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VsiglliindHtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Planen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmemiMebenzigster Fahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher xrsouiaeniocko zu entricht« ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene TorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Rgr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt tst, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn C. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 88« 2?' Juli 1861. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 23. Juli. Die 1. Kammer hat heute zwei königl. Decrete, einige zusätzliche Bestimmungen zur Militärstrafproceßordnung und die Aufhebung der Cavillereibannrechte betreffend, erledigt und sich sodann mit der Berathung mehrer Petitionen und Beschwerden beschäftigt. Die 2. Kammer erledigte in ihrer heutigen öffentlichen Sitzung die Special- berathung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen bis auf die von mehrern Abgeordneten, Dr. Hertel und Genossen, ge stellten, das Eherccht betreffenden Anträge, deren Berathung einer nachfolgenden geheimen Sitzung Vorbehalten wurde. Abgesehen von den von der Deputation mit der Negierung vereinbarten Aenderungsvorschlägen, wurde der Entwurf den während der gestellten Frist aus der Mitte der Kammer eingebrachten Aenderungen gegenüber aufrecht erhalten, mit Ausnahme des Verbots der Vor mundschaft von Nichtchristen über Ehristen und der Ausschließung der Pflicht- theilsberechtigung durch ein zuchthauswürdiges Verbrechen, mit welchen beiden Modificationen sich die Negierung einverstanden erklärte, sowie der Dauer des event. Verehelichnngsverbots für einen geschiedenen Ehegatten auf die Lebenszeit des andern. Dresden, 24. Juli. Die 2. Kammer hat den Entwurf eines bürger lichen Gesetzbuches für das Königreich Sachsen, nachdem der Eherechtabschnitt in geheimer Sitzung bepathen worden war, mit 62 gegen 4 Stimmen angenommen. Oesfeutliche Blätter euthalteu die Mittheilung, der Landtag werde bis zum 10. k. M. verlängert. Wir sind in der Lage, diese Nachricht als eine unge- uaue bezeichnen zu können, indem nach dem Stande der Arbeiten gegründete Hoffnung vorhanden ist, daß es nur einer Verlängerung des bisher gestellten Termins um einige Tage bedürfen werde. Dresden, 19. Juli. Nichts kann sich dem Zeitgeiste entziehen, selbst das ehrwürdige Institut der Vogelwiese, welches sich noch vor weniger mehr denn einem Jahrzehnt mit einer kleinen umschlossenen Wiese begnügte, strebt mit jedem Jahre, wie die Stadt selbst, über ihre Grenzen mächtig hinaus, und der immer wachsende Fremdenverkehr ruft Etablissements in's Leben, über die unsere bescheidenen Vorältern bedenklich den Kopf schütteln würden. Die neueste und großartigste Erscheinung dieser Art verdankt ihre Entstehung der rastlosen Thätigkeit des Herrn Schanz. Unter der bewährten Leitung des Herrn Bau meister Nichter erheben sich bereits die Grundpfeiler zu dem im großartigsten Style angelegten Champagner-Salon, der auch in diesem Jahre die Reunion der feiuern Damen- und Herrenwelt zu werden verspricht. Weder Kosten noch Mühen werden von dem Unternehmer gescheut, das Etablissement so brillant wie möglich herzustellen. Das Innere desselben wird völlig neu arrangirt und in der Mitte eine größere, an den Seitenwänden 16 kleinere Hallen bilden. Letztere sind in sinniger Weise mit Gemälden aus bekannten Theaterwerken „Tannhäuser", „Freischütz", „Orpheus in der Unterwelt" rc. decorirt. Für etwa eintreffende Türken und Chinesen sind ebenfalls Hallen besonders geschmückt, und die allgemeine deutsche National-Lotterie ist durch einen „Schiller-Salon" verherrlicht. Die Decorirung ist Herrn Tapezierer Hagenberger anverlraut, die erwähnten Bilder liefert