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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260609017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926060901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926060901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-09
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1926
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Nr. 2SS Sette 2 Mittwoch. S. Juni MS — .vre^ner Ttochrtchtev" —- eine so herausgehobenc Vertrauensstellung innehat, und von dem dt,her eine besondere Selbstzucht verlangt werden mutz. Man wird der studentischen Bewegung, die letzt entfacht ist, unmöglich gerecht werden, wenn man sich bloß aus de» Standpunkt des formalen Juristen stellt und ohne jede wärmere Herzensregung kühl kritisch untersucht, gegen welch« Paragraphen des Akademischen StaluiS oder gar des Straf gesetzbuches die Lludenien sich etwa vergangen haben könnten. Ls must vielmehr gefragt werden, wie es möglich war. daß es überhaupt so weit komnien konnte, wie «S gekomnw» ist, und bei der Beantwortung dieser wesentlichen Krage darf man nicht a» der Tatsache vorübergehen, Last da» mangel hafte Verständnis, das bisher die zuständigen Berliner Amt». stellen für die Beweggründe der Studentenschaft entwickelt haben, recht eigentlich an der übermäßigen Zuspitzung Le» Konfliktes schuld ist. Vektor und Senat der Hochschule haben sich anfänglich ganz hinter die Studentenschaft gestellt. ES wurde aber weiter nichts erreicht, als daß Prof. Lesstng nach längerem Zögern wegen seines Auftretens im Haar» mann.Prozeß eine Rüge erhielt, während wegen der Ber- unglnnpfung des Reichspräsidenten jedes Einschreiten ab- gelehnk wurde. Das begriffen die Studenten einfach nicht, und die Erbitterung über diese Passivität des Ministeriums löste dann die jetzige kritische Wendung auS. Ganz unver ständlich ist das schroffe Borgehen der akademischen Behörde, d„S im Widerspruch mit ihrer ursprünglichen Haltung steht. Namentlich erscheint eS unsastlich. wie man sich zu dem Ver fahren verstehen konnte, aus 2i>0 Studenten „wahllos". wie es ausdrücklich heistt, zehn Opür herauszugreifen und diese mit der schweren Strafe der Relegation zu belegen, ohne Schuld oder Unschuld der so hart Gemastregelten zu prüfen. Eine derartige Methode pflegte das barbarische Miliiärrecht früherer Zeiten anzuweuden. wenn man die einzelnen Schuldigen nicht herauSsinden konnte und ein abschreckendes Exempel statuieren wollte. Das, aber in einem modernen RechlS- und Kuliiirstaccie ein« derartig mittelalterliche Ver- sahrungSart noch platzgreisen könnte, hat sich wohl niemand in Deutschland träumen lassen, und am allerwenigsten, dah eine deutsche Hochschule de» fragwürdigen Ruhm der Er neuerung dieser summarischen „Rechtsfindung" gewinnen würde. Da Rektor und Senat in Hannover doch unmöglich über Nacht ihre grundsätzliche Auffassung geändert haben können, so bleibt nur die Annahme übrig, dah ein ungewöhn lich starker Druck von oben her im Sinne eines drakonischen Vorgehens ausgeübt worden sein must. Diese Ansicht wird auch durch die inzwischen wieder erfolgte Betonung der Ein- mütigkeit zwischen Rektorat und Studentenschaft vollauf bestätigt. Alle Verständigen und Gutgesinnten müssen einsehen. Last ber bisher «ungeschlagene amtliche Weg nicht zu der un bedingt nötigen Beiriediing der Studentenschaft führen kann. Damit übrigens der ernsten Sache auch der Humor nicht fehle, teilt die Linkspresse mit, daß Prof. Lessing seine letzte Vorlesung „ungestört" »u Lutz« geführt Hab«. Da» stimmt, „aber fragt mich «nr nicht. wie". »» waren nämlich au», gerechnet sei»« Gattin «nd ein