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298 Sachse». Leipzig, 18. April. Heute Alend 5^ Uhr traf der StaatSmiuffter v. Falkenstein hier ein und stieg im Hotel Stadt Rom ab. — Sicherm Vernehmen nach wird Hr. vr. MasiuS auS Dresden die ihm vom CultuSministerium verliehene ordentliche Professur der Pädagogik erst nächste Michaelis antreten und scheint sonach die Protestation der philosophischen Facultät ohne Wirkung geblieben zu sein. — In den hiesigen Kirchen sind diese Ostern 1291 Kinder confirmirt worden. Leipzig, 19. April. Ueber den Stand der Oelsaaten in unserer weiten Umgegend sowie den angrenzenden Herzogtümern kann man sich leider nicht lobend aussprechen. Der im vorigen Herbst zeitig bestellte und hochgeschossene Raps hat am meisten durch die im Januar gehabten Kahlfröste bei Ostwiud mit 10—12 Grad Kälte gelitten, während späterer oder in magerck Boden ge- säeter, sowie Rübsen und Aveel sich besser erhalten haben. Die im März darauf folgende unnatürliche Wärme hat das Wachsthum so befördert, daß wir jetzt schon blühende Felder, damit aber auch den Nachtheil sehen, daß die Pflan zen, ohne sich gehörig zu bestocken, spitz in die Höhe gegangen sind. Ferner haben sich in den meisten Feldern frühzeitig die Käfer in Unmassen eingestellt, welche sichtlichen Schaden gemacht haben, und dürften auch die letzten kalten Tage mit Nachtfrösten nicht ohne Schaden vorübergegangen sein. Auf eine zu machende gute Ernte müssen wir jedenfalls verzichten. Leipzig, 22. April. Gestern Vormittag hielt der an die Stelle des zurückgetretenen Professors Zetzschwitz als zweiter Universitätsprediger hierher berufene zeitherige Religionslehrer an der königlichen Landesschule zu Meißen, Vr. Hofmanrr, in der Paulinerkirche seine Antrittspredigt. Dieselbe trug jedoch nur theilweise den Charakter einer solchen, indem der Redner in der Einleitung die Anforderungen anerkannte, welche eine geistig geförderte Ge meinde, zumal wenn ein tüchtiger Lehrer vorangegangen sei, zu stellen pflege. Im übrigen behandelte die Predigt nach dem vorgeschriebenen Texte Apostel geschichte 10, 34 — 41 den Gedanken: Petrus bereitet dem Cornelius und den Seinen ein Ostern, und beantwortete dabei die Fragen: Wer waren die, welche begehrten, Ostern zu feiern? Wen hattm sie sich zum Prediger bestellt? Was hat er ihnen gepredigt? Erst an die Ausführung des letzten Theils schloß der Redner die Erklärung, daß auch er in solchem Sinne lehren werde, und den Wunsch, daß die Gemeinde ihm eine Mitpredigerin von der Auferstehung des Herrn sein möge. Zwickau, 12. April. Heute fand zu Ehren des als Rector an die Leipziger Thomasschule berufenen und morgen von hier scheidenden Herrn GymnasialdirectorS Prof. vr. Kraner, sowie des in den Ruhestand tretenden, Zwickau ebenfalls verlassenden Herrn Prorectors Prof. vr. Heinichen ein von Freunden und Verehrern dieser hochverdienten Männer veranstaltetes Festmahl im Gasthofe zur grünen Tanne statt, an welchem sich die Spitzen der könig lichen und städtischen Behörden und viele dem Beamten- und Lehrerstande an gehörige oder dem Gymnasium näher stehende Herren — im Ganzen ungefähr 60 — betheiligten. Plauen, 23. April. In verwichener Nacht ist im Pfarrdorfe EberS- grün bei Pausa ein Bauergut in der Nähe der Kirche abgebrannt. Sondershausen, 20. April. Sicherem Vernehmen nach hat sich Se. Excellenz der Herr StaatSminister von