Volltext Seite (XML)
letzten sogenannten Wahlen. Denn wer weiß, vb wir sc weil gekommen wären, al- e- jetzt — auf Ehre! — der Fall, wenn die Hansemänner damals ob- gestegt! Für da- nächste Mal aber erwarte ich von dir, mon clrvr« kröre, daß ich dich auf dem Posten finde, den dir schon meine und deine Geburt ge bieterisch anweist. Ja du wirst bald wieder zu wählen haben; denn schon im Wunderschönen Monat Januar, auf den sich alle die freuen, die keine Weihnacht seiern und feiern dürfen, soll — das steht fest — den Landboten die Ordre zugehen: „Nun macht, daß ihr nach Hause kommt mit euern langen und dünnen Fortschrittsbeinen!" Auflösung wäre schon in diesem Monat erfolgt, wenn gewisse Scrupel hätten wegdemonstrirt werden können. — Ist bei euch ei» Preußischer BolkSverein etablirt? Wenn nicht, so nimm die Sache und zwar energisch in die Hand! Heldrungen, Cölleda, Querfurt — böse Gegend! Frucht das von l)r. Stockmann in Bibra! — Daß für Armeeorganisation und Bud get — wie die Juristen sagen — Ueereckens stattgehabt und beide Streit objecte unser Ministerium und zwar für immer in Verwahrung genommen, wirst du dir jetzt wohl selbst sagen können. Kurhefsen. Kassel, 18. Decbr. Die v. Haynau'sche Angelegenheit wird wahrscheinlich mit — seiner Pensionirung enden. — In Sachen de- deutsch-französischen Handelsvertrag- ist etwa- Bestimmte- noch nicht bekannt, doch glaubt man, daß da- Ministerium sich nicht gegen den Vertrag auS- fprecheu werde. Großh Hessen. Darmstadt, 18. Decbr. Herr von Dalwigk hat gestern einigen diplomatischen Freunden ein Diner — auf dem Stadt- Kirchthurm (in der Thürmer-Stube) gegeben. Ob dieser humoristische Ein fall seine Kirchthurm-Politik, oder sein Erhabcnsein über die Kammern bezeich nen soll, oder ob er andeuten will, daß er die höchste Höhe nun erreicht habe, bleibt dahingestellt. Letzteres folgern manche daraus, daß er soeben zum lebens länglichen Mitglied der 1. Kammer ernannt worden ist. Die Folgen de- Zunftzwanges fühlt die Mecklen burgische Insel Poel diesen Winter. Es findet sich dort weder Holz noch Torf noch sonst Brennmaterial. Die Bevölkerung der Insel hatte mit obrigkeitlicher Erlaubmß von einem dort etablirten Backer ihr Brod genommen. Jetzt hat derselbe, weil in Mecklenburg nur in den Städten Bäckereien sein dürfen, den Betrieb eiüstelleu müssen, uud die ganze Insel ist ohne Backöfen, ohne Feuerung und wird diesen Winter wenn die Verbindung mit dem Festlande verloren — rohe- Mehl — essen. Seitdem die Wismar'schen Bäcker dies burchgesetzt, sind gerade die nach der Inselseite hin wohnenden Bäcker bankerott geworden. — In Schwerin hatte sich ein ConsumtionSverein gebildet, welcher seit einigen ' Jahren glänzenden Erfolg und bedeutenden Umfang erreicht hatte: auf Andrin gen der Krämer-, Schlachter- und Bäckerzüufte hat der Magistrat diese Asso ciation aufheben lassen. 1400 Bürger, welche dagegen beim Großherzog supplicirten, erhielten den Bescheid, die Angelegenheit solle geprüft werden. Wegen der „Zuuftnahruug" bekommen die guten Mecklenburger mithin „Zucht- hau-nahrung" uud Neigung auszuwandern. Der versammelte Landtag hörte den Vorschlag, auf jeden Äuswaiidtter fünf Thaler Steuer pro Kopf zu legem Der neue Landesgrenzzoll wird sich dazu vielleicht mit der Zeit einrichten lassen. Man konnte die AuSwauoeter oben sechs Zoll kürzer machen, dann blieben sie ruhia,im Lande und ihr Vermögen ditto ditto. Es giebt Güter, so berichtet