junge» Mädchen anwesrnd. Demnach ist ofsendar auch ber Dritte tm Bunde, der zurrst noch au»geharrt hatte, et» sozialistischer Student, abtrünnig geworden Außerdem ist bi« gesamt« Technisch« Hochschule ln Hannover bi» zum heutigen Mittwach durch den Auszug der Studenten nach Braunschweig verwaist. Wem» die Linke mit dem Erfolg« zufrteben ist — badest otdij Wa» jetzt vor allem «ottut, ist die Einsicht an kettender Stelle, Last die nationalen und seelischen Nöte, unter deuen die hannoversche Studentenschaft infolge de» Kalle» Lefsing schon so lang« leidet, nicht durch ein schonung»lolc» Eiugretfen mit rauher Hand — rin demokratische» Blatt behauptet, «S ständen noch 280 Relegationen in Aussicht — noch ge steigert werden dürfen, sondern Last man einem weiteren gefährlichen Umsichgreifen der Verbitterung Einhalt tun muß durch eine Lösung des Knotens, die der Gerechtigkeit und Billigkeit entspricht und den berechtigten Empfindungen der Studentenschaft nichts Unmögliches znmntet. Dah man auch tm Kultusministerium von dem Gebaren Prof. Lessing» nicht restlos entzückt ist. zeigt die tn dem Rügenerlaß wegen deS Haarmann-ProzesseS an ihn ergangene Weisung, sich gröberer Zurückhaltung zu befleißigen. Bisher hat Professor Lessing dieses Gebot nicht befolgt. Allmählich scheint er aber doch zu der Einsicht zu kommen, daß er den Bogen über- spannt hat, und daß allzu scharf schartig macht. Er hat näm lich dem Vertreter eines Berliner demokratischen Blatte» die Erklärung abgegeben, ..e» würde seiner Neigung ent sprechen. fern von aller Oesfentlichkett der wissenschaftlichen Arbeit zu leben, aber er müsse seine Kamllie vor Hunger schützen: wenn einzelne von ihm gebrauchte Wendungen eine übertriebene Schärfe hätten, so bedaure er da»". Sollte dieses Geständnis den Anfang zu einem Einlenken bedeuten, so wäre das zu begrüßen. Gelegenheit zu der hiernach von ihm gewünschten Aenderung seiner Tätigkeit wird Professor Lessing schon genügend finden, wenn er sie ernstlich sucht. Er scheint aber bis jetzt wenigsten» seiner persönlichen Neigung nicht folgen zu können, weil er nach einer angeblich von ihm getanen Aeußerung „Rücksicht nehmen muß auf die Kreise, die hinter ihm stehen". Das heißt also mit anderen Worten, daß die sozialtstisch-demo- irakischen Einflüsse, die bis in» Ministerium reichen, ihm den Daumen auf» Auge halten» weil sie den stall zu einer Kraft- und Macht probe gegenüber der nationalen Bewegung unter der Studentenschaft auSnntzen wollen! Ist das richtig, so kann dadurch die Abwehr-Energie der Studenten nur um so stärker entfacht werden. Sobald aber die Studentenschaft bet den zuständigen Stellen erst ein- mal den guten Willen zu einem erträglichen Ausgleich sieht, wird sie nicht zögern, das ihrige zu tun, um wieder normale Zustände in Hannover herzustellcn. Gefährliche Ausdehnung der Lessing-Krise. Drohende Massenrelegaiionen von 1409 Studenten. Hannover, 8. Juni. Mit der gestrigen Demonstration von 1800 Studenten der Technischen Hochschule Hannover in Braunschwcig ist die Krise im Kalle Lessing noch nicht aus dem Höhepunkt angclangt. Im Bureau der Kührnng der wieder »ach Hannover zuriickgekehrten Studentenschast wird sicberhast gearbeitet, Presievcrireler, Stadtverordnete und andere interessierte Persönlichkeiten kommen nnd informieren sich wie bei großen politischen Versamrnlnngen. Obwohl die Sitzungen einander jagen, Hai man in der Siuderttenlchast den arken Eindrnck eines immer kräftiger sich auSwirkenden cin- chtigen und klaren Willens. Die Führung der hannoversclrcn Studentenschaft bestätigt, daß nach Ankündigung deS Rektors Prof. Dr. Oesterlcn niliimehr weitere 280 Studenten der