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beschäftigt waren, das im Straßengennne fließende Wasser in kleine Teiche abzndämmen, stürzte die kürzlich neuerbaute 7 Ellen hohe Mauer, welche das um so viel erhaben liegende Grundstück der Herren Böttger und Lennke an der Straßenseite einfaßt, von der dahinter gefammclten Wassermenge durch brochen, in einer Frontlänge von 23 Ellen zusammen und begrub mehrere der Kinder. Zwei von den Verschütteten wurden als Leichen furchtbar zermalmt unter den Steinmassen hervorgezogen, während die übrigen, mehr oder weniger verletzt, gerettet wurden. Wir können von dem größten Theile unserer Leser annehmen, daß sie mit den beiden Artikeln der letzten Nummern der „Gartenlaube" über den Unter gang des preußischen Kriegsschiffes „Amazone," welche auf Anstiftcu von Kopenhagen aus von einem amerikanischen Klipper absichtlich übersegelt werden sein sollte, nicht unbekannt geblieben sind. Die preußischen Blätter, welchen die Sache doch ziemlich nahe anging, schwiegen anfänglich und sprachen dann in der Mehrzahl ihre sehr erheblicken Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Erzäh lung aus; zum Theil fertigten sie die Redaction der „Gartenlaube" wegen der Form der Artikel stark ab; die preußische „Sternzeitung" in einer Weise, daß die Berliner „Börsenzeitung" darüber sagte, man fände eine selche Sprache nur auf der Gasse. Die „Kölner Zeitung" fand in der Erzählung eine Er- eigniß-Macherei, wie sie die amerikanischen Blätter in ihren „Vermischten Nach richten" zu bringen pflegten. Jetzt hat nun das „Leipziger Tageblatt" eine Erklärung des Herausgebers der Gartenlaube E. Keil veröffentlicht, worin dieser selbst sein Bedauern über den Druck des ihm zugegangenen Manuscripts ausspricht und zugleich bemerkt, daß 65,000 Exemplare der betreffenden Num mern wieder eingestampft worden seien. Die Vertretung der Thatsachen über laßt er nochmals dem Autor, der früher 9 Jahre in Amerika gelebt hat und jetzt in Deutschland sich aushält. Jüngst wurde auf einer Telegraphen-Station von einem Viehhändler fol gende Depesche an einen Collegen aufgegeben: „Morgen früh alle Schweine nach dem Bahnhof bringen. Dich erwarte ich auch." Eine andere, nicht minder naive Depesche erhielt dasselbe Telegraphenamt zur Beförderung; sie lautet: „Komme erst morgen. Personenzug nimmt keine Ochsen mit." Frankfurt, 19. Juli. Das Feuerwerk, verbunden mit dem herrlichsten Wetter, hatte gestern Abend noch ein zahlreicheres Publikum auf dem Festplatz herauSgelockt, als am Tage zuvor. Um ^48 Uhr wurde in der Festhalle ver kündet, binnen zehn Minuten werde das Feuerwerk beginnen. Nach einigem ungeduldigen Harren verkündeten Kanonenschüße den Beginn. Die ersten Ra keten, welche den Erwartungen nicht zu entsprechen schienen, wurden mit Scherzen und parodirenden Bravos begleitet. Als aber aus einer fortwährend sich ver mehrenden Reihe von kreisenden Sonnen, Kometen und sich bewegenden Arabesken und in Rottenfeuer und Salven sich auflösenden Raketen in brillantester Farben pracht plötzlich ein Schütz, die Büchse in der Hand und den Hut schwenkend, erschien, da war des Beifalls und des Entzückens kein Ende. Mit donnernden Hochs wurden die letzten Kanonenschläge begleitet. Bis gegen Mitternacht blieben die Besucher auf dem Festplatze. Die Halle, sowie alle Bierschänken auf dem Festplatze waren wiederum so mit Besuchern überfüllt, daß viele Tau sende in den Buden auf der nahen Bornheimer Haide, wo ein wahres Volks fest täglich und selbst nächtlich gefeiert wird, einen Sitz zu finden und ihre Abendmahlzeit einzunehmeu suchten. — Den besten Schuß auf die Festscheibe „Heimath" hat bisher ein Forstmeister