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47S Gesänge: „Frei und unerschütterlich" :c., schloß die Feier. Ter Rückzug be wegte sich hierauf in gleicher Ordnung wie vorher nach dem Kroll'scken Etablisse ment zu einem einfachen Mittagsmahl der Tausende, nach dessen Beendigung ein Ejtrazug den größten Theil der Theilnehmer nach Spandau sührte, von wo dieselben, welche nach einem Zuge durch die festlich geschmückte Stadt den Grunewald besucht hatten, über Charlottenburg zu Fuß in der Nacht zurück- kehrten. Ueber den zweiten Tag des Festes, 11. Aug., liegen auch bereits Be richte vor. Wir entnehmen ihnen nur, daß auch dieser Tag, der eigentliche Turntag, in befriedigendster Weise verlief. Dem Leipziger Journal schreibt man vom Rhein unterm 9. Aug.: „Ich kann Ihnen aus ganz guter Quelle bestätigen, daß in Baden die Frage der Anerkennung des Königreichs Italien von Preußen ernstlich erwogen wurde, da alle gesandtschastlichen und Consularberichte aus Italien diese Anerkennung dringend befürworten und zwar namentlich im Interesse von ganz Deutschland. Wir haben daher Ursache anzunehmen, daß diese Anerkennung gleich nach der Rückkehr des Königs nach Berlin erfolgen wird." Aus Thüringen, 8. August. Der Schützentag in Gotha hat die Veranlassung zur Constituirung eines thüringis ch - voigtländischen Schützen- vereinS gegeben. Demselben sind bereits vierzehn Städte beigetreten, die Weida zu ihrem Vorort gewählt. Beschlossen ist, den Anschluß an den deutschen Schützen bund zu vermitteln, das Freihandschießen zu fördern und darin jährlich ein Preisschießen zu halten. Oesterreich. Wien, 11. August. Das Ereigniß des Tages bildet in diesem Augenblicke die vom ungarischen Landtage angenommene Adresse, welche die Antwort auf das kaiserl. Rescript vom 21. Juli enthält, und in sehr ka tegorischem Tone abgefaßt ist. Es ist begreiflich, daß diese Adresse hier in Wien sehr verstimmend gewirkt hat, da man daraus die Ueberzeugung erlangt, daß der ungarische Landtag eine Verständigung nicht will. Eine Fortführung der Unterhandlungen mit der gegenwärtigen Pescher Versammlung erscheint jetzt kaum mehr möglich; erklärt doch die Adresse ausdrücklich, daß der Landtag in Folge deS Allerhöchsten Rescriptes genöthiget sei, den Faden der Verhandlungen als abgerissen zu betrachten. Italien. Die A. Z. meldet aus Rom, 4. August: Der Erzbischof von Neapel ist soeben hier angekommen. Mit ihm verließen 25 Familien die Hauptstadt des Königreichs beider Sicilien, wo gegenwärtig 10,000 Gefangene in den Kerkern schmachten. — In Neapel wurden in der Nacht vom 6. auf den 7. viele Priester und über 20 bourbonische Officiere, unter diesen ein Ge neral, verhaftet. Pinelli ist nach Maddaloni abgegangen, wo sich der Aufstand siegreich behauptet. Kriegsschiffe kreuzen um Neapel, weil man dort eine Lan dung befürchtet. — Eine Salernitaner Correspondenz bestätigt, daß Auletta wieder von den Piemontesen genommen worden ist. Die Einnahme war von entsetzlichen Grausamkeiten begleitet. Die Häuser der Reactionäre wurden ein- geäschert, die Stadt geplündert, 85 nach dem Kampfe verhaftete Bürger er schossen. England. London, 11. August. Nach hier eingetrosfenen Berichten aus New-Dort vom 5". v. M. sürcbtcte man einen Augrifs der Separatisten auf Washington. Die Bundestruppen hatten Hampton unweit Monroe geräumt. In Monroe waren der Marschall und die Polizeicvmmissare von Baltimore als Gefangene eingetrofsen. — Prinz Napoleon war am 27. v. M. in New- 2)ork angekommen; derselbe beobachtete ein strenges Inkognito. — Auf Antigua, einer der kleinen Antillen, ist ein Erdbeben gewesen, bei Welckern an 20M, Menschen umS Leben gekommen sein sollen. Nustland. Warschau, 10. August. Vorgestern, am Geburtstage der Kaiserin, wurde, wie es gewöhnlich an hohen Galatagcn der Fall ist, früh Morgens in der russisch-griechischen Kirche und im Dome ein Gottesdienst ab gehalten und sür den Abend eine allgemeine Illumination «^befohlen. In der katholischen Kathedrale, wo sich sämmtliche geistliche und weltliche Behörden in Gala-Uniform versammelten, sollte nach der Messe, wie cs gewöhnlich der Fall ist, die Lwoss'sche russische Nationalhymne: „Gott segne den Kaiser" abgcsungen