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VoigllimWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreimWebmzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-prei-, welcher prLaams- zu entrichten ist, auch vei Beziebung durch die Poft, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TaaS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eiugebende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnabme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Mr die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländüche Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bet Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. LS Dienstag. 28. Jaguar 1862. Zeitungen. Sachsen. Zur Erleichterung des Reiseverkehrs hat das Ministerium des Innern mit Allerhöchster Genehmigung beschlossen, das Ersorderniß des Visirens der Reisepässe, insofern dieses Visiren nicht von den Reisenden selbst gewünscht wird, von jetzt an in Wegfall bringen zu lassen. Schon seit längerer Zeit hatte die sächsische Regierung erkannt, daß die bisherigen Vorschriften über die polizeiliche Legitimation der Reisenden mit dem immer mehr sich ausdehnen den Eisenbahnverkehre nicht durchgehends mehr vereinbar seien. Sie würde daher im Anschlusse an die bereits seit oem Jahre 1841 eingetretene Erleichterung des Reiseverkehrs durch Einführung der Paßkarten ihrerseits schon längst zu einer entsprechenden Abänderung jener Vorschriften geschritten sein, wenn nicht zu erwarten gewesen wäre, daß durch die desfallsigen, seit einigen Jahren bei der jährlichen Polizeiconserenz stattgefundenen Verhandlungen dahin zu gelangen sein würde, daß überhaupt das Paßwesen im Gebiete des ganzen deutschen Zoll vereins wesentlich umgestaltet werden würde. Da aber diese Verhandlungen bis jetzt za dem gewünschten Ziele noch nicht geführt haben, so hat die diesseitige Regierung nicht länger anstehen wollen, für die hiesigen Lande die für den Fremdenverkehr lästigsten Vorschriften abzuändern. Zu diesem Behufe ist nun durch die obige Verordnung das Visiren cer Reisepässe, insoweit es nicht von den Reisenden selbst gewünscht wird, ganz ausgehoben, nächstdem aber auch durch besondere Verfügung aus dem Ministerium des Innern die, namentlich in den Städten Dresden und Leipzig, bestehende Einrichtung, wonach mit der polizei lichen Anmeldung derjenigen Fremden, welche sich über Nacht am Orte auf halten wollen, die Legitimationen derselben an die Polizeibehörde cinzureichen sind und bei der letztern bis zur Abreise der betreffenden Fremden aufbewahrt werden, in Ansehung solcher Reisenden, welche mit Pässen oder Paßkarteu ver sehen sind, dahin abgeändert worden, daß die Vorzeigung und Abgabe dieser Legitimationen künftig — insofern nicht in einzelnen Fällen aus ganz besonder» Gründen von der Behörde daraus bestanden werden muß — nur d>rvp zu ge schehen hat, wenn der Fremde sich längere Zeit am Orte aufhalten will uud zu diesem Behuse in Gemäßheit der bestehenden regulativmäßigen Porschristen, nach Ablaus von drei Tagen eine Ausenthaltskarte sich auszuwirken verpflichtet ist. Denn im letztern Falle liegt es in der Natur der Sache, daß der Fremde, welcher einen länger» Aufenthalt am Orte nehmen will, sich über die Identität seiner Person ausweisen und dadurch, im Interesse der übrigen Einwohner, der Ortsbehörde eine gewisse Garantie gewähren muß. Wenn übrigens die vor stehenden Maßnahmen zur Zeit nicht mit auf solche Reisende, welche Wander bücher, Arbeitsbücher oder Schissszeugnißbücher führen, also auf Handwerksge sellen, Gewerbsgehilfen, Fabrikarbeiter und Schifssknechte erstreckt worden ist, so liegt der Grund hiervon darin, daß bei diesen Reisenden andere, zum Theil in ihren Gewerbs- oder Dienstverhältnissen begründete Rücksichten einschlagen, welche es räthlich