aus Tegernsee, welcher in zwei Schöffen 39 Punkte (40 sind nur möglich) erlangte. Der zweitbeste ist ein Braun schweiger. — Bis gestern Abend belief sich die Zahl der vom Festplatz aus durch den Telegraphen beförderten Depeschen auf 907. Gestern allein wurden 156 Depeschen expedirt. — Vom Anfang deS Festes bis zum 18. Abends wurden ungefähr 36,000 Flaschen Schützenwein consumirt. Am Mittwoch sind in der Festhalle und auf dem eigentlichen Festplatz 36,000 Seidel Bier aus geschenkt worden. Frankfurt, 20. Juli. Das sich das Fest seinem Ende zuneigt und daß uns bereits viele Schützengäste verlaffen haben, ließ sich gestern Abend auf dem Festplatze schon einigermaßen bemerken, obwohl in der Festhalle selbst der Zudrang wieder so massenhaft war. daß kaum ein leerer Platz sich finden ließ. Die verbündeten Frankfurter Mannergesangvereine ernteten für ihre Gesangvor träge den verdienten Beifall, während der Liederkranz im neuen Saalbau das Festspiel von vr. Heinrich Weismann wiederholte. Wahrscheinlich am Dienstag werden uns die Oesterreicher mit den Tirolern verlaffen. — Nach der heute erschienenen Nummer der autographirten Correspondenz hört morgen Montag den 21., Abend, das Fest- und Bundesschießen auf; Dienstag den 22. findet die Ermittelung der Gewinner der Ehrengaben statt, und das Resultat wird im Läufe des Nachmittags am Gabentempel verkündigt werden. Mittwoch den 23., Abend, hört das Fest auf und es erlischt damit auch die Giltigkeit aller Schützen- und AbonuementSkarten. Bon Donnerstag den 24. an bis Sonntag den 27.. Juli einschließlich wird der Festplatz noch zur Besichtigung offen ge halten und für Restauration, Musik und sonstige Unterhaltungen gesorgt werden. Der Eintrittspreis beträgt während dieser Zeit 30 kr. für die Person. — Herr Siegrist aus Müllheim im badische» OberrheinkreiS hat auf der Scheibe „Hei- math" bis jetzt die höchsten Nummern, nämlich 40 Punkte geschossen; außerdem haben zwei andere Schützen 39 Punkte. Die vom WohnungScomitee beschafften Lagerstätten in den Maffenlokalen betrugen 2500. Tie in den verschiedenen Bezirken der Stadt angebotenen Freuzuartiere betrugen über 1500, während noch 800 Betten als Reserve für die Dauer des Festes gemiethet waren und eine zweite Reserve von 200 Frei- betten in Offenbach, Höchst und Isenburg für den Nothfall zur Verfügung standen. Am EmpfangStage war das Eomitee im Besitz von 500 Lagerstätten. Die Süddeutscke Zeitung berichtet: „Es ist nock nicht officiell sestgestellt, wann der Schluß des Festes stattsinden wird. Wahrscheinlich findet derselbe Mittwoch statt, so daß von da ab auch die Abonnementskarten erlöschen. Da gegen ist es positiv, daß eine feierliche Preisvertheilung nicht statthaben wird. Der Grund ist die Unmöglichkeit, die noch täglich in großer Zahl einlaufenden Ehrengaben bis zum Montag oder Mittwoch auf die Festscheiben zu vertheilen. Oesterreich. Meran, 17. Juli. Aus Tyrol theilt die „Presse" wieder einmal ein Paar saubere Thatsachen psäsfiscker Unduldsamkeit mit. Von den Fanatikern wird nämlich das neuliche Hagelwetter als Strafe für einreißende „Gleichgültigkeit in Glaubenssachen" (d. h. religiöse Duldung) bezeichnet und besonders das neu erbaute protestantische Bethaus in Meran als Grund des Hagelwetters angegeben (!!). Ferner ist das deutsche Schützenfest diesen Leuten nach blos veranstaltet, um die Tyroler Schützen zum Protestantismus zu be kehren. Schlimmer fast noch ist Folgendes: Im Mittel-Vintschgau wohnt seit Decennien eine wohlhabende Bauernfamilie auf ihrem eigenen Gute, arbeitsam, geachtet von der ganzen Nachbarschaft und wegen ihres Wohlthätigkeitssinnes bei allen Hilfsbedürftigen bekannt. Obwohl