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ror soll de» Vorrang der <Are und Ordnung haben, die Gläubigen sollen Theil haben «n der Wahl ihrer Geistlichen, die Kirche soll dem Marien- und Heiligm- dienfie entsa-sin, beim Gotte-di«st die Landessprache eingeführt, die Ehe ein bchrgerücher Vertrag werden, der hierauf von der Kirche gefeiert wird, die Ehe losigkeit der Priester aufhören, die Klöster sollen aufgehoben und alle Kirchen güter al- gemeinschaftlicher Fonds zur Deckung der CultuSkosten verwendet, alle priesterlichen Handlungen umsonst verrichtet werden. Das franz. Journal deS DebatS meint, dieser Verein habe schon so viel Bedeutung und Lebenskraft, daß er sich der Ausbreitung des Protestantismus in Neapel widersetzen und sie lähmen werde. Wir aber glauben, daß dieser Verein den Protestantismus erst recht fördern werde! Neapel, 8. März. Zn unserem Süden schickt man sich wieder zu hef tigerem Kampfe an, denn früher, während in der Hauptstadt die Zustände immer mehr der Anarchie verfallen. Eine bourbonische Schaar von 500 Rei tern ist in Poggiorosino, nicht weit von Bari, eingerückt, hat sich dann auf der Straße von Altamura gegen Matera gewendet und sich dort mit einer Schaar von 300 Mann vereinigt. Die Murgia und die Höhen von Minervino sind von mehr als 2000 Königlichen besetzt. Die piemontesischen Truppen, welche gegen sie abgeschickt wurden, mußten sich zurückziehen, weil sie zu schwach wa ren. Zwischen Molvetta und Biffeglia sind mehrere Chefs zusammengekommen, um sich über den bevorstehenden Feldzugsplan gegen die Unterdrücker und Usur patoren deS Landes ins Benehmen zu setzen. Donatello - Crocco befindet sich berAO atl d« Spitzt von 500 Mann, theils zu Fuß, theils zu Pferd, und traf vor Kurzem am Saume eines Waldes mit den Piemontesen zusammen, denen er bedeutende Verluste beibrachte. Cipriani della Gala, von seinen Ge hilfen Centrillo und de CreScenzo, sowie namentlich seinem Bruder Giona kräftig unterstützt, hat sich in Terra die Lavoro festgesetzt, die sich aus ihrer Winterruhe zu erheben beginnt. Seine Vorposten lagern auf den Bergen von Caucello in der Nähe der Hauptstadt. Dieser Tage fand ein lebhaftes Gefecht zwischen seinen Leuten und der Nationalgarde von Cancello statt. Eine andere Bande ist auf den Feldern von San Gregorio, campirt in der Herrschaft Citra. Giovanni Lordi suchte an der Spitze der dortigen Nationalgarden das Land von ihrer Gegenwart zu befreien, wurde aber zur Flucht gezwungen, die Bourboni- schen zerstörten infolge dieser Operation Lordi's ausgedehnte Besitzungen, wofür er wahrlich von den Liberalen, deren er sich so eifrig annimmt, keine Entschä digung zu hoffen hat, höchstens, daß ihm der Mauritius- und Lazarusorden zu Theil werden dürfte. Zn der Capitanata geht die Znsurrection ihren Gang, die Ausdauer der dortigen Schaaren verdient die Bewunderung Europa's, den ganzen Winter lagerten sie auf den Bergen, übten sich in den Waffen und or- ganisirten sich, während sie mit den größten Entbehrungen und Strapazen zu kämpfen hatten. Von San Severo bis Foggia, von Lucera bis Apricena, vom Gargano bis Cerignole, von Serracapriola bis Altamura wird der Kampf zwischen Süd und Nord, zwischen dem Rechte und der brutalen Gewalt, zwischen der Unabhängigkeit des Vaterlandes und fremder Tyrannei gekämpft. Hier in der Hauptstadt herrscht das größte Elend, und Leben und Eigenthum sind ohne Schutz. Das Loos des ruhigen Bürgers ist beklagenswerth, da er nicht weniger von Dolchen oder Revolver des Camorristen, als der Willkür der Polizei und Carabinieri bedroht ist. Seit