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VsigÜänWtr AnMtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg» Schöneck und Mühltroff. DremnÄsiebenzigsterFahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht i» Plaue». Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag», Mittwoch», Donnerstag» und Sonnabend«. JLHttich« UhoffNemeHt-prei», welch« «»»« zu eutrichlen ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Nar. — Annoncen, die bi» Vormittags 11 Uhr eingeheü, werden in die Tag« daraus erscheinend« Ncknnner ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Nar. für die gespaltene Torpn--Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen KSnigl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen dre Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ä-auffoegelder-Einnehmer Holzmüll«. Mittwoch. HA. « «prtt IE Nächsten Montag, den 28 d. M., wird in ganz Preußen ein Leben herr schen, wie es seit lange nicht dagewesen ist. An diesem Tage werden die Abgeordneten für die neue 2. K. des Landtags gewählt. Je länger man überhaupt über die Auflösung des vorigen Volkshauses (2. K.) in Preußen nachdentt, je schärfer man die Wahloperationen zum neuen verfolgt, die dor tigen Gegensätze und den öffentlichen Geist des Volkes beachtet, desto unerkär- licher wird die Auflösung des vorigen Volkshauses, das Gebühren der Regierung auS Anlaß der bevorstehenden Wahlen und ihren Versuch, um jeden Preis mit dem Staatsschiffe gegen Wind und Wetter steuern zu wollen. DaS auf gelöste VolkShauS drang auf Ermäßigung der enormen Lasten, die das Preuß. Militärwesen dem Volke auflegt; das sollte nicht recht sein, von der jetzigen Militäreinrichtung könne nicht um ein Jota abgegangen werden — und jetzt hat der Ministerpräsident von der Heydt in jenem famosen Brief an seinen College« Kriegsminister auf das Dringendste Ersparniß bis zu 2*/» Mill. Thlr. an diesem Etat verlangt; noch mehr, auf ausdrücklichen Befehl des Königs hat der alte Wrangel an der Spitze einer Commission von Generalen es ermöglicht, daß diese 2'/, Mill. Thlr. erspart werden! DaS vorige Abgeordnetenhaus verlangte genauere Vorlagen über die einzelnen Ausgabeposten im Staatshaus halte. Dieß sollte durchaus nicht gestattet werden und gab Anlaß, daß das HauS der Abgeordneten aufgelöst und heimgeschickt wurde. Und jetzt verspricht das Ministerium, nicht bloS für dieses Jahr, sondern auch noch für 1863 sollten die einzelnen Ausgabeposten der 2. K. vorgelegt werden! Die Abge ordneten des vorigen Landtags befürworteten dringend, die Steuerzuschläge von 25 Prozent, also um den vierten Theil, möchten wegfallen — und jetzt ver spricht nicht bloS das Ministerium, daß dieß schon vvm 1. Jnli d. I. an geschehen solle, sondern ein Erlaß des Königs hebt die Zuschläge geradezu auf. Daraus werde klug, wer eS will. Weil also das gegenwärtige Preuß. Mini sterium thut, was das nichtsnützige, heimgeschickte Volkshaus verlangte, so hatte dieses aufgelöste VolkshauS Unrecht! Und nun kommen noch in dem Staate der Intelligenz, Kunst und Wissenschaft und auS dem Brennpunkte desselben, Berlin, diese kostbaren, kindlich naiven Wahlerlasse der Landräthe, über die man nicht weiß, ob man sie belachen oder darüber sich ärgern soll. Bürger und Bauer werden im Bezug auf politische Fassungskraft mit Schul jungen von 9 — 10 Jahren auf eine Linie gestellt. Die Erlasse der Minister an Alles, waS nur Beamter heißt und nur im Entferntesten in Beziehung auf die Regierung steht oder von ihr abhängig ist, mahnen auf die demüthigendste Weife so an die Beamten-Wahlpflicht, daß die Minister selber hinterher sich wieder corrigiren und sagen müssen, eS sei so schlimm nicht gemeint, daß die Universitäten gegen so Etwas, das allerdings noch kaum je in einem deutschen Staate dagewesen ist, protestiren. Man nehme doch lieber den Beamten das Wahlrecht ganz, al- daß man einen Beamten zwingen will, mit jedem Wechsel des Ministeriums seine Gesinnung, wie ein Hemde, zu