Technischen Hochschule relegiert werden. Diese Relegation wird dann zur Folge haben, daß nach und nach die ganze Studentenschast, wie sic gestern sich au der gemeinsamen Reise nach Braunschweig beteiligt, sich mit den Relegierten solidarisch erklärt und dann auch relegiert werden muß. Dabei würde cs sich dann um eine Maßregelung vo« mindestens Itliü Sindenicn handeln. Es ist natürlich möglich, daß durch ein Verschwinden des Professors Lessing die Dinge eine andere Wendung nehmen. Man behauptet, daß eine Fühlungnahme mit Lessing bereits stattgesunden habe, die jedoch ergebnislos verlausen ist, so daß vörläusig Professor Lesung weiter seine zwei Stunden in der Woche seinem einzigen Hörer widmen wird. Bei der möglichen Massenrelegation würde die Studentenschast die Technische Hochschule in Hannover verlassen und versuchen, aus äußer- preußischen Hochschulen unierzukommen. Ein gemeinsames Abwandcru an eine bestimmte Hochschule ist wegen der Naum- verhälinisse natürlich nicht möglich. Es kommen vorerst die Hochschulen in M ünchen, Danzig und Braunschweig in Krage. Aber selbst diese drei würden nur einen Bruchteil der Gesamtzahl der Nbwanderndcn aufnehmen können. Heute herrscht Streik. Die Technische Hochschnle liegt vollkommen verödet. Lediglich einzelne Studenten kommen und informieren sich über den augenblicklichen Stand der Dinge. Am Donners tag werden die Kollegs wieder abgehalien und bis Sonn abend fortgesetzt. Sollte am Montag, dem einzigen Tage von Lessings Tätigkeit, der Redner wieder versuchen, seinen Hörern etwas zu erzählen, wird die Studentenschaft am Montag abermals die Hochschule nicht aufsuchen. Am Diens tag wird jedoch der normale Betrieb wieder ausgenommen, nm dadurch zu betonen, daß sich die Studentenschaft auch weiterhin lediglich legaler Mittel bedienen wird. — Wenn sich -ie Verhältnisse nun bis zur befürchteten Massenaus-wetsung zuspitzen sollten, wird eine Ausdehnung der Bewegung ans andere Hochschule« . die Folge sein. Kür diesen Kall haben sich bereits »»stimmend geäußert die Hochschulen von Jena, München, Hannöverisch- Münden, Göitingen, Braunschwetg wird Lharlvttenburg. Zwecks näherer Stellungnahme haben Köln, Königsberg und Karlsruhe Informationen eingefordert. Die Studentenschaft der erstgenannten Städte wird auch für die wirtschaftliche Unterbringung und Unterstützung der aus Hannover Aus- gestoßenen nach jeder Richtung Sorge tragen. Die Vor bereitungen für eine eventuelle stärkere Unterstützung minder bemittelter Kommilitonen, die durch den möglichen Verlust eines Semesters empfindlich getroffen würden, sind im Gange. Eharlottenburg würde beispielsweise 280. Braunschwetg 300 Studierende aufnehmen. Wie ernst tn Hannover bi« Lage beurteilt wird, geht dar aus hervor, das, an einem der nächsten Tage eine — nicht etwa von der Studentenschaft einbernfene — Protestversamin- lnng in der Stadthallc abgehalien werden wird, an der neben dem Akademischen Verband wirtschaftliche Verbände usw. tcilnchmen. Sine Anfrage der Deutschen Dolksparlel. Berlin, 8. Juni. Die Fraktion -er Deutschen VolkSvartei hat im Preußischen Landtage eine Anfrage eingebracht, was das Staatsministcrtnm zu tun gedenke, um die Technische Hochschule in Hannover dauernd zu befrieden und die ganze deutsche Studentenschaft und alle deutschen Hochschulen vor gefährlichen Störungen zu bewahren. Di« Fraktion Hai ferner einen Antrag etngebracht, in dem daS StaaiSininiste- rium ersucht wird, an ber Technischen Hochschule Hannover mit möglichster Beschleunigung einen Lehrstuhl für Philo sophie zu errichten und mit einer hervorragend geeigneten Persönlichkeit zu besetzen. Die Göttinger Studentenschaft zum