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4S2 lande galten ; und daß der philisterhafte örtliche Neid, der das Inttruationalc der Linie Plauen Eger weder fasten konnte, noch wollte, eine neue Bahn, die Plauen dämmen sollte, diesem nicht gönnte, »st im Voigtlande bekannt genug. Die geehrten Herren gehen also in dieser Beziehung von irrigen Bordersätzen au-, daher treffen ihre Schlußfolgerungen, Verwahrungen, Rügen rc. uns durchaus nicht; im Gegentheil müssen wir uns gegen die Unterstellung, als hatten wir der Deputation Mißgunst gegen eine neue Bahn für Plauen zuge schrieben, entschieden verwahren. Wir sagten 'in dem angezogeaen Artikel am Schlüsse.- „Wenn Boigtland und Sachsen um die natürlichste rc. Schienen- Kserbindung rc. gebracht wird rc., so haben die, welche da- Urtheil der Depu tation und der Kammer überhaupt und besonders durch ihr selbstsüchtig-örtliches wirkliches und angebliche- Nothgeschrei um Posamenten-, polnische Michel- und Waschleitenbahnen verwirrten, das Ihrige mannhaft dazu beigetragen." Man sollte doch meinen, eS läge zu sehr auf der Hand, daß damit die erzgebirgi- scheu und voigtländischen Wettrenner um Unterstützungsbahnen gemeint waren und sind. Oder haben vielleicht die beiden geehrten Herren Stände den Gedanken in unserem Artikel übel vermerkt, daß wir den Bemühungen der Wettrenner um Unterstützungsbahnen Einfluß auf die Entschließung, und das Gutachten der Deputation zuzuschreiben wagten? Fast scheint dieß durch den Passus, „die Dep. habe sich nicht durch äußere Einflüsse bestimmen lassen" au-gedrückt werden zu wollen. Wie? Ist denn der Gedanke, Petitionen, Gesandtschaften, Vorstel lungen, Schriften und Gegenschriften könnten und dürften einen Einfluß auf die Deputationen ausüben, ein so verbrecherischer? Wir haben bisher geglaubt, in den Deputationen würden die Gründe für und gegen, die Petitionen rc. sorg fältig gelesen, erwogen, haben demnach auch unserer Befürchtung Worte gegeben, die Petitionen rc. der Unterstüyungsbahnen-Wettrenner könnten und dürften auf das von uns vertretene internationale Projekt einen nachtheiligen Einfluß üben — und darum eine so starke Entrüstung der zwei geehrten Herren Stände, daß sie in Nichtversuchung kommen konnten, für die von ihnen selbst al- inter national wichtig erkannte Linie zu stimmen?! Und darum die Reden derselben gegen unS; Reden, die mindestens eben so gereizt und verletzend sind, als es der Ton unseres Artikels war?! Tantaeue eoolostidus irae? Können, dürfen Stände auf curulischen Stühlen so reizbar, müssen sie nicht vielmehr über der artige Versuchungen und Nichtversuchungen erhaben sein? Wie wollen denn die beiden geehrten Herren aus der ausgesprochenen Befürchtung, daß möglicher Weise die Vorstellungen, Petitionen rc. der Unterstützungsbahnen - Wettrenner einen Einfluß auf die Ansichten, Entschlüsse, Gutachten rc. der Deputation aus üben oder ausgeübt haben könnten, die Verdächtigung herleiten, als schiebe man dadurch der Deputation „miserable" Beweggründe unter? Wir sollten doch meinen, daß die offen ausgesprochene Befürchtung einer solchen Möglichkeit kein Verbrechen in sich schließe, gegen welches wohl gar die Staatsanwaltschaft ein zuschreiten habe ; wir sollten meinen, Landstände müßten ein öffentliches Urtheil, selbst ein abfälliges, über ihre Fähigkeit, Thätigkeit, Wirksamkeit rc. ertragen können. Lassen sich ja Staatsregierungen heut zu Tage öffentliche Kritiken gefallen, ohne gleich zu rügen rc., Kritiker, gegen welche unsere Beurtheilung Leisetreterei in Filzschuhen war! „Und wer die constitutionelle Freiheit