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?- "8-ß r-r - r» o r» Berner wir» mitgeteilt. daß die kunttlcrljche Zusammen- ftellung der Bilder der sieben sächsischen Könige in den nächsten Lagen »n einem der Schaufenster der Firma Hugo Barack. Seestraße 4. au-gestellt wird: dieses Bild dürste weitere Kreise interessieren und zur Besichtigung vera»Iaise». —* Bodendach. II. Oktober. Am S. d M. fand aus dem hiesigen Bahnhöfe eine Konferenz von Vertretern der hier eiiiinündeiiven Bahnen, der k. k Staatshalt», der österreichisch ungarischen StaatSrisenbahn-Gesellschast. der Böhmischen Nord bahn und der Königs Sächsischen StaatSbai»«, statt, in weicher über eine beabsichtigte ütusuhrung neuer Perjonrnjiig« und deren Anschlüsse beraten wurde. —* Die Landesshnode hielt heuie vormitlag 1(1 Uhr ihre 9. ässentlich« Sitzung ab. die mit einem Gebet des Oberlws- vredigers Ö. Ackermann crössnct wurde. Geh. Kircheurat 11. Pank beantragte bei der Vcrle'ung der Registrande wegen Einganges einer Pielftion deS Vereins der sächsischen Kirchen- bramten zu Erlaß Nr. 9. diesen heute von der Tagesordnung abzusetzen und ibn mit der Petition nochmals dem AuStchnß zu überweisen. Diäier Antrag wurde abgelehni Ter erste Puiiii der Tagesordnung beiras die zweite Beratung des ErlasieS Nr. 8. Abänderung der Verordnung vom J>. Juli >88>i. die Anstellung von Kantoren und O r a a n i st e » be treffend. Schuldirektor P h i I > pp-Dresden deantragte eine Ausbesserung der Tagegelder für solche Kantoren und Orga nisten. die eine Probe ablegcn sollen. Sup. Tr. Ho? sinann - Chemnitz unterstiitzie diesen Antrag. Overhofprebiger kl. Ackermann wendete sich gegen die Ausbesserung, weil es sich bei solchen Proben in den meinen Fällen um lüngcre Kräfte handele. Prio. Dr. B o a e l - Dresden sprach sich für den Antrag Philipp aus. Geh. Rat Dr. Friedberg wendete sich gegen den Antrag, da man bei den Künsiler». die als Orga nisten anaestellt werden sollen, nicht einen Größenwahn groß- ziehen wolle, an dem an 'sich schon kein Mangel sei. Der An trag Philipp wurde abgeleanl. Ein Antrag aus eine rcdak- tionelle Äendcrung von Pfarrer R e i ch e 1 - Dresden wurde nicht genügend unterstützt. Ein Antrag des Sup. Fischer- Ehemnitz ruf eine weitere redaktionelle Aenderung wurde ab gelehnt. De- gesamte Erlaß wurde angenommen. — Bei der zweiten Beratung über Erlaß >Nr. 9. den Enttvur» eines Kirchengesetzes zur Abänderuna der bisheriaen Bcsiimmunge». die Pensionsberechtigung von Kantoren und Organisten, 'owie Kirchnern und anderen kirchlichen Unterbeamten betreffend, kam Geh. K'irchcnral I). Pank aus die von ihm bereits bei Vcrle'ung der Rcgislrande angezogene Petition zurück und de- cmrragie. die Worte ..kirchliche llnterbeamte" durch „kirchliche Beamte" zu ersetzen und die Verordnungen namentlich auch aus kirchliche Friedbofsbeamte auszudebnen. Präsident o Zahn gab die Erklärung ab. daß di« Petition auch an das Konsistorium gelangt »'ei. als der Entwurf bereits abgeschlossen ivar. lim übrigen könne er dem Antrag Pank nicht zuslimmen. Nach ängerer Debatte zog Geh. Kirchenra: k> Pank 'einen An- >rag zurück. Der Erlaß wurde un ganzen anaenominen. — Wener 'and die zweite Beratung über Erlaß Nr. 11. Kirchen- aeietz über Sie Verkündigung von Anordnungen der landes- kirchlichen Behörden und Gemeindevertretungen betressend, ftcnt. Auch Sie-es Kirchengesetz wurde angenommen. — Den ".innvüchen Bericht Ves Ans'chnffeS für den Erlaß Nr. 6. einen Bericht über den Z u fl a n d der evangelisch- lu iberischen -Landeskirche betreuend. erstattete Geh. K irchenrat l> H einriei - Leipzig. Die'er 'Bericht behandelte die Punkte .Begrenzung der evangeu-ch-lntherftchen Landes kirche und ibr Verhältnis zu anderen Reil lionsgemeiiftchaften". ..Betätigung des kirchlichen SinneS in der Gemeinde". „Aeußere Verhältnisse der Kirchgemeinden". „Das geistliche 'Amt. Per- w»albe.!.'