Volltext Seite (XML)
voiglländ i sä) cr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zll Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZweimMebelizigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag«, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher prLnuaeraaäa zu entrichte« ist, auck bei Beziehung durch die Post, I Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis BormittagS 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Äönigl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhaufleegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. 02. 15. August 1861. Daß die jetzigen politischen Wirren schlüßlich durch einen Entscheidungskampf mit dem Erbfeinde ausgetragen werden müssen, darüber sind wohl sämmtliche Regierungen in Deutschland sich klar, darum halten sie ihre Heere in der best möglichsten Kriegsverfassung ; dasselbe fühlt auch das deutsche Volk aller Stämme, daher die neuerwachte Begeisterung für das Turnen, die Schützen- und Turnfeste. Allein Regierungen und Völker setzen sich nicht blos in den Stand, zu Lande mit Erfolg den heimischen Heerd vertheidigen zu können, auch die schutzlosen Küsten Deutschlands sollen dem Feinde unzugänglich gemacht werden, daß er nicht beliebig da oder dort mittelst seiner mächtigen Kriegsslotten Heere nach Deutsch land werfe, die Ströme zu sperren, die Seestädte zu nehmen und zu brandschatzen, den deutschen Landheeren schädliche Diversionen in den Seiten und im Rücken zu machen vermöge. Die zunächst betheiligten Küstenstaaten, Preußen, Hannover, Oldenburg, die Hanseaten rc., rühren sich wacker zu diesem Zwecke, und das deutsche Volk, auch im Binnenlande, das nicht unmittelbar bedroht ist, betrachtet die Küstenvertheidigung als gemeinsame deutsche Sache und Ehrenaufgabe und greift den Regierungen, die ohnedieß schon aus Staatsmitteln ungeheure Summen aufwenden müssen, um die Landheere augenblicklich schlagfertig zu erhalten, durch freiwillige Sammlungen und Geldspenden unter die Arme. Diese patriotischen Anstrengungen der deutschen Stämme gewinnen unter den mannigfaltigsten Formen einen äußerlich immer größeren Umfang, eine innerlich bedeutendere Stärke. Aller Orten bilden sich Ausschüsse zu Sammlungen für eine deutsche Kriegsflotte, auch in unserem Sachsen, in Dresden, Leipzig rc. Man stellt Concerte an, schlägt in Gesellschaften auf jedes Seidel Bier einen oder zwei Pfennige rc. und hat dadurch schon nicht unbedeutende Mittel gewonnen. Unser Herr Minister v. Beust sprach in der letzten Sitzung des Landtags wohlwollend von diesem Eifer für eine deutsche Flotte. „Diese Idee des Volkes," sagte er, „ist ganz gut; ich wünsche nur, die blanken Thaler mögen eben so hell klingen, als die Worte in den Aufrufen!" Auch fängt das deutsche Volk die Sache gegenwärtig viel prak tischer an, als vor 12, 13 Jahren. Große und größere Kriegsschiffe, die Hunderttausende und Millionen kosten, wie man sie damals gleich haben wollte, lassen sich nicht mit einem Schlage hervorzaubern, sind auch zur Vertheidigung unserer flachen und sandigen Nord- und Ostseeküsten unpraktisch; wir haben ja, so lange der Jahdebusen noch nicht zum Kriegshafen eingerichtet ist, an der Nordsee nicht einmal einen Kriegshafen, und selbst an der Ostsee müssen die Preußischen größeren Kriegsschiffe erst ihre Kanonen in Swinemünde ausladen, ehe sie in den Hafen von Stettin einlsufen können. Der einzige dortige gute Kriegshafen von Kiel ist in den Händen der Dänen. Dagegen sind Dampf kanonenboote weit billiger und zweckmäßiger, und Sachkundige haben berechnet, daß 80 Dampfkanonenboote hinreichen würden, die Küsten der Nord- und Ostsee kräftig gegen feindliche Unternehmungen zu schützen. Darum sind die Bemühungen der Regierungen und Völker gegenwärtig auf den Bau solcher Kriegsfahrzeuge gerichtet. Damit es aber schlüßlich mit diesen von dem Patriotismus des Volkes gebauten Dampfkanonenbooten nicht wieder gehe, wie damals mit den Anfängen der deutschen