Elsner, auf den Wunsch Sr. Durch laucht de« Fürsten bestimmen lassen, die Leitung der Geschäfte wieder zu über nehmen und ist seit gestern in die von ihm zeither bekleideten Functionen wieder eingetreten. Preußen. Berlin, 18. April. Hier ist im Lager der Eonstitutionelleu große Freude darüber, daß angeblich in Weimar dem Könige über die Stimmung des Landes getreue Auskunft gegeben sei und in Folge dessen eine Wendung nach der liberalen Seite bevorstehe. Den vielfachen Versicherungen, daß seit der Bekanntwerduug des v. d. Heydt- schen Briefs und noch mehr seit dem Hervortreten der offenen Opposition der Universitäten gegen die ministerielle Wahlbeherrschung ein bedeutungsvoller Um schlag der Stimmung an entscheidenden Stellen eingetreten ist, glaubt die Reform eine neue bedeutungsvolle Thatsache hinzufügen zu können, welche ihr aus glaubenSwerther Quäle mitgetheilt ist: „Der Fürst von Hohenzollern hat eine ausführliche Denkschrift an den König gerichtet, in welcher er seine Ansicht über die neueste Wendung der Dinge in Preußen ausspricht und sich rückhaltlos gegen die eiugeschlagene Richtung erklärt. Man erinnert sich bei dieser Gelegenheit daran, daß der Fürst von Hohenzollern sich auch gegen die Krönung in Königs berg ausgesprochen hat, und, seitdem sein Rath in dieser Sache nicht angenommen wurde, sich von der Leitung des Ministeriums zurückgezogen hat. Bei der tiefen Bildung, welche dem Fürsten eigen, und bei dem großen Ansehen, dessen er bei aller Verschiedenheit der Ansichten bei dem König genießt, läßt sich denken, daß sein Urtheil gerade jetzt bei dem Schwanken der Verhältnisse von Gewicht sein muß. Hoffen wir, daß es uns bald zu einer neuen, bessern Wendung der Dinge verhilft, und daß e- dem Fürsten selbst befchieden sein möge, seine Stellung al- Ministerpräsident wieder einzunehmen." Wie der „Berl. Allg. Ztg." aus Glogau mitgetheilt wird, ist dort am 18. April die Nachricht eingegangen, daß in Folge der Untersuchung, welche wegen Entweichung der beiden Leutnants Scbbe und Putzki eingeleitet worden, der Commandant der Festung, Generalmajor v. Hirschfeld, seinen Abschied er halten hat. Der Befehlshaber der Division, Generalleutnant v. Cisielski, ist von Glogau nach Posen versetzt. Kurhessen. Kassel, 17. April. Ter Unterstaatsprocurator Hassen pflug ist von Eschwege hierher versetzt worden. Der genannte Herr ist der Sohn Hans Daniels und der Schwiegersohn des Ministers Volwar. Man kann sich also von ihm schon einer einigermaßen „ersprießlichen Thätigkeit" versehen. Die Morgen-Zeitung wird wahrscheinlich noch davon zu erzählen haben.. Frankfurt a. , 20. April. Münchener Briefen zufolge hat die Verlobung des Großherzogs Ferdinand von Toscana mit einer Schwester des Königs Franz II. von Neapel stattgefunden. Die Vermählung wird am 12. Mai gefeiert werden und werden die Neuvermählten in Lindau residiren. -Oesterreich. Im Wiener Arsenal ist ein überaus frecher Diebstahl verübt worden, der sich sogar auf ganze Kanonen erstreckt hat. Das geraubte Gut war mittelst Droschken fortgeschafft worden. Die Diebe sind bereits ent deckt, nur der Käufer des Gestohlenen ist noch nicht ermittelt worden. Italien. Aus Rom vom 10. April wird der Augsburger Allgemei nen Zeitung geschrieben: „Bei dem Staatssecretariat ist bereits die bevorstehende Ankunft von etwa 400 Bischöfen angemeldet. Die von Bossano in Calabrien kommenden Gutsbesitzer, die