>a»!ig geiüncheii Anite und die finanzielle Lage der Geiü:cl:i! und Fii'ftorge ftir ihre Witwen ni-p Wai'en", .Klrcheüvcr'assung". „Tie nnaiizielle Tielliing der Landes kirche". ..'Beziehungen zu anderen Landeskirchen und zu auS- wärti.gen Gemeinden" und „DaS cvanaelüch.luil'eri'che Landes- koiisistoriinii". lieber den ersten Punkt berickitte Sup. L i e - a, k e - Plauen i. V. Er stellte namenilich das dar. was in u:>''ersni Blatte über die Entwicklnug des Verhältnisses der ös.ii g'l: ch.en z.l Andersgläubigen bereits wttdergegcben wurde. Bon einer Lausitzer Pasiaren-Kvu'erenz 'ei eine Petition ein- gegangen, dabin gebend. daß den Teui'chkaiboliken der Eharaktor einer christlichen Kirchengemcin'chasr wieder entzogen werden möchte. Redner eurpiakl dem Kirchenregiment, darüber in Er wägungen einzukretei:. 'Bezüglich der Gemein'ch-.rftsbelvegunk' cnrv'ghl der Redner, dem ..Brüderrat rür landeskirckilichc Ge- wein'chgsrsp'leae in -Sacknen" :n Zukunft einmal eine bestimmte Stelliiug 'u der Landeskirche anruweften. P'arrer Kr ober- llLaldheim stellte den Antrag au' Neuordniina der Bennumuiigcn über Uebertritt, aus einer anerkannten Koiffe'sion in die andere. Tie -oll hguvi'ach.ich oahiiigehen. die bisher nötige oerwnliche Abmeldung durch einae'chriedenc 'christliche zu ersetzen und andere Erleichterungen des IlebertrittS herbeiziiftihren Geh. Kir,! enra' Pank beantrag:e. diesen Antrag als 'elb- xüandig zu behandeln und ihn dem Vergaffungsaus'chuß zu üöercvei'e». Differ Antrag wurde angenommen. Superintendent H. Hartung erklärte die Neigung der völlig Ilnglänbigen zur deutschkgtholi'cheii Gemeinkchgst Vawu. daß dieser der gesetzlich geforderte Religionsunterricht gewäyrleffiet 'ei. Sen ein Dissident erst suchen müsse. Oberhot- vrediger T>. Ackermann - Dresden berichtete oon einer von dem Deutschen Verband der Gemeiv'chaftSbewegung gemachten Eingabe darüber, man möchte den Angehörigen der Gemein- 'chaften gestatten, bewndere Abendmahlsseiern abzuhalten und )N diesen Geistliche ministrieren lassen, die der Gemein'chafts- bcwegung geneigt sind. P'arrer Sieben haar- Bweitenborn 'prach üch dafür aus, mit der Gemeinschaftsbewegung möglichst Frieden zu halten. Nach weiterer Behandlung durch andere Redner verbreitete sich Pfarrer Ä i «b l i n g - Oberoderwitz über die Deirtjchkatholiken. denen der Charakter einer christ lichen Religionsgemeinschaft nicht mehr zuzusprechcn sei. Pfarrer K r e tzs ck m a r - Lauter sprach sein Erstaunen darüber aus. sdaß im Erzgebirge wiederholt tacholische Propagandaschrislcn i in Eijenbahncoupes gesunden worden seien. Sup. Dr. Hoff man n-Chemnitz teilte über die Gemrinichast-bewegung nut, s daß in Chemnitz di« Gemeinschaft zur Kirche Halle und daß seil ihrer Blüte die Sektierer-Bewegung abgenommen habe. Gemeinsame besondere Abendmahlsjeier sei ihnen nur zu ihrem Sliftnngssesle bewilligt