Volltext Seite (XML)
Die bayerfche Concession und ZinSgarantie zu der Verlängerung der „Ost bahnen" von Schwandorf nach Eger ist bekanntlich ertheilt. Die Beschluß fassung der Gesellschaft wird in einer auf den 17. Februar einberufenen Ge neralversammlung stattfinden. Oesterreich. Wien, 23. Januar. Der „Wien. Corr." zufolge er zählt man sich in unseren diplomatischen Kreisen von dem ungemein huldvollen gnädigen Empfange, welcher dem StaatSminister unmittelbar nach der Ankunft des Kaiser- aus Venedig zu Theil geworden ist. — Ein Wort des Kaisers citirt das „Vaterland," indem es aus Verona meldet, Se. Majestät habe dort geäußert: „Lieber sterben, als die Schande des Verkaufs Venetiens auf Mich laden." Die k. k. evangelischen Consistorien augSburgischer uud helvetischer Con- fession (nunmehr Oberkirchenrath) sind von dem bestandenen hohen k. k. Mini sterium für Cultus und Unterricht mit folgendem Erlasse in Betreff der Bibel verbreitung in Oesterreich erfreut worden: „Mit Beziehung auf den Bericht vom 7. April 1852, dessen Beilagen im Anschlusse zurückfolgen, wird den k. k. Consistorien eröffnet, daß das k. k. Polizeiministerium die unterm 20. Februar 1852 vom Ministerium deS Innern gegen die Verbreitung evangelischer Bibeln getroffenen polizeilichen Maßregeln zufolge Hierortiger Vermittelung mittelst eines an sämmtliche Statthaltereipräsidien, mit Ausnahme jenes von Venedig ergan genen Erlasses dahin zu modificiren befunden hat, daß Hinfort dem Bezüge im Ausland von Seiten der evangelischen Glaubensgenoffen erscheinender evange lischer Bibeln, insofern die über den Verkehr mit Druckschriften überhaupt be stehenden gewerblichen und preßpolizeilichen Vorschriften nicht außer Acht gelaffen werden, keine Hindernisse in den Weg zu legen sind. Helfert." Der Wiener Gemeinderath hat der Wiener ^protestantischen Gemeinde eine Unterstützung von 7000 fl. für Schulzwecke für so lange bewilligt, als die de finitive Regelung des Verhältnisses der Schulen zur Gemeinde eine neue Ord nung dieser Angelegenheit erfordern wird, und unter der Bedingung, daß dem Gemeinderath die Controle über die Verwendung jenes Unterstützungbeitrages zugestanden würde. Frankreich. Paris, 19. Januar. Paris wurde heute durch einen Unglücksfall aufgeregt, der im Bois de Boulogne auf der Schlittschuhbahn vor gekommen ist. Das Eis, durch eine zu große Menge von Personen belastet, brach, und mehrere Spaziergänger und Schlittschuhläufer stürzten in's Wasser. Von mehreren ist bis jetzt nicht gelungen, die Leichen aufzufinden. Von denen, die aus dem Wasser gezogen wurden, konnten drei nicht wieder ins Leben zu rückgerufen werden. Nach der „Opinion Nationale" beträgt die Zahl der in Lyon und St. Etienne feiernden Arbeiter über 100,000, und die Noth ist eine so steigende, daß der Staat wird eingreifen müssen, weil die öffentliche Wohlthätigkeit nicht nur genügt. Ein Verbrechen, welches am 13. d. M. in Paris begangen wurde, beweist, daß die Französinnen znweilen (aber sehr ausnahmsweise) auch die Natur der Spanierinnen annehmen. Eine 22jährige Näherin unterhielt ein Verhältniß mit einem Studenten. Als er sie an jenem Abend besuchte, empfing sie ihn mit Vorwürfen über seine behauptete Untreue. Als der junge Mann sie ihrem üblen Humor überlasten wollte und sich zum Gehen wandte, zog sie plötzlich einen Dolch aus dem Busen, stürzte auf ihn los und versetzte ihm eine tiefe Stichwunde in die Brust. Der junge Mann gelangte mit Aufbietung aller Kräfte noch die Treppe hinunter, stürzte jedoch auf dem Pflaster zusammen und war in einer Stunde eine Leiche. Die Thäterin suchte in keiner Weise zu leugnen und gab an, ihre