liebt, muß auch die Meinung Anderer achten und ehren, darf sie aber nicht verdächtigen." Richtig! Zeitungen. Sachsen. Dresden, 19. August. Nach den uns über den Aufent halt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin in Luzern neuerdings zu gegangenen Nachrichten erfreuen sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften inSgesammt deS erwünschtesten Wohlseins. Die beabsichtigte Besteigung des Rigi ist von ihnen bei günstigem Wetter ausgeführt worden. Nach den über die Weiterreise getroffenen Dispositionen werden Ihre Majestäten Luzern morgen verlassen und nach Interlaken gehen, von hier aus die umliegenden interessan testen Punkte, nämlich den Grindelwald, Lauterbrunnen, den GieSbach rc. be suchen, den 25. d. M. nach Zürich abreisen und den 26. August die Rückreise über Lindau und Possenhofen nach Pillnitz antreten, wo sie den 29. August eiuzutreffen gedenken. Dresden, 19. Aug. DaS Ministerium des Innern hat angeordnet, daß bei den Mitgliedern des demnächst hier zusammentretenden deutschen Juristen- tagS und deren Angehörigen hierorts von der Abnahme der Legitimationen, sowie von der Verpflichtung zur Entnahme von Aufenthaltskarteu abgesehen »erden, dagegen aber die Anmeldung der Mitglieder Seiten der Quartierwirthe bei der Königl. Polizeidirection bestehen bleiben soll. Zum Zwecke einer ersten Ausbildung von Tambouren bei der Infanterie soll in nächster Zeit eine Tambourschule in Dresden errichtet werden. Das Eommando der Infanterie fordert daher sowohl diejenigen, welche al- Lehrer dabei verwendet werden wollen, als auch diejenigen, welche gesonnen sind, als Tambonre freiwillig in die Armee einzutreten, auf, sich in den verschiedenen Infanterie-Garnisonen anzumelden. Unerläßliche Vorbedingungen zu Annahme der Letzteren sind: das vollendete 16. Lebensjahr und die körperliche Befähigung, Trommel und Tornister gleichzeitig, auch auf Märschen tragen zu können. Lommatsch, 16. August. Bom Montag zum Dienstag Mitternachts ist die Scheune de- Gut-besttzerS Dietrich in Nimtitz mit eingcbrachter Ernte ab gebrannt. 1VOO Schock Getreide sollen dabei mit verbrannt sein. Heute früh in der 7. Stunde wurde abermals ein Feuer in derselben Richtung wahrgenom- men. Wie man hört, ist die Scheune und ein Seitengebäude des Meltzer'scken Gutes in Nimtitz niedergebrannt. Der Gutsbesitzer Dietrich hatte, da ihm seine eigene Scheune abgebrannt ist, 28 Schock Hafer in diese Scheune ein gebracht. Brandlegung scheint in beiden Fällen wahrscheinlich zu sein. Chemnitz. Vor dem Hause an der Zschopauer Straße, in welchem sich Findeisen's permante Gewerbeausstellung befindet, ist jetzt ein Ausstellungsartikel zu praktischem Gebrauche verwendet. ES sind dieß nämlich Trottoirplattcn von künstlichem Stein. Die Masse hat sich bis jetzt trefflich bewährt, und wenn man auch erst nach mehr als einem Menschenalter über die Dauerhaftigkeit im Vergleiche mit Granitplatten urtheilen kann, so sind doch die Dortheile der leichteren, auf beiden Seiten regelmäßigen und durch ihre eigne Masse zu einem Ganzen verkitteten künstlichen Platten jetzt schon in Hausfluren, Keller, Milch gewölben rc. aus vollster Ueberzeugung zu empfehlen. (Chem. Tgbl.) ZReiningen, l8. August. Der Premierminister, Minister des herzog lichen Hauses und des Aenßern, Hr. v. Harbou, hat seine Entlassung erhalten. Die Ursache und der Nachfolger sind noch unbekannt. Oesterreich. Wien, 17. Angust. Die Auflösung des ungarischen Landtags darf als feststehende Thatsache angesehen werden. Dienstag dürfte sich das betreffende königliche Rescript bereits in Pesth befinden und