ivorden. >m übrigen treten sie geschlossen in de» öffentlichen Äouimunionen auf. Sup. Dr. Hrotscher - Werdau sprach sich sehr aussichrlich gegen die Besonderheils, bestrebungen der Gemeinschaften auS. Sup. Neumann.» Glauchau erksärte die Tätigkeit der Gemeinschaften in seiner Epkorie siir sehr segensreich, namentlich hätten sie den Sekten, besonders den Spiritisten, viel Abbruch getan. Geh. Kirchen- rai 11. R i c is ch c l- Leipzig empfahl das Eingehen aut die Wünsche der Gemeinschasien nach einem besvndcren Abendmahl in großen Städte», da wir doch auch Privatkommunlonen hätten. Rentner M e i st e r-Ekemnitz konnte der Anregung, dem „Brüderrat" eine Slelluna in der Landeskirche anzuiveisen, nicht zuslimmen. Er sprach für «inen häufigeren Z. sammentritt der Svuode, damit sie mit allen diesen Vorgängen ini Lande in besserer Fühlung bleiben könne. Oberpsarrer Dr. Klemm- Strehla berichtete einen Fall rigorosen Vorgehens der Gemein- schasi gegen einen neuen Geistlichen. Nach längerer weiterer Debatte wurde die Behandlung dieses Äerichtspunktes ge schlossen. Bei der Behandlung des Themas „Gottesdienst" sprach der Berichterstatter über die Störung der Sonntagsruhe durch Äutomobilwettfabrten. Der Referent berichtete sodann über die Mbendmahlsseier". Bor Vollendung des Berichts wurde darauf die Sitzung geschlossen. — Nächst« Sitzung: Montag, vormittag 10 Uhr. Tagesordnung: Registrande: Be- rotuna über den Antrag zu Erlaß Nr. 12, anderweitc Regelung der Staalszulagen für Geistliche und geistliche Stellen: Fort setzung des Berichts: Antrag des Petitionsausschlttscs zur P-titton des Sup. Zimmermann: Verletzbarkeit der Geistliches betreffend —* Einen anregenden Verlauf nahm der Familienabend des Evangelischen Bundes gestern abend in „HammerS Hotel". Herr Pfarrer Blanckmeister erinnerte an die Grün dung deS Buiid's vor 20 Jahre» »»d an die soeben beendete Gc,ieralversaii»nl»iig inGraudenz. Nicht die änßerenElsolae, sondern vielmehr der innere Gewinn für den Protestantismus machten die Bedeutung des Bundes aus. Herr Pfarrer Wallenstein auS Niederau bot einen gediegenen, inhaltreichen Vortrag über Ernst Moritz Arndt als deutschen Protestanten. Dieter deutsche Man», der Schuften schrieb wie „Der Rhein, DentschlandS Strom, nicht 'Deutschlands Grenze". ..Geist der Zeit", „Katechismus für den deutsche» Kriegs- und Wehrniann" ist uns wertvoll als eine Per sönlichkeit, d,e sich ebenso innig mit seinem deutschen Volke wie mit dem Ehlislentiim vermahlte. Er ist der Mann mit dein kind« lich-giättbigen Gemüt, der das Lied gedichtet „Du lieber, heil'ger, frommer Ebttst", wie der Held und Charakter, der da sang: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte". Ans seinen Werken ließ der Redner Arndt zu den Versammelte» reden. Wie hoch schätzte dieser deutsche Proiesrant Luther! „Luther, wie ost bist Du genannt, aber wie wenig bist D» er kannt ! Noch immer steht Dein kühner Geist Jahrhunderte höher als Deine Jünger ihn haben tragen können! Denn welche kalte und verständige, aber ach ost ebenso geistlose als leiblose Lehre haben sie Dir nachgebildet. In drei Jahrlnmderten habe» sie dem Hinnnclsadlec noch nicht nachsiiege» können. Herr Pastor Müller dankte in gebundener, beziehung-reicher Rede. Ein Po>an»e»- auartett deS Jünglingsvereins der Drinitatisgeiiieinde blies geist liche Volkslieder und begleitete zuletzt ..Deutschland. Deutschland