Flotte, die bekanntlich von Hannibal Fischer verklopft wurde, sollen die zu erbauenden Kriegsschiffe unter preußischen Schutz und preußische Führung gestellt werden. Und das ist wiederum praktisch, zweckmäßig. Diese Dampf kanonenboote haben höchstens sechs Fuß Tiefgang, können also an den flachen und seichten Küsten, von denen sich schwere, zehn bis zwanzig Fuß tiefgehende Kriegsschiffe entfernt halten müssen, wenn sie nicht stranden wollen, vortrefflich operiren; dazu sind sie mit zwar wenigen Geschützen, aber von desto schwererem Kaliber bewaffnet und bei ihrer Beweglichkeit vorzüglich geeignet, selbst größeren Kriegsschiffen verderblich zu werden. Wenn Deutschland die obige Zahl von Dampfkanonenbooten haben wird, so ist eine Wiederholung der Schmach und Schande, die uns vor 12 Jahren die Dänen anthaten, als sie unsere Häfen mit wenigen halbverfaulten, halbbewasfneten und halbbemannten Kriegsschiffen sperrten, rein unmöglich. Jeder vaterlandsliebende Deutsche wird daher mit unserem Herrn Minister nur wünschen können, daß die blanken Thaler zu diesem Zwecke ebenfalls so hell klingen möchten, als die Worte in den Aufrufen. Wir haben Vorstehendes, vielfachen Aufforderungen zufolge, mitgetheilt, um auch in unserem Voigtlande das patriotische Gefühl für diese Idee anzuregen. Recht erwünscht wäre es, wenn sich Ausschüsse zusammenthäten, um den guten Zweck auch bei uns zu fördern. Wir unsererseits erbieten uns im Voraus, zu unserem Theile recht gerne die Hand dazu zu reichen. D. R. d. V. Anz. Zeitungen. Sachsen. Bad Elster. Nr. 37 der Curliste weist bis zum 11. August in 842 Parteien 1356 Personen mit 838 Curgästen nach. Präsent: 526 Personen. Preußen. Berlin, 11. Ang. Das deutsche Turnfest hat in würdiger Weise seinen ersten Tag gefeiert, und über alle Erwartung groß war die Theil- nahme, welche die Stadt ihm entgegenbrachte; es ist damit die oft ausgesprochene Befürchtung, als wäre Berlin zur Abhaltung solcher Feierlichkeiten nicht geeignet, bereits thatsächlich widerlegt, es hat sich aber auch damit die Bewohnerschaft der Residenz ein Zeugniß ihres Verständnisses der weittragenden Bedeutung der Turnsache ausgestellt. Die Straßen, welche die Festzüge hauptsächlich berühren, prangen im bunten Schmuck der Blumen und Fahnen, unter den letztern walten die schwarzrothgoldenen vor, und die Bildnisse und Büsten Jahn's erinnern viele an der Tage Bedeutung; selbst Kladderadatsch hat nicht versäumt, den „deutschen Jungen" seine Huldigung zu bringen; erschienene Broschüren thun ein Gleiches, und auch die Kreuzzeitung dient der Sache durch ihr Gift. Nach dem am Freitag Nachmittag eine Versammlung der bereits anwesenden Turn lehrer aus allen Gauen und an demselben Abend die Begrüßung der massen weise eingetroffenen, nach jedem Bahnzuge sich mehrenden Gäste in der Walhalla stattgefunden hatte, entwickelte sich Sonnabend Morgen der erste Festzug in imposanter Weise. Voran die städtischen Behörden zogen an 5000 Turner meist im einfachen Linnengewand mit wehenden Fahnen und mannichfachen Ab zeichen von Schäfer'S Salon durch die Karlsstraße, große Friedrichsstraße, über den Bell-Alliance-Platz und die Pionnierstraße entlang nach der Hasenheide zur Grundsteinlegung eines Denkmals für Friedrich Ludwig Jahn. Fremde Turner waren circa 3000 im Zuge, darunter drei Abgeordnete des amerikanischen Turner bundes mit dem jetzt schwer bedrängten Sternenbanner, die übrigen mit wohl 130—150 Fahnen aus allen deutschen Gauen, und namentlich glänzte, außer den selbstverständlich massenhaft vertretenen preußischen Vereinen, Sachsen durch viele theilnehmende Vereine mit ihren Fahnen. Auf der Hasenheide angekommen, sprach Director Ranke Worte der Begrüßung, dann folgte ein Gesang, und nun entwickelte Geh. Regierungsrath a. D. Kerst in längerer Rede Jahu'S Verdienste. Director August verlas und übergab hierauf die Urkunde, welche sodann unter den entsprechenden Ceremonien eingemauert wurde, und mit einem allgemeinen