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rsr fehle wird der Bestand der Train-Bataillone von 400 auf 200 Mann und von 90 auf 45 Pferde reducirt; bei den Truppen, namentlich bei der Infanterie, steht unzweifelhaft auch eine Herabminderung des gegenwärtigen Etats bevor, die nicht gering sein soll, doch ist das Nähere noch nicht bekannt. Vaiern. München, 18. April. In unserer Schwesterstadt Augs burg, die nicht ohne Grund im Rufe der starrsten Eonfessionssonderung und Glaubensfeindseligkeit steht, hat kürzlich die entscheidende städtische Behörde einen bemerkenswerthen Beschluß gefaßt. Ein gewisser I. G. Henle hatte im Jahre 1852 das städtische Krankenhaus testamentarisch mit einem Legat von 100000 st. bedacht, unter der Bedingung, daß in demselben die Krankenpflege den Barmher zigen Schwestern eingeräumt und zu diesem Behufe ihnen ein entsprechendes Kloster errichtet werde. Sollte innerhalb zehn Jahren diese Bedingung nicht definitiv erfüllt und dauernd geregelt sein, so solle das ganze Legat der- Kranken hause entzogen und dem Bischof und dem Domkapitel zu anderweitiger Verfügung überwiesen werden. Der Magistrat der Stadt übernabm das Legat in der Absicht, die damit verknüpfte Bedingung zu erfüllen. Er erbaute sofort ein großartiges, splendides und äußerst zweckmäßiges Spital, in welchem die Kran ken, nach Confessionen geschieden, die Katholiken von Barmherzigen Schwestern, die Protestanten von Diakonissinnen verpflegt wurden. Die ganze Verwaltung war (wie dies in der Geburtsstadt des lutherischen Bekenntnisses leider bis in die erbärmlichsten Kleinigkeiten auch sonst der Fall ist) eine absolut getrennte und in derselben Anstalt z. B. eine protestantische und eine katholische Waschküche eingerichtet. Die geistlichen Krankenpflegerinnen wurden berufen und eingeführt; aber alsbald ergaben sich Schwierigkeiten. Aus welch immer einer Ursache: über die protestantischen Diakonissinnen ist keine Klage laut geworden; die Barmherzigen Schwestern aber erhoben Ansprüche über Ansprüche, sie verlangten Rechte in der Krankenpflege, denen die Aerzte sich widersetzten, Bequemlichkeiten, die mit dem Dienst des Spitals sich nicht vereinten und zuletzt gar die kost spielige Erbauung eigener Gänge und Hallen, durch die ihre Clausur mit dem Spital in Verbindung gebracht werden sollte. Nebenbei erhoben sich Klagen über schreiende Fälle von Vernachlässigung, von Lieblosigkeit, selbst von unver kennbarem Eigennutz, und seit mehreren Jahren sind die Sitzungsberichte der Gemeindebehörden erfüllt mit Erörterungen über die Einzelheiten dieser Klagen und über die Zweckmäßigkeit der geistlichen Krankenpflege, nicht im protestan tischen, sondern im katholischen Theile des Spitals. Der Magistrat der Stadt indeß, obwohl die intelligenter« seiner Mitglieder in vortrefflichen Voten sich dagegen erklärten, schloß doch Anfang dieses Jahres unter dem Einfluß seines Vorsitzenden, des katholischen Bürgermeisters Forndran, neue Verträge mit dem geistlichen Orden ab und gedachte somit die in diesem Jahre ablaufende Frist zur Gewinnung der Henle'schen Stiftung zu gewinnen. Da faßte neulich der über das Gemeindevermögen entscheidende Körper der Gemeindebevollmächtigten (Stadtverordneten) mit 29 gegen 3 Stimmen den endgültigen Beschluß: es sei dem vom Magistrat mit den Barmherzigen Schwestern wegen der Krankenpflege im Augsburger Spital geschloffenen erneuten Vertrag die Zustimmung zu ver sagen und eS sei auf die früherhin nur provisorisch acceptirte Henle'sche Stiftung unter der stipulirten Bedingung zu verzichten, die Verwaltung des bezüglichen Kapitals sofort abzugeben, dem Orden der Barmherzigen Schwestern und eben so dem der Diakonissinnen