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rial an die Hand zu geben, ist eS nun die Pflicht des HandetSstandeS und der Fabrikanten selbst, das Gebotene zu ihrem Bortheile zu benutzen und dafür zu sorgen, daß auch unsere Industrie den ihr gebührenden Antheil an dem Absätze nach jenen Ländern erlangen und unsere Webstühle wie bisher für Amerika und die Levante, in Zukunft auch für China, Manila, Singapore rc., thätig sein können. Das Feld, welches unserer Industrie dadurch geboten wird, ist ein uner meßlich großes, aber es kann nur langsam erobert werden und es bedarf dazu vor Allem, daß wir eS von hier aus aufsuchen, denn eS läßt sich nicht erwar ten, daß die Käufer aus China u. s. w. aus eigenem Antriebe sich zu uns wenden, so lange die Engländer ihnen Alle-, was sie bedürfen möchten, bereit willig entgegenbringen. Unsere Industrie kann aber in vielen wichtigen Artikeln die Concurrenz aufnehmen, nur muß sie selbst sich regen, sie muß den Weg versuchen, sie muß Anstrengungen machen, wenn sie dauernd sich in einem so großartigen Absatz gebiete festsetzen und behaupten soll. Das Unternehmen des Herrn Spieß, „die Commandit - Gesellschaft für den Exporthandel nach Ostasien" will Lie Bermittlung hierfür übernehmen, es hat sich die Aufgabe gestellt, einem so wichtigen Industriestaate wie Sachsen neue Canäle für die Erzeugnisse seiner Thätigkeit zu eröffnen, und verdient schon aus. diesem Grunde, daß alle thätigen und intelligenten Industriellen durch angemessene Betheiligung das Zustandekommen derselben ermöglichen. Wie der Prospectus des Näheren auseinandersetzt, soll daS Unternehmen ein Commifsions- und Exportgeschäft sein, im Wesentlichen nur vermittelnder Art, das Aufträge für feste Rechnung zu erlangen sucht, und Speculationen für eigenes Conto nur in einem bestimmt begrenzten und kleinen Umfange aus führen soll. — Es liegt in dieser Richtung des Geschäftes die Gewähv, Daß das Capital nicht in gewagten Unternehmungen gefährdet werden kann und den Theilnehmern eine gute Verzinsung abwersen muß, denn eS kann dem neuen Unternehmen an Geschäften und einer lohnenden Wirksamkeit nicht fehlen, da e- für Jahre hinaus wenn nicht der einzige, so doch der wichtigste Canal sein wird, durch welchen die sächsische Industrie Absatz nach jenen Ländern suchen kann. . , - In der Schweiz besteht seit einer Reihe von Jahren ein ganz ähnliches Unternehmen „Die Schweizerische Export-Gesellschaft" in Zürich und erfreut sich des besten Gedeihens; sie hat bisher durchschnittlich IO"/» Dividende gegeben, für die-schwierigen Anfangs-Jahre gewiß ein günstiger Erfolg. — Letzterer hat denn auch in den letztverflossenen Monaten eine zweite ähnliche Gesellschaft, die „8oeiöte äo eowmeree üo 8t. OuUe" inS Leben gerufen, und in der einzigen Stadt St. Gallen wurde das nöthige Capital von 1*/? Millionen Francs von ein Paar Dutzend Theilnehmern und zwar conkurrirenden Fabrikanten gezeichnet. Beide Gesellschaften verfolgen für die Schweiz den gleichen Zweck, den das Unternehmen des Herrn Spieß für die sächsische und deutsche Industrie im Auge hat: Förderung des Absatzes der Industrieproducte auf den Märkten de- östlichen Asien- re. .. Auch in der preußischen Rheiuprovinz haben sich mehrere Männer von Ansehen zu dem Plane vereinigt, in ähnliches Weise eine Gesellschaft M För derung des Absatzes nach dem östlichen Asien ins Leben zu rufen. An der Spitze stehen dort/- wie^Mlautet, der Geheime