über alles", das die Versa,innelten siebend sangen. Anmeldungen znm Evangelischen Bund sind an die Geschäftsstelle Wallstrabe 0, 1., erbeten. — Bekanntlich isi der Eintritt in die höhere Postlauf - bahn seit etwa lo Jahren gesperrt, weil das vorhandene Personal de» Bedarf bei weitem überstieg. Wie mm die gut „nterrichtcte ..Tenlsche Verkehrs-Ztg." mittellt, werden Anwärter snr die höhere Postlansbahn in etwa zwei Jahren wieder angenommen werden. Näheres steht zwar noch nickt fest, doch wird darauf hliigewiesen. daß die Anwärter sich jahrelang auS eigenen Mitteln unterhalten müssen. Die Laufbahn wird also künftig viel tenier werde», als es siüher der Fall war. Nach den im Jahre IMl veröffentlichten Grundsätzen über die Neuregelung der Beanitcnverhältnisse bei der Post müssen die Anwärter der höheren Laufbahn das Reife zeugnis eines Gtzmiiasinins, Realg»iniiasi»ms oder einer Ober- Realschule besitzen und sich einem mehrjährigen akademischen Stu dium unterziehe». Nach dem Bestehen zweier Prüfungen werde» sie in einer höheren Dienststelle anaestellt. Das Durchlaufe» einer Reihe von Subalternheamtenslellen ist darnach ausge schlossen. — Ein außerordentlich reizvolles und snmmungsreiches Bild bietet zur 'Jetzkzen der ,:L>tallhos" dar. Der wilde Wein, der im Verein mit uraltem Efeu oie Mauern in dichtem Gewrrr überzogen Hali, prangt in de» herrlichsten Farben- uuanccn. Rot und Rostbraun wiegen vor, so daß der ohnehin -o roinanli'ch anmutende, stille Erdenwinlel dadurch noch eine Steigerung seines so malerischen Aussehens erfährt. Rament- lich die große Ausfahrt zum „Iohanneum". mit den vom Winde leicht hin und her bewegien Gehängen und den Gitterfenstern des Hintergrundes ruft einen vortrefflichen Eindruck hervor. Hinier dem in den Vorfahren einer eingehenden Revaratur uulcrzogenen, absichtlich ''eines altertümlichen Aussehens nicht entkleideten Giebel des Sanzleihause« tritt in leuchtend«, Wetze die Rückseite de- Hofapolheken-GebSude» hervor. De, Kontrast »wischen der eseuumsponnene» alten Stadtmauer, die den „Siallhof" begrenzt, und diese« mehr dem ebenfalls umaebautrn „Georgentor"^Schloßleile sich anpalsenden Giebel wirkt un gemein belebend. Die noch in sattem jungen Grün prangende Rasenfläche der ebcmaligeii „Stechbal-n nut den beiden prächtig modellierten Broiizeiäulen. die vom Edelrost der Zeit uesörbt sind, bring! gleichfalls lebendige Abwechslung in da» schöne Bild. — Unter zahlreicher Betriliaung feierte am «. d. M. der unter dem Protektorate de» König« stehende Verein de, Blinden in Dresden und Umgegend un „Vergkeller" sein 5. GtistungSsrst. Wie der Vorsistende Herr Baron bervochob. hat der Verein «in« erfreulich« Entwicklung genommen und durch Gründling eine« eigenen Geschäfts seinen Mitglieder» Arbeit verschasft. Da» Interesse de» Publikum» für den Verein ist et» höheres geworden, was durch stete Zunahme der nnterstünendrn Frei,«de zum Ausdruck kam. sowie durch Zuweisung von größeren Geldgeschenke» und durch testamentarische Verfügungen. Nach der Ansprache de» Vorsitzenden folgte rin Konzert, bestehend au» Chvrgrsärigtn der GesnnaSabteilnng de« Verein», au» Solo Liedern und Flötenvorträgen, deren Begleit»»« Herr Sekretär Winckler übernommen hatte Den Schluß bilde« ein Tanzkräni cken. welches die Blinden und deren Freunde in fröhlich« Stim mung «dielt. , — Am 7. Oktober friert« die