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soe Aeitunge«. 'Jachten. ErnteauSsichteu. Die Ernte wird nach allen Berichten diesmal günstig ausfallen. „Mai kühl, Juni naß, füllt dem Bauer Scheuer und Faß." An den meisten Orten war diese normale Witterung; war der Mai zu trocken, hat der Juni durch Gewitterregen das Versäumte eingeholt. An der Donau in Baiern war meist ein wohlthuender Wechsel von Regen und Sonnenschein; am Iller und Lech stehen die Saaten sehr gut, bei Ulm rechnet man dagegen auf ein Drittel Ausfall ; in Niederbaiern fast zu viel Regen, in Ungarn, im Banate haben anhaltende Regen den Sommerfrüchten aufgeholfen. An der Weichsel sind viele Gewitter mit Hagel gefallen, die bei Posen, Brom berg, Danzig Schaden anrichteten. Jndeß läßt die Ernte einen reichlichen Er trag erwarten; Weizen, Roggen, Reiß und Klee sind in üppiger Fülle. An der Oder gleichfalls Gewitter, dazwischen warme Tage. In Schlesien üppiger Pflanzenwuchs; in Pommern stehen die Felder theilweise dünner, besonders Roggen und Weizen; Gerste, Hafer und Kartoffeln haben sich gut entwickelt. Bei Berlin im Juni viel Regen und Wind, die Felder stehen gut. An der Elbe durchaus gute Ernte. In Böhmen ist der Raps gut gediehen, auch der Hopfen, bei Saaz haben aber Insecten Einiges geschadet. In Sachsen ist der Raps geerntet, Korn und Weizen durchweg gut. An der Weser lange Dürre, im Juni hat der Regen etwas gebessert. Im Maingebiet durchaus schöne reiche Felder. Irr Würtemberg viel Gewitter, mitunter Hagelschaden, Weizen und Roggen stehen gut, desgleichen Svmmerfeldfrüchte. Auch Obst wird besser, als man glaubte. Für die Heuernte wäre trockenes Wetter zu wünschen. In der Pfalz sind sämmtliche Culturpflauzen mit Ausnahme der Futterkräuter sehr gut gerathen, die Weinberge sehr reichlich. Im Mainthal steht eine reiche Ernte in Aussicht, seit Pfingsten fortwährend fruchtbare Gewitter. Am Niederrhein allent halben günstiger Stand; in Westphalen steht das Korn dicht und massig, noch besser der Weizen; Kartoffel und Futterkräuter sehr üppig. — In Frankreich ist der Regen spärlicher gefallen, indeß hofft man auf eine gute Mittelernte; in England größtentheilS guter Stand; auS Amerika, besonders aus Missouri, wird trotz des Krieges von einem sorgfältigen Ackerbau und der Aussicht auf eine reiche größere Ernte berichtet. Leipzig, 4. Juli. Heute Nachmittag 4 Uhr versammelte sich der hiesige Grossohandelsstand auf der Börse. Es wurde unter Vorsitz des Hrn. Gustav Harkort beschlossen, dem von der Kramerinnung gestellten Anträge, daß beide Corporationen sich vereinigen möchten, beizutreten. Zur Ausführung des Wei tern wurden Vertrauensmänner ernannt. Das Gesammtvermögen beider Cor- poratiouen wird etwa 200,000 Thlr. betragen, von dem ein Viertheil der Groffohandelsstand zubringt, während das Vermögen der Kramerinnung unge fähr 150,000 Thlr. fein mag. Ueber den Conflict zwischen einem Offizier und einem Studenten in Leipzig sagt der Adler unterm 4. Juli: „Der Conflict wird hoffentlich ausgeglichen werden. Da bei einer unverdienten Ohrfeige von Revocation nicht die Rede sein kann, wird die Genugthuung in Form einer Entschuldigung zu leisten sein, womit auch der Student zufrieden gestellt wäre. Ueber die Form derselben, Zuziehung von Zeugen, schweben indeß die Verhandlungen noch. Man sagt, der genannte Offizier werde demnächst in eine andere Garnison versetzt werden. Der ganze Vorfall ist um so beklagenswerther, als man anerkennen muß, daß das sächsische Militär in dm letzten Jahren den Civilisten gegenüber ein Ver halten gezeigt hat, das von dem Gebaren in einem