Falt Lessing. Göttingen, 8. Juni. Die Göttinger Studenten schaft übermittelte gestern nach einer Vollversammlung der Studentenschast der Technischen Hoch schule Hannover sollende Entschließung: Die Göttinger Studentenschast erklärt sich grundsätzlich mit den Bestrebungen der Hannoverschen Studentenschaft zur Ncin- crlzaltung der akademischem StanbeSchrtz einverstanden und bedauert, daß die Vorkommnisse zur Relegation von Kommili tonen geführt haben. Der Bund alter Akademiker Hannover und Umgebung hat zum Kall Lcssing folgende Entschließung gefaßt: Der Bund alter Akademiker Hannover «nd Umgebung spricht der Studentenschaft der Technische« Hochschule, die mannhaft sür die deutsche akademisch« Krettett und Rechte und dcntscheS VolkStum etntritt, seine Anerkennung a«S. Die allen Akademiker begrüßen insonderheit die feste Haltung ber studentischen Jugend und wissen sich ein» mit ihrer kraft vollen Bekundung akademischer Gesinnung. Vor 1927 Keine Vierleljahrszahlungen sür die Beamten. Berlin, 8. Juni. Im H g u s h a l t a us s ch u ß des Reichs tags wurde heute u. a. ein demokratischer Antrag behandelt, der die Wiedereinführung der vierteljährlichen GclsaltS- zahlung an die Beamten verlangt. Ein Vertreter des R e i ch s s i n a n z m > n i st c r i n m S wies darauf hin, daß die Kinanzvcrwalinng die allernachdriicklichsien Bedenken gegen die sofortige Einführung der VierieliahrSzahlung unter den gegenwärtige» wirtschaftlichen »nd finanziellen Verhältnisse hege. Diese Bedenken seien bcamienpolitücher und rein wirt schaftlicher Natur. Insbesondere zwinge auch die allgemeine Lage, den Zeitpunkt für Einführung der VierteljahrS- zahlnngen noch nicht als gekommen zu erachten, denn die finanzielle Auswirkung des demokratischen Antrages bedeute für Reich, Länder und Gemeinden sowie Bahn und Post eine Anspannung von MO Millionen Mark. Würden, wie be absichtigt, nun erst einem Drittel, dann dem zweiten und dann dem dritten Drittel die Vicrtcliahreszakilnngen ge geben, so würden insgesamt sür Reich. Länder und Gemeinden und Bahn immer noch 180 bis 100 Missionen oder kür das Reich allein oo Millionen ans einmal nötig werden Eben so -ringende Vorstellungen hätten die Finanz- minister von Sachsen. Bauern und Württemberg, Baden, Hessen usw. geäußert. Die Lage sei so, daß die ViertcljahreS- zahlnng wieder etngeführt werde, sobald die Finanzlage e» gestatte. Die Regierung müsse aber den Zeitpunkt der Wiedereinführung bestimmen. Für die Reichsbahn mürbe ein Betrag von 200 Millionen nötig werden, bet der Drttte- lung 100 Millionen. Das könnte die Bah» ohne Tarif erhöhung nicht leiste«. Der Negtcrungsvertreter empfahl des halb. die ganze Frag« bis zum Etat des Jahres 1027 zurück» zustellen. Dann könne darüber an Hand de» neuen Budgets erneut beraten werden. Der demokratische Antrag wurde bann von den Antragstellern wieder zurückgezogen. Angenommen wurde eine demokratische Entschließung, daß in den Ncichshaushalt. plan für 1027 die Mittel eingestellt werden sollen, die zur Wiedereinführung der BierielsahrSzahlungen der Beamten gehälter nach Maßgabe der Drittelung vom 1. April 1027 ab erforderlich sind. ES folgte bann noch die Beratung ctneS völkischen An trags bctr. einen Gesetzentwurf über Gehalt «nd Rcrsorgnng des Reichskanzlers und der Reichöministcr. Durch den Antrag wird beabsichtigt, eine gesetzliche Bestimmung zu treffen, daß dem Reichskanzler und den ReichSmtnistern Ruhegehalt «nd Htnterbliebenenversorgnng nicht znstchcn tollen. Nach kurzer Debatte wurde die Angelegenheit bis zu dem Zeitpunkt ver- tagt, wo die Negierung dem Reichstag ein MinisterpcnsionS- gesctz vorlegen wird. Von der Negierung