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Voiglländischer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Planen, Pansa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Zmeilmdflekenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und SonmabendS. Jährlicher Abonuement-prei-, welcher zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die vis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gcrichtsämter und Sladträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mever, in Mühltroff bei Herrn Lhaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 108» 14* September 1861. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 9. September. Heute Morgen ist der am 5. d. M. durch einen Sturz mit dem Pferde schwer verwundete Oberst und Com- mandant der Lnbinfanteriebrigade, Freiherr Ludwig August Heinrich v. Falken stein, seinen Leiden erlegen. Er war geboren 1802 zu Dittersbach bei Stolpen und trat bereits 1818 in die Armee. Wie die Leipziger Nachrichten mittheilen, sind zu der auf den 23. Sept, in Bruchsal angesetzten öffentlichen Schwurgerichtsverhandlung gegen den frühem Studenten der Rechte an der Leipziger Universität Oscar Becker von Leipziger Personen vorgeladen worden: Frau Briefträger Knöpel (die Logiswirthin Becker's), der Kaufmann Robert Jahn, Handlungscommis Sparig und der Pedell Seifert. Von Leipziger Studenten hat keiner eine Vorladung erhalten. Die sofortige Erstattung der Reise- und Zeugengebühren ist in der betreffenden Borlavungs- requisition selbst zugesichert worden. Chemnitz,. 10. September. (CH. Tgebl.) In hiesigen gewerblichen Kreisen wird jetzt oft ein Gegenstand besprochen, welcher volle Beachtung verdient, nämlich die Bestimmung über das Vermögen der ihrer gesetzlichen Auflösung entgegengehenden Innungen. Muß auch die Erscheinung des Gesetzes erst ab gewartet werden, bevor die Sache endgültig geordnet werden kann, so ist es doch gewiß gut, wenn sie in den fraglichen Kreisen immer wenigstens zu prin- cipieller Klarheit kommt. - Bis jetzt haben wir bei Männern von Intelligenz und Sinn fürs allgemeine Beste folgende Ansichten vernommen, deren weitere Annahme wir nur wünschen können: 1. Es wird keiner hiesigen Innung ein fallen, ihr etwaiges Vermögen oder auch nur einen erwähnenswerthen Theil desselben vor der Auflösung in unwürdiger Weise, z. B. durch Eß- und Trink gelage, zu vergeuden. 2. Die meisten Innungen werden sich wirklich auflösen und nicht von dem durch das Gesetz gestatteten Rechte ferneren corporativen Bestehens Gebrauch machen, weil ein solches Fortbestehen wohl Pflichten auf erlegt, nicht aber entsprechende Rechte gewährt. (Hierüber wird namentlich der Wortlaut des Gesetzes abzuwarten sein.) 3. Es ist zu wünschen, daß die durch Auflösung der Innungen zur freien Verfügung kommenden Gelder nicht verein zelt, sondern zu einem gemeinnützigen Zwecke verwendet werden. Zu diesem Behufe wird nach Erscheinen des Gesetzes eine Besprechung aller Jnnungsvor- stände zu veranstalten sein. 4. Als Percipienten des JnnungSvermögens werden vorläufig bezeichnet: das Männerhospital, die Sonntagsschule, eine Kranken- und Jnvalidenkasse u. d. m. Bad Elster. Nr. 45 der Curliste weist bis zum 7. Septbr. in 1010 Parteien 1593 Personen mit 1006 Curgästen nach. Präsent: 139 Personen. Baiern. München, 9. Sept. Der sächsische Minister Frhr. v. Beust, welcher gestern von Wien hier eintraf, hatte heute eine dreistündige Conferenz mit dem Minister Frhrn. v. Schrenk. Der sächsische Gesandte am österreichischen Hof, v. Könneritz, welcher gestern gleichfalls hier anlangte, war mit in diese Conferenz gezogen, verließ dieselbe aber schon geraume Zeit vor ihrem Schluffe. Die genannten sächsischen Staatsmänner reisen heute noch nach Dresden ab. Oesterreich. Wien, 9. Sept. Das Abgeordnetenhaus, indem eS sich heute der Berathung des Gemeindegesetzes zugewendet hat, ist