der Dienst im Krankenhause zu kündigen, nach Ab lauf einer halbjährigen Frist die Trennung der Kranken nach Confessionen zu beseitigen und die Pflege derselben geeignetem weltlichen Wartepersonal zu übertragen. (Bravo.) Obwohl nun die Augsburger Stadtgemeinde sicherlich eine der reichsten in Deutschland, und obwohl — bei der strengen, wenn auch absoluten Trennung nach Confessionen — das protestantische Stiftungsver mögen dort das weitaus überwiegende ist, so ist doch, und vielleicht eben des wegen, da in der Majorität doch auch eine Mehrzahl von katholischen Stimmen enthalten sein muß, die Zurückweisung eines bedeutenden Geschenks wie das fragliche ein sehr bemerkenSwerthes Zeichen, zumal für bairische Zustände. ZWÜrte»berg. Ludwigsburg, 26. April. Vor einigen Tagen starb der freisinnige Professor Courtin, der römisch-katholischen Religion an gehörig. Der im Greisenalter Gestorbene beichtete seit Jahren keinem Geist lichen. Der katholische Geistliche weigerte sich, Courtin zu beerdigen, da er nur äußerlich seiner Kirche angehört habe, und der protestantische Geistliche, der hierauf um seine Beerdigung ersucht wurde, lehnte ab, weil der Verstorbene nicht zur protestantischen Kirche zähle. Courtin dachte noch bei Lebzeiten daran, daß der katholische Geistliche ihm das letzte Geleit verweigern werde. Er traf Vorsorge. „Wenn mich der kath. Pfarrer nicht beerdigen will, so wende man fich an Albrecht m Mm", sagte er vor seinem Tode. Herr Pfarrer Albrecht von Ulm, Deutschkatholik, ist dem letzten Wuusche CourtinS bereitwistigst ent- gegeugekomme». Solche Geschichten veranlassen zum Nachdenken! Oesterreich. Uuterm LS. April schreibt die „Presse": ,MZir befinden uns heute in der Lage, unsere gestrigen Mittheiluugen über die wichtige Maß regel der Reduction de- Heeres durch einige neue Daten zu ergänzen. Der Beschluß, eine Verringerung de- Armeestande- vorzuuehm«, wurde m einer Sitzung der Münsterrath« gefaßt, io Melcher der Kaiser den Porfitz führte. DieReductio» beträgt 8000 Pferde und 20,000 Mau». Da- Ersparuiß an directen Ausgaben dürfte sich bei dieser Maßregel auf 5—6 Millionen belau fen ; ein weiteres Ersparniß in fast gleichen, Betrage dürfte jedoch auf indirectem Wege erzielt werden, wie z. B. durch den geringern Silberbedarf in Italien. Hervorzuheben ist ferner, daß namentlich bei den ungarischen Regimentern starke Beurlaubungen eintreten werden, eine Maßregel, die auch politisch bedeutsam ist, indem sie zeigt, daß die Regierung die Stimmung in Ungarn als eine voll kommen normale betrachtet." Der Pescher Lloyd schreibt unterm 26. April: „Eine wichtige Nachricht geht uns heute aus der britischen Hauptstadt zu: die Königin Victoria beabsichtige ernstlich, die Krone niederzulegen und sie auf das Haupt des Prinzen von Wales zu setzen, sobald derselbe nach England zurückkehrt.". Das Blatt glaubt in dem Artikel der Times über das Prinz-Albertsdenkmal, in welchem es heißt: „Die Zukunft ist ungewiß, und Niemand macht auf den Scharfblick Anspruch, voraussehen zu können, was der nächste Tag oder die nächste Stunde bringen mag. Wir stehen am Vorabend einer Zeit großer Personenverän derungen, und das eine feste Element, welches die Centinuität des verfassungs mäßigen Herkommens aufrecht hielt, gebricht uns in dem Augenblick, wo seine Nothwendigkeit am Klarsten zu Tage tritt", eine Bestätigung seiner Nachricht finden zu dürfen. Italien. Neapel, 28. April. König Victor Emanuel ist heute Abend hier eingetrosfen, italienische und französische Kriegsschiffe begleiteten ihn. Enthusiasmus, Illumination. Mailand, 28. April. Eine große Verschwörung unter den Soldaten der ehemaligen neapolitanischen Armee ist entdeckt