wurde die baldige Vorlegung eine» solchen Gesetzentwürfe» »ugesagt. Französische Kabinettskrise insel-e -es Frankensturzes. Gerücht« Aber bi« Demtssto« des sranzöfisch«« Atnanzminißn». Part», 8. Juni. In de« Wandel gän^n ber Sa«»« «tag hente nachmittag bas Gerücht «a. daß Kt»«,». mintBerPsret »on seinem Posten »nrück»ntre««, »«, schloß«« bade, nnb daß dieser Beschluß dei ««»«ang des «n, »lgen Mtntsterrat» ossi^e» dekaunigesede« »erbe. Die Er. reguna in politischen Kreisen ist außerordentlich groß. Die Nachricht, so unwahrscheinlich sie klingt, scheint den Tatsache, »u entsprechen. Man erinnert daran, -aß Püret bei Au», gang deS letzten Ministerrat» seine Ohnmacht gegenüber der Devisrnhausse mit den Worten cingestand: „Es seien versteckt« Kräfte am Werk, vvn denen die Negierung nicht» wußte." Diese Aeußerung. die für einen Kinanzminister ebenso auf. richtig wie ungeschickt nmr, wurde Psret tn den letzten Tagen wiederholt vorgcworfen. Kurz vor Aufhebung der Kammer- sitzung wurde bekannt, daß sich Päret zum Finanzministerium begeben habe und es ablelntte, die Nachricht von seiner be vorstehenden Demission offiziell zu dementieren. K, de, Wandelgängcn ber Kammer werden bereits die Folgen einer solche» Demission behandelt. ES sind zwei Ansichten vertrete». Die eine Gruppe glanbt, daß der Rücktritt Anlaß zu einer große« nach dem Zentrnm erweiterten Kabinettsbildung sei, werbe, während die andere die Ansiche vertritt, daß mit de« Rücktritt besGcsamtkabinettSzu rechnen ist. Die letzte Auffassung ist die vorherrschende. Man spricht von der Bildung eines großen Kabinetts der nationalen Einigung, in das mehrere gewesene Ministerpräsidenten, darunter Hcrriot und Poincarü, etntreten würden. Nach Genfer Meldungen, die von der Radioagrntnr allerdiugS mit Vorbehalt wieder, gegeben werden, hat Briand auf Befragen erklärt, daß er im Falle einer Demission P<-rciö mitücm ganzeuKabinett zurückireten werde. Relkunqsversuche für -en Franken. Brüssel, 8. Juni. Der Genfer Korrespondent de» „Peuple" schreibt, Vanderoclde und The » niS lzaiten heute vor. mittag mit Briand und Lvuchcur eine Unterredung, die sich auf Maßnahmen zuin Schutze der nationalen Währungen bezogen. ES wurde Uvbcreinsttmmiing hinsichtlich einer ge- meinsamen Aktion Belgiens, F rankreich s »nd gegebenenfalls auch Italiens zum Schutze der Wechselkurse erzielt. Wie Vanderoclde erklärt, wird sich Theunis morgen nach Paris begeben, um sich sofort mit den zuständigen Dienststellen des französischen Finanzministeriums in Verbindung zu setzen. Spattung der englischen Liberalen. London, 8. Juni. Die liberale ParlamcniSfrakdion hiclt heute abend die erwartet« Sitzung unter Vorsitz von Llovd George ab. 34 Mitglieder ivaren anwesend. Sir John Simon machte Mitteilung von einem Besuch, den er und der Hanpteinpettscher der Partei bei L o r d L> x f o r - iASquithj gemacht hatten, nm ihm über das Ergebnis der vorigen Sitzung »er liberalen Parlamentsfraktion Bericht zu er statten. Vvn Lord Oxford ist daraufhin ein Schreiben ein. gegangen, in dem er mitteilt, seit seinem in voriger Woche geschriebenen Briefe sei nichts geschehen, was die Auffassung abändcre, der er damit Ausdruck zu geben die Pflicht gehabt hätte. Nach Kenntnisnahme dieses Briefes wurde eine von Sir Robert Thomas vorgelegte Entschließung beraten, wonach di« liberale ParlamcniSfrakiion ihre Mißbilligung, daß di« Meinungsverschiedenheiten der liberalen Führer der Oeffent- lichkcit bckanntgcgcben wurden, ausdrückt und die Hoffnung auSsprichi, daß die Führer ihr Bestes tun werden, um di« Einigkeit innerhalb der Partei wicderherzustellen. Ei« Antrag, die Stelle der Entschließung, die eine