machen, hinsichtlich ihrer es bis auf Weiteres bei den be stehenden Einrichtungen noch bewenden zu lassen. — Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß in Folge einer mit der österreichischen Regierung getroffenen Übereinkunft künftig zur Reise nach oder durch Oesterreich weder bei Pässen, noch bei Wander- und Arbeitsbüchern das Visa des österreichischen Gesandten mehr erforderlich ist. Dieselbe dankenSwerthe Erleichterung wird na türlich auch Oesterreichern bei Reisen nach Sachsen zu Theil. Unser Cultusministerium hat die Verdienste des ausgezeichneten Orientalisten vr. Fürst, der als Israelit keine Professur erhalten kann, durch Aussetzung einer fortlaufenden erhöhten jährlichen Remuneration besonders anerkannt. Der Dorfbarbier und die Sächs. Dorfz. machen darauf aufmerksam, daß der ehemalige Bienenvater Richter jetzt in Kötzschenbroda bei Dresden wohnt und — bei vorgerücktem Alter und eingetretener Schwerhörigkeit — durch Vor träge, die er in Dresden hält, sich und seine Familie kümmerlich zu nähren sucht. Richter war einer der Ersten, welche politisches Leben in Sachsen weckten, und er verdiente wohl, banger Sorge überhoben zu werden. Eine vom Re dacteur Walther im Dresdner Stadtverordnetencollegium veranstaltete Sammlung ergab 40 Thaler. Zwickau, 22. Jan. Seit gestern hat sich in einigen benachbarten Dör fern ein toller Hund gezeigt, von dem andere Hunde gebissen worden sind. Von diesen hat einer in Planitz zwei und in Haßlau sieben Personen — vier Erwachsene und drei Kinder — gebissen. Die Behörden haben sofort die nöthigen Maßregeln ergriffen. Die Beschädigten haben das Sonntag'sche Mittel gegen den Biß toller Hunde angewendet. Dieses Mittel war früher ein Geheimniß der Familie Sonntag; die preußische Regierung kaufte dasselbe und machte es zum Besten der Menschheit bekannt, sodaß es jetzt in jeder Apotheke zu haben ist. Der Hauptbestandtheil ist der sogeuannte Maiwurm (weloll majaiis). Die gewöhnlichen Leute haben aber mehr Zutrauen zu dem von der Sonntag'schen Familie, von der hier mehrere Glieder leben, selbst bereiteten Mittel. — Be kanntlich hat der hiesige Gymnasialdirector Professor Kraner einen Ruf an die Thomasschule nach Leipzig erhalten. Seine Stelle hier wird, wie verlautet, Professor Kreisler aus Meißen erhalten. Dagegen ist der bisherige Prorector Professor Heinichen um seine Pensionirung eingekommen. Großschönau, 24. Januar. Im Jahre 1701 hatte unser Ort, wie die „L. Z." einer alten Gemeinderechnung entnimmt, 36 Thlr. 23 Ggr. Pf. Gesammteinnahme und 43 Thlr. 14 Ggr. 4 Pf. Gesammtausgabe. In den seitdem verflossenen 160 Jahren hat sich der Bedarf, ohne die Lehrer gehalte in Betracht zu ziehen, die damals noch nicht eingeführt waren, auf 4400 Thlr., alfo auf das Hundertfache, vermehrt. Preusten. Berlin, 18. Januar. Der Neuen Münchener Zeitung wird geschrieben: „Der sächsische-Minister Frhr. v. Beust hat ein Memoire über die neueste Depesche des Grafen Bernstorff, wie ich aus guter Ouelle höre, übergeben lasten. Man sagt mir, daß am Schluffe die Idee einer Conferenz zur Behandlung der Bundesreform angeregt sei." Frankfurt, 23. Januar. In der heutigen Sitzung des Bundestages wurde von dem Bevollmächtigten Sachsens beantragt, eine Commission von Fachmännern zur Ausarbeitung eines gemeinsamen Nachdruckgesetzes zu berufen. Der badische Bevollmächtigte überreichte eine Denkschrift über die kurhefsische Frage. — Der Bundestag hat die Erhöhung des ErsatzcontingentS mit großer Majorität angenommen. Baiern. München, 24. Januar. Die beiden Söhne des Prinzen Luitpold von Bayern, die Prinzen Ludwig und Leopold, werden in der nächsten Woche nach Athen abreisen. (Der älteste dieser Prinzen, Prinz Ludwig, wird als präsumtiver Thronfolger Griechenlands bezeichnet. Der König von Griechen land ist bekanntlich kinderlos,)