jÜrM eik kandwirthschaftl' Blatt, wo die Gutsherrschaft 14 Wohnungen hat, aber nur 4 bewohnen läßt, um den Folgen der Uebervölkerung zu entgehen, wo täglich von KinoeSmord die Rede ist, — hent den 10. wird ein Mädchen zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt, die auch lieber eine von den 10 leer stehenden mit ihrem Bräutigam al- diese ohne denselben bezogen hätte. „Deutsch land über Alle- — über Alles in der Welt!" «Oesterreich. Wien, 15. Dec. Das Comitee für das Uhland-Denkmal (Graf v. Auersperg, Frhr. v. Münch-Bellinghausen, Prof. Prinz, Buchh. Gerold, Grillparzer, Vicepräsident v. Karajan, Prof. Pfeiffer) hat einen öffentlichen Auf ruf zu Beiträgen' für das Tübinger Denkmal erlassen: Darin heißt eS: ) Auf, gewaltige-Oesterreich, « Vorwärts, thu'S den Andern gleich! hat Uhland einst gesungen. Wir sind überzeugt, daß Oesterreich eingedenk dieser Mahnung des Dichters und seines treuen FesthaltenS an den deutschen Brüdern im Osten, es auch dießmal dm andern nicht nur gleich, sondern zuvorthun wird. — Die Schwaben haben einst das Vorrecht besessen, die Reichs- und Sturm fahne vorautragend, in der Schlacht die ersten zu sein; nehmen wir Oesterreicher daS Recht für uns in Anspruch, die ersten zu sein dort, wo H gilt, einen großen Todten zu ehren, der im Kampfe für Recht und Freiheit stets im Vordertreffen gestanden hat. (Die Oesterreicher stecken jetzt ihren Freisinn mächtig aus!) Frankreich. Paris, 22. December. Der Moniteur bestätigt die Zusammenberufung der französischen Kammern (Senats und gesetzgebenden Kör per-) auf den 12. Januar. Paris, 20. Decbr. Es ist kein Zweifel mehr zulässig, daß die englische Regierung eine Conferenz zusammenberuft, damit sie sich über die Verbindung der Ionischen Inseln mit Griechenland ausspreche. Nächsten Montag (22.), sagt man, wird Lord Cowley die ZusammenberufungSnote Hr». Drouin de LhuyS l überreichen. Man fragt nun, ob sich die Conferenz, wenn sie wirklich zu Stande kommt, überhaupt mit Regelung der griechischen Frage beschäftigen werde; doch wird diese Frage von den meisten verneinend beantwortet. Es sei kaum zu denken, meinen sie, daß England den in Griechenland gewonnenen Einfluß von der Stimmenmehrheit der Mächte werde abhängig machen wollen. Der sardiniscke Dampfer, welcher Garibaldi nach Eaprera bringen sollte, ist vom Sturme gezwungen worden, nach Livorno zurückzukehren. Es geht nun da« Gerücht, Garibaldi werde nach Neapel gehen. Pari-, 20. December. Die France theilt mit, daß der portugiesische Gesandte erklärt habe, König Ferdinand habe die Candidatur auf den griechischen Thron vollständig auSgeschlagen. Italien. Der bekannt gewordene Finanzplan de- italienischen Finanz- minifter- Mmghetti geht dahin, eine Anleihe von 300 Millionen Lire im In- lande und von 300 Millionen Lire im Auslande aufzunehmen. Die Tttnp- meldet au- Turin, daß das dortige Ministerium den Be schluß gefaßt habe, General Lamarmora in Neapel zu ersetzen. Rußland. Von der polnischen Grenze, 20. Dec. Die Regie rung soll dem geheimen Centralcvmitee auf die Spur gekommen sein. In der vergangenen Nacht haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden, darunter der Sohn de- Bankiers Epstein, Präses der Warschau - Wiener Eisenbahndirection. Türkei. Der Schwäbische Merkur schreibt untertn 17. Dec.: „Einem Privatschreiben an- Konstantinopel entnehmen wir, daß an der Pforte bereits die Nothwendigkeit einer Regentschaft in- - Auge