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VstztliindisäM Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadtrathe za Planen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühttrvff. DremuGebmzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag vou Moritz Wieprecht i« Planen. Dicke» Blatt erscheint wöchentlich virrmal, und zwar Dienstag«, Mittwoch«, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Abonuement«prei», welcher peilaa««- zu entrrchlen. ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi- Vormittag« 11 Uhr eingehen, werden i» di« Tag« darauf erjehetneutzh Riumner ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. -- Inserate werden mit bRar. fik die gespaltene Eorpuß-Aeile bepechaM. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. GeriLtdämter und -stadtrathe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die KeschäftSsteüen iu Pausa Hei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, iu Mühltroff bei Herrn Lbauffeegelder-Ernnehmer Holzmüller. Mittwoch. 114. 23. Juli 18«. E- geschehen heut zu Tage Wunder über Wunder. Au dem Frankfurter Schützenfeste hat der österreichische Gesandte, Vorsitzender des Bundestags, auf dem Bunde-palast die schwarz-roth-goldene Fahne aufgesteckt! Wenn das kein Wunder ist, so giebt'S keines mehr. War das in den zwanziger und noch in den dreißiger Jahren ein Jagen und Hetzen auf die unglücklichen schwarz-roth-gol- deneu Bändchen, wenn sie von Studenten auf der Brust getragen wurden! Und mm erst, wer sich mit solch einer Mütze blicken ließ! Da hatte die Mainzer Emttzaüwtssirchüügs - Commission ihre Höllenarbeit mit den berüchtigten dema- gogHcheN Umtrieben, und die Universitätsgerichte mußten confiliren, religiren, «»sperren und untersuchen fort und fort, was das Zeug hielt. Wer schon zwei »ä» de» tzesährlichrn Farben auf dem Leibe trug, war stark verdächtig und ge- ßähltdet. Und jetzt weht die deutsche Fahne auf dem Bundespalast! O gnse Mutatist rvruw! Wer damals Lust und Neigung verspürte zu Jungfrau Germania, ver uevchibe dies« sein« Flamme tief, tief im Herzen tragen, dagegen hatte man zstchtS, aber nur nicht etwa kund geben durch ein dreifarbig Bändchen oder eint Ibede oder gar eine Schrift. Obervormund Metternich litt durchaus nicht, daß Jemand seinem bildhübschen Dkündel den Hof machen durste. Auch die andern Vormünder hüteten das Mägdlein mit Drachen-- und Argusaugeu. Festungs strafe wartete des Verliebten. Sollte das bildhübsche Diag ins Kloster gesperrt werden oder ehelos leben und sterben? Das wissen wir nicht, aber verlieben durfte sich Niemand in ste, das ist bekannt. Und wir gehls jetzt darum zu! Die Zahl der Liebhaber, die gar kein Hehl ihrer Neigung haben, ist Legion. Auf allen Gassen und Kreuzwegen, in Woxt und Schrift preist und rühmt Alles die Jungfrau, und kein Hahn kräht darnach. Ja, die Obervormundschaft und Vormundschaft selbst freit Um sie am Hellen Tage. .Und namentlich zwei sind stattliche Freier, daß muß wahr sein! Da ist rin Manu, kriegerisch geübt, kräftig, kerndeutsch, ein Schwert in der Hand, eine Pickelhaube auf dem Kopfe, führt schwarz-weiße Farbm, ist im Geldbeutel nicht schlecht bestellt, nur etwas eingebildet — der Möchte gar zu g«t»r daS schöne Kürd freien. Viele gönnten es ihm auch; aber das vvHchtige Mägdlein hat doch Bedenken und meint, der Pickelhaubeumann werde am Ende nicht blos ihre schwarz-roth-goldenen Farben m Schwarz-Weiß verwandeln, simdevu auch ihr ganzes schönes Vermögen blos in seinen Nutzen und zu seinen Zwecken verwenden, ihr selbst aber wenig eigenen Willen, wenig Selbstständig keit lüsten. Die Aussichten für den Pickelhaubenfreier sind gegenwärtig um so mißlicher, als et selber mit seiner eigenen Familie, in seinem eigenen Häufe ziemlich unfriedlich lebt, auf die Uniform mehr Geld wendet, als seine Wirthschast und fein Einkommen, wie seine Angehörigen behaupten, verträgt. Dazu beneh men sich viele Glieder seines HauSwesenS gegen die Angehörigen der Germania ss patzig, daß die große Mehrheit derselben gegen diesen Freier gegenwärtig Übel gestimmt