Commerzienrath Freiherr von Dicrgardt, sowie der frühere Minister-Präsident Fürst von Hoheuzollern rc. Jenes Project chat namentlich die rheinländische Industrie vor Augen und die geschäftliche Leitung soll in die Hände des Commerzien-Raths Wolff und Herrn Grube gelegt werden, welche von Preußen aus die oftasiatische Expedition be gleitet haben. ? Es handelt sich für Sachsen darum, ob es durch das Zustandekommen des Unternehmen-^ des Herrn Spieß an dem großen Handel im Osten sein Theil erobern soll — jetzt oder voraussichtlich nie! Daß die Regierung, wenn ihre Bemühungen jetzt durch Lauheit des betheiligten Handelsstandes selbst ohne praktischen Erfolg bleiben sollten, sich noch einmal entschließen würde, so be deutende Opfer zu bringen, wie sie es jetzt im Interesse der Industrie gethan, ist nicht anzunehmen. Das Risiko und Opfer ist für den Einzelnen nicht er heblich, denn wenn Jeder der bedeutenden Fabrikanten nur ein paar Tausend Thaler zeichnet, dann ist das Erforderliche bald beisammen. Wer aber die Zustände unserer sächsischen Industriellen kennt, kann nicht darüber in Zweifel fein, daß diese sehr wohl im Stande sind, daS Jnsleben- treten des für sie selbst freilich wichtigsten Unternehmens durch Capitalzeichnungen zu ermöglichen, wenn auch Leipzig hier als Vertreterin der wichtigsten Interessen da- Zustandekommen der Sache durch Betheiligung an der Zeichnung des an und für sich nur unbedeutenden CapitalS mit fördern muß. Wenn nur ein geringer Theil derer, die dazu in der Lage sind, in ihrem wohlverstandenen Interesse die Gelegenheit nicht vorüber gehen zu lasten, sich mit jenen bedeu tenden CousumtionSländer« in direkte Beziehungen zu setzen, dann ist das Un ternehmen gesichert. Plauen und die Umgegend, als bedeutender Fabrikdistrikt Sachsens, ist ebenfalls berufen, hier energisch sich mit zu betheiligen und sich nicht der Selbst täuschung hinzugeben, man könne daS Wünschenswerthe einer Unternehmung ernten, ohne selbst zu säen. Man vergesse nicht, daß eS sich in Wahrheit darum handel», ob wir uuS jetzt Eingang auf den so wichtigen Märkten deS Ostens verschaffen, oder ob nur überhaupt anderen Ländern die Ausbeute dieses wachsenden Verkehrs über lasten sollen. Wie wir hören, haben die Zeichnungen bereits ihren Anfang genommen und eS ist zu hoffen, daß eS der so gesunden und wichtigen Sache nicht an der Unterstützung intelligenter Männer fehlen wird, damit unsere Industrie nicht das bloße Zusehen habe, wenn man von anderer Seite aus beginnt, Früchte zu ernten. ZeitungS-Allerlei. — Man hat oft mit moralischer Entrüstung die Heirathsgesuche in den Zeitungen krüisirt und doch sind sie uralt. Das folgende Heirathsgesuch stammt aus dem Jahre 1429 und ist von dem Grafen Ulrich zu Kirchberg an den Herzog Adolph von Jülich und Berg gerichtet: „Wiffent, gnädiger Herr, daß ich ein hübsch Kind Han, ein Jungfrau, die wollt ich gern berathen vou dem Adel; so bin ich aber nit wohl dran in meiner Herrschaft, daß ihrer gewiß nit finden kann, weder von Graven noch von Freyen. Darumb so bitt ich Euer Gnad, ob ihr in Eurem Herzogtum irgend habt einen wohlgebornen Graven, der eines armen Graven Tochter haben wollt; dem wollt ich geben mein Kind, eine wohlgezogene Jungfrau und 15,000 Dukaten herin in sein Herrschaft." Daß die Speculationsheirathen in den höchsten Kreisen noch weit mehr im Schwünge sind, wie in den Zeitungen, wird Niemand leugnen wollen und daß sie manchmal schlimme