Absicht sei gewesen, sich während der Nacht gleich falls das Leben zu nehmen. Man hat in dem Gefängniß, wohin sie gebracht wurde, Vorkehrung gegen Selbstmordversuche getroffen. Paris, 21. Jan. Der „K. Z." zufolge ist es sicher, daß Frankreich ein größeres Corps (im Ganzen 0400 Mann Landungstruppen) nach Mexiko sendet. England machte in Folge des letzten Auftretens Frankreichs in der Trent-Ange legenheit diese Concession, von welcher es zuerst nichts wissen wollte. — Die „Jndep. B." läßt sich aus Paris berichten, daß die französische Regierung ihren Entschluß, ihr Truppencorpö für die Expedition gegen Mexiko zu verstärken, gefaßt habe, weil sie sich von der Nothwendigkeit überzeugt habe, daß die Haupt stadt Mexiko selbst besetzt werden müsse, und sie habe diesen Entschluß erst aus geführt, nachdem sie vom Erzherzog Max die Zusage erhalten habe, daß er die Candidatur zur Thronbesteigung der in Mexiko zu gründenden Monarchie an nehmen werde. Es versteht sich von selbst, daß dieses letztere Gerücht bis auf Weiteres mit großer Vorsicht zu beurtheilen ist. — General Lorencez soll das verstärkte französische Expeditions-Corps in Mexiko commandiren. Von englischer Seite werden gleichfalls Truppen nachgeschickt. — England und Frankreich schicken beide je eine Corvette zur Beobachtung vor Charleston und in den Hafen von New-Uork. Paris, 21. Ian. Immer weiter um sich greift die religiöse Bewegung in Italien, die Miene macht, sich zu einer besonder» Art von Protestantismus, zu einer Unabhängigkeit von dem Papstthum, wenn auch in einer besonder« Form, durchzuarbeiten, und als der Minister Ricasoli im S errat zu Turin erklärte, daß die römische Frage reife, mag er diesen höchst bedeutsamen Vorgang im Sinne gehabt haben. Hier legt man ein großes Gewicht auf diese „stille Revolution", und der Kaiser läßt sich über dieselbe häufig Mittheilungen machen, die Herr Thouvenel von französischen Agenten auf der Halbinsel zu erhalten Sorge trägt. Die größte Aufmerksamkeit wird dem „Verein des liberalen KleruS" zugewendet, dessen Verzweigungen sich über ganz Italien auSdehnen und sogar in Deutsch land, Frankreich und England Anknüpfungspunkte gefunden. Den größten Erfolg hat die Vergesellschaftung auffallenderweise im Königreich Italien, wo sich 600 Geistliche derselben augeschlosten haben und wo daS Comitee unter dem Vorsitz deS Herrn Zuccaro einen für Rom beunruhigenden Einfluß gewonnen hat; 6000 italienische Geistliche sollen im Ganzen dem Verein bereits angehören. Der Zweck, welchen der Verein verfolgt, ist die Wiederherstellung der katholischen Kirche in ihrer ursprünglichen Reinheit und Lauterkeit und auf den national repräsentativen Grundlagen, wie dieselben zur Zeit bestanden haben, als der Bischof zu Rom die blos geistlichen Interessen der Gläubigen leitete. Kurz, Aufhebung der weltlichen Gewalt des Papstes und anderer Uebelstände, welche der Würde und der Heiligkeit der Kirche Abbruch thun. Belgien. Brüssel, 23. Ian. Die „Jndep." theilt die Analyse einer Circulardepesche Hrn. v. Thouvenels an Hrn. v. Lavalette mit. Der französische Minister erklärt darin, daß es unmöglich sei, die französische Occupation in Rom in's Unendliche fortdauern zu lassen, und fordert den Papst auf, eine Lösung der römischen Frage vorzuschlagen, indem er verspricht, den Vorschlag, wenn er vernünftig sei, in Turin zu unterstützen. Cardinal Antonelli hat darauf mündlich mit der Forderung auf Zurückgabe der confiscirten römischen Provinzen geantwortet. Brüssel, 25. Januar. Der „Jndep. belge" wird geschrieben, daß nach Berichten von Augenzeugen der Empfang des päpstlichen Nuntius beim Kaiser der