Gesellschaft „Elbflorenz" im Hotel Bristol ihr achtjähriges Stiftungsfest, bestehend au» Tafel und 4sall, das eine» sehr schönen Verlaus nahm. Der Gesellschaft Elbflorenz" gehören größtenteils jüngere Kaufleute als Mitglieder an. Die wöchentlichen Zusammen künfte finden ßeden Freitag abend im Restaurant „Diarrabad", Bürgerwiese, Mit. — „Alt-Dr«4d«n- Die Perlaatsirma Rudolf Uraunet». Dresden. Svenerttras,, SS. bat S» Ansicht« - Pottkarten ..Alt-Diüsd«» ISve-lvO?" h«rauag«acbe». dre als Forisctzuiia der im vorigen gabt« bet aenamiter Firma «rsaiienenen Serie „Alt Dre»d«n lgO« ISO«-an,ns,den sind. Die garten zeig«!, Straße», «iii,el»e Gebäude und dergleichen, die in kultnrbisionscher Bcziebuna von arogem Jntrresl, smd. Vianche der auf bieten «arten wüdergegetumen Objekte, nneB. Helbia» Elabltffemrnt <3 Ansichten, östlicher und westlicher Flügel), di« sogenannte „Brille" an der AuguslnSbrück» — erbaut von Jvics Fröhlich, Hofnarr August« de« Starken das ehemalige Militär-Lazarett, spater« Llchedachlch« Fabrik, die frühere Königlich« Obersörstecei an der KönigSdrücker Straße u. a. m.. werden in Kurze des Brückenbau«» und sonstiger AerkehrSdedürfmsie wegen verschwinden. Andere der Bilder, mir nennen nur: »Ailla Loset" und „Hegereiter-HauS" im Planerischen Grunde, „SsNotz Uedigou", „Ropoleon- Scbanze", „Marcolini-vaus" — jetziges Ltadikrankenbau«, „Alte Nudel- ttnchle", verweisen aus geschichtlich denkwürdig, Jette,,, wahrend ein« weite« Ari der Bilver m das alt« und idvWcde Dresden, wie e» heut« n»ch slellenweii« vorhanden ist. sich«. Die Karlen sind in den meisten hiesigen Buch- und Papierhandlungen erhältlich. —* Polizeibericht. 12. Oktober. Auf der Flemmingstrahe versuchte am Mittwoch ein vierjähriges Mädchen von einem vorüber^ahrenden mit Krauibäuplen beladenen Letterivagen durch dessen Sprossen hindurch Kwautblättcr herauszuziehen, wobei es zu Falle kam und überfahren würbe. Die Kleine, der das rechte .Hinterrad über den linken Oberschenkel und den Unterleib gegangen war, wurde schwer verletzt ins Friedrich- slädtcr Kraineichaus überführt. — Die Weinlese in Meißen ist, wie daS dortige „Tageblatt" meldet, im vollen Gange. Allgemein hört man die Klage, daß die Trauben trotz des jetzigen Sonnenwetters nicht besser, sondern schlechter werven, und außerdem sind die Store und Amseln so arg^ daß auch die größte Wachsamkeit nichts nützt. Fn großen Scharen fallen die sonst so beliebten Natur sänger in d,e W-sinbcrne ein, Schreckschüsse, Klappern, laute» Rusen, Strohpuppen, alles bat keinen Erfolg, die Vögel fressen weiter und wüsten dabei in den Beere» in ^kaum glaublicher Weise. Wer nach so einem Raubzugc die Strecke durchgeht, findet Hunderte schöner, frischer Beeren angehackt am Boden liegen. In diesem Jahre ist die Zahl der Stare auffällig groß. Dies ist zivcisellos dem besonderen Schutze zuzuschreiben. de» diese Tiere genießen. Daß die Weinbergsbeiltzer und Winzer, welche die Früchte ihrer mühevollen Arbeit vernichtet sehen, nickt gut ans die Stare zu sprechen sind, kann man ihnen nicht verdenken. 