großen Nachbarstaate vor- theilhaft absticht. Hoffentlich werden die sächsischen Krieger aller Grade auch fernerhin eine Ehre darin suchen, mit der Civilbevölkerung in Frieden zu leben." Dem „Adler" wird unterm 3. von Chemnitz geschrieben: Der Gang der Geschäfte ist seit einiger Zeit ein befriedigender, ja sogar in der Webereibranche ein sehr guter, so daß man nicht Arbeiter genug aufzutreiben vermag, um die Commissionen alle ausführen zu können, die vorliegen. Namentlich sind karrirte Winterstoffe für Damenkleider und Damaste sehr begehrt, und die Preise an nehmbar. Nach einer äußerst stillen Zeit, die mit wenig Unterbrechung mehrere Jahre angehalten, ist endlich der schon längst erwartete Bedarf massenhaft ein getreten ; es ist wirklicher Bedarf und keine Spekulation, denn die meisten Auf träge sind für Baiern und Süddeutschland gemacht worden. Glauchau und Meerane erfreuen sich einer gleichen Lebhaftigkeit in ihren Artikeln, es werden jedoch meist Mittelwaareu und ordinäre Gattungen verlangt. In Strumpf- waaren fängt es auch an besser zu gehen, doch sind seit Anfang dieser Woche die Baumwollgarne bedeutend gestiegen, der Preisaufschlag beträgt 1^—2 Ngr. per Pfund. Es war nicht anders zu erwarten, da Baumwolle im Preise immer mehr steigt, während die Garnpreise bisher mit denen des Rohstoffes in gar keinem Verhältnisse standen. Zwickau, 5. Juli. Als Nachfolger unseres von hier scheidenden Herrn KreiSdirectorS v. Schimpfs bezeichnet man nun mit ziemlicher Sicherheit den Herrn Eisenbahndirector, Geheimenrath Finanzrath v. Tschirschky in Dresden. Plauen. Nach der für das voigtlänoifche Sängerfeft festgestell ten Festordnung werden am Sonntag, 10. Aug. die mit der Bahn kommen den Säuger am Bahnhofe, die nicht mit der Bahn kommenden vor der Stadt empfangen und zum Rathhause — welche-, beiläufig gesagt, bis dahin hoffent lich seine neue Toilette beendigt haben wird — geleitet. Abends 6 Uhr wird vom Rathhause ab der Festzug zur Festhalle auf dem Anger stattfinden und der Abend von 8 Uhr an mit Begrüßung der Sänger durch Lied und Wort, Einzelvorträge und den gemeinschaftlichen Gesang eines Liedes das Fest vorbe reitet. Montags, den 11. Aug. früh 5 Uhr, folgt „Sängerruf," um 8 Uhr die Hauptprobe zur ersten Aufführung, Nachmittags 2 Uhr die erste Haupt aufführung nach vorhergehender Rede und von Abends 8 Uhr an folgen wieder Einzelvorträge und gemeinschaftliche Gesänge. Dienstag, den 12. August, beginnt nach dem Sängerrufe um 5 Uhr die Hauptprobe um 8 Uhr;. Nachmittags 1 Uhr erfolgt die Abholung der Vereinsfahnen aus der Festhalle nach dem Sammel plätze, 1/22 Uhr die Aufstellung der Vereine und der Festzug und um 4 Uhr die 2. Hauptaufführung, an welche sich von 8 Uhr Abends an wieder Einzel- und Gesammtvorträge schließen. Als Nachfeier ist für Mittwoch Vormittags bei günstiger Witterung ein gemeinsamer Ausflug, Nachmittags ein Instru- mentalconcert in der Festhalle und Abends ein Ball in Aussicht gestellt. Bad Elster. Nr. 29 der Curliste weist bis zum 3. Juli in 629 Parteien 1043 Personen nach. Präsent: 668 Personen. PreuHen. Das Gesammtquantum Wolle, das diesmal auf dem Ber liner Wollmarkt zum Verkauf gestellt worden ist, erreicht die ungewöhnliche Höhe von 170,000 Ctrn., von denen etwa 20,000 Ctr. unverkauft geblieben sind. Es repräsentirt dies, den Ctr. durchschnittlich zu 70 Thlr. gerechnet, ein Object von etwa 12 Millionen Thalern; ein ungeheurer Geschäftsumsatz in Zeit von etwa 2 — 3 Tagen. Berlin, 6. Juli. Eine wichtige Seite unseres hauptstädtischen Lebens erhält durch die amtliche Uebersicht der Hypothekenverhältniffc