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WglläMchfr Aiycigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiundstebenzigsterJahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plane». Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher LbouuemeutSprei», welcher r-oä» zu entnchlen ist, auch vci Beziehung durch die Post, 1 Lblr. 26 Nar. — Annoncen, die bi- Vormittags 11 Uhr eingeheu, werden in die Tags darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingebende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Nyr. für die gespaltene Lorpiw-Aeil« berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr — Für die auswärtigen Nömgl. Gerichteämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt »st, bestehen dw Geschäftsstellen in Baufa bei Herrn Bürgermeister rehmann, m Elsterberg bei Herru E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhaufseegelder-Emuehmer Holzmüller. Mittwoch. HA. W. April I8S2. Gin Wort der Beruhigung in der Trichinen-Frage. l-'existence «les Trickines parait exewpte «le taut ineouveuieat. I) » v »i o e. Ein kleiner Wurni (trleküm spirnli«) hat in der jüngsten Zeit in unserer Stadt eine Ungewöhnliche Aufregung hervorgerufen, Viele in Angst und Schrecken gesetzt, die friedliche Ruhe der Küchen gestört, während freilich Andere von dem gewohnten Genüsse des in so plötzlichen Verdacht gekommenen Fleisches und zwar ohne Nachtheil für die Gesundheir sich nicht haben abhalten lassen. Möge das Nachstehende dazu beitragen, daß man in dieser Angelegenheit einer ruhi geren Anschauung Raum giebt. Hören wir zunächst, was die Wissenschaft in Bezug auf die Trichinen festgestellt hat. Mit aller Bestimmtheit ist da- Vor kommen dieser Thierparasiten bei dem Menschen (schon im I. 1832 durch den Engländer Hilton und im I. 1835 durch Owen) wie bei dem Schweine und andern warmblütigen Thieren (Kaninchen, Mäusen) sowohl im Darmkanale, als i» der Muskelsubstanz nachgewiesen worden. Es ist ferner gelungen, durch Fütterung mit trichinigem Fleische die Trichinen auf andere Thiere überzutragen »nd den Entwickeluugsprozeß derselben mit Genauigkeit zu verfolgen. Dagegen ist durchaus nicht bewiesen, daß daS Vorkommen der Trichinen bei dem Men schen nur durch den Genuß trichinigen Schweinefleisches bedingt sei, da sich die Einführung der Parasitenkeime auch auf anderen Wegen erklären läßt. Es ist ferner noch im völligen Dunkel, auf welche Weise und welchem Wege die Tri chinen aus dem Darmkanale in die Muskelsubstanz einzudringen vermögen. Ob endlich das Vorkommen der Trichinen in der sogenannten Trichinenkrankheit als Ursache der Erkrankung oder nur al- Symptom zu betrachten sei, diese Frage ist durchaus noch nicht entschieden, und kann es auch bei der verhältnißmäßig geringen Zahl der bis jetzt beobachteten Fälle noch nicht sein. Was nun die hier beobachteten Fälle der sogenannten Trichinenkrankheit betrifft, so sind aller dings in drei derselben lebende Trichine« in der Muskelsubstanz der Patienten entdeckt worden, dagegen aber konnte der Beweis nicht geführt werden, daß diese Thierparasiten durch den Genuß trichinigen rohen Schweinefleisches ent standen sind, weil das Fleisch, von welchem möglicher Weise die Uebertra- gung hätte erfolgen können, mikroskopisch gar nicht untersucht worden ist. Wissenschaftliche Beweise aber können sich nur auf Thatsachen, welche von allen Zweifeln frei sind, nicht auf Hypothesen und Vermuthungen gründen. Für die Wissenschaft hat die Trichine diejenige Bedeutung, welche jedes Thierparasit überhaupt hat. Dagegen ist der pr actis che Werth derselben ein sehr untergeordneter. Denn selbst angenommen, obwohl eS durchaus nicht er wies« ist, daß die Uebertragung der Trichinen auf den Menschen nur durch den Genuß des rohen trichinigen Schweinefleisches möglich sei, so müßte, um da- Eindringen dieser Parasiten zu verhüten, entweder ein aus nationalökono mischen