'Ta die Weinlese jetzt in allen Bergen vor sich geht, wird die Mostzeit sehr bald ihr Ende erreicht haben. — Aus der Geschäftswelt. Die Weltsirma L. u.E.Hardt- inulh . deren Fobrikniederlage für Deutschland sich aus hiesiger Bciiiksiraße Nr. 10 befindet, erhielt für ihre ausgezeichneten Meislift-Erzeugnisse ..Kohinoor" aus der Internationalen Aus stellung in Mailand den 1. Preis. Das seit einer Reibe von Jahren a»f der Wrberggsse betrie» b"ne Wäsche-, Posamenten- und Kurz waren- Geschäft der Firma Ernst Götting ist seit Anfang Oktober nach Brettestraße 10 übergesiedelt. Die Abteilungen , Gürtel. Korietts und Herrenarlilel haben eine wesentliche Ver größerung erfahren. Für den hänsliche» Bedarf, namentlich in ' sämtlichen Artikel» zur Damcnschneiderei. ist die Finna, wie be kannt, eine vorteilhafte ElnkanfSguelle. nicht nur für Private, sondern auch für Schneiderinnen und Wiederverkäufe!. In dem ver größerten. Hellen und sreniidlichen Vcrkausslolal wird mehr als l zuvor Gelegenheit für wohlfeile Einkäufe solider Art geboten. Di« Wsiittxiiidlnng und Weinstube „Zum Rüdes- s he i m c r" tRingstraße 00 — Johanncsslrahe 21s hat «ine neue ' Bewirtung erhalten, und zstxir Kat Fräulein Mizzi Bernert aus Wien das beiiens bekannte, gern besuchte Lokal übernommen. - * lim Schädigungen durch gewerbsmäßige Bittsteller »u ' verhindern, er-ucht uns das Armeuamt der Stadt Dresden um Veröffentlichung sorgender 'Zm<hrin: „Vieliach wird darüber geklagt, daß hiesige Herrschaften, besonders solche, die als Wohl- iäler bekannt sino, van Personen, die ihnen gänzlich fremd sind. die'er günstige Ilm'chwung zu danken ist. Von den kaiserlichen Herr'chaften verabschiede!, begab ich mich nach dem „Einsiedler", wo ich srüosiückle und dann um 3 Ubr nach dem Schloß Friedrichskron. Dort einpfftig mich Ssckensorsf und führte mich hinaus >n vcn ersten Stock, wo ich sie K a i' c r i n V i k t o r i a fand. Sie ist 'ebr niedsraebeugt. ft'hr angcgrä''en, und ich überzeugte mich, daß sie die ganze letz:e Zeit, das ganze letzte Jahr hindurch künstliche Heiterkeit zur Schau getragen hat. Denn jetzt fand ich sie neftraurig. 2ie konnte vor Weinen aincmgs nicht 'precken. Erft sprachen wir oon den letzten Tagen Des Kauers, dann belebte ire sich uno 'vracb über die Bosheit und Gemeinheit der Menschen, womit sie bestimmte Persönlich keiten meinte. Man wolle das Andenken des Käfters ver dunkeln und >age zent, er sei eigentlich gar nicht fähig gewesen in regieren und habe gar n'cht? getan, während er doch an- gestrengt acorbeftel und ielbsiändige Ent'chlüsfe aetaßr habe. Herber: Bismarck habe die Frechheit aehabt. dem Prinzen oon Wales zu sciaen, daß ein Käfter, oer nicht dis kutieren könne, eigentlich nicht regieren dürfe ww. Der Prinz habe gesagt, wenn er nicht Wert aui die guten Beziehungen zwi'chen England und Deutschland leat«. so würde er ihn zur Türkin ausgeworfen haben. Von dem Vater Bismarck 'agte sie. er habe nun zwanzig Jahre unumschränkt re giert und Habs es nicht ertragen können, einem Willen bei dem Monarchen zu begegnen. -Der junge Käfter '«> ganz in 'einen Händen. Man könne noch nicht wissen, was er tun werde. Der Puttkamer'che Fall sei vom Käfter, nicht oon ihr kervor- geruien «vordem Bismarck habe Puttkamer »elbst loS iein wollen und habe das Odium der Entlassung aus den Kaiser übertragen, wie er es denn überbaupt verstehe, das Odium dessen, 'was er ine. aus andere abzulaoen. Als die Rede auf Walde rsee kam. iaote sic. er fei ein iasich er. gewissenloser Mensch, dem es nicht darauf ankommen werde, 'ein Vater land ins Verderben zu stürzen, wenn iein persönlicher Ehrgeiz befriedig! werde. Auch Kai'er Friedrich habe ihm nicht getraut und ibn für falsch an-gekehen. Zum Sckiust trug sic mir auf. Theiv und Amalie für ibre Briefe zu danken Ick ging noch zum Prinzen von Wales, der vorsichtig wrack', aber über die Grobheit der Familie Bismarck. Vater und Sohn, «»netzt ist. Den Paßzwang und das iLnftem. Frankreich u irritieren, bc- greift er nicht. Berlin. 