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Voiglländischtr Anzeiger. I Amtsblatt ' I für das Königliche Bezirksgericht zu Plaue», sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu - I Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. I Dreilmdstebenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Redactiou, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht iu Plauen. R Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwochs, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Abonnementsprei«, welcher zu enmchien ist, auch vei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi« Bormittag« 11 Uhr eingehen, werde» in die Laa« darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate »erde» mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpu«-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsamter und Stadträthe, für welche der Boigtläudische Anzeiger Amtsblatt tst, bestehen die Geschäftsstellen in Pansa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg b«l Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herr» Ehaufseegeldcr>-Einnehmer Holzmüller. I Sonnabend. 40» 22 März 1862. Zeitungen. Sachsen. Bekanntlich war es schon lange beabsichtigt, in Dresden eine Bank, nach Analogie der Leipziger Bank, zu begründen. Gegenwärtig hat nun das Ministerium den dieSfallsigen Plan genehmigt, wonach die hiesige Bank in der Hauptsache dieselben Rechte wie die Leipziger haben, insbesondere auch Noten »20 Thlr. u. s. w. ausgeben würde. Das hohe Ministerium des Cultus und deS öffentlichen Unterrichts hat Herrn Kirchschullehrer Sammler in Theuma den Titel Cantor in Gnaden verliehen. Plauen, 20. März. Unser gestriger Biehmarkt war nach amtlichen Aus weisen mit 1429 Stück Rindvieh und etwas über 100 Schweinen betrieben. Rechnet man aber die Menge des schon am Tage vorher und am Markttage selbst während des Zuzugs aufgekauften Viehes hinzu, so wird die Ziffer von 2000 Stück bedeutend überstiegen. Die Preise standen selbstverständlich hoch, die Preise des TreibvieheS im Verhältnisse zum fetten höher. Zwickau, 13. März. Der Umstand, daß in den letzten Jahren hier nur Schauspielergesellschaften anwesend waren, welche auch bescheidenen An sprüchen nicht recht zu genügen vermochten, hat unserm Stadtrath Veranlassung gegeben, mit den Stadträthen zu Glauchau, Meerane und Plauen inS Einver nehmen zu treten und bei denselben anzufragen, ob sie geneigt seien, mit ihm für den nächsten und folgende Winter gemeinschaftlich ein und dieselbe Truppe zu engagiren, die dann der Reihe nach in den einzelnen Städten aufzutreten haben würde. Dabei ist der hiesige Rath von der Ansicht geleitet worden, daß man, indem man den Schauspieldirectoren eine bestimmte Aussicht auf eine sichere Einnahme eröffne, ihnen dadurch gleichzeitig auch die Möglichkeit gebe, bessere Kräfte zu gewinnen, um sich zu erhalten. Sicherm Vernehmen nach sind nun die genannten drei Stadträthe sehr bereitwillig auf den Vorschlag deS hiesigen eingegangen, eine bezügliche Aufforderung an Schauspieldirectoren wird oder ist vielleicht bereits erlassen, und wir kommen hoffentlich nächsten Winter in die Lage, auch wieder einmal in der Provinz ins Theater gehen zu können. Prenßen. Berlin, 18. März. Die Würfel sind gefallen, die Ent scheidung ist da. Der jetzige Minister des Innern war früher Mitglied deS Abgeordnetenhauses und gehörte den befreundeten Fractionen der äußersten Rechten an. Gras Jtzenplitz ist aus seiner Stellung im Herrenhause zur Ge nüge bekannt, er hatte sich dort zwar bei der äußersten Rechten mißliebig ge macht, stand und blieb aber den Bestrebungen der liberalen Mitglieder des Hauses fern. Der Graf zur Lippe war früher Staatsanwalt in Potsdam und hat sich durch seine Bestrebungen zur Wahrung der Unabhängigkeit der Richler bekannt gemacht. Die Herren v. d. Heydt u. v. Roon bleiben im Amte, Prinz Hohenlohe behält das Präsidium. (Also ein Ministerium stark conservativer Farbe. Wird sich's