aus echtem Tyroler Blute stam mend, glaubte sie doch Gründe zu haben, sich von der katholischen Kirche los zusagen. Seit dieser Zeit lebt sie in stiller Zurückgezogenheit, von Niemand als von bekehrungssüchtigen Priestern belästigt. Vor Kurzem verlor sie eines ihrer Glieder durch den Tod; die Leiche sollte in dem Familiengrabe in einem Thalhauptorte beigesetzt werden. Um den „verkehrten Sinn der Ketzer" sym bolisch anzudeuten und mit der katholischen Sitte nichts gemein zu haben und sie dadurch etwa zu entweihen, durfte der Sarg nicht, wie es in aller Welt gebräuchlich ist, der Länge, sondern mußte der Quere nach auf die Bahre ge legt werden; ebenso durfte das Grab nicht nach hiesigem UsuS parallel mit den Nachbargräbern, sondern nur in einem rechten Winkel mit den Ruhestätten der Katholiken aufgerichtet werden. In Chrutim in Böhmen fand neulich eine seltene Leichenfeier statt. ES starb daselbst der Superintendent der evangelischen Gemeinde in einem Alter von 74 Jahren, eine Persönlichkeit, welche sich die Achtung aller Confessionen, sowie die Anerkennung der Regierung erworben hatte, welche seine Brust mit dem Ritterkreuze der Franz-Joseph's-Orden geziert hatte. Er war als Mensch, wie als Geistlicher von allen, die ihn kannten, gleich verehrt und geliebt, und als man seine entseelte Hülle zu Grabe trug, begleiteten dieselbe, außer einer zahlreichen Menge seiner Freunde und Verehrer, 22 evangelische Geistliche, 11 katholische Priester und 6 Rabbiner. Die katholische Geistlichkeit ließ während deS Leichenbegängnisses in ihren Kirchen mit allen Glocken läuten, und als der Leichenzug an den Pforten des Friedhofes angelangt war, Warde der Sarg abgestellt, und ein katholischer Dechant segnete daselbst die Hülle deS Verewigten nach katholischem Ritus ein. Am Grabe selbst aber hielten nach Versenkung des Sarges in die Muttererde ein Superintendent und nach diesem noch zwei Rabbiner Leichenreden zum Gedächtniß des Verstorbenen. Türkei. Die Feuersbrunst in Konstantinopel am 7. Juli war von einer Bedeutung, wie sie Konstantinopel schon ziemlich lange nicht mehr ge sehen hat, und verheerte die Vorstadt Kassim Pascha und legte gegen 700 Häuser und Läden, drei Moscheen, drei Schulen u. s. w. in Asche. Krankreich. Paris, 19. Juli. Die Entbindung der Prinzessin Marie Clotilde Napoleon ist schnell und leicht von Statten gegangen. Gestern Morgen bereits um 6 Uhr 25 Minuten hatte der kleine Prinz das Licht der Welt erblickt. Um */-12 Uhr ward er auf die Namen Napoleon Victor Jorvm Fr«d«ric durch den Almosenier des Palais Royal getauft. Amerika. Aus New-Port vom 10. wird gemeldet, daß im Cou- greß der Vorschlag eingebracht worden ist, die Miliz ohne Rücksicht auf Race und Farbe zu organisiren. (Da muß es dem Nordbunde stark auf die Nähte brennen!) — Burnside's Armee ist zu der Mac-Clellan's gestoßen. Präsident Lincoln hat die letztere besucht und eine Zusammenkunft mit Burnside gehabt. Die Nachrichten vom Kriege in Nordamerika sind sehr verworren und be dürfen genauer Vergleichung ihrer Daten und ihrer Herkunft. Die Londoner „Times" brachte gestern aus dem secesstonistisch gesinnten Baltimore die Mittheilung vom 3. Juli, daß Macclellan mit den Unionstruppen unter seinem Befehle auf dem Punkte sei, zu capituliren. Allein die neuesten aus Neuyork bis 10. Juli reichenden Berichte melden, daß derselbe General wieder 7 engl. Meilen am JameS-Fluffe hinauf vorgerückt sei. Ferner sagen Privatberichte, der Unionsgeneral Buell sei mit 50,000 von Halleck's Armee in Wheeling in Virginien angekommen. Die Armee des UnionS-General Curtis hat ArcausaS verlaffe« und ist über den Blacke-Fluß in Misissippi eingerückt.