Ergebnisse liefern, beweist die Ehe Franz II. und der bedauernswerthen bairischen Fürstentochter, die jetzt bei den Ursulinerinnen in Augsburg eS schmerzlich beklagt, daß ihr LebenSglück der Convenienz der Höfe zum Opfer gefallen. — Aus Küttelberg in Schlesien wird nachstehendes Ereigniß mitge- theilt: „In der Ortschaft Karlsthal, im jägerndorfer BeM, starb in jüngster Zeit die Gattin eines dortigen Einwohners. Der Leichnam wurde mit dem schönbereiteten Leichenanzuge bekleidet und vorläufig in eine Kammer des Hause- gelegt. Am darauffolgenden Tage ging der Gatte der Verstorbenen auS dem Hause, um für das Leichenbegängniß einige Anordnungen zu treffen. Bald nach seiner Entfernung hörte sein Dienstpersonal einen seltsamen Lärm im Hause, welcher aus der Kammer drang, worin die Verstorbene sich befand. Zwei der Dienstleute faßten endlich Muth, um der Ursache des Lärms nachzuforschen. Sie näherten sich der Kammer und erschraken nicht wenig, als sich plötzlich die Thür derselben Zffnete und eine hohe Gestalt, mit de« Todteuanzug der Ver storbenen bekleidet, ihnen entgegcntrat. Mit erhobenen Arme« winkte die Ge stalt den Dienstleuten zu, sich zu entferne«, welchem Wunsche des vermeintlichen Geistes sie auch mit außerordentlicher Schnelligkeit Genüge leisteten. Als später ihr Herr zurückkehrte, wurde ihm der Vorfall gemeldet, und nun begab sich dieser nach der Kammer und fand daselbst die Leiche völlig nackt. Der Thater hatte nicht allein den ganzen Leichenanzug, sondern auch noch viele andere in der Kammer befindliche Gegenstände mit sich fortgenommen. Der Vorfall er regte wegen der Ungeheuern Frechheit dieser Thai in der ganzen Gegend ein außergewöhnliches Aufsehen. Eine Spur desjenigen, welcher die Leiche be- I stöhlen, konnte bisher nicht aufgefnnden werden. — Wie Kinder nicht genugsam bewacht werden können, beweisen wieder die , folgenden Fälle. In Pakschkei (Schlesien) war ein Kind eingeschloffen worden. ' DaS hinter dem Ofen befindliche Reisig hatte sich entzündet; da- Feuer wurde § noch rechtzeitig entdeckt, das Kind lag aber schon mit verkohlten Beinen todt in der Stube. Ein anderes Kind legte seine Butterschnitte auf die glühende Platte eines eisernen Ofens, um dieselbe zu rösten. Die Butter kommt zum - Brennen, das Kind reißt die Schnitte herunter und betröpfelt sich das Kleid, so daß es in Flammen aufging. Da keine Hüffe zugegen war, starb es einen ! jämmerlichen Tod. Eiserne Oefen sind eine furchtbare Gefahr für Kinder und sollte man letztere nie in solchen Räumen allein lassen, in.denen sich Feuer in eisernen Oefen befindet. Lirchli ch a ch r i ch t e n. Am Sonntage nach Weihnachten predigt Vormitt. Herr Superint. Beyer und Nachmitt. Herr Archidiacon. LI. Fiedler. Vom 18. — 22. December wurden 1. geboren: 744—758) Carl Frdr. Holzmüller, Handarb., ein Sohn.— Joh. Gottlieb Gruber, Zimmerges. in Haselbrunn, ein Sohn. — Mstr. Christian > Gottlieb Schulz, B. u. Weber, eine Tochter. — Joh. Georg Grüner, Fabrik- arbeiter, Zwill. - Töchter, todtgeb. — Mstr. Julius Wilhelm Feucht, B. und Klempner, ein Sohn. — Mstr. Carl Aug. Frdr. Kämpfer, B. u. Tischler, ein Sohn. — Mstr. Heinr. Ferdinand Unterdörfel, B. u. Weber, ein Sohn. — Franz Beruh. Urban, Weber, ein Sohn. — Mstr. Ernst Iuliu- Schäfer, B. u. Schuhmacher, eine Tochter. — Joh. Gottlieb Eichelkraut, Maurerges., eine - Tochter. — Mstr. Ernst Robert Schmidt, B. u. Weber, eine Tochter. — ' Drei unehel. Kinder.