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Voiglliindischer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Planen, Pansa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Dremndflebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht i» Plane». Diese« Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwoch-, Donnerstag- und Sonnabend«. Jährlicher ABounemeut-prei«, welcher rauäo zn entrrchreu rst, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 1.1 Uhr eiugeheu, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummcr ausgenommen, spater eingcheude Ärluoncen finden in der nachstsolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Rar. für die gespaltene Lorpu«-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. GerichtSämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die TeschLftSstellen in Pausa tet Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bel Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehanssregelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. 20» 0. April 18K2. Gin Kampf zwischen zwei Panzerschiffen. Die „Weser-Zeitung" bringt über das jüngst stattgehabte Gefecht zweier amerikanischer Panzerschiffe folgenden Bericht aus Nerv-Hort vom 13. März: „So große Dinge auch in den letzten Tagen sich ereignet haben und gegen wärtig im Gange sind, so ist es doch vorzugsweise noch das wunderbare uno ewig denkwürdige Seegefecht, welches am Sonnabend und Sonntag den 8. und 9. März, in Hampton - Roadsvor deu Augen Tausender von Zuschauern aufgeführt wurde, was alle Gemüther erfüllt. Dieser Kampf, abgesehen von seinen hoch-drama tischen, tragischen Effecten und den seltsamsten Spielen des Schicksals, die ihn begleiten, ist epochemachend in der modernen Kriegführung. Sowohl die Fragen des Experiments eiserner Schisse gegenüber der zermalmenden Wirkung der neuerdings so unendlich vervollkommneten Geschosse, als die der Küstenbefestigung und des Hafenschutzes erhalten damit eine praktische Lösung; eine freilich durch das plötzliche Auftreten eines ganz neuen Mitkämpfers unerwartete Lösung, die wohl manche kostspielige Rechnung zerstören mag. Sehr paffend hat Capitän Ericsson seiner für die Vertheidigung wie für den Angriff gleich gelungenen Kriegs maschine den Namen „Monitor" gegeben; ein Mahner, wie er sagt, nicht allein für die Rebellen, welche daran die Ueberlegcnheit des Nordens gewahr werden sollen, sondern auch für gewisse Admiralitäten weiter weg, welche sich besinnen mögen, ob sie mit dem Bau ihrer schweren Fregatten für 3'/^ Mill. Doll, das Stück auf dem rechten Wege sind oder ob sie nicht etwa vorkommendeu- falls gegen dies kleine unterseeische Hankee - Unthier, welches, in 100 Tagen erbaut, nur 275,000 Doll, gekostet hat, den Kürzer» ziehen. Die von den Südländern mit Hilfe nördlicher und englischer Mechaniker und Arbeiter - nach den neuesten englischen Principien mittelst unablässiger Arbeit von zehn Monaten hergestellte Panzerfregatte „Merrimac," von ihnen dann „Virginia" benannt, hat diese Erfahrung neulich gemacht. Nie hat eine so kolossale Paukerei stattgefunden. Mit 184-Pfändern gewissermaßen übers Schnupftuch. Der i Südländer hatte zunächst verschiedene Avancen. Er war erstens fünfmal größer und von mehr Dampfkraft. Der Lootse des „Cumberland," welcher die Be wegungen genau beobachtet hat, schätzt die Schnelligkeit des „Merrimac" auf neun Knoten, während der „Monitor" nur sechs Knoten macht. Dann ist die Armirung jenes Schiffes ungleich stärker. Es führt an jeder Seite vier elfzöllige Dahlgren und an beiden Enden eine hunvertpfündige Armstrongtanone, kann auch heiß schießen, was in der That geschah; der „Monitor" hat in sei nem revolvirenden Thürmchen nur zwei elfzöllige. Dazu kam, daß eine stür mische Reise, wobei die See ihn beständig bedeckte, oben in seinen Schornstein sich ergoß und das Feuer auslöschte, die Mannschaft den größten Lewen und Qualen unter dem Wasser aussetzte, so daß sie erschöpft ankam, als der Kampf wüthete, uud sie kaum Zeit hatte, sich zu besinnen. Das Schiff, welches nicht calfatert war, hatte viel Wasser, der Thurm, von dessen leichter Beweglichkeit so viel abhängt, war eingerostet und Alles unerprobt. Die