worden. Die Geistlichkeit soll den Verschworenen Waffen und Geld geliefert haben. Cardinal Antonelli hat, wie der Independance aus guter Quelle mitge- theilt wird, den italienischen Bischöfen ein Rundschreiben zugehen lasten, worin er ihnen vom Erscheinen in Rom zum Concil abräth, wenn sie fürchten müßten, daß ihnen die Rückkehr auf ihre Bischofssitze abgeschnitten werden könnte. Schon vor einiger Zeit war davon die Rede, daß die italienischen Bischöfe nicht erscheinen würden, um nicht bei den extremen Beschlüsten mitzuwirken. Stadtverordnetenfitzung. k'. Plauen, den 18. April 1862. In der am 15. dieses Monat- stattgefundenen Stadtverordnetensitzung trug der Herr Vorsitzende einen den Wiederaufbau des am 29. August 1861 abgebrannten Stadttheils betreffenden Erlaß der verordneten Königl. Commiffarien, sowie eine demselben beigefögte Verordnung der K. Kreisdirection zu Zwickau und den hierauf gefaßten RathS- beschluß vor. Nach Inhalt der gedachten Verordnung hat das K. Ministerium des Innern zwar den für den abgebrannten Stadttheil entworfenen Neubauplan genehmigt, dagegen aber auf das Gesuch der städtischen Collegien, um Gewäh rung einer Unterstützung aus der Staatscaffe, trotz der Befürwortung der K. Commiffarien und der K. Kreisdirection, ausgesprochen, daß es die Gewäh rung einer Unterstützung „bei den vorliegenden Verhältnissen und mit Rücksicht auf die dermalen zum Anhalten zu nehmenden, eine strengere Beurteilung der Vedürfnißfrage einer- und der zur Verfügung stehenden etatmäßigen Geldmittel andererseits erheischenden Grundsätze" nicht für dringend geboten anzrsehen ver möge, und daher Bedenken trage, eine dem entsprechende Bewilligung auszusprechen. Ueber die wegen Vertheilung der Baustellen von zwei verschiedenen Calamitosen eingewendeten Rekurse hat die K. Kreisdirection dahin entschieden, daß Georg Teuscher die Baustelle an der Ecke der Brückenthorstraße und der in Gemäß heit des NeubaupbrnS nach der Aue zu projectirten Straße; Thieme die nächst derselben gelegene, früher Eduard Teuscher'sche, der Kaufmann Jäger die dritte Baustelle, von der neu projectirten Straße an gerechnet, erhalten; der Handels mann Bahmann und Eduard Teuscher aber in die von der Stadt angekauften Bau stellen deS Hotels äs koloAue eingewiesen, und daß endlich der Handelsmann Carl Friedrich Köchel und dessen Sohn Ludwig Köchel, welche als Besitzer einer mit abgebrannten Scheune am Hammerthorplatze deshalb rekurrirt hatten, weil ihre Brandstelle anderen Calamitosen zur Bebauung mit zugewiesen worden war, an der Wiederbebauung ihrer Brandstelle nicht zu behindern seien. (Der Rath und die zum Wiederaufbau der Neustadt niedergesetzte gemischte Deputation hatte be kanntlich vorgeschlagen, daß dem Kaufmann Jäger, welcher allein noch so viel Areal von seiner Brandstelle besitze, daß er auf derselben bei Festhaltung der durch den Neubauplan vorgeschriebenen Linie bauen könne, die 3. Baustelle von der nm projectirten Straße an gerechnet, welche zum größten Theile auf dem Areale der Iäger'schen Brandstelle liegt, zugewiesen, daß aber im Uebrigm die Baustellen nach der Reihenfolge der Brandstellen vertheilt und sonach der Han delsmann Bahmann die erste, Eduard Teuscher die zweite, Georg Teuscher die 4. und Thieme die 3. Baustelle erhalten sollen. Nach diesem Vorschläge der städtischen Behördm hat sich sonach die Entscheidung der Regierungsbehörde nicht gerichtet.) Der Rach hat nun hinsichtlich der von dem K. Ministerium des Irmer» «-gesprochenen Verweigerung einer Beihilfe zur Durchführung de- NeubauplauS aus Staatsmittel» beschlossen, »ochmalS an dasselbe zu petirm u»d diese- Gesuch durch da- Anführen zu unterstützen, daß die Commun Plaum