werden. Als aber die ersten Orgclaccorde der bekannten Hymne ertönten, fing das große Publikum das polnische Lied: „Ein freies Vaterland gicb, o Gott, uns wieder!" zu singen an. — Abends war in der ganzen Stadt, die öffent lichen Rcgierungsgebäude ausgenommen, kaum hie und da ein Licht zu sehen, und in vielen Häusern, wo sich solches am Fenster zeigte, wurden die Scheiben eingeschlagen. Eine verdoppelte Anzahl Patrouillen durchstreifte die Stadt. Vor dem Schlosse, auf der Krakauer Vorstadt, der Scnatoreustraße und besonders vor dem Zeydler'schen Hause an der Methstraße kam cs zu sehr beklagenswer- then Reibungen zwischen dem Volke und dem Militär, wobei viele Personen verhaftet, sechs tedtlich verwundet, ein gewisser Polatscheck, Geometer aus Plock, durch Bayonnetstiche getödtet worden sein sollte. Nachts sah man vor dem Zeydler'schen Hause, wo eine ganze Abtheilung Militär stand, auf der Mauer, im Hausflur, am Thore u. s. w. Blutspuren, die mit dem Anbruche des nächsten Tages bis spät Abends, obgleich die meisten auf Befehl der Polizei weggewischl wurden, eine unzählige Schaar Menschen anzogen. Man bemerkte , an den Straßenecken und an der Stelle der That Zettel mit folgenden Worten: „Diese Nacht wurde vor dem Zeydler'schen Hause von den Moskowitern ein Pole, Polatschek, gemordet." Diese Zettel, von der Polizei weggerifsen, kamen immer wieder zum Vorschein. Das Militär ist vier Mal herangezogen, um das Volk zu vertreiben — kein Mensch wich. Die Aufregung war eine wirklich schreck liche. Jeder wollte Blutspuren sehen, „das könnt ihr uns ja nicht verbieten!" rief das Volk. Der commandirende Oberst, Artemiesf, versicherte auf sein „russisches Ehrenwort", daß keiner von den Verwundeten, welche im Schlöffe lagen, gestorben sei; das Volk, das aber sonst keine authentischen Beweise hatte, welche auch bis zum heutigen Tage fehlen, wollte diesen Worten keinen Glauben schenken. Es fanden sich selbst Leute, welche dem Polizcimeister v. Rozwadowski, als er das Volk mit den Worten anredete: „Ich gebe Ihnen das Ehrenwort eines Polen, daß Keiner getödtet worden ist" entgegneten: „Wir geben ebenfalls das Ehrenwort der Polen, daß der Polatschek todtgestochen wurde." Die Meth straße war den ganzen Tag von einer Volksmenge gefüllt. Das Parlamentirm hals nichts. Erst ein Platzregen entfernte Abends eine Anzahl Zuschauer. I a g d v e r p a ch t u n g. Am 2«. August 1861 soll das Jagdrevier von Pöhl mit über 300 Acker Areal Bormittags 1V Uhr, daS Jagdrevier von Schwand mit über 700 Acker Areal Vormittags 11 Uhr und das Jagdrevier von Krebes mit Schwarzenreuth mit über 800 Acker Areal, worunter oiroa 130 Acker Waldung befindlich, Vormittags 11/» Uhr, auf sechs hinter einander folgende Jahre an den Meistbietenden öffentlich an Amtsstelle verpachtet werden. Plauen, am 14. August 1861. Königliches Gerichtsamt allda. Beyer. . A u c t i o n s beka n n tmach u n g. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte, sollen am 17. August 1861, Vormittags von 9 Uhr an, verschiedene zum Creditwesen des Kaufmanns Reinhard Lange allhier gehörige Waaren, und zwar hauptsächlich Delikatesten, in dem vormals Lange'schen Verkaufsladen in hiesiger Herrengaste gegen sofortige Baarzahlung nach Auctionsgebrauch versteigert werden. An Erstehungslustige ergeht daher unter Hinweis auf das am hiesigen Gerichtsbrete aushangende Auctionsverzeichniß andurch die Einladung, sich zur gedachten Zeit im Lange'schen Verkaufsladen einzufinden. Plauen, den 12 August 1861. Königliches Gerichtsamt im Bezirksgerichte daselbst, Abtheilung für streitige Civilrechtssachen. Ludwig. B e k ä n n t m ach u n g. Seiten deS unterzeichneten Königlichen GerichtSamtS sollen den 22. Qetober 1861 die zum Creditwesen deS in ConcurS verfallenen Schankwirths Johann Christian Maul zu Plauen gehörigen Immobilien, nämlich: 1) das neuerbaute HauS- grundstück sammt Zubehör Nr. 24 Abtheilung v. des BrandcatasterS und Nr. 727 des Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Plauen, welches gegenwär tig ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 5050 Thlr. gewürdert worden, und 2) das an der MilmeS gelegene Wiesengrundstück, Nr. 1062 des Flurbuchs v.