Miß, btlligung des Verhaltens Lord Oxfords bedeutet, zn streiche», wurde mit 20 gegen 12 Stimmen abgclehnt. Das Er gebnis der Sitzung dürste die endgültige Spaltnngder liberalen Parlamentöpartct in zwei Grnvpen, näm lich in die der Anhänger von Lloyd ftieorge «nd die der Am Hänger von Lord Oxford, bedeuten. jW. T. B.j Das Knappschaflsgeseh im Reichstage. Berlin, 8. Juni. Der Reichstag setzte tu seiner heniigkÄ Sitzung zunächst die zweite Lesung des ReichSknappschastS« gcsetzes fort. Dabei erklärte der ZcntrumSabgeordnete Im busch. daß cS die Schuld der Unternehmer sei. wenn da» bl^ hcrige KnappschaftSgesetz nicht dem sozialen Frieden gedient habe. NeichSarbeltsmintster Dr. BrannS bezeichnet? die voß Arbeiigeberseite verbreitete Schätzung der Ncubelastung durch die Novelle zum Reichsknapvschafisgesetz als eine P r i v a t c> r b e I t. Die H Überschätzung der Lasten, z» -er die Arbeitgeber im Gegensatz zum ArbcitSministcrium kommen, stütze sich ans stichhaltige Gründe. Sozial demokratischen Auslassungen gegenüber betonte ber Minister, daß den Arbeitnehmern eine durchaus ausreichende Bei- irciung in dem Selbstverwaliungökörper der Knappschaft ge- sichert sei. Nach weiterer Debatte, an der sich die Abgemcdncien Schwan lKomm.j, Schneider-Berlin lDcm.s. Schirmer-Franken <B. Vp.j und Siöhr lVölk.j beteiligten, und die so wenig neue Momente brachte, baß die Redner eigentlich nur für die ReichSiagSstcnographen sprachen, wurde die allgemeine Aus- spräche geschlossen. Die Spczialdebatte vertagte daS Han aus Mittwoch nachmittag. Außerdem steht die erste Beratung deS Gesetzentwurfs über die Fürstenabfindung aus der Tages ordnung der Mittmochsitzung. Der Arbellsplan -es Enqueke-Ausschusses Sechs Nntcransschüssc für die einzelnen Wirtschaftszweige. Berlin. 8. Juni. Der Engucteausschuß trat heute Im Plenarsitzungssaal deS vorläufigen NeichSwtrtlchastSrateZ zu seiner zweiten Sitzung zusammen. LammerS übernahm daS Präsidium und gab der Hoffnung ans harmonische Zu. sammenarbcit zwischen Ausschuß und RcichSrcaierung Aus druck. In das Präsidium traten neben dem ersten Vorsitzen den als Stellvertreter die Mitglieder: Dr. Hilserding. Gras Keyserling» und Prof. HarmS ein. Tie Verhandlungen wandten sich dann der Beratung de- ArbetiSvlancS zu, der sechs Unterausschüsse vorsieht, die sich nach den Haupt- gebieten der deutschen Volkswirtschaft gliedern- Der eilte dieser Ausschüsse wird die Struktur der deutschen RolkSwiri- schast untersuchen und die bedeutungsvollen Nendcrungen der Weltwirtschaft zu prüfen haben, die aus die deutsche Volks wirtschaft zurückwirken. Der landwlrtschgstlichc Ausschuß wird die gesamte Lage der Landwirtschaft nnd ihre Ent- wicklungsmöglichkeiten untersuchen Der UnteranSschnß für Gewerbe wird zunächst die Prodiiktionsgruvdkaaen der deut schen Gewerbewirischatt fcstznstellen haben. Ein wclt-rer Ausschuß hat die Frage deS Geld- nnd Kreditwesens zum Gegenstand, desgleichen ist ein Ausschuß zur Nntertuchnna des öffentlichen Finanzbedarfs vorgesehen. Ein UnteranSschnß soll die Wirkung von Arbeitszeit und Arbeitslohn aus die Arbeitsleistung untersuchen Die Arbeitsweise der WirtschastSenauete ist so ge dacht. daß die Ausschüsse zunächst alles für ihren Zweck not wendige statistische Material sowohl mm der Negierung. alS auch von den privaten WirischafiSvcrbäuden anfordern. Nach Verarbeitung dieses Materials werden die Anslchüssc zunächst Fragebogen entwerfen und an die In Betracht komincndcn Sachverständigen zur schristtlclien Bcaniworinna verschicken, an die sich dann die mündliche Vernehmung der Sachver ständigen anschliehcn wird.
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