Franzosen sehr kühl gewesen sei. Eben so kühl habe die Regierung die Klagen des Grafen Rechberg über Piemonts Umtriebe in Venetien ausgenommen. Cngland. Die „Times" bespricht wiederholt die Intervention in Mexico, welche zu einem sehr wichtigen Ereigniß in der Geschichte unsrer Zeit werden könne. „Obwohl der Wortlaut der Uebereinkunft es Spanien verbietet — schreibt die „Times" — Gebietsvergrößerungen durch diese Intervention anzustreben, ist es entschlossen, die Gelegenheit zur Erlangung künftigen Einflusses in der neuen Welt zu benutzen. Wir können ihm nur Glück wünschen. — Frankreich sendet, einem halbamtlichen Organ zufolge, nach Mexico eine eben so große Truppenmacht, wie es vor Kurzem nach Syrien geschickt hat. — Es ist somit klar, daß Frankreich weder uns, noch Spanien einen thätigern Antheil an diesem Einschreiten als sein eigener ist, nehmen lassen will. Ja, es ist ganz gewiß, daß Frankreich, wenn die Operationen erst recht im Gange sind, an der Spitze des Unternehmens stehen wird, da es von den drei Mächten die einzige ist, die eine große Truppenmacht hinsendet. Wir können gegen dies Alles nichts einzuwenden haben. Es ließe sich für die französische Armee keine ersprießlichere Beschäftigung finden, als in diesem zerrütteten Lande eine gute Regierung wieder herzustellen. Die Stadt Mexico selbst wird vermuthlich cine Zeitlang besetzt bleiben, und wenn die Besetzung so glückliche Folgen wie in Syrien hat, so wird die Welt Grund haben, vollkommen zufrieden zu sem. Jedenfalls kann Frankreich darauf rechnen, daß wir es in seinen Bemühungen, die Ruhe wieder herzustellen, vollständig gewähren lasten werden. Wegen der überlegenen Truppen zahl der Franzosen werden wir sicherlich keine Eifersucht .mpfinden. Alles was wir von Mexico verlangen, ist, daß unsern beeinträchtigten Landsleuten ihr Recht werde, und daß Mexico Sicherheit für die Zukunft gebe. Bis eine starke Negierung sich gebildet hat, wird wohl eine Militärmacht die Hauptstadt besetzt halten müssen, und selbst, wenn die Franzosen diese Besetzung auf ein, zwei Jahre ausdehnen sollten, würde sich darob auf dieser Seite des Canals keine Unruhe regen. Wir haben nicht die Mvnroe-Doctrin aufgestellt, (daß Europa in amerikanischen Angelegenheiten nichts zu sagen haben soll) noch haben wir den geringsten Wunsch, ihren Principien Geltung zu verschaffen." London, 22. Januar. Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus New- Pork vom 10. d. ist die Bundesexpedition nach dem Missisippi bereit, Cairo zu verlassen; ein Theil der Expedition ist bereits nach dem Süden abgegangen. London, 23. Januar. Ueber das Schicksal der in der Kohlengrube bei Shields verschütteten 215 Arbeiter waltet leider kein Zweifel mehr ob. Man hat sie sämmtlich todt gefunden. Gestern Nachmittag gelang es, den letzten Schuttwegzuräumen, welcher die lebendig Begrabenen von der Außenwelt trennte. Denjenigen, welche zuerst die Schreckensstätte betraten — es waren ihrer nicht Viele, denn das Nettungswerk war wegen der verderblichen Gase ein sehr ge fährliches —- bot sich ein erschütterndes Schauspiel dar. Da lag die ganze Schaar der im Todesschlafe Ruhenden in einzelnen Gruppen, ganze Familien bei einander, Kinder in den Armen ihrer Väter, ein Bruder den andern um schlungen haltend. Der Gesichtsausdruck der meisten war ein ruhiger; doch schienen einige, ihren Mienen nach zu urtheilen, einen harten Todeskampf ge kämpft zu haben. Ein todtes Pony lag unter den Menschen, es war nicht an gerührt worden. Von der Zeit an, wo der Einsturz deS Schachtes erfolgte, bis zu dem Tage, wo die Leichen gefunden wurden, waren sieben Tage ver strichen. _