halten?) Berlin, 18. März. Der Jahrestag des 18. März ist bei uns durch die Ernennung eines neuen Ministeriums von eigeuthünilicher Färbung gefeiert worden. Für den Character des neuen Cabinets entscheidend ist die Ernennung deS Herrn v. d. Heydt zum Finanzminister. Dies Departement ist offenbar jetzt das wichtigste und es bestimmt namentlich die ganze Stellung der Regierung zur Kammer. Nach der bekannten Vergangenheit des Herrn v. d. Heydt und nach der Haltung, die er soeben noch gegenüber dem Gesetzentwurf über die Oberrechnungs-Kammer und dem Hagen'schen Antrag angenommen, muß man erwarten, daß er die Einwirkung der Kammer auf die Feststellung deS Staatshaushalts auf die engsten Grenzen zu beschränken suchen wird. Eben so sicher darf man annehmen, daß er sich zur Beschaffung der Mittel für die neue Heeresorganisation im weitesten Umfange verpflichtet haben wird. Er machte seine Schule als Mitglied des Manteuffel'schen Ministeriums, und seine Erfolge als Begründer des preußischen Eisenbahnnetzes, und auf andern Gebieten verdankte er vor Allem der Rücksichtslosigkeit, mit welcher er alle kollidirenden Interessen unter das „Staatswohl" zu beugen wußte. Mit den Finanzen über nimmt er wesentlich die Leitung der gesummten innern Politik. Berlin, 18. März. (Lpz. Ztg.) Die Ministerkrisis ist beendet und hat mit dem Siege der Conservativen geendet. Bon sämmtlichen Mitgliedern de- MinisteriumS Schwerin-Auerswald verbleiben nur die Herren v. d. Heydt, der daS Handelsministerium mit dem Finanzportefeuille vertauscht hat, erstere- aber interimistisch noch fortverwaltet, Graf Bernstorff und der Kriegsminister von Roon ; ausgeschieden sind die Herren v. Auerswald, v. Patow, Graf Pückler, Graf Schwerin, v. Bernuth und v. Bethmann-Hollweg, somit sämmtliche Ver treter der sogenannten „neuen Aera." Die Zeitungen melden, daß die beiden aus Glogau entwichenen Offiziere v. Sobbe und Putzki, wie sich jetzt herausgestellt, über Bremen nach Philadelphia entkommen seien. In Bezug auf die Flucht Sobbe's und Putzki's wird der Volkszeitung nachttäglich geschrieben, daß die Schüsse, welche sonst von der Festung aus den Bewohnern der Umgegend die Entspringung eines Gefangenen zu verkünden pflegen, dießmal nicht gehört worden seien. Baiern. München, 17. März. Der „Südd. Ztg." zufolge war seit heute Vormittag hier das Gerücht verbreitet, König Otto habe Griechenland bereits verlassen. Eingezogene Erkundigungen haben jedoch ergeben, daß wenig sten- eine desfallsige Nachricht hier noch nicht eingettoffen ist. Oesterreich. Die Wiener Constitutionelle Correspondenz schreibt mtterm 13. März: Wie uns aus Rom gemeldet wird, hat der Papst öffentlich erklärt, er werde sich, wenn er Rom verlasse (und daS geschieht bestimmt, sowie die Piemontesen einen Schritt in das Patrimonium des heiligen Petru- thun), sofort nach Oesterreich begeben. Man glaubt nun, PiuS IX. würde bei dem Eintritt einer solchen Eventualität in Venedig und Franz II. in Triest seinen Aufent halt nehmen. Italien. Rom. Wie der Wiener „Pr." von hier mitgetheilt wird, hat Papst Pius IX. in Folge eines am 2. März abgehaltenen ConclaveS eine Verordnung an sämmtliche Bischöfe der Christenheit erlassen, durch welche an geordnet wird, daß sich die Prediger auf den Kanzeln aller politischen Anspie lungen und über daS religiöse Gebiet hinaus greifenden Tendenzmacherei zu enthalten haben. (Die „Presse" bemerkt dazu, daß dieses päpstliche Breve zur rechten Zeit komme und sie dessen Studium ganz besonders dem Pater Kliukow- ström, sowie allen seinen Spuren folgenden Predigern in Wien und Pfarrern auf dem Lande empfehle!) Florenz. Wie sich die Zeiten ändern! Derselbe Herr Geymont, jetzt Professor an einer evangelisch-theologischen Fakultät und Redacteur eiuer Zeitung in Florenz, wurde am 22. März 1851 hier in da- Borgettv, ein öffentliches Gefängniß geworfen, weil er am Sonntag vorher in einer Privat wohnung mit 15 jungen Florentinern das Wort Gotte- gelesen und Betrach-