gefaßt werde, da der geistige Zustand des Sultans sich zusehends verschlimmere. Die Sultanin- Mutter, auf deren Seite Mohammed-Ali steht, möchte sich der Regentschaft versichern, aber es hat sich bereits eine andere Partei zu Gunsten des Prinzen Murad "gebildet, des eventuellen Thronfolger- nämlich. Der bekanntlich der älteste Sohn des vorigen Sultans ist." Rach dtn Berichten mehrerer Wiener Blätter hat eine türkische Division rucker dem Befehle Derwisch Pascha'S die Montenegriner Grenze überschritten und die Ortschaften Rasbina-Glavitza, um daselbst Blockhäuser aufzuführen) be setzt. Ganz Montenegriuo rüstet zum Kampfe. Bier Wojwoden organisiren bereits die Armee in der Berda. Der Secretär de- Fürsten von Montenegro soll den diesseitigen Gesandten der Großmächte einen Protest überreicht haben. England. Der Prinz von Wales hat seiner Braut ein Kleid, mit den reichsten Alen^on - Spitzen besetzt, geschenkt, da- mit Brillanten garnirt ist und daher die Kleinigkeit von 10,000 Thlrn. kostet. Nordamerika. Laut dem Berichte des Krieg--SecretairS zählt daS Unions-Heer gegenwärtig 800,000 Mann, die vollständig au-gerüstet sind und wird beim Schluffe des Vierteljahres eine Million zählen. Dein Berichte de- Marine SecretairS zufolge besteht die Kriegsflotte au- 323 Dampfern und 104 Segelschiffen, die im Ganzen mit 3268 Geschützen armirt sind. Gommandit-Gesellschaft für dev Exporthandel sack Öftersten. In diesen Tagen ist der Profpectu- zu einem Unternehmen ausgegeben und an die namhaftesten Firmen hier am Platze und den uahttl Distrikten ge langt, da- um seiner Bedeutung für die sächsische Industrie und Leipzigs Handel willen die allgemeinste Aufmerksamkeit uud eine rege Theilnahme vo t Seüen unseres Handelsstande- und insbesondere der am nächsten bei der Sache in- teressirten Industriellen verdient. DaS Unternehmen geht von dem in Leipzig weilenden gew. kgl Commissar für die ostasiatische Expedition Herrn Gust. Spieß au-, der die Resultate seiner Mission nun praktisch im Interesse der deutschen Industrie verwerthen, den Ab satz deutscher und speciell sächsischer Fabrikate nach den von der Preuß. Expe dition besuchten Ländern, China, Japan, den Philippinen re, vermitteln und zu diesem Ende eine Commandit - Gesellschaft für den Exporthandel nach Ost asten ins Leben rufen will. Daß Herrn Spieß die moralische Unterstützung Seiten- der hohen Staats regierung für sein Unternehmen nicht fehlt, ist aus dem Umstande ersichtlich, daß derselbe in seinem Circulair sich auf den Chef der Abtheilung für Handel und Gewerbe, Herrn Geh.-Rath Weinlig, berufen konnte. Neben dem Preuß. Gesandten und gew. Chef der ostasiatischen Expedition, Grafen zu Eulenburg, finden wir unter den Männern, welche ihr Interesse an der Sache bekunden, auch hiesige Namen, die in der Leipziger Handelswelt von bestem Klange sind, wie die des Herrn Geh. KammerratheS Poppe, des Herrn General-Consuls C. Hirzel-Lampe u. s. w., endlich auch hiesige angesehme Industrielle, welche die beste Garantie für die gesunde Basis des Unternehmen- bilden. — Nachdem die hohe Staatsregierung gethan, was in ihren Kräften stand, um dem sächsischen Handel die Wege nach den großen Absatzgebieten des öst lichen Asiens zu erleichtern, und die erheblichen Opfer nicht gescheut hat, um durch Ankauf der wichtigsten Probe» dem betheiligten Fabrik- und HandelSstand über die Bedürfnisse und Anforderungen jener Länder das zuverlässigste Mate-