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25« Fortbestand des bisherigen bis zur Einführung der Civilehe bester, als die eben projeetirt gewesene Steuerung. Der ehemalige Lehrer an der zweiten Dresdener Bürgerschule, Zschetzsche, welcher sich im Jahre 1848 und 1849 im Turnvereine und im VaterlandS- vereine als höchst gewandter Sprecher auSzeichnete und in den Maitagen flüchtig wurde, ist vor einigen Tagen in Zürich, wohin er sich gewendet und in letzterer Zeit als Rector des dortigen PolitechnikumS fungirte, zum Mitglied des großen RathS mit 286 Stimmen gewählt worden, ein Fall, der fast unerhört ist, da man sonst nie Deutsche in die oberste Regierungsbehörde zu wählen pflegt. Der zoologische (Thier-) Garten in Dresden wurve vom 9. Mai des vorigen Jahres bis zum 7. Mai dieses IahreS von 137,209 Personen be sucht, welche Einlaßgeld entrichteten. Die Gesammteinnahme beträgt in dem nun abgelaufenen Jahre die Summe von 19,186 Thlr. 28 Ngr. , Ein solches Resultat dürfte wohl ein erfreuliches zu nennen sein. Aus mehreren Orten des Landes sind kurz nach einander Berichte von kleineren und größeren Waldbränden eingelaufen. Ein bedeutenderer ist am 4. d. Nachmittags 2 Uhr im Graf Hohenthal'schen Reviere, in der Nähe der so genannten Rcissigmühle, am Wege von Glashütte nach Dittersdorf, entstanden. Derselbe verbreitete sich in kurzer Zeit über die Felsen und Steinhorste über einen Flächenraum von ca. 6 Ackern bis in die Holzungen von Rückenhain. Der Schaden soll jedoch verhältnißwäßig nicht sehr groß sein. AuS Dresden wird gemeldet, daß es bei den vielen Neubauten an Arbeitern, namentlich an Maurern, fehle. Zwei neue Straßen sollen demnächst angelegt werden, welche beide von der Pillnitzer Straße abzweigen. Trotz Schnellschuhmacherei und Stiefelmaschinen fehlen gegenwärtig in Dresden nicht weniger als 250 Schuhmachergesellen. Tischler und Schneider vielleicht nicht weniger. Die Elbe stand am 8. Mai 2 Ellen unter 0. Man sagt, daß ein so tiefer Stand im Monat Mai seit 25 Jahren nicht vorgekommen. Leipzig, 8. Mai. Heute Nachmittag sind die beiden Studenten, Spieß auS Wiesbaden und Schandorff aus Oliva bei Danzig, in der Nähe des so genannten KuhstrangwehreS verunglückt. Spieß büßte, den „L. N." zufolge, dabei sein Leben ein, während Schandorff mit Hilfe des hiesigen Waschanstalts- pachterS Müller sich rettete. Beide Studenten hatten sich einen Kahn geliehen, Spieß wollte während der Fahrt über Schandorff steigen, verlor dabei das Gleichgewicht und Beide stürzten ins Master, während ein von den Studenten mitgenommener, zehnjähriger Knabe, Namens Volland, sich glücklich im Kahne festgehalten hat, — Das Cultusministerium hat auf Antrag deS Directors der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Plagwitz, Herrn Vogeley, gestattet, daß die dazu befähigten jungen Landwirthe der gedachten Lehranstalt behufs ihrer wei tern wissenschaftlichen Ausbildung bei den Vorlesungen der Universität zugelasten und unter Beibehaltung ihres dermaligen Verhältnisses als Studirende der Landwirthschaft und Cameralwiffenschaften an hiesiger Hochschule inscribirt wer den können. Leipzig, 12. Mai. Gestern Nachmittag ereignete sich in dem benach barten Dorfe Leutsch ein furchtbares Unglück. Die drei Kinder des dortigen Schullehrers, deren Aeltern abwesend waren, hatten in der Scheune mit Schwe felhölzchen gespielt, dadurch Feuer entzündet und kamen in den Flammen um. Bei dem am 9. d. Abend in dem Renz'schen Circus in Leipzig stattgefun denen Ringkampfe wurde