dem Wechsel des Ministeriums tauchen aufs Neue und dießmal sehr bestimmte Gerüchte von einer Einigung über die Abtretung der Znsel Sardinien an Frankreich gegen die Preisgebung Roms auf. Der neue Ministerpräsident Ratazzi soll damit einverstanden sein, während sein Vorgänger, Ricasoli, trotz seiner Popularität zurückgetreten ist, weil er sich zu dem Handel nicht entschließen konnte. So sagen Berichte aus Turin. Griechenland. Athen, 14. März. Bei Nauplia sind gestern das Dorf Aria und alle von den Rebellen errichteten Außenverschanzungen, mit Aus nahme deS Berges St. EliaS, dessen Fall bevorsteht, von den königl. Truppen mit dem Bayonnet genommen worden. Tpavisn. Manuel Matamoros (zu deutsch: der Maureutödter) der ohnlangst wegen Bibelverbreitung zu sieben Jahren Galeerenstrafe verurtheilt wurde, ist nicht das einzige Opfer des spanischen Gesetzes. Es sind gegenwär tig nach dem spanischen Blatte „Clamor publiko" wegen ähnlicher „Verbrechen" verhaftet acht Personen in Malaga, sieben in Sevilla, drei in Granada, darun ter mehrere Frauen und ein 17jährigeS Mädchen. Zn Granada und Sevilla haben mehr als fünfzig Familienväter flüchtig werden und Frauen und Kinder meist mittellos zurücklaffeu müssen. Die spanischen Behörden fühlen die Schmach, die sie durch solche Verfolgung protestantisch Gesinnter auf sich laden und geben den Verfolgten Theilnahme an repubilkanischen Verschwörungen schuld, die in keinem einzigen Falle erwiesen werden konnte. Das franz. „Journal des De- batS" bringt einen Auszug auS einem Briefe, den der unglückliche Matamoro- a» den Consul des evangelischen Bundes in Pari- geschrieben hat. Derselbe lautet: „Im Gefängnisse de» Obergerichts zu Granada, 30. December 1861. Sehr geübte und verehrte Brüder in Christo, unserm Herrn! Nach fünfzehn monatlicher Beunruhigung und unaufhörlicher Spionage hat man mir da- Ur theil de- Untergerichts eröffnet. Diefts Urtheil lautet auf sieben Jahre Galee- reustrafe (schwere Zwangsarbeit in Ketten beim Schiff-ban rc.), immerwährende Unfähigkeit bürgerliche Rechte au-zuüben und Zahlung aller Kosten. Mein Leidensgefährte, Alhama, ist ebenfalls z» sieben Jahren, ein Dritter zu vier Jahren Galeeren verurtheilt. Die Andern sind freigelaffe«. Gegen verschie dene Abwesende ist auf vier Jahre Galeerenstrafe in eoutumueisw erkannt. Mein Verbrechen ist „Versuch, abzuschaffen oder zu ändern in Spanien die heilige römisch-katholische-apostolische Religion," ein Verbrechen, daS im Artikel 128 deS Strafgesetzbuches vorgesehen ist. Mein Verharren beim protestanti schen Bekenntnisse, mein Eifer, dieses Bekenntuiß auch im Gefängnisse zu ver breiten, mein Zeugniß dafür vor dem Gerichtshöfe zu Barcellona, meine demüthigen Bemühungen für die Ausbreitung deS Glaubens in Spanien, das sind die wahren Ursachen meiner Verurtheilung. Die über mich verhängte Strafe ist bei meiner schwächlichen Gesundheit die Todesstrafe für mich, aber, meine sehr theuren Brüder, wenn ich statt des einen tausend Leben hätte, ich würde sie ruhig dahiugeben für die heilige Sache unseres Erlösers. Euer demüthiger Bruder im Herrn, Manuel Matamoros." (Und dies geschieht ge setzlich! in unseren Tagen in einem christlichen Staate! Man hat noch nicht gelesen, daß es den Bemühungen des engl. und Preuß. Gesandten gelungen ist, die Unglücklichen los zu machen.) Ueber Ernährung der Pflanzen. (Schluß.) Ein Hauptmotiv, warum gerade Liebig fest bei seiner Meinung beharrte, war diese-: er sagte, wenn der Humus zur Pflanzennahrung unbedingt nöthig wäre, so müßten die ersten Pflanzen auf der Erde auch Humus gebraucht