die Schluß sitzung des Landtages daselbst am folgenden Tage statthaben. Ein zweites königliches Rescript wird den Comitaten und Städten die Gründe darlegen, welche die Regierung bestimmt haben, von ihrem Recht der Landtagsauflösung Gebrauch zu machen, und wird die Bevölkerung Ungarns, unter Versicherung der Wicdereinberufung eines Landtages, ermahnen, die Gesetze zu respectiren, indem eS der Regierung zwar einerseits heiliger Ernst sei mit der redlichen Hand habung der constitutionellen Verfassung, wie sie der Monarch verliehen, anderer seits aber auch ebenso Ernst mit ihrem Entschlusse, dem Gesetze im ganzen Gebiete Achtung zu verschaffen, müßte es selbst mit Anwendung der äußersten Mittel geschehen. Außer diesen zwei Rescripten wird ein drittes den kroatischen Landtag nochmals zur Beschickung des Reichsraths auffordern und ein vierte- für die Vertretung Siebenbürgens im Reichsrathe Fürsorge treffen. Endlich wird, da der Plan, ein Manifest zu erlassen, aufgegeben ist, eine kaiserliche Botschaft an die beiden Häuser des Reichsraths erlassen werden, um der Reichs vertretung ofsiciell von den letzten Schritten, welche die Regierung behufs legaler Ausdehnung des Reichsraths zum Gesammtreichsrath gethan, Kunde zu geben und die bevorstehende Erweiterung seiner Competenz als constitutionelle Reprä sentanz für das ganze Reich anzukündigen. Die erste Vorlage aber, welche da- Ministerium noch vor Einbringung der Finanzvorlagen dem Neichsrath zu machen gedenkt, soll das Gesetz über Minister-Verantwortlichkeit sein. Italien. Turin, 18. August. Das Gerücht, daß Cialdini seine Entlassung genommen habe, ist nicht wahr; er wird vielmehr in seiner Stellung bleiben, bis die ihm gewordene Mission ausgeführt ist. Cantelli und Blasio, die ihre Demission genommen, werden provisorisch ebenfalls im Amte bleiben. Genua, 15. August. Die in Neapel verhafteten Generale und Ober offiziere sind hier eingetroffen; es sind im Ganzen 22, darunter 3 Marschälle, 7 Generalmajore, 12 Obersten; die minder Compromittirten bleiben hier, die übrigen werden in andern Städten Oberitaliens internirt. Nach einer aus Neapel eingetroffenen telegraphischen Nachricht wurden alle Mönchs- u. Nonnenklöster aufgehoben, mit Ausnahme jener Orden, die sich mit Unterricht beschäftigen, wie die Barnabiten rc. Der Staat behält sich aber das Recht vor, die Klosterschulen zu beaufsichtigen und die Lehrbücher zu bestimmeu. Die Bcnedictiner von Montecasino, die von Cava und Montever- gine und noch einige andere Klöster wurden von dieser Bestimmung ausgenom men. Die Bettelmönche bleiben, dürfen aber keine Novizen mehr ausnehmen, und der Staat wird ihnen auch jene Wohnungen anweisen, die er für geeignet hält, wenn ihre Zahl abnimmt. Die entlassenen Mönche und Nonnen erhalten vom Staate eine Pension von monatlich je 9 Ducati (L 2 Fl.) Rustland. Von der polnischen Grenze, 18. August. An: 15. August hat sich in Warschau eine Delegation zum französischen Generalconsul begeben, um demselben die Sympathien des polnischen Volkes für den Passer Napoleon 111. auszudrücken. Kalisch, 18. August. Gestern haben hier infolge der Verhaftung eines Apothekers ernstlichere Unruhen stattgefunden. Patrouillen wurden durch Zu sammenrottungen insultirt, und eine große Anzahl Damen, in die Nationalfarben gekleidet, umringten den Obersten, die Freilassung des Verhafteten fordernd, die endlich auch erfolgte. Trotzdem wurden die Zusammenrottungen immer bedroh licher, bis die gesammte Garnison unter Waffen gerufen war und ernstlich gedroht wurde, zu feuer». Zahlreiche Verhaftungen haben stattgefunden.