ist. Namentlich wollen die Brüder Baier, .Schwabe, Sach« rc. nichts von ihm wissen. Ueber die Bewerbung des Pickelhaubenmannes ist em anderer, ebenfalls sehr stattlicher FreierSmänn wüthmd eifersüchtig, wie daS so steht und natürlich ist, der Käppi mann; er führt fchwärz-gelbe Färbest, ist ebenfalls ein tüchtiger, kräftiger Kriegsmann mit starkem Schice, lKr auch vN a» die Uniform wendet, vom Herzen gemüchtich, nichts weniger als patzig und VÜnkethM Nür in seiner Kaffe sehr mißlich bestellt und sehr stark beeinflußt vs» Änim iMieuffchen höchgeftrllttN Priester, desten EbHegen er viel Gewalt m M «em Hause eingerädint, auch ersimückich viel Felder Und Weinberg« geschenkt rürd verpachtet hat. Dazu hat er viel nicht-deutsche Hausbewohner, die ihm da« Leben sauer machen. Dieser Freier hat, um seinen Mitbewerber auSzustechen, der Jungfrau Germania neuerlich gemeinschaftliche Einnahme und Kassa an- geboten, weil der Pickelhaubenmann mit dem gefährlichen auswärtigen Nachbar Rothhose ein Handelsgeschäft abgeschloffen hat, von dem manche Brüder der Germania glauben, daß es ihnen Schaden bringen und dem Käppimann , den namentlich Bruder Baier, Schwabe, Hesse rc. ins Herz geschloffen hab«, alle Aussicht auf eine Heirath mit d«r Jungfrau nehmen werde. Freilich machen die Gegner des Käppimannes das Anerbieten desselben, gemeinschaftliche Einnahme und Kassa haben zu wollen, lächerlich und meinen, der Käppimäk« könne dabei nur auf Kosten der Germania profitiren, da er fast bankerott sei und WleS wage, weil er nicht viel zu verlieren habe, oder erklären e- für einen bloßen Kniff, in dem kein Ernst sa. Der Käppimann wolle nur hindern, daß Ger mania nicht mit in da« Handelsgeschäft mit dem Nachbar Rothhofe gezöstttt werde. . ' . " - . - - - - Was thut nun die vielbegehvte Jungfrau? Wen wird ste wählen? Vor läufig scheint fle noch Lust zu haben, ledig zu bleiben. Sie giebt sich jetzt, Wie das junge, schöne und reiche Jungfrauen nicht ungern chun, allerlei Vergnü gungen hm, macht m Frankfurt ein großes Schützenfest, anderwärts TurnMe- Feuerwehr- und Sängerfeste mit und scheint nicht daran zü denken, unter M Käppi, unter eine Pickelhaube, überhaupt unter irgend eine Haube zu wollmi Der Käppimann benutzt -interdeß die üble Laune, die im Herzim der Jungfrau gegen den Pickelhaubenmann herrscht, um sich bei ihr in Gunst zu setzen. Er läßt durch seine Freunde kund thun, Vie Wahl, welche ein Theil der Verwandten der Germania vor 13 Jahren getroffen — diese hatten damals den Pickel haubenmann gewählt, auch schon den Ehevertrag aufgesetzt — sei ungiltig, wM damals der Pickelhaukenmann die Hand der Jungfrau ausgeschlagen habe, mtt» sie könne und möge jetzt ihn, den Käppimann, wählen, der sich's zur Ehre an rechnen werde, solch' eine Frau zu bekommen. Genug, die Freier laufen gegen wärtig der Jungfrau daS HauS ein und sich die Sohle« von den Stiefeln, wir glauben aber steif und fest, daß sie vorläufig ledig bleiben werde. Für Zeichen und Wunder freilich, wie bei der deutschen Fahne, können wir nicht einstehen. Sachfe« Plauen, 21. Juli. Nachdem wir gestern in der angenHntttt Lage waren, das glücklich erfolgt« Richten unserer Sängerhalle melden zu Mnwn^ müssen wir schon heute mit tiefem Bedauern die Trauerkunde folgen lass«, Haff heute Nachmittag */,3 Uhr beim weiteren Ausbau gedachter Halle einig« Arbeiter herabgestürzt sind, von denen der Eine auf der Stelle todt war, einig« ander« aber Niehr oder minder verwundet würden. Am 18. d, M. wurde bei einem Oeeonomen in Vorstadt Gablem zu Chemnitz «in Pferd im Stalle vermißt. Rach längerem Suchen wnrde dasselbe mehr zufällig auf einem zwei Treppen hoch gelegenen Futterboden, wohin von dem Stalle aus zwei sehr steile und schmale Treppen führen, sehr veHnügt vyrgefunden. Der Besitzer wär genöthigt, dasselbe mtt Strängen zu befestigen und im . Kreien Himmler zu lassen. , . . Ans Frankenberg berichtet man folgenden UngtüS-fall. Al« am 1«. b. M, nm 1 Uhr Nachmittag« «ach Beendigung eins« mtt heftigem Regckrgnß begleiteten Gewitters einige Knckben am AvSgckng der Freiberger Gaffe damtt