Rücksichten gar nicht denkbare- Verbot de- Schweinefleische- überhaupt erlassen, oder jedes geschlachtete Schwein vor dem Verkauf mikroskopisch unter sucht werden. Die Anstellung der dazu nöthigen zahlreichen Trichinen-Jnspectoren dürste aber bei der Toleranz, welche in unserer Medizinalpolizei - Gesetzgebung herrschte kaum zu erwarten sei«. Den» Letztere hält weder eine Fleischschau überhaupt für nothwendig, noch' erachtet sie z. B. den Perkauf finnigen Schweine fleische-, durch dessen Genuß, -penn e- nicht gekochs oder gebraten worden ist,, bei de« Menschen erwieseuer Maßen der Handwurm sich entwickeln kann, für bedenklich.,, . .. Genießen wir darum ferner ohne Furcht und Grauen das schmackhafte, an Nahrung-stoffen so reiche und eben deshalb auch für die weniger Bemittelten wichtige Schweinefleisch, eingedenk der Worte Uhland'S in feinem bekannten Metzelsuppenlied: Wenn so ein Fleischchen, weiß und mild, Im Kraute liegt, daS ist ein Bild Wie VenuS in den Rosen. Plauen V Reinhard Fiedler^ Zeitungen. Sachsen. Die C. Ztg. schreibt aus Dresden: Die Gewerbefreiheit hat in der kurzen Zeit ihrer Herrschaft in unserer Stadt ein neues Lehen imd . Treiben hervorgerufen, und dem ehedem so ruhigen Dresden ein ganz neue- Aussehen verliehen. Wegen seiner seltenen Naturschönheiten schon hinlänglich berühmt, sängt Dresden jetzt an, in Handel und Gewerbe sich mehr denn je zu rühren, um auch in dieser Beziehung sich einen Namen zu mache«. Ein Gang durch die Straßen der Stadt wird die- Jedem klar machen. Wo wir unsere Blicke hinwenden: überall neue Gewölbe, neue Etablissement-, eines größer als daS andere und eins das andere gleichsam in die Schranken for dernd. Mit einer wahren Hast wird an allen Ecken und Enden gebaut, und das Alte den Anforderung« der Zeit angemessener umgestaltet. Concurrenz ist die Loosuug des Tages und ein Jeder, der in diesem Kampfe.nicht unher- gehen will, muß wacker mit kämpfen. Den. an Ruhe gewohnten Dresdner von altem Schrot und Korn, der sich unter der Herrschaft des Zunftzopfes so wohl befunden hatte, will dies freilich nicht in den Kopf, woher eS denn auch kommt, daß man von den Vertretern der alten Generation so oft die bittersten Schmähungen gegen die „leidige" Gewerbefreiheit auSftoßen hört. Jede neue Einrichtung hat nun einmal chre Gegner, welche aber schließlich verstumme» müssen. Der Freunde der Gewerbefreiheit giebt eS aber bei Weitem mehr, weil sie einem Jeden die Mittel in die Hand -Lebt, auf diese oder jene Weise,, ganz seinem Dafürhalten gemäß, sich eine Epstenz zu verschaffen, was unter der Regierung des Zunftzopfes nicht möglich war. Die Gewerbefreiheit hat be sonder- viele Fremde nach Dresden gelockt. Dieser Fremdenzufluß ist die Ur sache, daß die Miethpreise in letzter Zeit enorm gestiegen sind, so daß z. B. ein Gewölbe, das früher kaum 100 Thlr. kostete, mit Freuden jetzt für da- Fünffache und darüber gemiethet wird, tpeyn die Lage nur irgend wie eine gute ist. Die Geschäftsleute lassen e- sich ungeheuer viel Geld kosten, um die Aufmerksamkeit des Publikums auch durch daS Aeußere ihrer Etablissement- auf sich zu ziehen, so z. B. durch große Spiegelscheiben bis zum Preise von 200 Thalern, während früher eine Fensterscheibe für höchsten- 5 Thaler die selben Dienste that. Wa- noch vor Kurzem ein Ding der Unmöglichkeit war, steht jetzt Jedem bei nicht zu erheblichem Kostenaufwande frei; wie in einem Räderwerke ein Rad in da- andere, so greift jetzt ein Gewerbe in da- andere ein; der Schneider verkauft Stiefeln und Stöcke, der Friseur Hüte ichd Cigarren u. s. f. Als Beweis für dm regen Verkehr in der Stadt könrÜM U.A. die-viel« DieustmannS-Institute dimm, welche in der letzten Zeit ent stand« sinh. Auf solche Weise äußert die Gewerbefreiheit ihre wohltyätig« Folge« auf unsere ßtqdt und macht» so Dresden auch in Beziehung aüs Hän del und Gewerbe immer mehr andern -roßen Städten Deutschland- cheUMrtig.