26 Januar 1889. Gestern bei Holstein. Als ich zurücktzing. begegnete mir der N e i ch Sk a n z l e r. Ser mich ent lud. mit -ibm nach Hause zu komme» Wir sprachen da eine Halbe Stunde. Er ttng gleich von Gencken an und fragte, ab man nicht in Straßburg daS DiSziplinaroeriahren gegen ihn «inleiten könne. Ich antwortete, bas ici nicht möglich, da die Universität wicht unter dem Beamtenge'etz siebe Nun meutte er. dann 'chütze dos Geietz den renitenten Profesior auch Nickt, was »oLl darauf hindeutete. daß wir das sranzön'che Verwaltungs- ««. »ach welchem Professoren pure entlassen werden können. antvenden sollten. Ich erwiderte, daß ich die Sache mit Puttkamer besivrechen würde. IDieser ist aber, wie er mir heute sagte, der Meinung, daß dann die Universität aeschlossen werden könnte, denn die Professoren würden nicht bleiben, wenn man sie außerhalb des Gesetzes stellte.) Der Reichskanzler erging sich dann in ausführlichen Aeußerungen über die Geffcken- Affäre, meinte, daß uran die Sache nicht ruhen lassen dürfte und erzählte verschiedenes, um nachznweisen, daß Kaiser Friedrich keineswegs der liberale Manu gc^ wesen sei. als den ihn die Fortschrittspartei h i n ft el! e n w oll e. Diese Legende sei für die ganze Dynastie aefährlich- und müsse zerstört werden. Er hat sich augewchein- lich in die Sache verbissen und will sie nicht ,oslassen. Ich wurde lebhaft an den Artikel „Do wort" im „Figaro" er innert. Er machte mir den Eindruck eines geistig nicht aanz gesunden Mannes. Die Erbitterung in allen Klassen wächst, und Fürst Bismarck schadet sich mehr als dem toten Kaiier. Der Grohherzog von Bade», der mich heute besuchte, erzählte mir, daß der Kaiser die Veröffentlichung der Angabe, datz Geffcken den Aufruf deS Kaisers Friedrich gemacht habe, verhindern wollte. Es war aber schon zu spät. Auch meinte der Großherzog, daß cs nicht unmöglich sei, daß der Kaffer mit Bismarck hintereinander kommen werde, wenn er merke, saß man ihm nicht alles mitteile. Vorläufig will der Kaiser alles vermeiden, weil er den Fürsten Bismarck für die Bewilligung der Militärvorlage braucht. Im Auswärtigen Amt und in der naiionalliberalen Partei herrscht eine gedrückte Sttmmung. Straßburg, 26. Oktober 1889. Gestern ftihr ich nach Baden, wohin ich zur Kaiserin zum Esse» geladen war. Ich 'and sie wohler als konsi. ihre Stimme Heller und verständlicher. Sie sagte mir allerlei Schmeichelhaftes, und meinte, daß meine Slellung im allgemeinen „wachse", lieber die Politik äußerte sic sich wie immer sehr vorsichtig, mißbilligt aber dom das gar zu viele Herum reisen des Kaisers uns „äl! die Refte nach Athen Me. wie ich van Fürstin Betsu Hörle, dev griechischen Ho> ruiniert) für überflüssig. Nach Dftch balle ich ein längeres Gcspzäch mit dem Großhcrzog, der sich über Bismarck beklagte. Dieser ici gegen ihn erbittert, weil er dem Kaffer Gelegenheit gegeben habe, sich über die Schweiz aümtig auszusprechen. und noch weaen andrer Dinge. Der Großherzoa sagte do.mr: „Der Kaiser hat den- Fürsten auch bis hierber" — dabei zog er die Linie nicht am Hals, wie dies gewöhnlich bei dieser Redensart ge- ichieht. 