eine Beleuchtung, welche in verschiedener Beziehung zu denken giebt. Danach hatte zu Ende 1861 Berlin 13,572 Hypothekenfolien und 159,762,000 Thlr. Hypothekenschulden. Der Werth der lebenden Grundstücke war zu 233,524,000 Thlr. veranschlagt. Der Werth der unbebauten, d. h. insbesondere Baustellen, Hof- und Lager räume, Gärten, Feld, Wiesen wird auf 7 Millionen Thaler geschätzt. Hiernach betrug Ende 1861 der gesammte Werth aller Grundstücke im Berliner Gerichts bezirke in runder Summe 240^ Millionen Thaler mit 159*/z Millionen Schulden, so daß sich eine durchschnittliche Verschuldung bis zu zwei Drittel des Taxwerthes ergiebt; rechnet man aber 2000 ganz hypothekenfreie Grund stücke ab, so kommt eine Verschuldung bis zu drei Viertel des Werthes. Hin sichtlich des Zinsfußes ist dabei zu bemerken, daß derselbe von früher 4 */z "/« für gute Hypotheken, in den jüngsten drei Jahren auf 5^ gesteigert worden ist und sich auch 1861 so behauptet hat. Frankfurt a. M., 2. Juli. Die Stätte ist bereitet, wo die haupt sächlichsten Momente des uns bevorstehenden Deutschen Schützenfestes ihren Abschluß finden werden, d. h. die Festhalle ist bis auf einige Kleinigkeiten voll endet. Schon wehen in dem Hauptgang derselben die Fahnm aller deutschen Länder, überragt von den Tricoloren, und an den mit M00S überzogenen Pfeilern sind die Wappen der einzelnen Länder angebracht. Grüne mit schwarz- rothgoldenen Bändern durchzogene Laubgewinde verbinden die einzelnen Pfeiler, und die in der Mitte des Haupteingangs befindliche Fontaine wird schon morgen ihre Wasser ausstrahlen. Ein großer Kronleuchter in der Mitte und vier nicht weniger umfangreiche auf beiden Seiten geben das nöthige Lnyt dem Haupt gang, während die kleineren Gänge durch zahlreiche Armrohre erleuchtet werden. So ist alles bereitet, um die Gäste aufnehmen zu können, die sich auch schon künftigen Freitag einfinden werden, denn an diesem Tage findet die Eröffnung statt und von da an kostet der Eintrittspreis 30 Kr. Auch die Küche ist vollendet, schon rauchen die Schornsteine und das massenhafte Geschirr und Zeug wird in Reihe und Glied aufgestellt, da künftigen Sonntag Mittag das erste große Banket abgehalten werden soll. Die Schießhalle geht auch mit jedem Tag, mit jeder Stunde ihrer Vollendung entgegen, die Schußgänge der linken Seite sind schon mit Tannenbäumchen bezeichnet, während auf der rechten Seite das Korn geschnitten wird, um den Platz den Arbeitern zu übergeben. Nur der Gabentempel und die Verkaufsbuden sind noch etwas zurück, doch auch diese werden zur rechten Zeit fertig sein. In der Stadt fängt man schon an zu schmücken und die Industrie hat sich mit aller Gewalt des Schützenfestes bemächtigt, um den größtmöglichsten Nutzen aus dem Feste zu ziehen; es giebt Schützenuhren, Schützenmützen, Schützenpfeifen, Schützengläser, Schützentassen, Schützenbörsen, ja sogar Schützenwetterfahnen. Wie dem Frankfurter Journal aus Berlin gemeldet wird, circulirt ein von der demokratischen Partei des Nationalvereins ausgehender Antrag an den Ausschuß des Nationalvereins auf Berufung einer Art deutschen Parla ments zur Berathung der Mittel und Wege, die zur Erreichung des Ziels de- Vereins einzuschlagen sind. Frankfurt, 4. Juli. Nach dem „Franks. Iourn." hat die heffen-hom- burgische Regierung in ihrer heutigen Sitzung die Aufhebung der Spielbank in Homburg zu beantragen beschlossen. Die Aufhebung soll bald erfolgen. (Wenn sich dieß bestätigt, Bravissimo!) Frankfurt, a. M., 6. Juli. Ein entsetzlicher Orkan hat heute Nachmittag 4 Uhr den südlichen Theil der für da- Schützenfest errichteten