damit in den wichtigsten Theil jener gesetzgebenden Thätigkeit, welche der ersten Session des enger» ReichSrathS beschieden sein wird, eingetreten und legt nun Hand daran, der verfassungsmäßigen Freiheit und Autonomie, deren werthvollste Bürgschaft ein von diesen Grundsätzen getragenes Gemeindegesetz ist, eine sichere Grundlage zu geben. Mit der Vorlegung eines Gesetzentwurfs, der die grundsätzlichen Be stimmungen zur Regelung des Gemeiudewesens enthält, hat die Regierung in dieser Frage die Initiative ergriffen, und der zur Vorberathung niedergesetzte Ausschuß des Abgeordnetenhauses hat die Regierungsvorlage zwar in liberaler Richtung mannichfach verbessert, ist ihr aber im wesentlichen doch treu geblieben. — Wie die „Ostd. Post" behauptet, werden bezüglich Ungarns von verschiedenen Seiten für eine nahe Zukunft versöhnliche Maßregeln in Aussicht gestellt. Nach dem durch die Auflösung des ungarischen Landtages die Unnahbarkeit der könig lichen Autotität und Würde gewahrt worden, solle nunmehr thatsächlich darge- than werden, daß die Krone dem Volke der Magyaren ihre Huld nicht entziehe. Wahrscheinlicher Weise handelt es sich um Vorbereitungen zur Einberufung eines neuen Landtags. Die Zahl der in Ungarn, Siebenbürgen und dem dreieinigen Königreiche disponibel gewordenen Beamten beträgt nach einer beiläufigen Berechnung 4000 bis 4500, der Jahresgehalt 4 bis 4^, Mill. Gulden. Zur Unterbringung derselben hat das Ministerium beschlossen, alle Beamten, die bereits eine vierzig jährige Dienstzeit zurückgelegt haben, dann alle jene, welche zur Versetzung des Dienstes als unbefähigt oder nur als gering befähigt qualificirt sind, ex otüeio in den Pensionsstand zu versetzen. Wien, 10. September. Bekanntlich ist das Steuerzatzlen in keinem Lande weniger beliebt als in Ungarn, und am unbeliebtesten unter dem dortigen Adel, der seine frühere Steuerfreiheit trotz alles modernen constitutionellen Fir nisses noch immer nicht vergessen kann. So war eS den Wühlern nickt schwer, die Verweigerung der kaiserlichen Landessteuern im Gang zu bringen; man weiß mit welchem Erfolg. Jetzt müssen nun aber auch zu ihrem Leidwesen die Führer der magyarischen Agitationspartei die Früchte jener von ihnen gepflegten Steuerunlust schmecken. Das arme steuerpflichtige Volk denkt nehmlich in seiner Einfalt, wenn Steuerverweigern gegen den Kaiser erlaubt ist, so muß eS noch mehr gegen die Comitatsherren sein, und verweigert die sogenannte Domestical- steuer zu zahlen, aus der die ComitatsauSgaben, namentlich die Besoldungen der Comitatsbeamten bestritten werden. Das damit in einigen Comitaten (Kreisen) gegebene Beispiel hat bald zahlreiche Nachahmung zur Folge gehabt. Das wäre für die gemüthliche Comitatswirthschast ein harter Schlag. Allein die Comitatsherren wissen sich zu helfen, und so wird denn von denen, die so arg über die Steuerexecutionen der Regierung schrien, gleichfalls die Steuer- executicn ins Werk gesetzt, und zur erfolgreichen Durchführung derselben in reichlichstem Maße ein Mittel in Anwendung gebracht, das zwar sehr wenig konstitutionell ist, aber den Vorzug hat, sehr wirksam und in Ungarn nationell zu sein — die Stockprügel. Uebrigens verliert der Geist des Widerstandes in Ungarn immer mehr an Einfluß und Umfang und gewinnt eine gemäßigtere Anschauung immer mehr die Oberhand. Beweis dafür ist der Umstand, daß das Beispiel, welches Comitat und Stadt Pesth mit ihren Protesten gaben, trotz aller Aufforderung dazu nur an sehr wenigen Orten Nachahmung, in mehreren Comitaten aber die entschiedenste Zurückweisung gefunden hat ; Beweis ferner die höchst gemäßigte Sprache; welche mehrere Comitats- und städtische Behörden jetzt zu führen für gut befinden, die zeithec über und gegen die Regierung nicht anders, als in insultirenden Ausdrücken sich auSzulaffen wußten. Dänemark. Kopenhagen, 7. Sept. Wenn man sich drüben im