in die Hände einer Räuberbande gefallen waren, sind wieder glücklich entkommen, ohne die verlangten 75,000 Ducati ausgezahlt zu haben. Die Räuber, verfolgt und angegriffen von einer Abtheilung Bersaglieri und mehr auf ihre Rettung als auf die Bewachung ihrer Gefangenen bedacht, wurden sämmtlich ergriffen und von dem General Fumel unter Kriegsgericht gestellt und zum Tode ver- urtheilt. Bereits sind sie, 16 an der Zahl, erschossen worden. In Palermo wurden bei Nachgrabungen am Arsenal drei Tortur ¬ werkzeuge aufgefunden: ein Maulkorb, ein „glühender Stuhl" und ein Fuß brenner. Die „Haube des Schweigens" besteht aus zwei Kupferringen, von denen einer um die Stirn, der andere ums Gesicht gepreßt wurde. Auf dem „glühenden Stuhle," der ebenfalls von Kupfer ist, wurde der Gefangene fest gebunden; in die Rücklehne wurden glühende Eisenstäbe geschoben. Der „Fuß brenner" hat die Gestalt eines Stiefels, die Sohle ist von Kupfer und so ein gerichtet, daß unter derselben ein starkes Kohlenfeuer angebracht werden kann. Frankreich. In den meisten östlichen Departements haben durch Nacht fröste vie Obstbäume noch viel mehr als der Weinstock gelitten. Im Departe ment Doubs schätzt man den Schaden in den Weingärten auf ein Fünftel der Ernte. Kirschen, Pflaumen und Nüsse wurden überall vernichtet. Weniger Schaden wurde im Jura angerichtet. Auch die Champagne hat weniger gelitten^ In Bar-sur-Aube ist der Schaden am Wein nicht gering, am Obst sehr em pfindlich. Unter den Landwirthen des Departement d'Aonne herrscht wegen des allgemeinen Schadens große Bestürzung. Am meisten klagen die Winzer. In Cote-d'Or und in Baune wurde an den edlen Weinen geringer Schaden ange richtet; hingegen wird der Schaden in der Bourgogne auf ein Viertel, oder gar ein Drittel geschätzt. Es bleibt jedoch im Allgemeinen die Hoffnung, andauernd günstige Witterung werde den Schaden zum Theil wieder gut machen. Griechenland. Athen, 20. April. Heute sind die königl. Truppen in die Festung Nauplia eingezogen. Die gesetzliche Ordnung ist daselbst sofort hergestellt worden. Amerika. Nachrichten aus New-Aork vom 9. April melden von einer bei Corinth stattgefundenen großen Schlacht. Die Südbündler unter Beauregard und Johnston griffen die Unionisten an und waren Anfangs im bedeutenden Vortheil; die Unionisten erhielten Verstärkung und zwangen dann die Südbündler zum Rückzüge nach Corinth. Der Verlust der Unionisten be trägt 20,000, der der Conföderirten 35,000 Mann. (?) (Ei so lügt!) General Johnston ist todt, General Beauregard verwundet; die Missisippi-Jnsel Nr. 10 ist in die Hände der Unionisten gefallen. «OertlicheS. Der blinde Klarinettvirtuos I. F. Hentzschel aus Dresden beabsichtigt morgen, Freitag, den 25. April in der Gesellschaft der Erholung hier ein Concert zu geben. (Siehe die Inserate.) Statt aller weiteren Em pfehlungen der Leistungen dieses Künstlers, über welche uns Zeugnisse von Dresden, Baden-Baden, Cassel, Riga re. vorliegen, machen wir unsere Leser darauf aufmerksam, daß Herr Hentzschel schon einmal, und zwar im Pkai 484? in Planen in der Gesellschaft der Freundschaft Conzert gegeben hat, und Caytor, Fincke damals in diesen Blättern über dasselbe unterm 12. Mai schrieb,'daß H. durch sein gefühlvolles Spiel auf der Klarinette allgemei ne» Beifall erworben. „Sein Piano auf diesem Instrumente und sein Portamento ist unvergleichlich." D. R. d. B. Anz.