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Vsiglländißher Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königliche» Gcrichtsämler und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiulWebenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht tu Planen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag-, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonuemeutSpreis, welcher präaa»«- zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag- darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgende» Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene TorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstelle» tu Pausa bei Herrn Bürgermeister Abmann, in Elsterberg bet Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einuehmer Holzmüller. Sonnabend. -HA 20» 15* Februar 1862. Zeitungen. Sachfen. In Leipzig hat eine Anzahl angesehener israelitischer Glaubensgenossen einen Verein gebildet, mit dem Zwecke, die auf wirkliche Be gabung und Talent sich gründenden Bestrebungen der israelitischen Jugend auf den Gebieten der Wissenschaft und Kunst in angemessener Weise durch materielle Hilfe zu fördern und zu unterstützen. Derselbe hat sich den Namen „Mendels sohnstiftung" beigelegt. Es giebt curiose Leutchen in der Welt und zu diesen zählt also auch der Fährmann bei Gauernitz an der Elbe, in welchem Ort am vergangenen Sonn tag ein Bratwurstschmauß mit Musik stattgefuuden hatte. Als Etliche der Musikanten Montags früh über die Elbe zurückwollten, hatte das Wasser schon eine bedeutende Höhe erreicht und die Fahrt schien beschwerlich. Die musikalische Capelle mußte aber herüber, wenn Horn, Klarinette und Baßgeige nicht noch mehr in die Patsche gerathen wollten. Da stellte der Fährmann den Söhnen des Apoll die Bedingung: er wolle fahren, aber während der Ueberfahrt müßte geblasen, müßte Musik gemacht werden, fort, in einer Tour; macht nur Einer eine Pause, kehr' ich wieder um! — Die dörflichen Tonkünstler fügten sich in das Unvermeidliche und so ging die Fahrt vor sich, zum Erstaunen aller An wohner, die sich nicht erklären konnten, wo bei der Wassersnoth die Musik her kommt. Chemnitz, 11. Februar. Der in verflossener Nacht hier ausgebrochene Brand hat im Ganzen sieben Gebäudecomplexe betroffen, und dürfte bei unge fähr 13 Gebäuden Totalschaden, bei einigen andern Partialschaden vorliegen. Auf welche Weise das Feuer entstanden, ist zur Zeit noch nicht zu ermitteln gewesen; wie schnell aber es gleich im Anfänge um sich gegriffen, mag daraus hervorgehen, daß die im Dache schlafenden Gesellen nur mit eigener Lebens gefahr auf den bereits in Brand gewesenen Treppen dem Gebäude entrinnen konnten und ein Lehrling, der, nur mit dem Hemde bekleidet, auf das Dach herausgeflüchtet war, von dort mittelst Leitern herabgebracht werden mußte. Das Schrecklichste aber ist, daß hierbei auch ein Menschenleben zu beklagen ist. Ein bei dem Bäckermeister Schm, dienendes 18jähriges Mädchen hat in den Flammen den Tod gefunden. Seit heute. Morgen vermißte man dasselbe; man hatte anzunehmen, es würde zugleich mit den übrigen Insassen das Haus noch rechtzeitig verlassen haben und sich irgendwo aufhalten, indeß heute Mittag fand man unterm Schutt des Schmidt'schen Hauses den fast unkenntlichen Leichnam. In Zwickau gedenkt man die höhere Bürgerschule der Art umzugestalten, daß bei 8 Classen die 4 obern den Classen 3, 4, 5, 6 der Realschulen ent sprechen. Zwickau, 11. Februar. Gegenwärtig ist man in Greiz sehr lebhaft für Herstellung einer Eisenbahn von Greiz nach Neumark thätig und bemüht sich vielfach, auch die hiesigen Industriellen für dieses Project ins Interesse zu ziehen. Zu diesem Behufe hatten einige Mitglieder des betreffenden Comitees zu Greiz eine Besprechung mit den Vertretern der Kohlenindustrie und einer größern Anzahl Mitglieder