Herr Decorationsmaler Hahmann. Weitere Details müssen wir den Affichen und Inseraten des Unternehmers überlasten, nur so viel sei noch ei wähnt, daß auch diesmal eine vollständige Restauration sammt einem Conditoreibüffet mit dem Etablissement verbunden sein wird. Nicht nur einen Schiller-Salon, sondern auch eine Schiller-Lotterie im Kleinen werden wir diesmal auf der Vogelwiese haben. Der Unternehmer des Cbampagner-Salons hat die glückliche Idee, in seinem Etablissement ein Wür felspiel einzurichten, wo jeder Wurf gewinnt. Der Einsatz beträgt 5 Neugr. und gewinnt man dafür einen Galanterie- oder Toilettenartikel, ein Jerwitz- sches Vogelwiesenbuch, ein paar Bilder, eine Cartonnage u. s. w. u. s. w. Auf jeden Pasch gewinnt man eine Flasche Champagner en miniature, die im Weinbüffet mit 6 Ngr. verkauft wird, oder C. Reinhardt's „Humoristische Erinnerung an die Dresdner Vogelwiese für 1861", Ladenpreis 6 Ngr., oder eine Flasche kau äo OoIoFne, Verkaufspreis 15 Ngr. u. s. w. u. s. w., auf den 6-Pasch eine ganze Flasche Champagner. Das Liberalste an der ganzen Einrichtung ist, daß man das Entreebillet auch beim Würfelspiel als Zahlung geben kann und man die Aussicht hat, für sein Entree in jedem Falle ein werthvolles Andenken, im günstigsten Falle eine ganze Flasche Champagner, Verkaufspreis 1 Thlr. 10 Ngr., in Empfang zu nehmen. Leipzig, -23. Juli. Unsre Universität hat einen empfindlichen Verlust erlitten, indem gestern Vormittag vr. Gregor Wilhelm Nitz sch, Professor der classischen Alterthumswissenschaft und Mitdirector des königl. philologischen Se minars, an einem Schlagflusse plötzlich verstorben ist. Bad Elster. Nr. 28 der Curliste weist bis zum 23. Juli in 652 Par teien 1049 Personen mit 738 Curgästen nach. Präsent: 600 Personen. Weimav, 22. Juli. In der Nacht vom 19. zum 20 Juli ist zwischen Burgau und Lobeda bei Jena der Professor vr. Wachter, welcher in Lobeda wohnte, (früher mehrere Jahre in Unterlosa bei Plauen ansässig und wohnhaft) in der Nähe der Burgauer Brücke auf der Chaussee er mordet worden. Der Leichnam, besten Schädel durch eine Anzahl kräftig ge führter Axthiebe zerspalten war, wurde unweit der Burgauer Brücke in einer Kanalüberbrückung gefunden. Wachter ist ungefähr 60 Jahre alt; er privati- sirte seit längerer Zeit in Lobeda, wo er ein eigenes Haus allein bewohnte. Der Mörder hat mit dem Hausschlüssel, welchen er dem Erschlagenen raubte, sich Eingang in das Haus verschafft, um das vorhandene Geld (dem Verneh men nach namhafte Summen) zu entwenden. Zwei wohlverwahrte eiserne Geldkisten verhinderten die Ausführung dieses zweiten Verbrechens. (W. Z.) Schleiz, 25. Juli. Zu dem am 29. und 30. d. M. hier stattfindenden voigtländischen Sängerfeste, zu welchem sich die Vereine aus Rudolstadt, Jena, Pößneck, Neustadt a/O., Gera, Elsterberg, Zeulenroda, Ranis, Ronneburg, Reichenbach, Greiz- Gefell, Weida, Plauen, Markneukirchen, Kahla, Ziegenrück, Hirschberg, Hohenleuben, Lobenstein, Volkmannsdorf, Kirchenlamnitz, Ebersdorf, Lengenfeld, Tanna, Saalburg, Mühltroff, Apolda, Auma, Köstritz, Großenhain, Hof und Coburg einsinden werden, die eine Gesammtsumme von fast 1100 Sängern ergeben, werden noch rüstige Vorbereitungen getroffen. Die Sänger halle ist auf der zu diesem Zwecke paffend gelegenen ehemaligen Kasernenwiese, unfern der besuchtesten Gasthöfe errichtet und vermag nahe an 2000 Personen aufzunehmen; ihr Bau mit der höchst geschmackvollen innern und äußern Ein richtung und Decorirung beläuft sich auf die Summe von fast 1000 Thalern. Dieselbe soll zugleich für die Zwecke der im September d. I. hier stattfindende» großen forst- und landwirthschaftlichen Ausstellung dienen. Von den Sängern werden ca. 800 in Privathäusern einquartiert, während die übrigen in den Gasthöfen auf Kosten de- Comitee'S Unterkommen finden. Man erwartet schon