Seefähigkeit, welche sich dabei glanzend bewährt hat, war sogar bestritten Dagegen kam ihm sehr zu Statten, oaß jenes andere Ungethüm 24 Fuß tief geht und darum weit schwerfälliger war, als sein Gegner, der nur 1V Fuß machte. Der „Monitor," sagt ein Augenzeuge, umkreiste den „Merrimac" uud verktopfte ihn wie ein Faßbinder sein Faß. Da- Duell eröffnete auf circa 50 Schritt. Die Kugel« flogen von beiden Körpern ab wie Gummibälle. Der „Merrimac," endlich ungeduldig, daß der kleine freche Kerl mit seiaen zwei Laufe» ihm den Weg zu der prächtigen, hilflos am Strande sitzenden Dampffregatte „Minnesota" (ein Schwesterschiff noch dazu, denn sie wurden zusammen 1855 gebaut) ver legte, machte dasselbe Experiment, welche- ihm Tag- zuvor mit der unglücklichen „Cumberland" so gut gelungen war, der er seinen weit unterm Wasser vor springenden eisernen Ramm tief in die Weichen bohrte. Aber es bekam ihm bei dem „Monitor" schlecht. Das scheinbare Floß war gefeit. Seine scharfe Kante bog den andringenden Spieß um und trieb ihn in den Leib des An greifers zurück. Das wird er nicht zum zweiten Male probiren, meint der Oberingenieur Stimer. Nun waren aber die Kämpfenden so nahe aufgerückt, daß sie sich fort und fort fast berührten. Die Breitseiten verschlugen Nicht-, da von Ericssons Batterie nur der Thurm und das Steuermannshäuschen auS dem Wasser reichten, und der 4 Fuß hohe Schornstein. Der Thurm erwies sich als unverwundbar. Für Die, welche darin waren, muß das Anpraffeln der riesigen, aus nächster Nähe mit einer Geschwindigkeit von 2000 Fuß pro Secunde losgeschoffenen Kugeln zusammen mit der Entladung der eignen Monster geschütze gerade kein Adagio gewesen sein. Zwei Mann, die sich unbedacht samerweise an die Wand lehnten, wurden durch die Erschütterung besinnungslos zu Boden gelvvrfen, kamen aber später wieder zu Beine. Die Andern arbeiteten unverdrossen, wenngleich Manchem das Blut aus Nase und Ohren lief. Der Oberingenieur selbst besorgte während der ganzen vier schrecklichen Stunden, die der Kampf anhielt, das Drehen des ThurmeS, wodurch die Geschütze in jede beliebige Richtung gebracht und beim Laden ganz gedeckt werden können. Den Rumpf des Schiffes zu verletzen, ist nicht die entfernteste Möglichkeit; die Ku geln haben in jedem Falle durch 25 Fuß Wasser zu gehen. Das Aufrennen hatte so geringe Folgen, daß man kaum die Stelle wiederfinden konnte. Die einzige verwunobare Stelle ist da- Steuermannshäuschen, welches, winzig wie es ist, doch zweimal getroffen wurde. Der erste Schuß that ihm Nichts, der zweite aber zerschmetterte einen 9 bis 12 Zoll dicken schmiede-eisernen Balken. Capitän Worden, der neben dem Steuermanne die Manöver leitete, hatte un glücklicherweise sein Auge zu nahe an eins der kleinen Ausgucklöcher ge bracht und wurde dermaßen verletzt, daß er da- Gesicht noch nicht wieder hat unv wahrscheinlich eins, wenn nicht beide Augen einbüßen wird. Der Steuermann aber wurde nicht vom Posten gerührt. Der „Merrimac" erhielt endlich einen Schuß, der unter der Wasserlinie eindrang, was ihn nöthigte, den Kampf aufzugeben und sich unter die Batterien von Norfolk zurückzuziehen. Er ist seitdem nicht wieder zum Vorschein gekommen und scheint demnach ziemlich ernstlich beschädigt zu sein; gewiß ist, daß sein Befehlshaber schwer verwundet und eine größere Anzahl seiner Mannschaft umgekommen ist, während auf dem „Monitor" außer dem armen Capitän, der nach Washington geschafft wurde, Alle munter sind, bereit, dem grimmigen Gegner jeden Augenblick wieder zu begegnen, noch siegesmuthiger al- zuvor; denn man hat jetzt die Richtung der Geschütze erst los, denen man, wie beim letzten Schüsse, nicht die geringste Elevation zu geben hat; dann will man auch die schmiede - eisernen Kugeln be nutzen, während man bis dahin, nach bestimmtem Befehl vom Marinedeparte ment, nur die gußeisernen genommen hatte. Da- Commando ist dem Leutnant Selfridge übertragen, der Tag- vorher mit der „Cumberland" so tode-verachtend untergiug, dann aber noch gerettet wurde. Da- Benehmen der „Cumberland" verdient die höchste Bewunderung. Rach de» ersten Schüsse« und namentlich nach dem erste« furchtbaren Anprall, auf de» sofort da- Wasser voll herem-