des Handels- und Fabrikstandes von hier und aus der Umgegend verabredet, die am gestrigen Nachmittage im Gasthofe „zur grünen Tanne" hier stattfand. Dieselbe war sehr zahlreich besucht und haben derselben, wie wir hören, auch einige Mitglieder unseres Stadtraths beigewohnt. Von Seiten der hiesigen Theilnehmer hat man nun dem Vernehmen nach an die Spitze gestellt, daß man hier überhaupt nur eine Eisenbahnverbindung zwischen der sächsisch-baierschen Eisenbahn und Thüringen wünsche und daß man, wenn eine Linie Werdau-Weida-Gera, obwohl die kürzeste nach Thüringen, keine Aussicht auf Realisirung habe, das Greizer Project gern unterstützen wolle. Das endliche Ergebniß der Besprechung aber ist gewesen, daß einige Mitglieder des Verwaltungsausschusses des Vereins für bergbauliche Interessen hier über nommen haben, die Frage über Unterstützung des Greizer ProjectS bei jenem Verein anzuregen und, wenn sich der Verein dafür aussprechen würde, die an diesem Tage zu entwerfende Petition an die k. sächsische Staatsreg'erung eines- thcils den sich dafür interessirenden Mitgliedern des Handels- und Fabrikstandes unserer Stadt und deren Umgegend und anderntheils auch dem hiesigen Stadt- rath mitzutheilen, damit auch von diesen Seiten das Project unterstützt und ge fördert werde. — Im Interesse der hiesigen Kohlenindustrie scheint uns allerdings ebenfalls die Linie Neumark-Greiz in Verlängerung Weida-Gera immer noch näher zu liegen, als die Linie Gößnitz-Gera, indem erstere von hier aus eine kürzere Verbindung zwischen hier und Gera herstellt und indem vor Allem von Weida aus eine Fortsetzung der Eisenbahn in der Richtung nach der Werra bahn zu leicht zu ermöglichen sein wird. Weimar, 6. Februar. Die Landtagscommission für das Gewerbegesetz hat sich mit acht gegen eine Stimme für die Gewerbefreiheit entschieden. Hier nach läßt sich wohl mit viel Gewißheit aunehmen, daß der Landtag selbst in einem ähnlichen Stimmverhältniß sich für das Princip der Regierungsvorlage entscheiden werde. Aus dem Fürstenthum Lippe, 8. Februar. Auf dem jüngsten Landtage ist, der „N. Fr. Z." zufolge, beschlossen worden, die Regierung zu ersuchen, mit Preußen über den Abschluß einer Militär-Konvention, ähnlich der mit Koburg abgeschlossenen, in Berathung zu treten. Baiern. München, 10. Februar. Die mitgetheilte Nachricht von der Sendung eines französischen Kriegsschiffs nach Civitavecchia muß infolge neuester Post dahin berichtet werden, daß Louis Napoleon allerdings den Rath ertheilt habe, der König beider Sicilien möchte Rom verlassen, und daß für diesen Fall die k. Familie sich eventuell eines französischen Kriegsschiffes bedie nen möchte, welches der Kaiser ihr gern zur Verfügung stelle. Ueber die Ab sichten und Beschlüsse des Königs Franz II. in diesem Betreff ist man aber hier ohne alle Nachricht, so daß die französische Mittheilung mit aller Vorsicht zu beurtheilen ist. Württemberg. Stuttgart, 10. Februar. Seine Maj. der König hat in den letzten Tagen einer, wenn auch langsam fortschreitenden Besserung sich zu erfreuen gehabt. «Oesterreich. Wien, 7. Februar. Trotz des Widerspruches des Herrn v. Plener hat der Finanzausschuß bei der Berathung des Staatsschulden- Control-Gesetzes beschlossen, daß fortan eine Staatsschuld nicht früher in das große Schuldbuch eingetragen werden dürfe, als bis der Reichsrath dieselbe ge nehmigt habe. Gleichzeitig wurde auch der Beschluß gefaßt, daß die Einführung oder Erhöhung von Steuern nur im Falle der Kriegsgefahr ohne Einberufung des ReichSraths stattfinden könne. - Triest, 7. Februar. Die Zeichen gefährlicher Bewegungen im ganzen Süden Europa's für das nächste Frühjahr mehren sich. Die Gährnnge« in den Donaufürstenthümern, auf der illhrischeu Halbinsel, in Griechenland und Italien sind nicht isolirte; sie stehen im innigsten Zusammenhang. Daß Gari-