'vndcrn an den Augen. Ebenso sei ihm Herbert zuwider. Ich meinte: „Ja. er bat ibn ja nach Athen mit- aenoniincn". — woraus der Großherzog sagte: „Ja, er ist nun einmal da!" Ter Kaffer wolle sich jetzt, so lauge er ihn noch für die Bewilligung der Militärvorlage brauche, nicht mit ihm Überwerfen. Später werde er Ln nickt mehr halten. > BerIi n, 22. Juni 1892- Gestern abend 6 Uhr mit Viktor j nach Potsdam. Auf der Wildparkstation war großer Zu- sauruienfluß von höchsten Herrschaften, dre zum Diner kamen. Bor dem Tiner erschien der Kaiser mit der Königin von Italien, und da ich ziemlich weit vorn stand, wurde ich an geredet, und der Kaffer stellte mich vor. Die Königin er- rni'.ertc daran, daß wir uns schon in München gesehen hätte«. Der König in Husarenuniform folgte mit der Kaiserin. Er ist nicht groß, mit großem, grauem Schnurrbart, hält sich sehr gerade und begrüßt die ihm vorgestrllten Leute mit höflichem Räumern. Ich saß den höchsten Herrschaften gegenüber, konnte also die Rede des Kaisers und die Antwort des Königs von Italien sehr gut hören. Der Kaiser sprach gut und taktvoll. Er hatte die Rede vor sich liegen und sah hier und da hinunter. Der König nahm sein Papier in die Hand. Beide Reden machten einen gutesi Eindruck. Nach Tisch war Cercle wie üblich. Der Kaiser kam sehr freundlich aus mich zu und fragte: „Nun. wie geht's. Alba?" Dann sprachen wir von Urville und von feinem Besuch und meiner Reise und dem guten Empfang, den er haben werde. Ich sagte dann, um die Konversation auf die Tagesfragc zu bringen: „Nur sürchteu dort die Leut«, daß Bismarck wiederkommen könnie." „D a können sie ruhig >ein ." antwortete der Kaiser lachend, „der kommt nicht wieder. Ich habe ihm sagen lassen, daß ich eine schriftliche Erklärung haben will. Die Wird er nicht -geben." Werki. 17. August 1892. Sonnabend, den 13.. kamen wir in Berlin an. Am Sonntag -früh ging ich zu Eavrivi, der mich mit gewohnter Freundlichkeit empfing. Wir kamen bald aus Bismarck zu sprechen, und Eaprivi sagte, er fei stolz daraus, Angriffe des Altreichskanzlers vom Kaiser ab und aus sich gezogen zu haben, indem er die bekannten Erlasse veröffentlichte. Am Montag, den 15.. subr ich nach dem MarmorvalaiS. Ich wartete lange mit Eulenburg und den Hofdamen. Dann kam die Kaiserin nnd etwas später der Kaiser. Er sah frisch, und munter aus. Während der Tafel erkundigte sich der Kaiser noch der Ernte in Elsaß-Lothringen und war sehr erfreut über die gute» Nachrichten, di« ich ihm geben konnte. Er erwäh-ntc unsere aünstiae -Finanzlage nnd sagte: „Eigentlich sollteimmer dcr-Neberlchuß dem Kaiser zur Verfügung ge» lt elltwerde n." Dann wandte er sich zu dem Admiral von der Goltz und sagte: ..Die Elsässer könnten uns wohl ein Schilf baue n." Ich sagte, ich 'wäre eher der Ansicht. daS Schloß in Zobern ausznbcuien. Nach Dff'ch aus der Terrasse kam die Rede aus Bismarck. J-n der längeren iUnterreduno sagte der Kai'er: „Wenn die Leute qlauben. daß ich Bismarck maßregeln, etwa nach S-vandou schicken werde, so irren sie sich. Ich denke nicht daran, aus Bismarck einen Märtyrer zu mache». dem die Leute wallfahren würden." Weiter erzählt« der Kaiser, er habe neulich Herrsurth aeiprochen und ihm «Hagt: „Sie haben doch allen Mlnisterialsitzungen beiaaoohnt. »ah« ich in der aanzen Zeit «ttvaS «etav, wa« Btiknat» verlitz»