ha- ben, wo noch keine Pflanzenrückstände da waren. Dieses Räthsel wird durch Alexander v. Humboldt in seiner Schrift „Ansichten der Natur" mit wissen schaftlichen Erörterungen gelöst; unter besonderer Hinweisung, daß unter den Pflanzen, die zu ihrer Nahrung HumuS nöthig haben, nur Kulturpflanzen ge meint sind, theilen wir seine Worte mit. „Trennt im Meeresboden ein Vulkan die kochende Fluth, und schiebt plötz lich einen zackigen Fels empor, oder erheben die einträchtigen Lithophyten (Korallen- thiere) ihre zelligen Wohnungen, bis sie nach Jahrtausenden, über den Wasserspiegel hervorragend, absterben und ein flaches Korallen-Eiland bilden: so sind die organi schen Kräfte sogleich bereit, den tobten Fels zu beleben. Was den Samen so plötzlich herbeiführt: ob wandernde Vögel oder Winde, oder die Wogen deS MeereS, dies ist bei der großen Entfernung der Küsten schwer zu entscheiden. Aber auf dem nackten Gestein, sobald es zuerst die Luft berührt, bildet sich in den nordischen Ländern ein Gewebe sammetartiger Fasern, die dem unbewaff neten Auge als farbige Flecken erscheinen. Mit zunehmendem Alter verdunkelt sich ihre lichte Farbe, und ihr Gelb und Braun verwandelt sich nach und nach in staubartiges Schwarz. Die Grenzen der alternden Decke fließen ineinander und auf dem Grunde bilden sich neue zirkelrunde Flechten von blendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein organisches Gewebe auf das andere; und wie daS sich ansiedelnde Menschengeschlecht bestimmte Stufen der sittlichen Kultur durchlaufen muß, so ist die allmälige Verbreitung der Pflanzen an bestimmte physische Gesetze gebunden. Wo jetzt hohe Waldbäume ihre Gipfel luftig er heben, da überzogen einst zarte Flechten das erdlose Gestein. Laubmoose, Grä ser, krautartige Gewächse und Sträucher füllen die Kluft der langen, aber un- gemeffenen Zwischenräume aus. Die Geschichte der Pflanzendecke über die öde Erdrinde hat ihre Epochen, wie die Geschichte deS spätern Menschengeschlechts." Aus Alexander v. Humboldts Mittheilungen ersehen wir, wie eben auch Humus auf dem tobten Gestein sich bildet und wie die immerhin thätigen Kräfte der Natur sich bestreben, auf bloS liegendem Gestein durch Flechten und Moose den Felsen zu benützen, um die Quellen der HumuSbildung auch hier thätig zu unterhalten. Wir kommen nun wieder zu dem gegenwärtigen Stande der Sache. Da die künstlich bereiteten Düngemittel keinen Erfolg gewährten, mußte die Sache in ihr voriges Stadium zurücktreten, und man blieb der alten Ansicht treu: daß der HumuS als Nahrungsmittel für die Pflanze unmittelbar diene. Diese Ansicht ist jedoch dahin erläutert worden, daß der auflöslich gemachte HumuS d. h. in seine einzelnen Bestandtheile zerlegte, und zwar die Bestandtheile für sich allein, besondere Verbindungen eingehen, zu welchen sie durch die frei ge wordene, entbundne Kohlensäure aus dem Humus disponirt d. h. vorbereitet werden. Alle Bestandtheile, die als Nahrung den Pflanzen dienen, können aber nur al- kohlensaure Verbindungen mit Wasser in die Pflanze durch die Wur zeln übergehen, während die atmosphärischen Bestandtheile durch die Blrttorgane angeeignet werden. Im Jahre 1839 schrieb der Franzose Soubeiran schon über die Wirkung de- HumuS in ziemlich annähernder Wesse, wie die heutige Theorie die Wirkung auf da» Pflanzenleben bezeichnet, und theilen wir die Folgerung auS den in dieser Preisschrist »ntgetheilten Thatsachen mit. E- heißt: 1) Da- Holzgewebe, welche- sich in Berührung mit feuchter Luft zersetzt^ verwandelt sich in HumuS und bildet sich zugleich Kohlensäure, welch? '