhanden und Seiten des Schulvorstandes auch alle Vor kehrungen getroffen seien, jedes Kind nach Maaßgabe der Vermögeusverhält- niffe seiner Aeltern und seiner etwa besonders hervortretenken Anlagen der geeignetsten Abtheilung zu überweisen. Der Vorschlag aber, für jede Schule eine für sich bestehende Schulkasse zu errichten, sei für ein und dieselbe Schul gemeinde ein großes Erschwerniß des Geschäfts und erfordern z. B. trei Haus haltpläne, drei Rechnungslegungen, drei Moniturverfahren, drei Iustificationen und bringe doch nicht das Geringste mehr ein; wolle man aber sehen, ob die eine oder andere Abtheilung sich pecuniär decke, so sei der Schulgeldereinnehmer gewiß binnen wenigen Stunden im Stande, die genügendste Auskunft auch hierüber zu geben. Pädagogisch falsch sei es aber, Kinder der III. Abth., wie die der I. 6 Klassen durchlaufen zu lassen, da die häufigen Versäumnisse und andere schädliche Einflüsse dazu drängten, diese Kinder in mindestens zweijährigen Cursen höchstens vier Classen und im 2. Jahre sie dasjenige noch einmal durchlaufen zu lassen, was sie im vorigen Jahre entweder nicht oder doch nicht genügend gehört haben. Anlangend den Vorschlag sub 2, so erkennt die In- spection zwar an, daß der gegenwärtige Director bei aller Tüchtigkeit und allem Fleiße eine Unterstützung in der Ausübung seiner von Jahr zu Jahr gewachsenen Directorialgeschäfte bedürfe; ist aber keineswegs mit der Anstellung von drei Bürgerschuldirectoren und Bildung von drei Lehrercollegien einver standen. Sie hat hiergegen einmal das Bedenken, daß der gegenwärtige Director vom Rathe unter Zustimmung der Stadtverordneten zum Director und ersten Lehrer der Gesammt-Bürgerschule vocirt worden ist und es dem Collator übel anstehen würde, Beschlüsse gegen den Wortlaut seiner eignen Vocation, in welcher dem Director aller Schutz zugesagt worden, zu fassen. Sie führt ferner an, daß es gewisse Geschäfte gebe, die geradezu vielmehr erschwert werden müßten, wenn es drei Directoren und drei getrennte Schulen gebe. Es müßten z. B. statt des einen künftig drei Schularchive eingerichtet; statt des einen drei Haupt bücher geführt, polizeiliche Recherchen wegen irgend eines Schulkindes sowie all gemeine Weisungen an drei Directoren, statistische Nachweise in drei Berichte gespalten, ganz besonders aber die Receptionen von Dreien geleitet werden. Wahrend es jetzt sehr leicht sei, zu controliren, ob von auswärts zugezogene Kinder der Schule wirklich zugeführt werden, würden dann Fälle vorkommen,