der aufgeforderte Kämpfer Mertens im ersten Gange von dem Athlet Lüttgens nach einigen Minuten ohne große Schwierigkeiten geworfen. Während dieses Kampfes wurde unter dem Publikum der oberen Plätze eine Stimme laut, die sich tadelnd über denselben äußerte. Plötzlich kletterte der Opponent über die Bänke, legte seine Kleider, Rock und Hut, auf die Barriere der Arena und forderte den Athleten zum Ringkampfe heraus. Der Kampf begann auch und die Gegner schienen sich mit den Köpfen erdrücken zu wollen. Auf beiden Seiten wurde avancirt und retirirt und obgleich der Athlet Alles aufbot, um seinen Gegner zu Boden zu drücken, so blieb doch der Kampf nach drei heißen Gängen unentschieden, und der tapfere Herausforderer, ein Pack- träger Namens Gräfe, verließ unter dröhnendem Applaus den Kampfplatz. Wir machen Naturfreunde darauf aufmerksam, daß bei Herrn Bildhauer Wilh. Geyer, Dobenaustraße hier in Plauen, prächtige lebende amerikanische Nachtfalter, die sich im Sommer vorigen Jahres in Philadelphia eingespounen, sich gegenwärtig entwickelt habe» und von dem Herrn Geyer Jedem, der sich dafür interesstrt, heute, den 14., freundlich gezeigt werden. Kaufuugen bei Penig, 5. Mai. Kunz von Kauffungen raubte und ent führte einst fremde Kinder — weiter hat er an sie nicht Hand angelegt. Ein Knecht von Käufungen, aber nicht von da gebürtig, Namens Bogel, hat ver gangene Nacht sein eigene-, außereheliches Kind aus dem Hause der Mutter geraubt, entführt und — getövtet, er hat es in ein tiefes Wasterloch geworfen, wo es heute Vormittag todt aufgefunden wordeu ist. Der Entartete ist zu Tanze gewesen, hat dann da- schlafende Kind aus dem Hause der mit dem- selb« schlafend« Großeltern — di» Mutter ist, wie er gewußt hat, abwesend gewesen — leise entführt und, trotz feine- Schreiens, in- Wasser geworfen. Därauf ist er wieder zu Tanze gegangen. Bei Auffindung de- 2*/, Jahr alten Mädchens ist der Verdacht sogleich auf den Vater gefallen. Er ist der verruchten That geständig und bereits heute durch da- Königl. Gerichtsamt hier verhaftet worden. Preusßen. Die nach Berlin bei der letzten Ziehung gefallenen 100,000 Thlr. haben manches Heil, aber auch manchen Aerger angestiftet. So hatten an dem glücklichen Loose ein Buchhalter und eine Ladenjungfrau, beide demselben Geschäft angehörig, einen Antheil von je 5 Sgr. Als ihnen der Glücksfall bekannt wurde und sie sich berechnet hatten, daß Jedes von ihnen 1200 Thlr. gewon nen habe, sielen sie sich vor Entzücken und Jubel zum ersten Male in lhrem Leben in die Arme — um sich nicht wieder zu trennen. Fortuna hatte ein glückliches Brautpaar gestiftet. Etwas weniger angenehm überrasäst wurde da gegen eine Handelsfrau, welche unter dem Mühlendamm ihre Waaren feilbot. Diese hatte an dem Loose einen Antheil von 10 Ngr. Als die von ihr ge spielte Nummer immer und immer nicht gezogen wurde, fand sie es für gut, einer Bekannten, die längst gern einen kleinen Antheil an einem Loose haben wollte, die Hälfte des ihrigen abzulassen, damit ihr eigener Verlust nicht gar zu groß werde. Am anderen Tage fiel der zweite Hauptgewinn auf das Loos — und die Frau in Ohnmacht, aus der sie nur erwacht ist, um sich von Zeit zu Zeit einige Haare auszureißen. Kurheffen. Aus Kassel, 9. Mai Abends, wird gemeldet: Zwischen Treysa und Ziegenhain hat die Gendarmerie, welche auf von der Verfassungs partei ausgegebene Flugblätter fahndete, dem Postboten von Frankfurt kommende verschlossene Packete abgenommen und erbrochen, die gesuchten Flugblätter aber