wechseln! Wie viel Gesinnungen muß denn da ein Beamter im Laufe eine- Beamtealeben- sich anschaffea? Und der Wahltag wird in die Leipziger Messe hineingelegt, um recht viele Wahler au- dem Handels- und Fahrerstände von den Wahlen ab zuhalten. Da- sind großartige Mittel, gute Wahlen zu erreichen! Al» ob i» dem Zeitalter der Äfenbahnen der Geschäftsmann die Leipziger Messe ver säumen müßte, wenn er vvn B-rÜrk oder Magdeburg nach Leipzig und zurück m einigen Stunden saust! Al- ob Käufer und Verkäufer entsetzliche Verluste zu befürchten hätten, wenn sie 1—2 Tage später in Leipzig eintreffen! Fass Alle erklären öffentlich, sie würden erst wählen, dann aber zur Messe reise». Ja sogar die Person des Königs wird in den Wahlkram mit hineingcmengt und dadurch geradezu in Gegensatz mit dem Volke gestellt. Täuscht nicht Alles, so scheint trotz aller angewendeten Mittel oder eben, weil sie angewendet worden, daS Ministerium der neuesten Aera in Preußen auf guten Erfolg für sich vom nächsten Montage nicht zu rechnen. Die Re gierungszeitung klagt, die sogen. Conservativen waren mangelhaft organifirt und rühreten sich zu wenig, die Leute des Fortschritts dagegen, neuerlich wieder Wühler geheißen, rühreten sich viel zu sehr. Die guten Leute scheinen daS Volk nicht mehr zu verstehen und gegen die öffentliche Meinung regieren zu wollen. DaS ist heut zu Tage auf die Dauer eben so vergebliche Arbeit, wie wenn Einer ein ungeheures Stück Felsen bergauf kollern will. Loui- Napoleon versteht sein Fach gewiß gründlich, gehört auch wahrlich nicht zu des Ungeschickten, wenn es gilt, allerlei Mittel zur Erreichung seiner Pläne aus findig zu machen und anzuwenden, auch nicht zu denen, die gleich Nachlassen, wenn's nicht gehen will; dazu hat er ein Heer von */, Mill. Beamten, da rr wie eine Maschine mit einem Fingerdrucke bewegt, und doch muß er, die öffentliche Meinung niederzuhalten, fort und fort wieder von vorn anfaugeu, ja ihr scheinbar oder wirklich dann und wann nachgeben. Dieser kluge und mächtige Kaiser ringt und kämpft fortwährend mit jenem unsichtbaren und furchtbaren Gegner, täuscht Andere, aber sich nicht, und doch gleicht sein Kampf dem de- gewaltigen Merrimac mit dem kleinen Monitor, der sich duckt, dem Stoße des mit voller Wucht auf ihn losfahrenden Gegners auSweicht und rasch wieder zur Seite austaucht. Und die Jagow, Jtzenplitz, Heydt rc. wollten einen derartigen Kampf siegreich bestehen? Schwerlich! Aeit « » g E «. Sachsen. Dresden, 19. April. (Amtlich.) Der von der Königl. preußischen Regierung im Namen des Zollvereins mit der Kais, französischen Regierung unlängst vereinbarte Handelsvertrag ist, wie uns auS verlässiger Quelle bekannt wird, feiten der Königl. Sächsischen Regierung bereits Gegen stand erschöpfender Prüfung gewesen, und eS haben die bezüglichen Brrathungen zu dem Ergebnisse geführt, dem Vertrage die diesseitige Allerhöchste Zustimmung zu sichern. Die Regierung beabsichtigt daher auch, einem bald eiuzuberufenden außerördentlichen Landtage den Vertrag zut Annahme vorzulegen. Preußen. Berlin, 17. April. In Folge Allerhöchsten ErlasseS vom 16. soll dem nächsten Landtage ein Gesetzentwurf wegen Forterhebung de- ZuschlageS von 25^ zur Einkommen- .und Claffensteuer, sowie zur Mahl- und Schlachtsteuer vom 1. Juli ab nicht vorgelegt werden. Durch Ersparnisse bei der Armee darf da- Interesse der Schlagfertigkeit und Tüchtigkeit der Armee und somit der Sicherheit und Unabhängigkeit de- Staates nicht verletzt werden. Wie die Berliner Börsen-Zeitung vernimmt, ist der bisherige Jnten- dantur-Secretariat-asststent Kähler, welcher au- Veranlassung der Veröffent lichung de- v. d. Heydt'schen Briefs vvm Amte su-pendirt wurde, bereit- m l der Lage, m» seine definitive Entlassung einzukommen. Er soll eine Anstellung in einem der erste» berliner Bankhäuser gesttnden haben. Auch der Buchhalter Hahn ist ein ehemaliger, unter Manteuffel feiner Gesinnung Wege» gemaß- regelter Beamter de» Krieg-ministeriumS..