nicht gefunden. (Dort wird's immer hübscher!) Kassel, 12. Mai. Die Anerkennung der Verfassung von 1860 ver weigerten 15 Bürgermeister des Landwahlbezirks Marburg, 18 deS Landwahl bezirks Frankenberg und sämmtliche des Amtsbezirks Rosenthal. Dem Kasseler Proteste an den Bundestag haben sich angeschloffen die Wähler von Eschwege, Melsungen, Frankenberg, Nauheim und Dorheim. Niederlande. Haag, 9. Mai. Bei dem Brande der gewerbreichen Stadt Enschede in der Provinz Oberyffel ist die ganze Stadt mit ihren vier Kirchen, dem Rathhause, der Post und den zahlreichen Fabriken in einen Trüm merhaufen verwandelt und mehr als 4300 Menschen sind ihrer Wohnungen beraubt. An Retten war nicht zu denken, denn Alles, was aus den Häusern geschafft wurde, verbrannte auf den Straßen. Der Minister des Innern hat sich sofort an Ort und Stesse begeben, während der König, der sich gegenwärtig in Paris befindet, durch den Telegraphen von dem Unglücke benachrichtigt worden ist. Belgien. Brüssel, 12. Mai. Der belgische „Moniteur" meldet, daß es mit dem Befinden des Königs viel bester geht. Die Lunze ist fast vollkommen frei; die Blasenentzündung hat abgenommen. Frankreich. Paris, 1. Mai. Eine für die Londoner Ausstellung bestimmte große Glastafel der Fabrik St. Gobaiu, die man auf 150,000 Fr. schätzt, ist beim Auspacken im Ausstellungsgebäude in tausend Stücke zerbrochen. Ebenso ist der prachtvolle, in venetianischer Weise zugeschliffene Spiegel des Hauses Alexandre jun. beim Einladen in Boulogne verunglückt. Amerika. New-Aork, 23. April. Ein in Richmond erscheinendes Blatt, die „Richmond Dispatch", versichert, daß der jetzt dort weilende fran zösische Gesandte bei der Washingtoner Regierung Verhandlungen mit dem Sonderbundsministerium angeknüpft habe. Der Sonderbundscongrcß hat be schlossen, sich nicht zu vertagen, bis die Mission Mercier's zu Ende gediehen sei. Die „Richmond Dispatch" glaubt an die vollständige Anerkennung der conföderirten Staaten feiten Frankreichs. — Morningpost sagt: Der Schritt, welchen der französische Gesandte Le Mercier in Richmond gethan, ist sicher ein so außerordentlicher, um, wie wir zu wissen glauben, von der europäischen Combination sanctionirt zu sein; er ist ein solcher, daß wir daraus einen Schluß ziehen können auf die schon in der Vergangenheit von Frankreich in Bezug auf Amerika beobachtete Politik. Denn wir können nicht glauben, daß Napoleon so plötzlich seinen Gesandten Instructionen zur Aufnahme einer vereinzelten Action ertheilen könnte. Wir müssen daher annehmen, daß Le Mercier auf eigne Rechnung handelte. Unsere Erwartungen von dem AuSgange diese- SchritteS sind indeß nicht groß; dem gegenwärtigen großen Kampfe dürfte bald ein Ziel gesetzt sein; wenn dann ein Waffenstillstand geschloffen wird, möchte der geeignete Augenblick zu Unterhandlungen gekommen sein. Aber gegenwärtig ist jeder Versuch dieser Art und jeder specielle Eingriff durch das Ausland verfrüht. New-Uork, 1. Mai. Die Ankunft der Union-flotte vor New-Orlean- wird bestätigt. Die Unionisten verlangten die Uebergabe. Das Bombardement von New-OrleanS hat noch nicht begonnen. Die Correspondenz über die Ueber gabe zwischen den Unionsbefehlshabern und der Stadt dauert fort. Es geht das Gerücht, ein Theil der Sonderbündler-Flotte sei vor Fort Wright (am Mittlern Mississippi oberhalb Memphis) angekommen und habe die dasselbe be schießenden Unionskanonenboote angegriffen. Die von den Unionisten dort jüngst gewonnenen Positionen New-Madrid und Columbus sind überschwemmt.